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Josef Kraus
Josef Kraus | |
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Geboren | 4. August 1949 |
Beruf | Psychologe, Lehrer |
Josef Kraus (* 1949) ist ein deutscher Psychologe und Lehrer. Er ist der Öffentlichkeit als Autor, Kolumnist und ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (1987-2017) bekannt.[1]
Zitat: | «Josef Kraus, Jahrgang 1949, ist Oberstudiendirektor in Bayern und Diplom-Psychologe. Seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). Kraus gilt als einer der schärfsten Kritiker einer leistungsfeindlichen Schulpolitik. Zu schulpolitischen Themen schreibt er regelmäßig in der "Welt am Sonntag" und im "Rheinischen Merkur".»[2] |
Josef Kraus bekleidete von 1979 bis 1987 verschiedene Vorstandsämter im Deutschen Philologenverband[wp] und war von 1987 bis Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes[wp] (DL). Von 1991 bis 2014 war er Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung[wp] des Verteidigungsministers und von 1993 bis 1996 Beisitzer in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Im hessischen Landtagswahlkampf 1995 trat Kraus für den damaligen hessischen CDU-Spitzenkandidaten und ehemaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther[wp] als dessen Schattenkultusminister auf.
Am 31. Juli 2015 trat Josef Kraus in den Ruhestand.
Bildungskritiker
Bei der Anhörung der Kultusministerkonferenz[wp] (KMK) zur Rechtschreibreform am 4. Mai 1993 in Bonn kritisierte Josef Kraus die Rechtschreibreform.[3] Anlässlich der PISA-Studie[wp] stellte er fest, die Reform habe zu einer höheren Fehlerquote im Rechtschreiben geführt[4], und es habe sich "eine gewisse Beliebigkeit" eingeschlichen.[5] Kraus warnt daher vor einer Dekultivierung durch nachlässigen Sprachgebrauch.[6] Die Reform werde in breiten Schichten der Bevölkerung nicht akzeptiert. Die Schule lehre daher eine Orthographie, die außerhalb der Schule immer weniger praktiziert werde. Das ergebe ein "viel größeres Chaos".[7][8]
Josef Kraus verfasste vier Bücher, in denen er diese und andere Mängel des deutschen Schul- und Bildungssystems kritisiert - Spaßpädagogik - Sackgassen deutscher Schulpolitik (1998), Der PISA-Schwindel (2005), Ist die Bildung noch zu retten: Eine Streitschrift (2009), und Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt (2017).
Im Herbst 2005 gründete Josef Kraus zusammen mit dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Walter Krämer[wp], und dem Journalistenausbilder Wolf Schneider[wp] die Aktion "Lebendiges Deutsch".
Die unterschiedlichen Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2012[wp] in Ost- und Westdeutschland führte Kraus auch darauf zurück, dass im Westen "eine schwierige Migrantenklientel" lebe, wohingegen die Migranten im Osten "meist aus Vietnam" stammten und "mitunter sogar besser in der Schule" seien.[9] Gleichzeitig relativierte er die Aussagen der Studie zur sozialen Durchlässigkeit des Bildungssystems und wies darauf hin, dass das deutsche Bildungssystem sozial durchlässiger sei als angenommen.[9]
Im März 2009 wurde Josef Kraus mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
Am 30. Juli 2015 erhielt er die Landkreismedaille Landshuts in Gold.[10]
Standpunkte
Thesen von DL-Präsident Josef Kraus zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2006
Die Bedeutung der Sprache für die Entwicklung und für die Bildungsbiographie eines heranwachsenden Menschen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Vor allem die Muttersprache ist die "via regia" zur Kultur, zur Persönlichkeitsbildung und zum Denken. Die Sprache ist Bindeglied für ein Gemeinwesen und eine Nation, über die Sprache erwirbt der Mensch seine kulturelle bzw. nationale Identität; er nimmt mittels Sprache zudem Anteil an kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften. Sprache ist überhaupt Vehikel zur Aneignung von Welt und zur Teilhabe an Welt sowie das wichtigste Werkzeug des Menschen, um Kultur zu schaffen. Sprache beinhaltet zudem die Chance, Kreativität oder zumindest ein Gespür für künstlerische Leistung zu entwickeln. Mittels Sprache erwirbt sodann gerade der junge Mensch seine individuelle Identität, mittels Sprache entfalten sich nämlich seine Innerlichkeit und seine kommunikative Kompetenz. Und schließlich bietet Sprache die friedlichste Möglichkeit, Konflikte zu lösen.
Kulturnationen legen deshalb zu Recht großen Wert auf die Pflege ihrer Sprache bzw. ihrer Sprachen. Demgegenüber hat sich in der Gesellschaft und im Bildungswesen Deutschlands eher ein nachlässiger Sprachgebrauch breit gemacht. Diese Tendenzen beeinträchtigen die Entwicklung junger Menschen und leisten zudem einer allgemeinen Dekultivierung Vorschub.
- 1. These
- Das Beherrschen der Muttersprache ist die zentrale Schlüsselqualifikation, das Fach Deutsch ist damit das schulische Basis- und Querschnittsfach schlechthin. Dies muss sich in der Ausstattung des Faches Deutsch mit Unterrichtsstunden niederschlagen. Bedauerlicherweise aber ist der Anteil des Unterrichts in der Muttersprache in kaum einem Land der Welt so niedrig wie in Deutschland: ca. 16 Prozent in den Jahrgangsstufen 1 bis 10. Zum Vergleich: Polen 22, Schweden 23, Dänemark 25, Norwegen 24, Frankreich 26, China 26 Prozent. Diese Fehlentwicklung ist abzustellen: Drei Deutschstunden pro Woche an allgemeinbildenden Schulen sind schlicht zu wenig.
- 2. These
- Das Beherrschen der Mutter- bzw. Landessprache ist das entscheidende Fundament für das Erlernen von Fremdsprachen. Das Fach Deutsch ist somit maßgebliche Grundlage für einen erfolgreichen Fremdsprachenunterricht. Der sich mehr und mehr etablierende Fremdsprachenunterricht in der Grundschule darf deshalb nicht zu Lasten des Deutschunterrichts gehen. Schüler, die mutter- bzw. unterrichtssprachliche Defizite haben, müssen möglichst früh im Fach Deutsch zusätzlich gefördert werden.
- 3. These
- Ein solider Deutschunterricht nutzt allen Fächern. Er vermittelt propädeutische Arbeitsmethoden (Protokollieren, Exzerpieren, Bibliographieren usw.). Umgekehrt haben alle Fächer der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen die Aufgabe, einen korrekten und differenzierten Gebrauch der deutschen Sprache einzufordern. Deutschunterricht ist zudem implizit Medienerziehung. Denn das Lesen bleibt auch in Zeiten neuer Informationstechniken und in Zeiten einer fortschreitenden Verbildlichung von Informationen die wichtigste Kulturtechnik.
- 4. These
- Die Schule muss der sprachlichen und literarischen Bildung wieder mehr Aufmerksamkeit widmen. Sie muss dabei verstärkt unterstützt werden von den Elternhäusern und von den Kindergärten, indem diese die für den Spracherwerb sensiblen Phasen intensiv für sprachliches Lernen nach dem Nachahmungsprinzip nutzen. Der Deutschunterricht muss gestärkt werden: durch das verstärkte Erlernen und Einüben von formal-sprachlichen Fertigkeiten (richtiger Gebrauch von Orthographie, Grammatik und Syntax) sowie durch die Vermittlung eines umfassenden und differenzierten deutschen Wortschatzes. Die Begegnung mit Literatur fördert zudem das Verständnis für kulturelle Entwicklungen, und sie schafft zwischenmenschliche Kommunikationschancen.
- 5. These
- Sprachschulung muss den richtigen Mittelweg finden zwischen puristischer Abschottung gegenüber global bzw. medial bedingten Einflüssen und Offenheit für die Lebendigkeit der Entwicklung einer jeden Sprache. Dabei darf die Schule einer fortschreitenden Simplifizierung und einer kritiklosen Anglisierung des Deutschen nicht tatenlos zusehen. Die Übernahme von Anglizismen[wp] kann das Deutsche bzw. einzelne Fachsprachen bereichern, als kritiklose Übernahme hat sie jedoch nichts zu tun mit Globalität oder Modernität. Für das im Zuge der Globalisierung weltweit sich verbreitende Pidgin-Englisch[wp], das übrigens das Englische als Kultursprache erheblich belastet, gilt das nicht.[6]
Veröffentlichungen
Bücher
- Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt. Und was Eltern jetzt wissen müssen. Herbig, 2017, ISBN 3-7766-2802-2
- Helikopter-Eltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung. Rowohlt Verlag, 2013, ISBN 3-498-03409-X
- mit Walter Krämer[wp], Wolf Schneider[wp] und Cornelius Sommer[wp]: Ein Appell zum Aufwachen, IBF Verlag Deutsche Sprache, 2010, ISBN 3-942409-01-1 Online.
- Ist die Bildung noch zu retten? - eine Streitschrift, Herbig, 2009, ISBN 3-7766-2610-0
- Der Pisa-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale fördern können. Signum, 2005, ISBN 3-85436-376-1
- mit Heike Schmoll[wp] und Jörg-Dieter Gauger[wp]: Von TIMSS zu IGLU. Eine Nation wird vermessen. Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2003, ISBN 3-933714-94-X (Zukunftsforum Politik; Nr. 56).
- Spaßpädagogik. Sackgassen deutscher Schulpolitik. Universitas, München 1998, 2., ergänzte Auflage, 1998, ISBN 3-8004-1374-4.
Artikel
- "Beyond Gender Agenda" - Jenseits von Gender: Nutznießer der Ideologie und eine kritische Filmreihe, Tichys Einblick am 15. Mai 2020
- Während eine Initiative zur Gender-gemäßen Umkrempelung von Privatunternehmen mit großer öffentlicher Unterstützung rechnen kann, muss eine kritische neue Filmreihe über "Differenzen der Geschlechter" im Netz um Spenden bitten.
- Ideologie trifft Wirklichkeit: Die "Willkommenskultur" zerreißt unsere Schulen, Tichys Einblick am 26. März 2018
- Die Leistungen sinken, das Aggressionspotential steigt, Schüler, Eltern und Lehrer kommen mit der Lage nicht mehr zurecht.
- Die "Bürgerlichen" in der Schweigespirale - "Gender"-Standpunkt: Der neue Klassen-Standpunkt, Tichys Einblick am 7. Februar 2018
- Die vormals "bürgerlich" Genannten bilden sich weiter ein, mit politisch korrektem Anpassen in allen Grundsatzfragen Wähler zu gewinnen. Wer politisch korrekt wählen möchte, wählt kein CDU-Imitat, sondern das rote oder grüne Original.
Vorträge
- Josef Kraus: 50 Jahre Umerziehung - Die 68er und ihre Hinterlassenschaften - Bibliothek des Konservatismus (9. Januar 2019) (Länge: 68:17 Min.)
- 50 Jahre Umerziehung - Josef Kraus im Gespräch mit Michael Wolffsohn - Manuscriptum (4. Dezember 2018) (Länge: 58:31 Min.) (Video is privat gestellt) (Josef Kraus, einer der wortgewaltigsten Kritiker der deutschen Bildungspolitik, spricht über sein Buch 50 Jahre Umerziehung mit Professor Dr. Michael Wolffsohn[wp].)
- Gender Mainstreaming - Was hat das mit Pädagogik zu tun?, Konrad-Adenauer-Stiftung-Veranstaltung Gender, Instrument der Umerziehung? Ziele, Kosten, Wirkung, Mainz, 3. Februar 2018
- Josef Kraus: Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt - Bibliothek des Konservatismus (8. November 2017) (Länge: 73:54 Min.)
Zitate
Eine Rezension:
Zitat: | «Aktuell kommen immer mehr Bücher auf den Markt, in denen Lehrer die zum Teil katastrophalen Umstände an Deutschlands (und Österreichs) Schulen mit 80 und 90 Prozent Migrantenanteil beschreiben. Das ist gut so. Gut ist nicht, dass die Verhältnisse so sind, sondern dass es Lehrerinnen gibt, die den Mut aufbringen, Klartext zu schreiben. Denn was in diesen Büchern authentisch geschildert wird, ist echte Empirie, wie sie sich in keinen schlauen Studien, statistischen Schaubildern, keinem PISA-Ergebnisband, keinen bildungspolitischen Berichten und keinen Gefälligkeitsgutachten der Bertelsmann-Stiftung finden. Nämlich - kurz und bündig: Multikulti-Schule geht nicht. Schule kann nicht auffangen, was eine völlig naive Zuwanderungspolitik inszeniert.»[11] |
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Josef Kraus (Lehrer), abgerufen am 3. Februar 2018
- ↑ Josef Kraus, lehrerverband.de, abgerufen am 3. Februar 2018
- ↑ Hermann Zabel (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk. Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Hrsg. in Verbindung mit der Gesellschaft für deutsche Sprache[wp]. Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996, S. 68 ff.
- ↑ Peter Baier: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus über PISA. Mit mehr Deutschunterricht zum Erfolg., Bayernkurier, Jahrgang 53, Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 2002.
- ↑ Volker Corsten: Und was passiert in den Schulen? Die Basis: Was Lehrer von einer Reform der Reform halten., Welt am Sonntag am 8. August 2004.
- ↑ 6,0 6,1 Josef Kraus: Wir brauchen eine schulische Offensive für die deutsche Sprache. Thesen von DL-Präsident Josef Kraus zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2006., wiedergegeben auf den Seiten des Deutschen Lehrerverbandes
- ↑ Rechtschreibung: Krieg der Argumente., Fernsehsender N24 am 10. August 2004.
- ↑ "Bildung ist viel mehr als PISA." Josef Kraus, Präsident des Lehrerverbandes, fürchtet, dass bedeutsame Schulfächer unter die Räder der Verwertbarkeit geraten., Interview mit der NRZ[wp] am 23. November 2008, wiedergegeben auf den Seiten des Deutschen Lehrerverbandes.
- ↑ 9,0 9,1 Fabian Löhe: Schulleistungsvergleich: Niedersachsen nur Durchschnitt, Neue Osnabrücker Zeitung am 11. Oktober 2013
- ↑ Josef Kraus geht als Schulleiter des Maximilian von Montgelas Gymnasium Vilsbiburg in den Ruhestand In: Isar-TV am 31. Juli 2015
- ↑ Boris Reitschuster: Gesellschaft: Wie Multikulti-Schule die Bildungsnation ruiniert, 30. November 2020 (Tatsachenbericht "Leaks aus dem Lehrerzimmer")
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Josef Kraus (Lehrer)
- Aktion "Lebendiges Deutsch"