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Mädcheninternat
Als Mädcheninternat (auch Mädchenpensionat, Töchterinstitut) bezeichnet man seit dem 18. Jahrhundert eine Erziehungsanstalt für Mädchen, meist verbunden mit einer eigenen Internatsschule. Neben den Mädcheninternaten gab es, zwar weitaus seltener, auch Jungeninternate, die Knabenpensionat genannt wurden.
Geschichte
Die Bezeichnung leitet sich aus dem Kostgeld (die "Pension") ab, das die Eltern eines Internatszöglings für das privatwirtschaftliche Erziehungsinstitut zu zahlen hatten. Wegen dieses Schulgeldes war das Mädcheninternat vor allem für besserverdienende Familien eine Option und wurde als Alternative zu den öffentlichen Schulen gern in Anspruch genommen. Mädcheninternate waren deshalb nicht zuletzt Prägestätten eines elitären[wp] Selbstbewusstseins der "Mädchen von Familie" in der Standesgesellschaft[wp] des 19. Jahrhunderts.
Thematisierung in der Literatur
Eine frühe literarische Thematisierung des Pensionats-/Internatswesens in deutscher Sprache ist der Roman Julchen Grünthal. Eine Pensionsgeschichte (1784, erweitert 1798) von Friederike Helene Unger[wp]. Die bis heute beliebten Internatsgeschichten der Mädchenliteratur[wp], z. B. Emmy von Rhodens[wp] Roman Der Trotzkopf (1885) oder Marie Louise Fischers[wp] Ulrike-Trilogie (erst 1963-65 erschienen, aber die Internatshandlung ist stellenweise ähnlich), entstanden innerhalb der deutschsprachigen Literatur in ihrer "klassischen" Ausprägung als literarisches Genre in der Zeit um 1900, als der Besuch eines Mädcheninternats zur Standardbiographie der "höheren Tochter"[wp] gehörte. Eine liebevoll-humoristische Darstellung des Mädcheninternatslebens gibt Thomas Mann[wp] in seinen Buddenbrooks[wp] (1901) bei der Schilderung der Pensionatszeit von Tony Buddenbrook. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Institution Internat bietet das Theaterstück Ritter Nérestan (1930, auch unter dem Titel Gestern und heute, 1931) von Christa Winsloe[wp], das unter dem Titel Mädchen in Uniform mehrfach verfilmt wurde und von dem auch eine Romanfassung (zunächst unter dem Titel Das Mädchen Manuela, 1933, danach unter dem der Verfilmung) erschien.
Bräuteschule
Der Begriff Bräuteschule wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umgangssprachlich für eine Bildungseinrichtung mit hauswirtschaftlichem Schwerpunkt verwendet, die eine Mischung aus Mädchengymnasium[wp] und Hauswirtschafts[wp]-Internat darstellte. Hier ging es darum, wie man richtig kocht und näht, wie man Tische deckt und Betten bezieht und zur perfekten Hausfrau wird.[1]
2006 hat die ARD eine Doku-Soap Die Bräuteschule 1958[wp] von Lichtblick Film produzieren lassen und im Januar/Februar 2007 im Ersten ausgestrahlt. Im Rahmen eines Experiments wurde versucht, in der Bildungsstätte Soonwald Schlösschen[2] in Mengerschied im Hunsrück die Bedingungen einer Hauswirtschaftsschule der 1950er Jahre nachzustellen.
Literatur
- Klaus Johann: Grenze und Halt: Der Einzelne im "Haus der Regeln". Zur deutschsprachigen Internatsliteratur. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2003. (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. 201.) ISBN 3-8253-1599-1, S. 480-509 (Kapitel "Mädcheninternate in der Literatur: Geschlechtergrenzen").
- Gisela Wilkending: Das bürgerliche Familienmodell im Spiegel der 'klassischen' Pensionsgeschichte. In: Hans-Heino Ewers u. Inge Wild (Hg.): Familienszenen. Die Darstellung familialer Kindheit in der Kinder- und Jugendliteratur. Weinheim u. München: Juventa 1999. (Jugendliteratur - Theorie und Praxis.) ISBN 3-7799-0450-0, S. 41-61.
- Gisela Wilkending: Die Pensionsgeschichte als Paradigma der traditionellen Mädchenliteratur. In: Hiltrud Gnüg u. Renate Möhrmann: Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2., vollständig neu bearbeitete u. erweiterte Auflage, Stuttgart u. Weimar: Metzler 1999. ISBN 3-476-01543-2, S. 104-116.
- Literatur zum Doku-Film
- Claudia Becker: Nationalsozialismus: Abschlussprüfung für die perfekte SS-Braut, Welt am 12. August 2013 (Wer als Frau im Dritten Reich einen Mann von der SS heiraten wollte, musste zuerst eine besondere Ausbildung durchlaufen. So genannte Bräuteschulen bereiteten die Verlobten auf die Ehe vor.)
- Peer Schader: Doku-Serie "Bräuteschule 1958": "Das ist hier wie im Knast", FAZ am 9. Januar 2007 (Sie waren bereit, sechs Wochen so zu tun, als würden sie auf einer Hauswirtschaftsschule 1958 zur Ehefrau ausgebildet. Und haben es schon am ersten Tag bereut. Das Erste zeigt "Bräuteschule 1958" - aufgewärmt und abgeschmackt. Genug der "Living History"-Projekte der ARD.)
- Wilhelm Gerhards: Ellen Dennhoven in TV-Serie "Die Bräuteschule": Zwischen Milchbar und Bohnerwachs, Westdeutsche Zeitung am 18. November 2006
- Johanna Straub: Zurück in die Zukunft, Spiegel Online am 9. Januar 2007
- Hermann Unterstöger: Kreischen im Plumeau, Süddeutsche Zeitung am 12. Januar 2007 mit Bilderserie.
- Steffen Weyer: Kohlwickel auf Nierentisch. Über die Dreharbeiten für die ARD-Serie, in: Allgemeine Zeitung, Verlagsgruppe Rhein Main, am 28. März 2006 und von ihm ein Interview (beide Quellen nicht frei zugänglich)
- Süddeutsche Zeitung Photo: Bräuteschulen
- Das Buch zur Serie
- Vivian Vrancken: Die Bräuteschule 1958 - Zehn Fräulein erleben ihr Wirtschaftswunder., Verlag Hampp 2007, ISBN 3-936682-07-0
- Die DVD zur Serie
- Die Bräuteschule 1958 - Zehn Fräulein erleben ihr Wirtschaftswunder., Lichtblick Film 2007, 2 x DVD 9, ca. 446 min, enthält 17 Folgen, Interview mit Regisseurin Susanne Abel (13 min), Tagebuchkamera (8 min) und 12 Rezepte als PDF-Datei zum Ausdrucken. ISBN 3-86635-077-5[3]
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Bräuteschule
- ↑ Webseite: Soonwald Schlösschen
- ↑ Wikipedia: Die Bräuteschule 1958
Querverweise