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Selbstmord

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Selbsttötungen 2007

Der Begriff Selbstmord (auch Selbsttötung, Suizid oder Freitod) bezeichnet die beabsichtigte Beendigung des eigenen Lebens, sei es durch eine aktive Handlung oder passiv durch das Unterlassen lebens­erhaltender Maßnahmen, wie der Einnahme lebens­notwendiger Medikamente, Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten.[1]

In Deutschland ereignen sich mehr als 11.000 Fälle pro Jahr.

Es tötet sich durchschnittlich alle 47 Minuten in Deutschland eine Person selbst. Die Zahl der suizid­bedingten Todesfälle übersteigt diejenigen durch Verkehrs­unfälle, Konsum illegaler Drogen, AIDS und Gewalttaten. (31.08.2006, 13:16 Uhr)

2004 habe es in Deutschland laut dem Vorsitzenden der Initiativ­gruppe "Nationales Suizid-Präventions­programm", Armin Schmidtke, 10.733 Suizide gegeben - davon 7939 Männer und 2794 Frauen. Selbstmorde bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien damit die zweit­häufigste Todesursache nach Verkehrs­unfällen. In den vergangenen Jahren hätten vor allem die Suizide älterer Menschen über­proportional zu genommen. Auch sei diese Gruppe besonders suizid­gefährdet.[2][3][4][5]

Zusammenfassung

2004: Alle drei Stunden tötet sich in Deutschland eine Frau selbst. Jede Stunde tötet sich ein Mann.

Studie

Selbstmorde von Männern haben ihre Ursache oft in Erlebnissen in der Kindheit.[6]

Eine im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung erstellte und im Jahre 2001 veröffentlichte Studie ergab erschreckende Befunde: Jeweils 18 % der befragten jugendlichen Lesben und Schwulen hatten bereits mindestens einen Suizidversuch hinter sich. Damit wurden erstmals auch für Deutschland die internationalen Ergebnisse, die alle ähnlich aussehen, bestätigt.[7]

Selbstmord von entsorgten Vätern

Frau treibt Mann in den Tod

In Massachusetts ist ein 18-jähriges Mädchen angeklagt, ihren zaudernden Freund zum Suizid ermutigt zu haben. Ihre Text-Messages schockieren.

Michelle Carter wirkt auf den ersten Blick unschuldig. Doch wenn man die SMS liest, die sie vergangenes Jahr mit ihrem damaligen und mittlerweile verstorbenen Freund Conrad Roy austauschte, entpuppt sich das heute 18-jährige Mädchen als Todesengel ohne Skrupel.

Carter muss sich ab 2. Oktober vor dem Jugendgericht von New Bedford im US-Gliedstaat Massachusetts gegen den Vorwurf wehren, sie habe Roy mit Dutzenden von Text­nachrichten und Telefonanrufen dazu gedrängt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Anklage lautet auf Totschlag.

Verteidiger plädiert auf Gehirnwäsche

An einem Hearing versuchte ihr Rechtsanwalt Joseph Cataldo letzte Woche, das Gericht dazu zu bewegen, die Klage abzuweisen. Seine Mandantin sei von dem zum Freitod entschlossenen Freund einer Gehirnwäsche unterzogen worden, behauptete er. "Er überredete ein junges, beeinflussbares Mädchen", sagte Cataldo laut "South Coast Today". "Am Schluss brachte er sie dazu, seinen Plan zu unterstützen."

Nach dem Wortlaut der ausgetauschten Texte aber waren die Verhältnisse eher umgekehrt. Wie die "Washington Post" berichtet, zögerte der mit Depressionen kämpfende Roy immer wieder, sein Vorhaben umzusetzen. Doch zwei Jahre, nachdem die zwei Teenager ihre - mehrheitlich online gepflegte - Beziehung aufnahmen, wurde das Mädchen ungeduldig. "Du sagst immer, du würdest es tun, aber dann tust du es nie", klagte sie. "Ich will sicher sein, dass du es heute Abend wirklich tust."

Sie trieb ihn bis zum Schluss an

Michelle Carter kam auch auf das Thema Suizid zurück, wenn Conrad Roy über anderes sprechen wollte. "Wie war dein Tag?", fragte er einmal. Carter fragte zurück: "Wann tust du es?". Später textete Roy: "Ich war ein bisschen arbeiten." Worauf sie schrieb: "Wann wirst du es tun? Hör auf, der Frage aus dem Weg zu gehen!"

Carter trieb Roy noch an, als dieser dabei war, sich das Leben zu nehmen. Der junge Mann hatte am 12. Juli 2014 auf einem Parkplatz eine mit Benzin betriebene Wasser­pumpe so eingerichtet, dass die Abgase mit dem giftigen Kohlen­monoxid in die Kabine seines Trucks strömten. Nach seinem Tod textete Carter ihrer Freundin: "Ehrlich, ich hätte es stoppen können. Ich war am Telefon mit ihm, und er stieg aus dem Auto aus", als das Kohlen­monoxid sich ausgebreitet habe. Da habe sie ihm gesagt: "Steig sofort wieder ein." Am nächsten Tag wurde Roy tot aufgefunden.

Beweise für Schuldbewusstsein

Das Verhalten des Paars hat wenig mit einem romantischen Doppel­selbst­mord gemein, wie ihn etwa William Shakespeare in "Romeo und Julia" beschreibt. Nach den vorgelegten Beweis­mitteln erscheint Carter als die treibende Kraft. Sie recherchierte Methoden für den Selbstmord und pushte Roy, seine Zweifel zu überwinden. Er würde ihr Schutzengel im Himmel sein, schrieb sie ihm.

Für die Anklage ist ausschlaggebend, dass das Mädchen kein Schuld­bewusstsein zeigt. "Wenn die Polizei meine Messages findet, bin ich erledigt", textete sie einer Freundin. "Seine Familie wird mich hassen und ich kann im Gefängnis landen." Vor dem Suizid bat sie Roy, er solle die Texte löschen, doch die Ermittler fanden sie trotzdem.

Nach Roys Tod nahm sich Carter dem Thema Geistes­krankheit an. Sie organisierte einen Spendenanlass. Auf Facebook schrieb sie dazu: "Obwohl ich das Leben meines Freundes nicht retten konnte, will ich mich jetzt dafür engagieren, so viele andere Leben zu retten wie möglich."

– 20Min[8]
Es sind Dinge wie diese, die einen sprachlos machen und einfach nur schockiert zurück lassen. Im Blog "Fisch und Fleisch" erläutert Thomas Friederichs anhand eines Interviews mit einer Sozialpädagogin und Mutter, was in diesem Land möglich ist und Tag für Tag abläuft.

Dabei beschreibt sie, diese anonymisierte "Anna", wie sie in einen Strudel von Beratungshäusern und einen Stufenplan zur Entsorgung des Vaters geraten ist. Und "Anna" erklärt auch, warum sie sich davon abgewendet hat:

Zitat: «Geständnis einer Mutter. "Ich bin eine Mörderin!"

Ich: "Was hat dich dazu bewegt deine Meinung zu ändern?"

Anna: "Mein Ex-Mann. Er hat sich vor einem halben Jahr das Leben genommen. Er schrieb einen Abschiedsbrief, in dem er sagte, er könne nicht mehr, ihm wurde alles genommen, was ihm wichtig sei und das von der Frau, mit der er Kinder gezeugt hatte. Ich war erschüttert, und suchte Hilfe und Rat bei den Personen, die mir in den Jahren zuvor geholfen hatten. Diese sagten 'freu dich doch, ein Mann weniger, um den wir uns kümmern müssen' (...)"»[9]

Das letzte Zitat ist an Zynismus nicht mehr zu überbieten, zeigt aber auf, wie solche "Menschen" ticken. Denn: "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann!"

Also etwas, was man laut dem Zitat der "Emma" immerhin noch ausweiden kann, denn es gibt ja dann eine Halbwaisen­rente[wp] und keine nervigen Querelen mehr mit dem verhassten Ex.

Aus persönlicher Sicht: Ich kenne zwei Frauen, die selbiges - aber ohne Selbsttötung - hinter sich haben: Kindesentziehung. [...]

– Emannzer[10]
Zitat: «Das Schlimme an solchen Berichten ist die Tatsache, dass sie erschreckend und interessant zugleich sind.

Es ist ja nicht so, dass diese Argumente neu sind, sie aber direkt aus dem Munde einer Frau zu lesen, die dass Geschehene selbst praktiziert hat und in Folge dessen denen zugespielt hat, die man heute die Helferindustrie nennt, hat dann doch ein eigenes Geschmäckle.

Wie die sog. Helferindustrie auf den Selbstmord des Mannes reagiert hat, dafür finde selbst ich keine Worte mehr.» - Christine[11]

Selbstmord unter Landwirten

Bei Tierärzten sind Burnout und Suizid längst ein schwelendes Thema. Alarmierende Berichte aus europäischen Nachbar­ländern zeigen, dass - bedingt durch den Struktur­wandel - auch eine den Tierärzten nahe stehende Berufsgruppe immer öfter am Abgrund steht: Die Landwirte.

Ein Hilfeschrei geht durch die europäische Landwirtschaft: In der Schweiz geben pro Jahr rund 1.000 Bauern ihren Hof auf. Einige nahmen sich danach das Leben. In Frankreich gibt es eine offizielle Zahl der nationalen Gesundheits­behörde: 160 Bauern-Selbstmorde in 2015. Landwirte schätzen die Dunkelziffer dort gar auf rund 600. Das gleiche Phänomen gebe es auch in den anderen europäischen Ländern – selbst wenn offizielle Zahlen fehlen. In Deutschland sollen es, so euronews, etwa 500 Bauern-Suizide sein; in Belgien etwa 400. In Italien und Rumänien gäbe es ebenfalls viele Fälle. Regional versuchen Kirchen und "Sorgen­telefone" zu helfen. Als Ursache gilt vor allem der schnelle Struktur­wandel in der Landwirtschaft - und eine Politik, die den Bauern vielfach keine verlässlichen Zukunfts­perspektiven bietet: Was vor fünf oder zehn Jahren noch als rechtskonform galt, ist heute gesellschaftlich und politisch ein No Go.

Eine Serie von vier Selbstmorden alarmierte in einem Schweizer Kanton die Politik und führte 2015 zur Schaffung der Teilzeitstelle eines "Bauern­pfarrers". Inzwischen arbeitet Pierre-André Schütz praktisch Vollzeit und berät mehr als 41 Familien, berichtet der Schweizer Rundfunk (SRF). Schütz hält etwa die Milch­produktion derzeit für ruinös. Die internationalen Liefer­beziehungen setzten die Bauern unter Druck. Und er sieht umgekehrt auch Fehler bei den Bauern. Sie schaffen zu viele zu teure Maschinen an, denken oft nicht unter­nehmerisch genug. Doch den Bauernpfarrer packt eine grundsätzliche Wut: "Es ist schändlich, wenn die Gesellschaft jene, die sie ernähren nicht mehr bezahlt." Er wurde in seinem neuen Amt von Anfragen überrannt. "Man hat die Verzweiflung unter den Bauern völlig unterschätzt", sagt er.

Der immer schnellere Strukturwandel der Landwirtschaft ist für die Betroffenen auch nicht einfach ein Wandel des Marktes, sondern eine persönliche Katastrophe: Für einen Bauern sei es eine Demütigung, wenn er scheitere, denn oft geht dabei das Erbe von Generationen verloren.

– Dr. Henrik Hoffmann: Selbstmordwelle unter Landwirten, wir-sind-tierarzt.de am 27. November 2016

Einzelnachweise

  1. Hans H. Studt und Ernst R. Petzold: Psychotherapeutische Medizin: Psychoanalyse. Psychosomatik. Psychotherapie. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis, de Gruyter 1999, S. 122
  2. Gesellschaft: Mehr als 11.000 Suizidfälle pro Jahr, Der Tagesspiegel am 31. August 2006
  3. Selbstmordstatistik 2007
  4. Pdf-icon-extern.svg Todesursachen 2011[ext] - 06.12.2012, Statistisches Bundesamt (560kB)
  5. Nationales Suizid Präventionsprogramm für Deutschland
  6. Many suicidal men had problems in childhood (engl.)
  7. Pdf-icon-intern.svg Schwule Jugendliche - Ergebnisse zur Lebenssituation, sozialen und sexuellen Identität - Dipl.-Psych. Ulrich Biechele, im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales, 2001 (38 Seiten, 120 KB)
  8. Mädchen drängte ihren Freund zum Selbstmord, 20Min am 3. September 2015
  9. Der Beitrag Geständnis einer Mutter. "ich bin eine Mörderin!" im Blog Fisch und Fleisch ist nicht mehr verfügbar. Die Suche nach dem Begriff "Mörderin" zeigt immerhin noch eine Vorankündigung des Beitrags von Thomas Friederichs, dessen persönliche Seite nur noch im Webarchiv[archiviert am 30. März 2016] aufrufbar ist.
  10. Ich - die Mörderin!, Emannzer am 20. Juni 2015
  11. Kommentar von Christine am 21. Juni 2015 um 10:18 Uhr

Netzverweise