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Männerhaus
Ein "Männerhaus" soll Männern eine erste Zuflucht bieten, wenn sie wegen erlebter häuslicher Gewalt eine Wohnung, in der sie mit der Täterin oder dem Täter zusammenleben, verlassen wollen bzw. müssen. Neben einer Unterkunft bieten die Einrichtungen auch Beratung und anderweitige Unterstützung.
Zahlen und Fakten
2008 gab es in Deutschland laut Amnesty International 363 Frauenhäuser, in denen Frauen unterkommen konnten.[1] Die Tendenz ist immer noch ansteigend: mittlerweile sollen es über 400 sein.[2] Sie werden von Fraueninitiativen oder Wohlfahrtsverbänden betrieben und erhalten finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand.
Dem stehen ganze zwei Männerhäuser gegenüber: eines in Oldenburg (gegründet 2002)[3] sowie seit November 2008 ein weiteres im kleinen brandenburgischen Ort Ketzin.[4] Beide Angebote werden ehrenamtlich finanziert und müssen ohne öffentliche Gelder auskommen.
Ein entsprechendes Projekt in Berlin ist wegen fehlender staatlicher Unterstützung gescheitert.[5] Dabei belegen die Zahlen der offiziellen Kriminal-Statistik des Landes Berlin die Notwendigkeit einer (eigentlich sogar mehrerer) solcher Einrichtungen in der Bundeshauptstadt. Für das Jahr 2009 weist die Erhebung über 4.000 Fälle aus, in denen Männer zu Opfern von häuslicher Gewalt, verübt durch Frauen, wurden.[6] Für alle Frauenhäuser, Zufluchtswohnungen und psychologische Betreuung weiblicher Opfer gibt Berlin jährlich rund 6.000.000 Euro aus. Das Männerhaus als einziges Angebot in dieser Richtung würde jährlich knapp 84.000 Euro kosten. Offensichtlich zuviel für den Senat.[7]
Sonstiges
Liest man die Webseite der Berliner Männerberatung, scheint es so, als würde sie immer noch eine Wohnung vorhalten, in dem ein Mann Zuflucht finden kann.[8] Sollte dies der Fall sein, müsste sie mangels Unterstützung durch den Berliner Senat aus Eigenmitteln des Betreibers und gelegentlichen Spenden finanziert werden. Es dürfte deshalb ggfs. ein Projekt auf Abruf sein. Öffentliche Stellen (Berliner Abgeordnetenhaus, Ministerien für Familie, Bezirksamt-Fraktionen) sind entweder nicht zuständig, haben kein Geld oder es passt nicht in ihr Profil.
Die Männerhäuser in Oldenburg und Ketzin haben dieselben Probleme. Dazu Wolfgang Rosenthal, Sozialpädagoge und ehrenamtlicher Geschäftsführer der "Männer-Wohnhilfe e.V." Oldenburg:
Zitat: | «Es gibt für beide Geschlechter die Option, gewalttätig zu sein [....] Klar ist aber auch, es gibt Männer, die Opfer sind. Für die müssen wir was tun, die stehen nämlich meist überhaupt nicht im Blickfeld. In der Diskussion, wer mehr oder weniger zuschlägt, geht es eher darum: Wie kommen wir als soziale Einrichtung an die Fleischtöpfe, sprich ans Geld. Es ist nach wie vor ein großes Problem in unserer Gesellschaft, dass Männer da einfach ausgegrenzt werden. Männer als Opfer werden von der Gesellschaft lächerlich gemacht. Es wird so getan als müsste man sich nicht um diesen Aspekt der Männlichkeit kümmern. [....] Wenn wir präventiv wirken wollen, müssen wir den strukturell überlasteten Kleinfamilien zur Seite stehen. Und das müssen wir für beide Geschlechter gemeinsam denken.»[9] |
In München ist kürzlich immerhin das Männer-Boarding-Haus als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt worden, nachdem es vor mehreren Jahren im Wettbewerb "Start sozial" eingebunden war.
Gewalt gegen Männer ist mittlerweile wissenschaftlich evaluiert. Diverse Untersuchungen gehen inzwischen von 30 bis 50 Prozent weiblichen Tätern aus, die in Beziehungen Gewalt gegen Männer ausüben.
Dennoch weigert sich die Politik, das Problem zur Kenntnis zu nehmen. Bezeichnend ist die Aussage der früheren Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) auf die Frage, ob sie Männerhäuser befürwortet:
Zitat: | «Nein, ich denke, das ist nicht nötig. Wenn Männer keine Gewalt anwenden, brauchen sie auch keine Zufluchtsorte.» |
Fragt man heute im Bundesfamilienministerium nach, heißt es: "Das Thema häusliche Gewalt gegen Männer ist keines, das in unserem Hause prioritär bearbeitet wird."[10]
Männerzimmer
Mit dem "Männerzimmer" will eine Hotelkette Herren mit Beziehungsstress beistehen - inklusive Sixpack und bereitgelegter Nummer des Scheidungsanwalts. Angebot in Berlin, München, Wien, Bonn und Nürnberg.[11]
Standorte
- Oldenburg: Männer-(Wohn-)Hilfe e.V.
- Ketzin (Brandenburg): Kind-Vater-Mutter Begegnungsstätte Lindenhof e.V. [12][13]
- Berlin: Männerhaus Berlin
Ausland
- Schweiz: Zwüschehalt - Damit Mann weiss wohin
- Schweiz: Zeit-Haus.ch - das Erlenbacher Scheidungsmännerhaus
Einzelnachweise
- ↑ MANNdat-Faktensammlung: Täter Mann, Opfer Frau? Mythen und Fakten zur häuslichen Gewalt[ext] - MANNdat, Mai 2009 (16 Seiten)
- ↑ Zeit online Männerhaus: Ein Ort für geschlagene Männer, Die Zeit am 18. November 2009
- ↑ Männer Wohn Hilfe e.V
- ↑ Gewaltschutzhaus
- ↑ Zeit online Männerhaus: Ein Ort für geschlagene Männer, 18. November 2009
- ↑ Wenn Frauen schlagen - Tabuthema Männer als Opfer häuslicher Gewalt, Nina Gladitz für Kulturzeit am 3. November 2010
- ↑ Männerhaus Berlin, Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut (DGSF), 16.10.2012
- ↑ Männerhaus Berlin, Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut (DGSF), 16.10.2012
- ↑ Gewalt durch Frauen: Brauchen wir Männerhäuser?, Brigitte am 3. September 2009
- ↑ Zeit online Männerhaus: Ein Ort für geschlagene Männer, 18. November 2009
- ↑ Derag-Hotels: Asyl für verzweifelte Männer, Focus am 20. März 2009
- ↑ Deutschlands einziges Männerhaus: Von der eigenen Frau geschlagen, n-tv am 21. Juni 2010
- ↑ Männerhaus Berlin
Querverweise
Netzverweise
- Islamischer Zentralrat Schweiz (IZRS): Gewalttätige Frauen: Männerhaus wird überrannt, 10. Februar 2013
- Hamburg braucht ein Männerhaus, Hamburger Morgenpost am 6. Oktober 2010
- Männerhaus: Ein Ort für geschlagene Männer, ZEIT Online am 18. November 2009
- Wenn die Frau zuschlägt: Das Brandenburger Männerhaus, TAZ am 7. Januar 2010
- Männerhaus in Italien für verarmte Geschiedene, Welt Online am 4. Dezember 2004
- Letzter Ausweg Männerhaus, ZDFinfo am 22. Januar 2012 (Oft sind es Frauen, die vom eigenen Mann geschlagen oder psychisch gedemütigt werden. Doch auch Männer sind Opfer häuslicher Gewalt. Ein exklusiver Blick auf ein gesellschaftliches Tabu.) (Im Beitrag: 360 Frauenhäuser)