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Agitprop
Agitprop ist ein Kunstwort aus den Wörtern Agitation[wp] und Propaganda und bezeichnet einen zentralen Begriff der kommunistischen politischen Werbung seit Lenin[wp]. Agitprop war zunächst die Kurzform von отдел агитации и пропаганды (otdel agitazii i propagandy, Abteilung für Agitation und Propaganda, 1920 in Sowjetrussland[wp] auf allen Ebenen der bolschewistischen Partei etabliert). Agitprop stand später (und steht zum Teil noch) für die Gesamtheit der Vermittlung kommunistischer Politik leninistischer Ausprägung. Der Begriff ist für Leninisten positiv geprägt.[1]
Heute wird der Begriff manchmal noch verwendet, um abwertend, distanzierend oder auch umgangssprachlich positiv Werbeaktionen für die eigene Partei zu bezeichnen.[1]
Definitionen
Georgi Plechanow[wp], der Begründer der marxistischen Bewegung in Russland, hatte die beiden Begriffe Agitation und Propaganda noch wie folgt abgegrenzt:
- "Der Propagandist vermittelt viele Ideen an eine oder mehrere Personen, der Agitator aber vermittelt nur eine oder nur wenige Ideen, dafür aber vermittelt er sie einer ganzen Menge von Personen."
Lenin[wp] selbst definierte den Unterschied zwischen Agitation und Propaganda so:
- "Unter Propaganda würden wir die revolutionäre Beleuchtung der gesamten gegenwärtigen Gesellschaftsordnung oder ihrer Teilerscheinungen verstehen, unabhängig davon, ob das in einer Form geschieht, die dem einzelnen oder der breiten Masse zugänglich ist. Unter Agitation im strengen Sinne des Wortes (sic!) würden wir verstehen: den Appell an die Massen zu bestimmten konkreten Aktionen, die Förderung der unmittelbaren revolutionären Einmischung des Proletariats in das öffentliche Leben."[2]
Agitprop in der Weimarer Republik
In der Anfangszeit der Weimarer Republik hielt die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wenig von Kunst und Kultur, sondern bezeichnete dies als bürgerlichen "Klimbim", der nur vom Klassenkampf ablenken würde. Kunst zweckfrei, um ihrer selbst willen zu betreiben, war verpönt. Als die politische Lage sich 1923 stabilisierte, entdeckte auch die KPD nach sowjetischem Vorbild den langfristigen Wert kultureller Arbeit. So beauftragte man 1925, anlässlich des 10. Parteitags, Erwin Piscator[wp] mit der Inszenierung der Revue "Trotz alledem". Piscator, der mit dem "Proletarischen Theater", einer Agitprop-Truppe, jahrelang durch Kneipen und Kulturhäuser gezogen war, proklamierte eine kompromisslose Indienstnahme der Kunst zum Zwecke des Klassenkampfs. Ähnlich äußerte sich Friedrich Wolf[wp] 1928 in seiner Rede "Kunst ist Waffe" vor dem Arbeiter-Theaterbund Deutschlands[wp], die sofort anschließend auch als Broschüre veröffentlicht wurde.[3]
Mit der Arbeiterkorrespondenzbewegung[wp] wurden Arbeiter an die Literaturproduktion herangeführt und im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller[wp] entstanden Romane von Arbeitern. Sprechchöre und Revuen verbreiteten auf unterhaltsame Weise ihre politischen Ideen.
Wichtig für die kommunistische Propaganda waren auch die Agitprop-Truppen, Gruppen von Laienschauspielern, die mit Theaterstücken, Liedern und Sketchen in Wahlkämpfen oder während Streiks versuchten, Anhänger zu werben. Viele dieser Truppen waren aus der Volksbühnenbewegung[wp] hervorgegangen.
Spätestens seit 1932 hatten die Agitproptruppen ständig mit Aufführungsverboten zu kämpfen.
Bis heute erhalten haben sich noch einige Auftrittslieder dieser Agitproptruppen, besonders der Rote Wedding[wp] der gleichnamigen Truppe, allerdings ist in der heute verbreiteten Textvariante jede Anspielung auf eine Theateraufführung getilgt. Andere wichtige Agitprop-Truppen waren die Roten Raketen[wp] und in Württemberg der von Friedrich Wolf[wp] gegründete "Spieltrupp Südwest".[1]
Literatur
- Ingo Grabowsky: Agitprop in der Sowjetunion. Die Abteilung für Agitation und Propaganda 1920-1928. Bochum/Freiburg 2004, ISBN 3-89733-101-2
Einzelnachweise
Querverweise
Netzverweise
- Die Agitpropbewegung als Teil der Arbeiterkultur der Weimarer Republik[ext] - Erika Funk-Hennigs, 2008 (1,7 MB)