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Girlie
Der Begriff Girlie bezeichnet ein Medienphänomen und einen Modetrend der 1990er Jahre, die davon geprägt ist, dass sich erwachsene Weiber in Ablehnung des vorherrschenden Frauenbilds für junge Maiden produzierte Kleidung und Accessoires aneignen. Girlie ist dabei eher selten eine Identifikationsfigur oder Selbstbezeichnung, sondern häufig eine Fremdzuschreibung, die meist über die Medien transportiert und gebildet wurde. Das Wort Girlie kann auch ein junges, sich mädchenhaft-unkonventionell kleidendes Weib bezeichnen, das selbstbewusst, teilweise auch frech-provozierend, auftritt. Das Aufkommen von Girlie ist eng verknüpft mit der Formierung und dem Bekanntwerden der Riot-Grrrl[wp]-Bewegung, einer postfeministischen[wp] musikalternativen Bewegung innerhalb der Punk[wp]- und Grunge[wp]-Szene. Die Riot Grrrls setzten starke Impulse bei der Veränderung des Frauenbildes, das, durch die Medien vermittelt und von Trendscouts aufgegriffen, mittels neuer weiblicher Popstars zum Girlie grundlegend und umfassend modifiziert und seine femininen Anteile zum großen Teil entfernt wurden. Die Girlie-Mode wurde über Jugend-Fernsehsender wie MTV[wp] oder VIVA2[wp] vermittelt, in denen Protagonistinnen wie Heike Makatsch[wp], Charlotte Roche unter anderen als Moderatorinnen stilbildend tätig waren. Girlie hat eine große Bandbreite - Anhängerinnen subkultureller Musikszenen wie Alternative[wp] und Techno[wp] adaptierten den Girlie-Style ebenso für sich wie weibliche Fans von Girl Groups[wp] dieser Zeit, die dem kommerziellen Mainstream zuzuordnen sind.
Begriff
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Englischen, kam dort in den 1990er Jahren auf und heißt dort "Girly Girl", wurde aber im Deutschen als "Girlie" übernommen. Erstmals als Wort in einem deutschen Wörterbuch beschrieben wurde der Begriff 1995 von Schönfeld. Gelegentlich tauchte auch die Schreibweise Görlie in Anlehnung an Gör(e)[wp] auf.
Das Auftreten der Girlie-Mode korreliert mit dem Aufkommen der im Mainstream erfolgreichen Girl-Bands[wp] und Girlie-Solokünstlerinnen. Das fast ausschließlich weibliche Publikum erweckte eher Eindrücke von angepasster Weiblichkeit im Girlie-Look, während die als Girlies bezeichneten jungen Weiber der 1990er Jahre eine große Bandbreite an Einstellungen vertraten.
Girlie als Modestil
Der Girlie-Stil entwickelte sich in Abgrenzung und als Bruch mit dem damals gegenwärtigen Frauenbild. Die Girlies grenzten sich mit ihren Mädchensachen von der vorherrschenden Vorgabe, vom Bild der erwachsenen Frau ab.
Glattes Haar löste die zuvor allgegenwärtigen Dauerwelle[wp] ab. Als Frisur kamen so genannte "Rattenschwänze"[wp] in Mode - zwei Zöpfe schräg hinter oder schräg über den Ohren, auch als Dutt[wp]-Variante, die vorher für erwachsenen Weiber untragbar waren, da sie als Kinderfrisur galt. Auch der Pferdeschwanz[wp] war sehr verbreitet. Wenn ein Pony[wp] getragen wurde, war dieser sehr kurz geschnitten. Als Accessoire dienten Haargummis mit Blumen und Haarspangen in grellen Farben oder glitzernd, die ursprünglich für Kinder produziert worden waren. Auch geflochtene Rasta-Zöpfe[wp] wurden getragen. Weiber mit kürzeren Haaren trugen eine am Hinterkopf gestufte und toupierte Bobfrisur[wp], eventuell mit Zick-Zack-Scheitel oder anderen kreativen Scheitelformen.
Einen Tabubruch bildeten Metall- oder bunte Plastik-Piercings an Nase, Augenbraue[wp], Lippe, Zunge oder Bauchnabel[wp] sowie Tätowierungen[wp], meist Tribals. In dieser Zeit entstand auch das so genannte Arschgeweih[wp].
Girlie als Bewegung
Weil die Protagonistinnen - von der Punkerin über die Raverin bis zum Popstar - ganz unterschiedliche Ziele und Interessen verfolgten, kann von einer Formierung im Sinne einer Bewegung keine Rede sein. Girlie ist weniger eine Identifikationsfigur als vielmehr ein mediales Phänomen. Der Ursprung war die feministische Riot-Grrrl[wp]-Bewegung, welche innerhalb der Punk- und Hardcore-Szene und gemeinsam mit der Grunge[wp]-Szene entstand. Die Ablehnung von, den Bruch und das postmoderne Spiel mit vorhandenen Frauenrollenmustern haben Riot-Grrrl-Bewegung und Girlie gemeinsam. Bei Riot Grrrl hat dieser Bruch eine politisch-kämpferische Komponente, beispielsweise den Kampf um Gleichberechtigung. Bei Girlie geht es eher um Stilfragen, Hipness und Identität durch den Konsum der "richtigen" Kleidung. Das Riot Grrrl fertigte unter dem Schlagwort "do it yourself" seine Kleidung eher selbst, während das Girlie die umworbenen Kundin im entsprechenden Markttrend wurde, die zunehmend Einfluss auf die Waren und Medienwelt ausübt.
Girlie und der Feminismus
Aus der Sicht von Feministinnen der zweiten Generation wie Alice Schwarzer stellt das Girlie-Phänomen einen Rückschritt dar - es befördere eine konsum- und lustorientierte Weiblichkeit ohne sich Diskriminierungen kritisch entgegenzustellen. Das Girlie werde wieder zur Komplizin frauendiskriminierender Strukturen eines patriarchalischen Systems und stehe damit auf einer Stufe mit den Frauengenerationen vor der Emanzipationsbewegung.[1] Die gesellschaftspolitisch und sozial desinteressierten Girlies betrieben nur die erlaubte Emanzipation, und ihre Revolte sei eine Scheinrevolte, die auf die Möglichkeit einer Veränderung verzichte.[2] Auf jeden Fall stelle der konsum- und lustorientierte Frauen- und Mädchentrend eine radikale Abkehr von den feministischen Werten der 1970er Jahre dar. Auffallend ist der zeitliche Abstand von 20 Jahren, der den Spiegel bewog, von "Emmas Tochter" zu schreiben, die den in die Jahre gekommenen Feminismus durch einen neuen Frauentyp ablöse.[3]
Dabei haben die Feministinnen der zweiten Generation die um 1990 anrückende dritte Welle des Feminismus nicht wahrnehmen und wertschätzen können. Angela McRobbie[wp] sieht die Girlie-Kultur wie deren feministische Kritikerinnen im Kontext eines "generationsspezifischen Antagonismus", das heißt eines typischen Generationenkonfliktes[wp] durch die Einführung konträrer Werte bei der jungen Generation, und meint, dass diese Problematik bewirke, dass aus der feministischen Perspektive der Mütter die Kraft dieser Bewegung unterschätzt würde. Dabei sei gerade dieses männlich lümmelhafte und umgekehrt sexistische Verhalten von Girlies ein Anzeichen für einen vollzogenen, unumkehrbaren sozialen Wandel.[4]
Girlie und noch viel mehr Riot Grrrl repräsentieren den stark popkulturell geprägten Postfeminismus, den Feminismus der 3. Welle. Es gibt einen selbstverständlichen Umgang mit den Erfolgen des Feminismus der zweiten Welle wie die formale Gleichstellung von Männern und Weibern. Die Geschlechterrollen sind brüchiger und durchlässiger geworden, es gibt mehr Handlungsspielraum für junge Weiber. Girlie - auch als Marketing-Strategie - vereint männlich und weiblich konnotierte Eigenschaften (Erotik, Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit, frei von Zwängen, Spaß) und repräsentiert ein moderneres Frauenbild als Identifikationsangebot. Dennoch sind Männer weiterhin dominant.[5]
Girlie-Protagonistinnen
Girly Girl
A girly girl is a woman or a young lady/teenager who chooses to act in the traditional feminine way. It does not mean being skanky or trashy because that's just tacky. Being girly does not mean loving pink you could like blue or green it does not matter. Being girly is embracing your femininity in a very optimistic, sophisticated way. Not all girly girls are mean, and if they are it is not because they are girly it probably means that they don't care about others feelings. Girly girls are suppose to be optimistic,kind,confident women. If you think girly girls are otherwise, I believe you should do some more research and not on Urban Dictionary.
(This is a conversation between girly girls, believe it or not.) |
– Urban Dictionary[6] |
Deutsche Übersetzung |
Wenn Sie Ihrem Aussehen etwas weibliches Flair verleihen wollen, hier erfahren Sie, wie Sie ein mädchenhaftes Weib sein können. |
Englisches Original |
If you want to add some feminine flair to your look, here's how to be a girly girl. - Keyaani [7] |
Galerie
Mädchengruppen:
Japanische Mädchengruppe Momoiro Clover Z[wp]
Koreanische Mädchengruppe Girls' Generation[wp]
Brasilianische Mädchengruppe Rouge[wp]
Einzelnachweise
- ↑ Gabriele Steckmeister: Komplizinnen, in: Peter Heinrich Jochen Schulz zur Wiesch (Hrsg.): Wörterbuch zur Mikropolitik, VS Verlag, 1998, ISBN 3-8100-2013-3, S. 135-136
- ↑ Angela Volkmann: Eva wo bist du? Die Geschlechterperspektive im Religionsunterricht am Beispiel einer Religionsbuchanalyse zu biblischen Themen, Königshausen & Neumann, 2004, ISBN 3-8260-2641-1, S. 65
- ↑ Dieter Herberg, Michael Kinne, Doris Steffens: Neuer Wortschatz. Neologismen der 90er Jahre im Deutschen, in: Schriften des Instituts für Deutsche Sprache, Walter de Gruyter, 2004, ISBN 3-11-017750-1, S. 141
- ↑ Angela McRobbie: Muskelpakete und Schwänze. Die Bedeutung der Girlie-Kultur, in: Anette Baldauf, Katharina Weingartner (Hrsg.): Lips Tits Hips Power? Popkultur und Feminismus, Folio, ISBN 3-85256-077-2, S. 278
- ↑ Professur für Frauenforschung an der Universität Potsdam (Hrsg.): Filmfrauen - Zeitzeichen Frauenbilder im Film der 40er, 60er und 90er Jahre - Diva, Arbeiterin, Girlie, Band III: Girlie, in: Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung, 1. Jahrgang, Heft Nr. 3/1997, 2. verbesserte Auflage Februar 1998
- ↑ Urban Dictionary: Girly Girl
- ↑ Keyaani: 7 Helpful Hints for Girls Struggling to Be a Girly Girl, All Womens Talk am 3. Juni 2019
Querverweise
- Femme fatale
- All-American Girl ("Girl Next Door")
- Barbie
- Bimbo
- It-Girl
- Lolita
- Valley girl
- Wildfang (Tomboy)
- Infantilisierung
Netzverweise
- wikiHow:
- Mädchenhaft sein (Achte auf dein Aussehen - Zieh dich mädchenhaft an - Schaff dir einen mädchenhaften Raum - Verhalte dich mädchenhaft)
- How to Be a Girly Girl (Taking Care of Your Appearance - Dressing like a Girly Girl - Creating a Girly Space - Acting like a Girly Girl)
- Cómo ser una chica femenina (Cuidar tu apariencia - Vestirte como una chica femenina - Crear un espacio femenino - Actuar como una chica femenina)
- How to Be a Girly Girl - The Vintage Vegan (4. November 2018) (Länge: 6:06 Min.)