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Binnen-I
Als Binnen-I (auch Majuskel-I, oder Vagina-I) bezeichnet man den Buchstaben I, wenn er innerhalb eines Wortes als Großbuchstabe zwischen Kleinbuchstaben vorkommt (Binnenmajuskel).
Das Binnen-I entspricht nicht der amtlichen Rechtschreibung.
Anwender des Binnen-I vermuten, beim Genus (grammatisches Geschlecht der Substantive, Adjektive und Pronomina) seien die tatsächlichen biologischen Geschlechter nicht hinreichend erkennbar. Deshalb soll es nach Ansicht der Anwender dazu dienen, bei Bezeichnungen von Personengruppen explizit sowohl weibliche als auch männliche Gruppenangehörige einzubeziehen ohne beide Genera ausschreiben oder das generische Maskulinum verwenden zu müssen; beispielsweise in der Form "LehrerInnen" statt "Lehrerinnen und Lehrer".
Kritiker bemängeln, dass das Binnen-I, speziell beim Vorlesen, nur noch als weibliche Form wahrgenommen werde. Durch diese Schreibung würden nicht beide Geschlechter erwähnt, sondern eine Feminisierung erzeugt. In der Praxis sei die Anwendung nicht konsequent umsetzbar, da eine Fülle von Rechtschreibproblemen bei der Anwendung entstehen würden.
- Grundsätzlich werden bei dem Versuch weibliche wie männliche Personen explizit zu nennen, Personen mit nicht eindeutigem Geschlecht als nicht vorhanden diskriminiert.
- Für den Internet-Browser Firefox existiert ein nützliches Add-On, das zum Zweck der besseren Lesbarkeit die meisten eingestreuten Binnen-Is auf besuchten Webseiten herausfiltert.[1]
- Jan Fleischhauer trieb den Kult um das Binnen-I in seiner Reportage "Unter Linken" für Spiegel TV absichtlich parodistisch auf die Spitze, als er auf einer Grünen-Versammlung Franka Drechsel (Vertreterin der Grünen Jugend) fragte, ob das typische Binnen-I denn nicht Menschen des "dritten Geschlechts" diskriminieren würde. Die Delegierte saß ihm auf und erklärte ernsthaft, dass die Grüne Jugend deshalb die Einführung der Schreibweise "Lehrer_innen" (des so genannten "Gender Gap") befürworte.[2] Verschiedene radikale linke Gruppen haben den "Gender Gap" bereits eingeführt.
Amtliche Rechtschreibung
Die Duden-Redaktion stellt fest, dass "die Verwendung des großen I (auch Binnen-I) im Wortinnern weder den alten noch den neuen Rechtschreibregeln" entspricht. Ein Großbuchstabe darf lediglich am Anfang eines Wortes stehen, außer bei kompletter Majuskelschreibweise. Der Duden rät deshalb von der Verwendung des Binnen-I ab.[3]
Das Binnen-I kann nicht verwendet werden, aus folgenden Gründen:
- Im Singular verlangt es auch das Splitting des Artikels (der/die SchülerIn ist für seine/ihre Fehlstunden zur Verantwortung zu ziehen).
- Im Genitiv Singular und je nach Form des Substantives auch im Nominativ, Genitiv und Akkusativ Plural werden die korrekten Maskulinendungen übergangen: Des Schülers, der Schülerin - des/der SchülerIn.
- Beim Sprechen müssen die Formen auf -In oder -Innen aufgelöst werden, da sie sich nur im Schriftbild von den femininen Formen unterscheiden.
- Die Form mit -In entspricht (vor allem in der gesprochenen Sprache, vgl. Punkt 3.) eher der femininen Form und ist somit nicht zwingend als geschlechtsneutral zu betrachten. Für die Ausgewogenheit beider Geschlechter in Formulierungen ist sie also nicht befriedigend.
Kommentare
- "Monique Wittig[wp] sieht die Sprache als Machtinstrument der männlichen Schicht an. Das sprechende Subjekt ist immer ein männliches. Frauen, Lesben, Schwule und andere können eigentlich gar keine Sprecherposition in diesem System annehmen." [4]
- "Mittlerweile hat sich selbst in offiziellen Reden und/oder amtlichen Schreiben die Unsitte durchsetzen können, die Mitglieder einer Zielgruppe gesondert nach Geschlecht anzusprechen, im akzeptablen Fall wenigstens noch mit einem kleinen 'i', bei optischer Vergewaltigung jedoch mit einem großen. Dabei kennt jede Sprache zur Verhinderung von Redundanzen Gattungsbegriffe, die ja gerade per definitionem alle Elemente der jeweiligen Menge umfassen, unabhängig von ihren sonstigen Merkmalen." [5]
- "was gerade ein spannender literarischer Pfad gewesen, ist nun eine Straße voller Schlaglöcher geworden: Mitten im Wort stößt ein großes "I" hervor, dann bringen Querstriche zwischen Artikeln den Trudelnden endgültig zu Fall, liegen bleiben mag er im Schlagloch eines Unterstrichs, der sich unversehens inmitten eines Begriffs aufgetan hat. Die Kreatur des Genderns hat wieder zugeschlagen und knurrt vor Wohlsein." [6]
- Ist Euch mal aufgefallen, dass die im Radio auch dann, wenn sie noch gar nicht wissen, wer es ist, immer sagen "Auf der A-sowieso kommt Ihnen ein Geisterfahrer[wp] entgegen!"
- Die sagen nicht, wie in der Gender-Gesetzgebung, "kommen Ihnen ein Geisterfahrer oder eine Geisterfahrerin entgegen..."
- Die sagen auch nicht, "...kommen Ihnen Geisterfahrende entgegen..." [7]
Einzelnachweise
- ↑ Binnen-I be gone ver. 0.4.10
- ↑ Youtube-Beitrag (ab Minute 1)
- ↑ Duden -> Deutsche Sprache -> Sprachberatung: Newsletter vom 26. Janaur 2001
- ↑ Judith Butlers Kritik an Monique Wittig, "Gender Trouble" (1990); Wikipedia: Das Unbehagen der Geschlechter
- ↑ Feminismus: Denkfähigkeit runter, Herrschaft hoch, 13. August 2008
- ↑ Genderus phalliculosus ssp., Telepolis vom 30. Dezember 2011
- ↑ Hadmut Danisch: Die letzte Männer-Domäne, Ansichten eines Informatikers am 12. Februar 2019
Querverweise
Netzverweise
- Bernhard Lassahn: Wenn etwas herausragt, Nicht-Feminist am 19. März 2016 (Gender-Sternchen)
- Frauensprache
- Grüne Jugend
- Eckhard Kuhla: Feminismus: Bangen um das Binnen-I, ef-magazin am 17. April 2014
- Sprachzerstörung aus Konzilianz - die Umkehr ist fällig
oder: Wider die Abschaffung des allgemeinen Menschen in der deutschen Sprache; oder: Alibi-Feminismus - kein Gewinn für die Frauen (Arthur Brühlmeier, 2005) - Feminismus und Menschenrechte: Sprachvergewaltigung oder Sprachsexismus, Binnen-I, Gender-Gap und Konsorten
- Schlechtere Note ohne Binnen-I, Kleine Zeitung am 31. Oktober 2014 (An einer Wiener Fachhochschule werden Studenten schlechter benotet, wenn deren schriftliche Arbeiten nicht in einer geschlechterneutralen Form abgefasst sind.)
- Komitee wegen Binnen-I-Streits aufgelöst, Kleine Zeitung am 3. September 2014 (Die Binnen-I-Gegnerin Walburg Ernst verliert ihr Komitee "Büroorganisation und schriftliche Kommunikation". Wie das Normungsinstitut Austrian Standards am Mittwoch mitteilte, sei es bei der Frage des geschlechtssensiblen Umgangs mit Sprache zu "schwerwiegenden Verstößen gegen Grundregeln der Normungsarbeit" gekommen. Das Präsidium habe daher einen einstimmigen Auflösungsbeschluss gefasst.)
- Komitee wegen Binnen-I-Streits aufgelöst, Kleine Zeitung am 3. September 2014 (Das Komitee um Binnen-I-Gegnerin Walburg Ernst wurde aufgelöst. Als Grund gab das Normungsinstitut "Austrian Standards" an, dass es zu "schweren Verstößen gegen Grundregeln der Normungsarbeit" gekommen sei. Außerdem habe das Komitee die Meinungen anderer nicht akzeptiert.)
- Die neue Frauensprache - Über die sprachliche Apartheid der Geschlechter - Dagmar Lorenz (76 KB) (erstmals erschienen in: "Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache." Heft 3. Sept. 1991, Hg.: Gesellschaft für deutsche Sprache, Wbn.) Webarchiv[webarchiv]
- Binnen-I: Verfällt die deutsche Sprache?
- Unter Linken (Rezension des Films) (Länge: 4:17 Min.)