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Lolita

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Frau in Lolita-Kleidung

Der Begriff Lolita bezeichnet eine aus Japan stammende Subkultur, die einen Lolita-Mode (jap. ロリータ・ファッション, Rorīta Fasshon, von engl. Lolita fashion) genannten Modestil entwickelt hat, der auf dem viktorianischen[wp] Stil sowie Kleidung aus dem Rokoko[wp] basiert, sich aber weit über diese beiden Stilrichtungen weiter­entwickelt hat.[1]

Kuro Lolita
Old School Lolita

Abgrenzung

Dieser Artikel handelt nicht vom Lolitakomplex[wp] (aus Lolita (Roman)[wp] und Komplex (Psychologie)[wp]) und nicht von der Kindfrau[wp], wobei die Bezeichnung Lolita ihren Ursprung im gleich­namigen Roman Vladimir Nabokovs[wp] hat, in dem sich der Protagonist in die 12-jährige "Lolita" verliebt.

Im Bestreben, das lolitahafte Verhalten von Mädchen und jungen Frauen zu imitieren, wurde ein bestimmter Kleidungsstil entwickelt, der mit dem Bild der Kindfrau assoziiert wird. Man spricht hier vom Lolitatyp und vom Lolitalook, die aber nichts mit der Subkultur aus Japan zu tun haben. In Europa kam es allerdings zu einer regel­rechten Vermarktung von Frauen und Mädchen, die auf lolita­haftes Verhalten trainiert und mit den Mitteln von Kosmetik, Photographie und Film entsprechend dargestellt werden. Der Begriff Lolita verdrängte dabei zunehmend den der Kindfrau.

In der Vermarktung des Lolitalooks gab es Spezialisten, die gezielt jungen Frauen und Mädchen das Image einer Kindfrau verschaffen, beispielsweise Jacques Bourboulon[wp] (Fotograph) und David Hamilton[wp] (Fotograph und Filmemacher). In Lolita-Rollen begannen einige Jungschau­spielerinnen und Fotomodelle in den 1970er und 1980er Jahren ihre Karriere, unter anderen Nastassja Kinski[wp], Lara Wendel[wp], Eva Ionesco[wp] oder Dawn Dunlap[wp]. Beispiele aus den 1990er Jahren sind Jane March[wp] und Dominique Swain[wp].

Japan

Zitat: «Mit dem Lolita-Stil haben japanische Modedesigner einen neuen und international erfolgreichen Trend gesetzt. In Japan wird er bereits seit über einem Jahrzehnt getragen - vor allem vom jungen Teil der Bevölkerung. Der Look besteht in der Regel aus Kleidungs­stücken, die gleichzeitig romantisch und sehr verspielt wirken.

Zum Lolita-Outfit gehören in erster Linie ein glocken­förmiger, knielanger Rock oder Kleid mit Petticoat[wp] und eine Bluse mit kurzen oder langen Ärmeln. Spaghetti-Träger passen nur selten zum Look. Kniestrümpfe oder Strumpfhose in neutralen Farben - oft mit einem Muster, der sich am Rock beziehungsweise Kleid wiederholt - sowie eleganter Kopfschmuck oder ein Hut vervollständigen den Outfit.

Optional sind Jacken oder Cardigans und verspielte, zierliche Accessoires. Bei Schuhen herrscht eine breite Vielfalt: Vieles ist erlaubt, solange es elegant wirkt und zum restlichen Outfit passt. Am wichtigsten ist es, dass die Stoffe, die Spitze und die Verarbeitung der Kleidungs­stücke hochwertig sind - so wirken sie nicht wie ein Halloween­kostüm, sondern wie ein Modestil.

Die Mode lehnt sich stark an den Stil der Barockzeit und des Rokoko an - teilweise sind aber auch stilistische Elemente aus den 1950er Jahren und aus der viktorianischen Zeit zu finden. Außerdem wurde die Lolita-Mode stark durch die Kleidung aus der berühmten Geschichte "Alice im Wunderland" und deren Disney-Verfilmung beeinflusst. Ein wilder Stilmix also, der mittlerweile nicht nur in Japan begeisterte Fans gefunden hat. Ziel des Looks ist es, möglichst puppenhaft und niedlich zu erscheinen und dabei trotzdem noch elegant zu wirken. Damit dies auch gelingt, ist jedoch eine gewisse Sorgfalt in die Auswahl der Kleider zu legen, damit es nicht kitschig oder gar lächerlich wirkt.»[2]

Zitat: «Der Bezirk Harajuku in Tokyo ist das Mekka für junge Mode in Japan. Dieses Stadtviertel mitten in der japanischen Hauptstadt gleicht mit seiner unüberschaubar großen Zahl von Shops und Boutiquen für die unter­schiedlichsten Geschmäcker einem aufregenden Themenpark für Mädchen und junge Frauen. Harajuku bringt ständig neue Mode hervor, bei der die Idee von "kawaii" (wörtlich: "niedlich", "süß") im Mittelpunkt steht. Harajuku-Mode ist oftmals derart fantasievoll, dass sie älteren Menschen geradezu exzentrisch erscheinen mag. Allerdings ist es gerade das Zum-Ausdruck-bringen des eigenen Geschmacks, das den Geist des Harajuku-Stils ausmacht. An den Wochen­enden wimmelt es in den Straßen des Viertels von Mädchen und jungen Frauen, die sich nach der Kawaii-Mode kleiden und auf der Suche nach neuen Accessoires und frischer Inspiration sind.»[3]

Kinderwelt

Zitat: «Stil der Widersprüche

Lolita ist [...] ein japanischer Modestil, geprägt von viktorianischer Kindermode, opulenten Rokoko- und Barock-Kostümen. Verspielt, aber zugeknöpft bis obenhin, ohne jeglichen Anspruch auf sexuelle Attraktivität. Erfunden von einem Mann, getragen von Frauen. Ein Stil, der Kleidung, Farbgebung und Körperhaltung bis ins letzte Detail vorschreibt. Ein Stil für Mädchen, die Angst vor dem Erwachsen­werden haben. Raupen, die sich vor der Metamorphose sträuben, nicht zum Schmetterling werden wollen. [...] puppenhafte Kriegerinnen im Kampf gegen das Erwachsenwerden.

Die Zeit einfrieren

Der Stil erlaubt kein halbherziges Getue. Eine Lolita zu sein, bedeutet, Regeln einzuhalten. Im Internet findet man seitenlange Abhandlungen über Kleider­regeln und die Handhabung von Accessoires, kiloweise Accessoires; Schirme, Taschen, Körbchen, Ketten, Broschen, Maschen, Hütchen, Hauben, Kronen. Schlicht ist nicht. [...]

Lolitas sind schön anzuschauen, wollen aber keinesfalls erotisch oder sexuell anziehend wirken. Sie wollen nur die Zeit einfrieren. Lolitas leben in der Zeit vor der Pubertät[wp], wie die Raupe vor dem Verpuppen, sagt die Psychologie. Eine heile Welt ohne Schmerz, ohne Sexualität, ohne Liebes­beziehungen, ohne Suizid­versuche, weil der Freund eine andere hat.

Erwachsen werden - warum sollten sie auch? [...] Lolitas sind keine Rebellen und keine Feministinnen, sagt Psychologe Spielmann. Sie entziehen sich vielmehr dem heutigen Körper­fetisch, indem sie sich ihre eigene Welt mit ihren eigenen Regeln schaffen. Eine Lolita schreit nach Aufmerksamkeit. Keine sexuelle, sondern die Aufmerksamkeit einer Elfjährigen, die Prinzessin sein will.

Der Kinderwelt nah

Sie nennt sich Hime, "Prinzessin" auf Japanisch. Hime ist ein Mann. Seit er zehn Jahre alt ist, schlüpft er in Frauen­kleidung, seit zwölf ist er eine Lolita. Hime fühlt sich weder als Mann noch als Frau, deshalb. "Mit Lolita kann ich mich identifizieren", sagt er. Für ihn ist Lolita nicht entweder oder, auch nicht der Ausdruck. "Eine Lolita ist herzig und doch düster und geheimnisvoll. Das widerspiegelt meine Gefühle." Und Lolita stellt keine weiblichen Attribute in den Vordergrund. Wenn er sich so kleidet, fühlt er sich der Kinderwelt näher. 'Hime möchte ein Kind bleiben. Er fürchte sich vor dem Älterwerden. Warum? "Ich habe Angst davor meine androgynen Gesichtszüge, die kindliche Fantasie zu verlieren." Es ist die Angst davor, zum Mann zu werden.»[4]

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Dabrali Jimenez: A New Generation of Lolitas Makes a Fashion Statement, The New York Times am 26. September 2008
  2. Mode im Lolita-Stil: Ein Trend aus Japan, T-Online am 23. März 2015
  3. Harajuku - die Wiege des universellen Konzepts von "kawaii", Botschaft von Japan im September 2013
  4. Lolitas: Die Raupen-Mädchen tragen Petticoats, Puffärmel und Kniestrümpfe, Aargauer Zeitung am 6. Januar 2011
    Anreißer: Sie tragen Kinderkleider aus dem 19. Jahrhundert. Sie rauchen nicht und würden niemals über Sex reden. Sie sind Lolitas.

Querverweise

Netzverweise

Lolita außerhalb Japans