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Windeln wechseln
In der "SZ" vom 23./24.11.2013 schrieb eine Mitarbeiterin des Blatts unter dem Motto "Schön doof" über das Thema "Windeln wechseln". Ihrer Meinung nach brüsten sich - den Inhalt des Artikels frei zusammengefasst - insbesondere prominente Männer in der Öffentlichkeit auf entsprechende Fragen von Journalisten in alberner Weise damit, dass sie diese Tätigkeit bei ihrem Nachwuchs [mehr oder weniger häufig] selbst verrichten würden. Nachdem sie kübelweise Hohn und Spott über einige - auf entsprechende Reporterfragen hin - bekennend Windeln wechselnde Schauspieler, Musiker und Sportstars ausgegossen hatte, beendete Frau Rest ihr Traktat mit einem Praxistipp:
Zitat: | «Windelwechseln geht übrigens so: Klebestreifen aufreißen, dreckige Windel in den Mülleimer werfen, Sauerei mit Feuchttüchern entfernen, notfalls noch ein wenig Puder oder Wundcreme drauf, neue Windel anziehen, fertig. Drei Minuten, mit Dutzi-Dutzi fünf. Zugegeben, es riecht unangenehm und ist insgesamt nicht die inspirierendste Sache der Welt. Doch Eltern, die aktiv an der Erziehung ihrer Kinder teilhaben, wissen: Wenn das Alles wäre.» |
Dazu ein paar Anmerkungen: Nach Auffassung vieler Kinderpsychologen und anderer Leute mit gesundem Menschenverstand ist das "Frischeln" eine Situation, in der Eltern eine besondere Intimität zum Kind herstellen und ihm das Gefühl von Schutz, Fürsorge und Geborgenheit vermitteln können. Neben der tätigkeitsbedingt zwangsläufigen körperlichen Berührung gibt es jede Menge Blickkontakt und man/frau kann bei dieser intimen Verrichtung auch lautlich sehr ausgiebig mit dem noch nicht sprachfähigen Kind interagieren. Gerade in den ersten, nach Meinung der Fachleute doch so wichtigen Lebensmonaten ist die frühkindliche Körperpflege eine der Handlungen, in denen auf besonders intensive Weise Nähe erzeugt bzw. - für Kind und Eltern - erlebt werden kann.
Abgesehen davon geht es nicht nur darum, die "Sauerei zu entfernen", also quasi bloß oberflächlich die Rückstände von Fäkalien zu beseitigen. Um Rötungen und Entzündungen vorzubeugen, ist es erforderlich, die Haut des Säuglings porentief zu waschen, das heißt gewissenhaft von anhaftendem Urin zu reinigen. Mal eben ein bißchen rumzuwischen, den Dreck zu verteilen und dann Creme drüber zu schmieren, reicht da nicht. Liebevolle und dazu hygienisch gründliche Säuglingspflege dauert etwas länger als die drei oder fünf Minuten, welche die "Ich-brauch-ein-Kind-als-Lifestyle-Accessoire-Muttis" ihrem Nachwuchs angedeihen lassen.
Vor ihrer qualifizierten Anleitung hatte die Autorin polemisiert, seit einiger Zeit gäbe es das gesellschaftliche Postulat, wonach sich Männer nicht nur ein wenig für ihre Kinder interessieren, sondern auch aktiv an ihrer Erziehung teilnehmen sollten. Neben den "so genannten zwei Vätermonaten" wäre "als greifbares Ergebnis aber eigentlich nur die Windelfrage hinzugekommen". Mit diesen Worten stellt die Frau ganz salopp in Abrede, was eine große und weiter steigende Zahl "aktiver Väter bei der Betreuung, Versorgung, Förderung und Erziehung ihrer Kinder sonst noch alles leistet.
Dazu beklagte sich Frau Rest ernsthaft, man würde seitenweise Treffer bekommen, wenn man den Namen eines Promi-Vaters zusammen mit dem Begriff "Windeln wechseln" bei Google eingeben würde; umgekehrt wäre dies bei prominenten Frauen nicht der Fall, was eine ungerechte gesellschaftliche Wahrnehmung darstelle. Letzteres könnte allerdings, wenn man die Ausführungen der Journalistin zugrunde legt, zumindest im ein oder anderen Fall aber auch daran liegen, dass Promi-Mütter diese Aufgabe vom Personal erledigen lassen, um ihre empfindlichen Nüstern zu schonen und sich derweil anregenderen Tätigkeiten widmen zu können.