Nach einer kurzen, aber heftigen Diskussion über Twitter rief die Projektbetreuerin von Startnext dann am 30. Oktober 2017 um 15:42 bei Oliver Hoffmann an:
- Faridah Shatanawi
- Sie waren auf Twitter heute sehr gut unterwegs. Ich denke, es wäre besser, wenn wir einmal am Telefon darüber reden.
- Oliver Hoffmann: OK
- Ich bin dafür, dass der Film gezeigt wird. Aber ich habe ein Problem damit, dass Sie im Video von der Feministinnen-Lobby sprechen oder dass Sie sagen, die Filmemacherin hat darüber nachgedacht. Damit habe ich Bauchschmerzen.
- Das ist nicht die Begründung, die Sie mir zuerst geschickt haben. Sie haben ganz klar gesagt, dass es der Inhalt des Films ist…
- Das habe ich so nicht geschrieben. Der Inhalt des Projekts, nicht der Inhalt des Films. Weil ich nicht weiss, was bei der Filmaufführung diskutiert werden soll. Soll dort nur diskutiert werden: Feminismus ist blöd? Oder soll auch diskutiert werden: Wie können Feminismus und Männerrechtsbewegung zusammenarbeiten? Das ist ein spannendes Thema und damit hätte ich kein Problem.
- Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn Sie jetzt Ihre Begründung abändern, dass es gar nicht um den Inhalt des Films geht, dann schlage ich Ihnen vor, ich ändere die Beschreibung des Projekts so, dass es gar keine Diskussion gibt, sondern nur den Film.
- Nein. Es soll so sein, dass Sie das ganze Spektrum einladen und sagen
- Das ist der Film, kommt und lasst uns diskutieren. Darum geht es mir. Warum wollten Sie den Film zeigen?
- Ich will den Film zeigen, weil man ihn in Wien noch nie im Kino gesehen hat, vor allem nicht mit Deutschen Untertiteln.
- Sie möchten doch, dass der Film irgendetwas bewirkt. Ich weiss nicht, mit welcher Begründung Sie den Film zeigen möchten.
- Einen Film zu sehen, der ansonsten offensichtlich boykottiert wird, ist in sich eine Motivation. Schon gar am Internationalen Männertag. Also dem einen Tag im Jahr, wo es auch einmal darum gehen kann, Dinge einmal auch aus Männersicht zu sehen.
- OK. Aber mir ist nicht klar, wen Sie einladen. Mir geht es darum, dass Sie auch Leute einladen, die nicht mit Ihnen übereinstimmen, die sich dann gemeinsam mit Ihnen den Film ansehen und dann mit Ihnen diskutieren. Ist das gewährleistet?
- Ich kann mir meine Unterstützer nicht aussuchen. Die Konstruktion des Projekts ist so, dass Unterstützer automatisch eine Eintrittskarte bekommen. Wer eine Eintrittskarte hat, kann dann auch kommen. Das ist von der Konstruktion her offen.
- Das sind vor allem Leute aus Ihrem Netzwerk und Ihrem E-Mail-Verteiler. Wie viele feministische Gruppen haben Sie in Ihrem email-Verteiler?
- Keine.
- Ich habe Bedenken, dass es dann zu keinem richtigen Austausch kommt. Weil die Gruppe eine vorgefestigte Meinung hat und sich dann noch bestätigt fühlt.
- Das kann passieren. Aber das ist kein Problem. Das hat man fast bei jedem Event, bei dem eine bestimmte Community ist, die eine bestimmte Meinung hat. Wenn man das nicht will, müsste man eine andere Art von Event machen, nämlich zum Beispiel eine Podiumsdiskussion zwischen Männerrechtlern und Frauenrechtlern. Ich habe kein Problem, auch einmal so etwas zu organisieren. Aber das ist nicht die Art von Veranstaltung, die diesmal organisiert werden soll. Diesmal geht es darum, einen Film zu zeigen, den man sonst nicht sehen kann.
- Können wir uns darauf einigen, dass Sie das Werbevideo noch einmal aufnehmen? Und wenn Sie über den Film diskutieren wollen, dass Sie auch Feministinnen einladen? Wenn das ein feministisches Projekt wäre, dann wäre mir das genauso wichtig, dass ein Austausch stattfindet, damit nicht jeder immer in seiner Käseglocke sitzt.
- Das lasse ich einmal im Raum stehen. Wir könnten uns darauf einigen, dass ich nur den Film herzeige. Ob ich dafür ein neues Video aufnehmen sollte, stelle ich in Frage.
- Mein Problem ist, dass Sie dort von der feministischen Lobby reden. Und dieser Ton. Ich bin die Leiterin der Projektbetreuung, wenn Sie einen anderen Projektbetreuer bekommen, wird sich das nicht ändern. Machen Sie ein neues Video, in dem Sie nur sagen, dass Sie den Film mit Deutschen Untertiteln zeigen wollen, dann stellen wir Ihnen das Projekt online.
- Also Sie sagen, wenn im Werbevideo die Formulierung "feministische Lobby" vorkommt, dann kann man ihn nicht zeigen?
- Man kann den Film schon zeigen, aber dann kann ich das nicht auf Startnext hosten. Die Feministinnen-Lobby muss komplett raus. Wenn das ein feministisches Projekt wäre, welches sagt, "Männer sind nicht willkommen", dann habe ich damit genauso ein Problem.
- Ich habe auch nie gesagt, dass Frauen nicht willkommen sind.
- Ich bin wahnsinnig neutral, aber "Feministinnen-Lobby", wie sie das formuliert haben, das können wir so nicht starten lassen. Weil das in einer gewissen Art und Weise diskriminierend gegenüber Frauen ist.
- Ich glaube, Sie verwechseln Frauen und Feminismus.
- Als Frau und Feministin verwechsle ich das relativ selten.
- Das ist aber so. Weil: Ich habe von Frauen gar nicht gesprochen, sondern von Feministinnen. Aber: Ich habe Ihre Argumente verstanden und muss jetzt wieder arbeiten.
- Wir haben morgen in ganz Deutschland Feiertag. Ich kann das Projekt am Mittwoch freischalten, wenn Sie das Video überarbeitet haben.
- Ich muss jetzt wirklich weg.
- Danke für das Zuhören und diskutieren.
- Wir werden sicher noch auf die eine oder andere Art voneinander hören.
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