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Erziehungsmatriarchat

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Der Begriff Erziehungsmatriarchat bezeichnet - ähnlich dem Begriff "Bildungsmatriarchat", der auf der Vorherrschaft weiblichen Personals in den Schulen rekurriert - die allgemeine Dominanz von Frauen im Bereich der Erziehung. Häufig werden die beiden Begriffe in Verbindung miteinander genannt oder auch synonym verwendet. Weil im Zusammenhang mit der Zuständigkeit für Erziehung und Bildung jedoch unterschiedliche Personen bzw. Einrichtungen assoziiert werden können und teilweise unterschiedliche Aspekte anzusprechen sowie andere Auswirkungen zu verzeichnen sind, werden die Begriffe getrennt behandelt.

Beim Begriff Erziehungsmatriarchat geht es zum einen darum, dass in den Kindergärten fast ausschließlich weibliches Personal anzutreffen ist: Laut Süddeutscher Zeitung und Zeit-online betrug der Anteil männlicher Erzieher 2012 lediglich knapp 4 %.[1][2] Aber auch diese erbärmlichen Zahlen waren offenbar zu hoch gegriffen. Am 07.02.2015 berichtete die BILD-Zeitung, trotz Förderprogrammen sei der Anteil männlicher Erzieher in Kitas zwischen 2010 und 2013 nur von 2,6 auf 3,4% gestiegen. In Zahlen: Von knapp 446.000 ErzieherInnen in Kitas waren Ende 2013 gerade einmal 15.157 männlich.[3]

Selbst in Großstädten sehen sich Jungen in den allermeisten Kindergärten ausschließlich Erzieherinnen gegenüber, auf dem Land sowieso.

Weil mittlerweile ca. 20 % der Kinder bei alleinerziehenden Müttern aufwachsen und auch in den intakten Familien häufig immer noch die Mütter den größeren Anteil an der Betreuung wahrnehmen und insofern oft auch die Entscheidungsmacht ausüben, sind zumindest im Bereich der frühkindlichen Erziehung nach wie vor die Frauen klar tonangebend. Deutlich wird dies beispielsweise in Foren, wo es um die Thematik Einschulungsuntersuchung bzw. Schuleignungstests geht. Hier diskutieren weit überwiegend Mütter.

Alle zeitgenössischen Untersuchungen zeigen, dass die permanente Anwesenheit von Männern/Vätern im elterlichen Erziehungsprozess den Nachwuchs sozialer, teamfähiger und intelligenter macht. Warum gibt es dann keine breit angelegte Initiative, Männer verstärkt in die öffentliche Sozialisation und Bildung zu holen, also in die Krabbelstuben, in die Kitas und nicht zuletzt als Lehrer in die Grundschulen?[4]

Folgen, mögliche Gegenmaßnahmen

Nach der Meinung von Ärzten, Psychologen und Pädagogen birgt die Vorherrschaft von Frauen bei der Erziehung in den Familien in Verbindung mit ihrer starken Überrepräsentanz in den Kinderhorten (wie auch den Grundschulen) erhebliche Probleme für Jungen.

Der Psychologe, Pädagoge und Soziologe Professor Klaus Hurrelmann[wp] verweist darauf, schon die "kleinen Männer" würden sich nicht stark fühlen, sondern irgendwie fehl am Platz und glaubten [bzw. bekämen suggeriert], mit ihnen sei etwas nicht in Ordnung. Diese Gefühle würden ihnen sowohl in ihren Beziehungen als auch in den Einrichtungen, in denen sie groß würden, vermittelt. In die Sozialisationseinrichtung "Familie" (bzw. Alleinerziehende) könne man nur wenig hineinwirken. Aber: Auf das Selbst- und Fremdbildproblem der kleinen Männer müsse auf der Kita-Ebene reagiert werden. Dort müssten "typisch männliche" Verhaltens­muster stärker zugelassen, Aggressionen und Körperlichkeit mehr Raum gegeben werden, anstatt sie zu unterdrücken. Das müsse gestattet, kanalisiert und zivilisiert werden, das heißt, sozialverträglich gestaltet werden. Dazu nennt er weitere jungenspezifische Anforderungen für die Vorschulerziehung. Im Folgenden plädiert er dafür, es müssten Anstrengungen unternommen werden, den Anteil männlicher Erzieher und Grundschul­lehrer deutlich zu erhöhen.[5]

Laut der Psychologin Beate Kricheldorf setzt sich in der Pädagogik zunehmend die Erkenntnis durch, dass Jungen durch die überwiegend weiblich geprägte Erziehung, Bildung und Sozialisation durch alleinerziehende Mütter, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen nicht hinreichend gefördert und akzeptiert oder de facto benachteiligt werden. Das spiegele sich unter anderem in Auffälligkeiten und Störungen des Verhaltens (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Hyperaktivität, Einnässen, Stottern usw.) wider, die bei Jungen häufiger vorkämen als bei Mädchen. Auch würden Jungen den Mädchen beim Schulerfolg, konkret bei der Benotung und im Erreichen von Abschlüssen nachstehen. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Gewalt unter Jugendlichen schreibt Kricheldorf weiter, es sei die Tendenz erkennbar, dass Jungen und Mädchen in ihrem sozialen Nahfeld auf immer weniger respektable Vorbilder träfen, die bei der Identifikation mit wenigstens einigen tragenden Facetten ihrer Geschlechterrolle mithelfen könnten. Jungen würden unter anderem dahingehend sozialisiert, ihnen jede Aggression zu verbieten, Mädchen dahingehend, dass sie zu den "besseren Menschen" zählten. Im Folgenden führt Kricheldorf dann mögliche Konsequenzen für das spätere Verhalten in Paarbeziehungen auf.[6]

Wie wichtig es auch für Männer ist, einen positiven Umgang mit ihren Gefühlen zu pflegen, kann inzwischen als allgemein bekannte und unumstrittene Tatsache gelten. Dr. Matthias Franz sieht diese Bedeutung sowohl im Kontext gesundheitlicher Probleme von Männern als auch der zunehmenden Bildungsnot von Jungen. Er meint jedoch, Männer müssten sich hierzu aber immer noch oft erst umorientieren und einen solchen Umgang erlernen. Dies sei allerdings schwierig, denn:

Zitat: «Das Problem ist ja, dass so was eigentlich von Kind an gelernt werden muss. Viele Jungen kommen dabei heute aber zu kurz. Stichwort ist das Erziehungsmatriarchat in den Kitas und Grundschulen. Die spezifischen Entwicklungsbedürfnisse von Jungen werden heute nicht ausreichend wahrgenommen. Und in vielen Familien fehlen die Väter als Vorbild. Das kann dazu führen, dass Jungen aus Angst vor Verweiblichung den männlichen Zugang zu ihren Gefühlen nicht finden.»[7]

Einzelnachweise

  1. Männer im Kindergarten: Erzieher sind echte Prototypen, Süddeutsche Zeitung am 14. April 2012
  2. Michael Klitzsch: Erzieher: Männer für Kitas gesucht, Zeit Online am 13. Januar 2012
  3. BILD-Zeitung vom 07.02.2015, Seite 1: Männer-Anteil in Kitas steigt kaum
  4. Befreiungsbewegung für Männer, Beitrag "Die Auflösung der Blockade", S. 183
  5. Befreiungsbewegung für Männer, Beitrag "Die Auflösung der Blockade", S. 180 ff.
  6. Befreiungsbewegung für Männer, Beitrag "Die Frau mit dem Kerzenständer", S. 197 f.
  7. Professor Matthias Franz: Ein Mann zu sein, ist gefährlich", Westdeutsche Zeitung am 1. Februar 2010

Querverweise