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Victor Schiering
Victor Schiering | |
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Geboren | 1973 |
Beruf | Künstler |
URL | victorschiering.de |
Victor Schiering (* 1973) ist ein deutscher Musiker und engagiert sich als Gegner von Genitalverstümmelung bei MOGiS e.V.. Seit 2004 ist Victor Schiering freischaffend tätig.[1]
Er ist Mitunterzeichner der "Stellungnahme zur Vorhautbeschneidung"[iw] von 2014.[2]
Schiering hielt 2014 und seit 2016 auf dem WWDOGA eine Rede. Er ist Vorsitzender von MOGiS e.V., Mitglied im Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener[iw] im MOGiS e.V. und war Mitglied im BAK Säkulare Grüne[iw]. 2019 sprach Victor Schiering auf der von TERRE DES FEMMES[iw] zusammen mit MOGiS e.V. und dem Projekt 100% MENSCH[iw] organisierten Podiumsdiskussion in der Ibn-Rushd-Moschee in Berlin zur Kampagne "Mein Körper - unversehrt und selbstbestimmt"[iw].[3]
Reden
- WWDOGA 2020, Stellungnahme von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (5. Mai 2020) (Länge: 2:53 Min.)
- "Jeder solche Eingriff ist eine Verstümmelung, wenn er ohne mündige und informierte Einwilligung der betroffenen Person erfolgt. Wir wenden uns gegen die Normierung von Kindern."
- WWDOGA 2019, Rede von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2019) (Länge: 16:30 Min.)
- "Eine Kinderrechtsverletzung definiert sich nicht danach, was Erwachsene dazu denken, sondern ganz allein danach, was mit Kindern passiert."
- WWDOGA 2018, Rede von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2018) (Länge: 13:55 Min.) (Der diesjährige Themenschwerpunkt "Weibliche Genitalverstümmelung" ist ihm besonders wichtig!)
- Perspektiven leidvoll Betroffener - Kinderrechte als Chance, Victor Schiering und Önder Özgeday auf der Fachtagung Jungenbeschneidung in Deutschland - eine Bestandsaufnahme[iw] an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am 8. Mai 2017[4]
- WWDOGA 2017, Rede von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2017) (Länge: 8:15 Min.)
- WWDOGA 2016, Rede von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2016) (Länge: 10:52 Min.)
- WWDOGA 2014, Rede von Victor Schiering - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2014) (Länge: 9:41 Min.) (Worldwide Day of Genital Autonomy (WWDOGA) / Weltweiter Tag der genitalen Selbstbestimmung)
- Podcast von RedeMit mit einem Beitrag von Victor Schiering - Kamin Radio (27. September 2014) (Länge: 110:56 Min.)
Artikel
- Die Folgen des 12. Dezember 2012: Der hohe Preis für sieben Jahre Beschneidungsgesetz, Humanistischer Pressedienst (hpd) am 12. Dezember 2019
- Afrika: Verstümmelungen an Kindern als Form von "Entwicklungshilfe" und "HIV-Prävention", Humanistischer Pressedienst (hpd) am 4. Oktober 2018
- Dänisches Parlament debattiert gesetzliches Mindestalter für Genitalbeschneidungen, Humanistischer Pressedienst (hpd) am 5. Juni 2018
- Gleichbehandlung darf nicht weniger Kinderschutz bedeuten!, Humanistischer Pressedienst (hpd) am 11. Mai 2018
Interview
- "Ein Schwarzer Tag für die Kinderrechte - wie lange noch?", Teil 1, 2 - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (12. Dezember 2021) (Länge: 86:37+ Min.)
- Lutz Büge: Beschneidung: Es ist Körperverletzung und fertig, Frankfurter Rundschau am 7. Mai 2019 (Önder Özgeday)
Stellungnahmen
Auf seiner Facebook-Seite nach 15-jähriger Mitgliedschaft seinen Austritt bei Bündnis 90/Die Grünen verkündet. In seiner ebenfalls auf Facebook veröffentlichten Austrittserklärung an die Partei heißt es:
Zitat: | «Der Umgang der Bundestagsfraktion und Parteiführung mit der Causa Volker Beck ist schon lange untragbar. Ich erinnere an Becks unrichtige Aussagen zu den Zitaten, in denen er sich für eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ausgesprochen hatte, mit denen er uns Grünen im letzten Bundestagswahlkampf massiv geschadet hat. Dies zog nach der Wahl keine grundsätzlichen Konsequenzen nach sich, stattdessen galt wohl eine "Schwamm-drüber-Taktik". Unerträglich, besonders für viele Betroffene von Eingriffen in die sexuelle Selbstbestimmung[wp] im Kindes- und Jugendalter, blieb auch sein permanentes Eintreten für die Entrechtung von Jungen gegen nichttherapeutische Vorhautamputationen und ein Verhalten, das oft mit aggressiver Diffamierung von Menschen verbunden war, die diesbezüglich eine andere Meinung vertraten als er.
Nun, nachdem Volker Beck nach einem erneuten Skandal (aus dem ja gerade auch aus der Partei heraus Sorgen um seinen Gesundheitszustand geäußert wurden) von sich aus Konsequenzen gezogen hatte und von seinen Ämtern zurückgetreten war, hievt ihn die Fraktion ohne jede Not nach nur acht Wochen (!) zurück in Fraktionsämter. Ich kann das nur als Signal deuten, dass unteilbare Kinderrechte und Geschlechtergerechtigkeit in der Parteispitze auch weiterhin als zweitrangig angesehen werden. Die Fraktion bzw. diejenigen, die sich dort durchgesetzt haben, trafen mit dieser personellen Entscheidung auch eine Richtungsentscheidung. Ich nehme das zur Kenntnis und ziehe daraus die Konsequenz, nach 15 Jahren unsere Partei zu verlassen. Auch in meiner Funktion als Vorstandsmitglied einer Organisation von Betroffenen von Eingriffen in die sexuelle Selbstbestimmung im Kindes- und Jugendalter ist der Umgang der Grünen mit diesem Themenkomplex, der faktisch und für die Öffentlichkeit wahrnehmbar stark im Zusammenhang mit und am Festhalten an der Person Volker Beck steht, für mich nicht mehr tragbar.»[5] |
Zitat: | «Mein Name ist Victor Schiering, ich bin 39 alt, von Beruf Musiker.
Im Alter von sechs Jahren wurde mir meine, wie ich heute weiss und es auch von der jetzigen Sicht der Schulmedizin bestätigt wird, altersgerecht völlig gesunde Vorhaut amputiert. Zu der Zeit wurden massenhaft eigentlich nicht der Behandlung bedürftige Vorhautverengungen diagnostiziert und die Jungen in der Regel bis zum Schuleintritt "beschnitten". Nach allen Regeln der ärztlichen Kunst, wie es in dem heute vom Kabinett verabschiedeten Gesetz heißt. Was davon bleibt sind Narben. Am Penis und im Herzen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Erwachsenenhände einem am Penis zerren und einem Schmerzen bereiten. Wenn Erwachsene ständig dem eigenen Penis Aufmerksamkeit "schenken" in einer Form, die ich als übergriffig bezeichne. Jeder, der eine Vorhautamputation über sich hat ergehen lassen müssen, hat seine ganz individuelle Geschichte. Jeder lebt anders mit den Folgen. Eine der Folgen ist die Desensibilisierung der Eichel, die bei jedem "Beschnittenen" in unterschiedlichem Rahmen stattfindet, z. T. auch als Vorteil empfunden - bei manchen "Beschnittenen" aber auch zur Orgasmusunfähigkeit führt. Während ein "Unbeschnittener" schon das Reiben seiner entblößten Eichel am weichen Stoff seiner Unterhose als unangenehm empfindet, konnte man bis vor kurzem in meine Eichel mit den Fingernägeln kneifen, ohne dass ich Schmerz verspürte. Also ist Vorhautamputation IMMER ein Eingriff in die sexuelle Integrität eines Menschen und verletzt dessen Recht sexueller Selbstbestimmung - wozu ein intaktes Sexualorgan gehört. Mit Dingen, die man nicht ändern kann, muss man sich in einem gewissen Rahmen abfinden. Dabei können das Sich-Einbilden eventueller Vorteile helfen, die Bestätigung im sozialen Umfeld durch andere Zwangsbeschnittene, auch das Weitergeben der Zwangsbeschneidung zur Bestätigung des selbst Erlebten. Mir hilft die offensive Auseinandersetzung mit meiner erfolgten Vorhautamputation, das Zugeben der spürbaren Folgen, das Sich-auf-die-Suche-machen nach den mir genommen Empfindungen, das Dehnen einer Ersatzvorhaut mit in den USA dafür handelsüblichen Apparaturen, die zunehmend zu einer Resensibilisierung meiner Eichel führen. Der Effekt ist unglaublich. Ich beginne zu ahnen, was Vorhautamputationen einem Mann nehmen - denn ich bekomme es jetzt wenigstens teilweise durch einen riesigen Aufwand ermöglicht zurück. Wichtig ist freilich auch, die optischen Spuren meiner Vorhautamputation zu minimieren. Jeder Versuch, Vorhautamputationen an Jungen zu rechtfertigen, zu verharmlosen oder gar zu verherrlichen, basiert auf einer Lüge, die in jeder Rede, in jedem Artikel, in jeder Forderung, die diese Intentionen verfolgt, irgendwann genannt wird: dass männliche "Beschneidung", wie man verharmlosend Vorhautamputationen nennt, harm- und folgenlos sei. Ohne diese Lüge gibt es keine Verteidigung, kein Einfordern angeblicher Eltern- oder religiösen Rechte, und auch nicht dieses Gesetz der schwarz-gelben Regierung. Dieses Gesetz leugnet Männer wie uns. Dieses Gesetz erfindet eine umgekehrte Beweislast: wir, die fordern, dass jeder Mensch im Sinne des Grundgesetzes frei und ausschließlich selbstbestimmt über seinen naturgegebenen Körper verfügen können soll, werden aufgefordert zu beweisen, was längst, schon allein durch unsere Existenz und auch durch zahlreiche Fachverbände bewiesen ist, dass "Beschneidung" elementares Menschenrecht verletzt. Dabei müssten diejenigen, die in den menschlichen Körper anderer irreversibel ohne Einverständnis des Betroffenen zur Zufriedenstellung ihrer eigenen Vorstellungen eingreifen, beweisen, dass dies keine Folgen hat. Da dies unmöglich ist, wird "Beschneidung" einfach ins Erziehungsrecht der Eltern eingegliedert. Auch dies ist eine Pervertierung von Recht. Jedes Kind hat ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Das Erziehungsrecht beinhaltet nicht, Kindern ohne medizinische Indikation Schmerzen und irreversible Veränderungen an ihrem Körper mit unabsehbaren Spätfolgen vorzunehmen. Dabei spielt die Absicht rechtlich und auch für die Folgen für das Kind/Mann keine Rolle! Eltern, die ihre Kinder zwangsverheiraten, tun dies stets in bester Absicht und einer Tradition folgend. Mit welchem Recht kann man behaupten, diese Eltern liebten ihre Kinder nicht? Trotzdem ist Zwangsverheiratung Verletzung von Menschenrecht und bei uns verboten. Beschneiderinnen in beispielsweise Afrika verstümmeln Mädchen aus ihrer Sicht nicht, um sie zu erniedrigen - sie verteidigen ihr Tun mit genau denselben Argumenten, die auch jetzt im Gesetzentwurf genannt werden und denen ein geradezu unterwürfiger Respekt entgegengebracht wird: Tradition, Integration und Akzeptanz in der Gemeinschaft. Es ist für das Kind besonders schwierig, wenn es in den Konflikt gerät, Schmerzen durch seine es liebenden Eltern zugefügt zu bekommen. Mir hat man ja damals immerhin nicht eingeredet, ich würde durch das blutige Ergebnis des Eingriffes zum Mann oder in meine Tradition integriert - trotzdem brauchte ich über 30 Jahre und die durch das Kölner Urteil zum Ausdruck gebrachte Empathiebereitschaft, um offen mein Verletztsein zuzugeben und Empathie einzufordern. Der Nährboden, auf dem die Verharmlosung von "Beschneidung" wächst, ist eine zutiefst sexistische Abwertung männlicher Genitalien. Es ist allgemein akzeptiert und fällt nicht weiter auf, über die männliche Vorhaut im Zusammenhang mit Schmutz, Krankheiten und angeblicher unvorteilhafter Optik zu sprechen. Man stelle sich dies einmal umgekehrt mit weiblichen Geschlechtsorganen vor! Was für ein Aufschrei ginge (zu Recht!) durchs Land, man würde eine mit der männlichen "Beschneidung" im Ausmaß vergleichbare Form weiblicher "Beschneidung" aus angeblich hygienischen oder ästhetischen Gründen propagieren, weil sich in dortigen Hautfalten Urin- und Menstruationsblutreste ansammeln könnten! Auch dieses Gesetz bewertetet die Verletzung von männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen grundsätzlich unterschiedlich. Das ist nach Artikel 3 klar grundgesetzwidrig und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Wir Männer müssen gegen diese Diskriminierung protestieren. Wir müssen weiterhin unser Intimstes offen legen, um diese Lügen und Halbwahrheiten vor aller Welt als das zu entlarven, was sie sind - ein Angriff auf Menschenwürde jedes Kindes, das in Zukunft nicht mehr in seiner körperlichen Integrität und Ganzheit geschützt sein soll.»[6] |
Einzelnachweise
- ↑ Victor Schiering - Tenor, victorschiering.de
- ↑ IntactiWiki: Stellungnahme zur Vorhautbeschneidung (Veröffentlicht am 15. August 2014)
- ↑ Gisa Bodenstein: Beschneidungsdebatte: Eine Kinderrechtsverletzung definiert sich danach, was mit einem Kind passiert, hpd am 4. November 2019
- ↑ Lizenz: CC BY 3.0 DE: Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz, HHU/Victor Schiering und Önder Özgeday
- ↑ Genderama: Vermischtes vom 28. April 2016
- ↑ Beschneidungsbetroffene im MOGiS e.V.: Victor Schiering
Netzverweise
- Webpräsenz: victorschiering.de
- Facebook: Victor Schiering
- genitale-selbstbestimmung.de
- Ein Jahr nach dem Urteil, Humanistischer Pressedienst am 2. Mai 2013
- Am Jahrestag des Urteils des Kölner Landgerichts zur Beschneidung von Jungen findet in Köln am 7. Mai eine Demonstration statt unter dem Motto: Schutz aller Kinder weltweit vor jeglicher Verletzung ihrer körperlichen und sexuelle Integrität! Auf den 7. Mai ist auch ein "Welttag der genitalen Selbstbestimmung" ausgerufen worden. Interview mit Victor Schiering, Koordinator des Facharbeitskreises Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V., über die geplante Aktion.
- Matthias Kamann: Beschneidungsgegner: Tag der "genitalen Selbstbestimmung" geplant, Die Welt am 12. Dezember 2013
- Seit einem Jahr ist das Gesetz in Kraft, das die Vorhautentfernung aus religiösen Gründen erlaubt. Die Kritiker wollen das nicht hinnehmen, bieten aber bei ihrer "Bilanz" keine neuen Fakten.