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Übermensch

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Übermensch wurde durch Nietzsche[wp] zum programmatischen Schlagwort ausgeprägt für die von ihm erhoffte Höher­züchtung der Menschheit zu einem willens­starken, geistes­mächtigen und genuss­freudigen Aristokratismus. In der Verwirklichung dieses Zukunfts­ideals sah er eine notwendige Gegen­bewegung gegen die allgemeine Nivellierung. Vergl. zur Erläuterung eine Stelle im letzten Nachlassband 15, 420, wo er von der Ausscheidung eines Luxus­über­schusses der Menschheit spricht: "In ihr soll eine stärkere Art, ein höherer Typus ans Licht treten, der andere Entstehungs- und andere Erhaltungs­bedingungen hat als der Durchschnitts-Mensch. Mein Begriff, mein Gleichnis für diesen Typus ist, wie man weiß, das Wort 'Übermensch'." Diese Neuprägung des Begriffs und des Ausdrucks lehrte er zuerst in seinem "Zarathustra"[wp] (1883) mit prophetischer Beredsamkeit. Aber schon im Jahre 1878 betitelte er einen charakteristischen Aphorismus 2, 65 f. Das Über-Tier, worin er ausführt: "Ohne die Irrtümer, welche in den Annahmen der Moral liegen, wäre der Mensch Tier geblieben. So aber hat er sich als etwas Höheres genommen und sich strengere Gesetze auferlegt. Er hat deshalb einen Hass gegen die der Tierheit näher gebliebenen Stufen."

Der interessanten Geschichte dieses Wortes vom Übermenschen hat Meyer S. 6 ff. in weitschauender Untersuchung genauer nachgespürt, mit der die Nachträge in der ZfdW. und die Angaben bei Büchmann S. 326 zusammen­zu­halten sind. Daraus ergibt sich, dass das Wort wohl der theologischen Literatur entstammt, wo es schon im Jahre 1527 auftaucht, dann namentlich ein Lieblingswort Herders[wp] wird und von diesem an Goethe[wp] weiter­gegeben zu sein scheint, der es sowohl im "Urfaust"[wp] (1775) als in der "Zueignung" (1784) verwendet. Ob Nietzsche den Ausdruck direkt von Goethe entlehnt oder aus anderer literarischer bez. psychologischer Tradition geschöpft hat, wird sich schwer glatt ausmachen lassen. Sein Verdienst wird dadurch nicht geschmälert. Mit Recht wird von Meyer zugleich die eminente lexikologische Kraft des neu­aus­geprägten Schlagworts betont, das freilich schon vorher mannigfach gewuchert hat, und außerdem auf die lehrreichen Versuche der Nachbarn hingewiesen, sich den modernen Begriff auch sprachlich zutreffend anzueignen.[1]

Einzelnachweise

Querverweise

Netzverweise


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Historisches Schlagwörterbuch - Stichwort: Übermensch von Otto Ladendorf, 1906.