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Heiraten ist unmoralisch

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Heiraten ist unmoralisch.jpg
Buchdaten
Titel Heiraten ist unmoralisch
Autor Esther Vilar
Verlag Gustav Lübbe Verlag
Erschienen 1994
ISBN 3-7857-0745-2

Das Buch Heiraten ist unmoralisch war von der berühmten antifeministischen Autorin Esther Vilar als krönender Abschluss ihrer Veröffentlichungen der letzten 25 Jahre zum Geschlechter­konflikt 1994 verfasst worden. Es war zwar ihr Abschlusswerk, jedoch die Bedeutung ihrer Frühwerke hatte es nie eingenommen. Der Grund dafür ist unter dem Kapitel "Kritik" weiter ausgeführt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum heiraten?
  2. Ganz in Weiß
  3. Ganz in Schwarz
  4. Das Gelübde
  5. Der Ehering
  6. Die Liebesheirat
  7. Die Vernunftehe
  8. Ehe auf Probe
  9. Der Heiratsantrag
  10. Willst Du dieses Kind
  11. Passive Vergewaltigung[1]
  12. Das Jawort
  13. Willst Du diese Frau?
  14. Willst Du diesen Mann?
  15. Eheliche Treue
  16. Eheliche Untreue
  17. Der Scheidungs­antrag
  18. Alimente
  19. Geiselnahme der Kinder
  20. Angst vor der Freiheit
  21. Wiederheirat
  22. Ehe- und Frauenrecht
  23. Omas Feminismus ist am Ende
  24. Auswege für Männer
  25. Auswege für Frauen
  26. Der ökonomische Ausweg
  27. Heiraten
  28. Nachwort

Inhalt

Die Kapitel des Werks bilden vier Teile:

Die ersten fünf Kapitel können als eine sehr lange Einleitung angesehen werden. Im Grunde werden in dieser sehr langen Einleitung alle Thesen ihrer Frühwerke rekapituliert.

Der zweite Teil spricht die drei Eheformen an, die es gibt: Die Liebesehe[wp], die Vernunftehe und die Zwangsehe. Der Liebesehe ist ein Kapitel gewidmet. Wenn gute Freunde und Geschäftspartner (z. B. Compagnons) ihr gemeinsames Projekt mit einer Heirat abrunden wollen und sich anschließend zur Freundschaft noch Sex hinzugesellen will, dann könnte man nach der Formel

Liebe = Freundschaft + Sex

von einer Liebesehe sprechen. Diese ist genauso selten wie schön. Ansonsten wäre es nach diesem Kapitel abwegig von Liebe zu sprechen, wenn jemand sich die Liebe amtlich verbriefen läßt. Das gilt sowohl für die Liebe zur Frau als auch zur Liebe zum Kind: eine amtlich verbriefte Liebe ist nach diesem Buch bereits tot. Im nächsten Kapitel von Teil-2 wird die Vernunftehe behandelt: Eine Vernunftehe wird aus materiellem Gewinn für beide Teile geschlossen. Die Vernunftehe wird in diesem Kapitel nicht negiert, obgleich es diese seit der Industrialisierung nicht mehr geben dürfte. Was heute landläufig als Vernunftehe bezeichnet wird, ist nach diesem Kapitel eine Ehe einer Frau mit dem Staat zu Lasten eines Mannes: Der Staat bekommt seine Vorteile, die Frau lebenslange Versorgung, der Mann zahlt die Zeche und bekommt letztlich nichts und das hat mit Vernunft wohl nichts gemein. Bis Seite 116, dem Ende von Teil-2, wird dann die Zwangsehe beschrieben. Nach diesem Buch dürfte es kaum eine andere Form der Eheschließung geben, da Heiraten eine Verbriefung darstellt und die Liebesehe nur in Ausnahmefällen zustande kommt und laut diesem Werk die Vernunftehe auch eher selten sein sollte (in Realität gibt es längst keine Vernunftehe (so genannte politische Ehe) mehr). Warum sollte auch ein gesunder Mann einer reinen Versorgungsehe freiwillig zustimmen? Die Zwangsehe funktioniert entweder durch Kompromittierung des Bräutigams (nicht näher erläutert - aber Erpressungs­möglich­keiten gibt es viele) oder passive Vergewaltigung.

Esther Vilar zitiert Lenin in antifeministischem Zusammenhang:

Zitat: «Und darum baten wir Väterchen Erfinder, hier einen Riegel vorzuschieben, hießen ihn die Pille für davor und für danach zu erfinden und gleich noch ein paar weitere Methoden, falls diese oder jene versagt.... Wir von ihm. Für sich selbst hat Väterchen Erfinder bis heute so gut wie nichts erfunden, was ihn vor der eigenen Vermehrung bewahren könnte.... Dank seines Erfindungs­eifers ist er es, der beim Liebesakt geschwängert wird. Wenn die Schöne in seinen Armen ein Kind von ihm möchte, muß er es auch bekommen.... Der Mann hat den Strick geflochten, an dem er nun baumelt», Heiraten ist unmoralisch - Willst Du dieses Kind, S. 89/90.

Teil-3 behandelt die Thematik Scheidung und Unterhalt - also nichts wirklich Neues.

Teil-4 behandelt Esther Vilars antifeministische Thesen:

  • Der Feminismus ist die Erfindung von weißbärtigen Männern (Marx[wp], Engels[wp], ...)
  • Weibliche Vorzeige-Feministen haben ihren Ruhm mit Abschreiben aus den Werken der Weißbärtigen (Kommunisten) erlangt
Zitat: «Auch die bärtigen Frauenrechtler waren dieser Gehirnwäsche ausgeliefert. Sie wurden von früher Kindheit an Zeuge, wie ihre bourgeoisen Mütter ihre Väter durch Verleugnen und Vernachlässigen der eigenen Fähigkeiten zu Höchst­leistungen motivierten, und blieben auch selbst meist bis zu ihrem Ende Objekte dieser weiblichen Art der Unternehmens­führung. Denn ihre Ehefrauen waren nie berufstätig - nicht Frau Marx ernährte Herrn Marx, sondern Herr Engels - und ließen, wann immer möglich, sogar die Hausarbeiten noch von Personal erledigen.», Heiraten ist unmoralisch - Ehe und Frauenrecht, S. 179

Weitere Thesen im Folgekapitel:

  • Männer verdienen den Unterhalt von Frauen, Frauen so gut wie nie den von Männern.
  • In allen westlichen Ländern liegt die Mehrheit des Privatvermögens in weiblicher Hand.
  • Frauen verfügen in allen westlichen Ländern über die Mehrheit der Wählerstimmen.
  • Da Frauen 80 % der Kaufentscheidungen treffen, richtet sich die Werbung und somit auch die Werbeträger, die Medien, nach den Frauen.
  • Die Feministinnen werden nur noch von Männern gelesen, da diese den Mann so beschreiben, wie er sich gerne sehen möchte: mächtig und rücksichtslos.
  • Ohne die feministischen Veröffentlichungen gäbe es den Macho nur noch im Kino.

Zum Schluß kommt Esther Vilar wieder mit ihrem 25-Stundenwochen-Konzept als Lösung aller Probleme.

Interpretation

Wirklich neu in diesem Buch ist die Beschreibung des perfekten Verbrechens: Die passive Vergewaltigung. Selbst wenn dieses Verbrechen rücksichtslos mit langsamer Hinrichtung bestraft werden würde, wäre es zum einen schwer nachweisbar und zum anderen kollektiv gerechtfertigt, da der Mann selbst (und nicht die Natur) der Frau die Einrichtung zur passiven Vergewaltigung verschafft hatte.

Durch die Erfindung diverser Verhütungsmethoden - ausschließlich für die Frau - von fast ausschließlich männlichen Wissenschaftlern hat der Mann nunmal sein eigenes Grab geschaufelt. Jede Frau kann jederzeit ihr Opfer schwängern. Das Opfer hat keinerlei Möglichkeit zur Pille danach oder zur Abtreibung. Das Opfer bleibt schwanger. Das Opfer ist gezwungen, seine Vergewaltigerin zu heiraten und das Opfer ist gezwungen, die Täterin - also seine Vergewaltigerin - lebenslang zu alimentieren, einzig aus dem Grunde, weil er Vergewaltigungsopfer ist.

Das perfekte Verbrechen, die passive Vergewaltigung, wird von den Medien sogar beworben: Durch die Medien ging ein Bild einer Unterhaltsnutte und passiven Vergewaltigerin, die mit dem Schild: "Ich habe meine Pille absichtlich vergessen" für Ihr Verbrechen Werbung macht.

Folgerung

Zuerst war der Feminismus durch kommunistische weißbärtige Männer im 19. Jahrhundert geboren worden. Mitte des 20. Jahrhunderts kamen die Verhütungs­methoden ausschließlich für Frauen auf. Aufgrund der Pille als technische Basis gab es als Überbau die so genannte sexuelle Revolution und die zweite Welle des Feminismus.

Der Mann ist - nach diesem Buch - nicht durch den Feminismus entrechtet, sondern einzig und alleine durch die Verhütungs­methoden ausschließlich für Frauen.

Kritik

Das Buch bespricht zu viele Themen und Nebenschauplätze und verzettelt sich somit. Das wirklich relevante und wirklich neue Thema der passiven Vergewaltigung als perfektes Verbrechen, das vor Erfindung der Pille gar nicht möglich war, kommt zu kurz.

Weiters hat Esther Vilar in ihrer Lehre konsistent sein wollen. In diesem Buch gibt es wirklich keinen Bruch zu ihren Frühwerken. Doch dieser Bruch wäre dringend angeraten: Wenn schon die Ursache des Dilemmas des Mannes und der Zwangsehe nicht kulturell-soziologisch, sondern rein technisch ist, dann kann die Lösung auch nicht kulturell-soziologisch sein. Ihr 25-Stundenwochen-Allheilmittel ist indes auch nur kulturell-soziologisch und nicht technisch.

Folgerichtig wären zwei Forderungen:

  • Forderung nach sehr hohen Strafen für passive Vergewaltigung
  • Forderung nach sehr hohen Forschungmitteln für Verhütungsmethoden für den Mann

Rezensionen

Bebbi
Provokant
30. November 2016 (5,0 von 5 Sternen)
Provokant, aber sehr bedenkenswert! Eine typische Esther Vilar-These. Gegner sagen "Pamphlet", aber in jeder Zeile auch ein Kern Wahrheit! Zudem auch lesenswert!
Karl Svozil
Eine Pflichtlektüre
2. Juni 2014 (5,0 von 5 Sternen)
Ich kann nur jeder/jedem dieses Buch empfehlen -- die darin enthaltenen Analysen sind bis heute unübertroffen -- eine späte, klare, unerbittliche und wahrhaftige Darstellung des Instituts "Ehe" diese großartigen, Autorin!
Adri
Interessant und logisch
3. April 2013 (5,0 von 5 Sternen)
Dieses Buch ist super! Die Institution der Ehe wird auseinander genommen und entlarvt, und das auf eine sehr witzige und bissige Art und Weise, dass es ein Vergnügen ist! Ich glaube, der Reiz an der Heirat heutzutage ist dieses "Königin oder Prinzessin für einen Tag". Der Kleiderrausch, das ganze Drum herum, die angebliche Romantik, das Unbedingte an der Liebe, alles schön von der Industrie und den Religionen gefördert und aufgebauscht. Dagegen ist ein junges Mädchen so gut wie nicht gefeit. Dannach kommt das Erwachen. Natürlich ist die "Protagonistin" des Buchs ein kalkuliertes Biest, das genau weiß, was es tut... Gibt es ja auch!
Hätte ich das Buch vor meiner Hochzeit gelesen, wäre es nur eine "wilde" Ehe geworden! ;-)

Einzelnachweise

  1. Passive Vergewaltigung: Wenn der Erwählte sich störrisch zeigt; Zitiert in WGvdL-Forum (Archiv 2): Ester Vilar zur "Passiven Vergewaltigung des Mannes", Ekki am 14. Juni 2006 - 22:43 Uhr