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IDPOL

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Hauptseite » Abkürzung » IDPOL

Die englischsprachige Abkürzung IDPOL (dechiffriert Identity Politics oder auch Ideological Policing, deutsch: Identitätspolitik bzw. ideologisch-politische Tätigkeit) bezeichnet ein politisches Konzept der Verteidigung spezifischer Identitäten von unterschiedlich gearteten Minoritäten gegenüber einer tatsächlich oder vermeintlich despektierlich oder repressiv handelnden, je nach Kriterium verschieden zusammengesetzten, Mehrheit.

Die der IDPOL zu Grunde liegende Handlungsstrategie besteht im öffentlichkeitswirksam inszenierten Engagement, die Interessen und Meinungen von Mitgliedern einer vermeintlich oder tatsächlich unterdrückten Gruppe in gesellschaftlich angemessener Form zur Geltung zu bringen. Ein konstitutives Element bei der Agitation von Aktivisten der fraglichen Gruppen stellt die gezielte Verbreitung der Selbstzuschreibung dar, dass deren Angehörige über ein Spezialwissen verfügten und sich bei ihren Status als unterdrückte Gruppen betreffenden Angelegenheiten besonders moralisch verhielten.

Diese Strategie hat zwangsläufig zur Folge, dass Feindseligkeiten zwischen verschiedenen, besondere Berücksichtigung ihrer partikularen Interessen einfordernden Gruppen entstehen, weil jede den exklusiven Anspruch erhebt, dass ihren Interessen Vorrangigkeit gebührt, was mit einer Verringerung der Sympathie gegenüber Angehörigen von Fremdgruppen einhergeht.[1]

Deutsche Übersetzung
Warum entsteht ein solcher Schaden? Erstens sind die Merkmale, die die Grundlage der Mitgliedschaft in unterdrückten Identitäts­gruppen bilden, im Großen und Ganzen unveränderlich. Man kann sich einer trans­sexuellen Operation unterziehen, sich die Haare färben oder glätten oder seinen Akzent verlieren und sich angleichen; aber in der Regel kann man die Zugehörigkeit zu den fraglichen Gruppen nicht ändern. Im Gegensatz dazu ist die Klasse - vor allem in Amerika, wo die soziale Position mehr von Einkommen und Bildung als von Geburt und kulturellem Erbe abhängt - viel veränderlicher. (...)

IDPOL verlangt darüber hinaus, dass man sich aktiv mit dem schlimmsten Schaden identifiziert, der der eigenen Gruppe zugefügt wurde. Als Frau muss ich also Solidarität mit den Frauen in anderen Kulturen empfinden - so wie die feministische Philosophin Mary Daly bei ihren öffentlichen Auftritten regelmäßig verkündet, dass sie den Schmerz ihrer afrikanischen Schwestern spürt, die sich Klitoridektomien unterziehen müssen. Aber es überrascht nicht, dass Dalys Solidaritäts­bekundungen für viele Menschen hohl klingen, und sie sind besonders für schwarze Frauen anstößig, die in ihr eine "Aneignung" von Unterdrückung sehen, die ihnen "gehört". Innerhalb der Frauenforschung werden Frauen unter Druck gesetzt, nicht Dinge zu sagen wie: "Ich weiß, dass viele Frauen davon abgehalten werden, ein Studium zu absolvieren, aber ich habe immer viel Ermutigung von meinen männlichen Professoren bekommen." Infolgedessen lernen Frauen, Erfahrungen, die nicht dem anerkannten Modell der Unterdrückung entsprechen, entweder zu verleugnen oder sich dafür schuldig zu fühlen. Es wird angenommen, dass die Unfähigkeit, persönliche Erfahrungen von Geschlechter­unterdrückung zu bezeugen, Zweifel an der Authentizität des eigenen Engagements für den Feminismus aufkommen lässt. Individuen müssen sich nicht nur mit einer bestimmten unterdrückten Gruppe identifizieren, sondern auch, soweit möglich, existenziell an den Leiden und Ungerechtigkeiten dieser Gruppe teilhaben. Die Folge dieses Drucks ist, dass die Gruppen­mitglieder ständig anschaulichen Berichten über Vorfälle von extremem Sexismus ausgesetzt sind. Frauen, die brutalisiert wurden, finden es zweifellos erfreulich, zu erfahren, dass auch andere gelitten haben - das ist der Trost der post­operativen Station. Aber Frauen, die sich nicht durch Sexismus verkrüppelt fühlen, müssen "lernen", dass sie in der Tat Opfer dieses kulturellen Vergehens waren - und sind. Von denjenigen, deren Erfahrungen weniger negativ waren, wird erwartet, dass sie ihre Erinnerungen nach verdrängten Traumata durchsuchen. Können sie diese nicht ausfindig machen, sollen sie zumindest ein verständnis­volles Schweigen bewahren. Und bis sie mit den erforderlichen Leiden aufwarten können, sollten sie besser ihren Anspruch auf den Status in der Identitäts­gruppe stumm stellen.

Englisches Original
Why does such harm occur? First, the characteristics forming the basis of membership in oppressed identity groups are, by and large, immutable. One might seek transsexual surgery, dye or straighten one's hair, or lose one's accent and assimilate; but, as a rule, one cannot change membership in the groups under discussion. Class, by contrast - especially in America, where one's social position depends more on income and education than on birth and cultural heritage - is much more labile. (...)

IDPOL, moreover, demands that one actively identify with the worst damage that has been inflicted on one's group. As a woman, therefore, I must feel solidarity with females in other cultures - as when the feminist philosopher Mary Daly routinely proclaims in her public appearances that she feels the pain of her African sisters who are undergoing clitoridectomies. But, not surprisingly, Daly's expressions of solidarity sound hollow to many people, and they are particularly objectionable to black women, who see her as "appropriating" oppression that "belongs" to them. Within Women's Studies, women are pressured not to say things like, "I know many women are discouraged from going on to graduate school, but I always got a lot of encouragement from my male professors." As a result, women learn either to deny, or to feel guilty about, experiences that do not conform to the approved model of oppression. It is assumed that an inability to testify to personal experiences of gender oppression casts doubt on the authenticity of one's commitment to feminism. Individuals must not only identify with a particular oppressed group but also, as far as possible, existentially participate in the sufferings and injustices of that group. The result of this pressure is that group members are constantly exposed to vivid accounts of incidents of extreme sexism. Women who have been brutalized undoubtedly find it gratifying to learn that others, too, have suffered - this is the consolation of the postsurgical ward. But women who do not feel crippled by sexism must "learn" that in fact they were - and are - victims of this cultural offense. Those whose experiences have been less negative are expected to search their memories for suppressed traumas. If they cannot locate these, they should, at the very least, maintain a sympathetic silence. And until they can come up with the requisite sufferings, they had better mute their claim to status in the identity group.  - Daphne Patai und Noretta Koertge[wp] [2]

Zitat: «Während ich etwas mehr über Spieltheorie[wp] lese fällt mir auf, dass die Abwärtsspirale, die ich unter IDPOL beschrieben habe, im Endeffekt ebenfalls ein klassisches Spiel ist, nämlich ein Prisoner's Dilemma[wp] in Gestalt eines Race to the bottom[wp]. [...]

Im Privilegienfeminismus geht es darum, sich mit dem Opferstatus weitestgehend zu identifizieren und immer weitere Privilegien der anderen Gruppe zu entdecken. Da derjenige das Spiel gewinnt, der immer weitere Privilegien aufdeckt und Benachteiligungen ausmacht, wird sich beständig unterboten, bis schließlich die normalsten Punkte - sich küssenden Heterosexuelle oder Babys - Privilegien und damit auch gleichzeitig Benachteiligungen sind.» - Christian Schmidt[3]

Einzelnachweise

  1. Christian Schmidt: Wie die Privilegientheorie den Feministinnen schadet, Alles Evolution am 11. Juli 2012
  2. Daphne Patai und Noretta Koertge[wp]: Professing Feminism - Cautionary Tales from the Strange World of Women's Studies, Basic Books 1994, ISBN 0-465-09827-4
  3. Christian Schmidt: IDPOL und Privilegientheorien als Prisoners Dilemma, Alles Evolution am 2. Mai 2013

Querverweise