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TINA-Prinzip

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Mit dem politischen Schlagwort TINA-Prinzip (auch TINA-Argument oder TINA-Syndrom) wird meist in polemischer Absicht ein Standpunkt bezeichnet, der geltend macht, dass es zu einer politischen Lösung keine Alternative gäbe. TINA ist ein Akronym[wp] aus den Worten There Is No Alternative! (deutsch: "Es gibt keine Alternative").

Alternativlos

Ursprung

Der französische Soziologe Pierre Bourdieu[wp] soll der Urheber des Begriffs TINA-Prinzip sein.[1][2][3]

Thatcherismus

Der politische Slogan there is no alternative wurde von der britischen Premier­ministerin Margaret Thatcher[wp] in der Anfangszeit ihrer Regierung wiederholt verwendet, um ihre Wirtschafts- und Gesellschafts­politik (vgl. Thatcherismus[wp]) zu legitimieren, welche durch den Abbau des Sozialstaates und wirtschaftsliberale Reformen bei gleichzeitig konservativen Gesellschafts­vor­stellungen geprägt war.[4] Diese Formel bringt nach Auffassung des Soziologen Helmut Dubiel[wp] ein techno­kratisches Weltbild auf den Punkt und versucht soziale und ökologische Forderungen abzuwehren, indem es auf einen zwingend zu beschreitenden Entwicklungs­pfad verweist.[5] Die Bekanntheit dieses Slogans für Thatchers Politik zeigte sich unter anderem darin, dass Claire Berlinski[wp] für die von ihr geschriebene Thatcher-Biographie diesen Slogan als Titel wählte.[6] Tina wurde bald als Spitzname für Thatcher gebraucht.[7]

Deutschland

Die Merkel-Raute als internationales Zeichen für Alternativlosigkeit.

Im deutschen Sprachraum wird der Begriff "alternativlos" sinngemäß verwendet.

Mit dem Schlagwort "alternativlos" haben in verschiedenen Zusammenhängen insbesondere ab 2009 Angela Merkel und andere Mitglieder der Bundesregierung mehrere politische Entscheidungen gerechtfertigt, beispielsweise das Banken-Enteignungs­gesetz, der Afghanistan-Einsatz, der Bundeshaushalt 2011 und das Euro-Rettungspaket.[8][9][10][11][12]

Der Begriff "alternativlos" wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache[wp] zum Unwort des Jahres[wp] 2010 gekürt:[13]

Zitat: «Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungs­prozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politik­ver­drossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.» - Zitat der Jury-Entscheidung[14]

Weiterhin sollen mit dem Begriff auch die Gesundheitsreform 2007, das Bahnprojekt Stuttgart 21 und andere politische Entscheidungen gerechtfertigt worden sein, ebenso habe Roland Koch[wp] mit diesem Begriff unter anderem den umstrittenen Ausbau des Frankfurter Flughafens begründet.[15]

Kritik

Gegenbegriff

Die Globalisierungskritikerin Susan George[wp] hat dem TINA-Prinzip den Ausruf "TATA!" (There Are Thousands of Alternatives!, dt. Es gibt Tausende Alternativen!) entgegengestellt.[16] Spätestens nach dem Welt­sozial­forum in Porto Alegre wurde dem TINA-Paradigma der Alternativ­losigkeit der Ausspruch "Eine andere Welt ist möglich" entgegengestellt.[17]

Propaganda

Die behauptete Alternativ­losigkeit ist meist nicht real, sondern nur ein propagandistisches Mittel, um Kritik in der Öffentlichkeit von vornherein zu delegitimieren und eine Diskussion zu unterbinden.

Zitat

Einzelnachweise

  1. Zygmunt Bauman: Demokratie: Zerstreuung der Macht, Die Zeit am 18. November 1999
  2. Pdf-icon-extern.svg TINA-Prinzip und TINA-Positivismus[ext] - Tobias Kröll, 12. Juni 2010 (14 Seiten)
  3. TINA-Prinzip: Warum wir auf Killerphrasen hereinfallen, Wirtschaftswoche am 10. Juli 2011
  4. Beispielsweise sagte Margaret Thatcher auf der Conservative Women's Conference, 21 May 1980: "We have to get our production and earnings in balance. There's no easy popularity in what we are proposing, but it is fundamentally sound. Yet I believe people accept there is no real alternative." zitiert nach: Antony Jay (Hg.): "The Oxford Dictionary of Political Quotations". (Oxford and New York: OUP 1996, S. 361
  5. Helmut Dubiel: Die Stunde der Verführer, Die Zeit Nr. 37/2002
  6. Claire Berlinski: There Is No Alternative: Why Margaret Thatcher Matters. New York 2010, ISBN 0-465-02027-5
  7. vgl. z.B. Alle scharen sich um TINA, Die Zeit Nr. 43/1981
  8. Merkel verteidigt Banken-Enteignungsgesetz, N24 am 18. Februar 2009
  9. Für Merkel ist Afghanistan-Einsatz alternativlos, Netzeitung am 2. Juli 2009
  10. Schäuble verteidigt Schuldenabbau als alternativlos, Stern am 7. Juli 2010
  11. Brüderle sieht keine Inflationsgefahr für den Euro, Die Welt am 28. November 2010
  12. Das Totschlagargument, Deutschlandradio am 18. Januar 2011
  13. "Alternativlos" ist das Unwort des Jahres, tagesschau.de[wp] am 18. Januar 2011
  14. Pressemitteilung der Unwort-Jury
  15. "Alternativlos" ist das Unwort des Jahres, Spiegel Online am 18. Januar 2011
  16. Susan George: Another World Is Possible, The Nation Magazine am 18. Februar 2002
  17. Oliver Nachtwey: Die globalisierte Revolte. S. 9, in: Christine Buchholz et al: Unsere Welt ist keine Ware. Köln 2002, S. 1-10
  18. Twitter: @NorbertBolz - 23. Mai 2016 - 10:14

Querverweise

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auszugsweise auf dem Artikel TINA-Prinzip (4. Januar 2012) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.
Dieser Artikel basiert zusätzlich auf dem Artikel Alternativlos (9. Dezember 2011) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.