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Erinnerungskultur

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Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern[wp] mit der "Ewigen Flamme" am Erinnerungsort Zizernakaberd[wp] in Jerewan[wp] (2014)

Der Begriff Erinnerungskultur, auch Geschichtspflege, bezeichnet den Umgang von Einzelpersonen, Gemeinschaften und Gesellschaften mit der eigenen Vergangenheit und Geschichte. Erinnerungs­kulturen sind die historisch und kulturell variablen Ausprägungen von kollektivem Gedächtnis[wp].[1]

Der thematische Schwerpunkt dieses Artikels ist die Erinnerungskultur in Deutschland.

Begriff

Die Erinnerungskultur zählt zu den Leitbegriffen der Kulturwissenschaft[wp]. Hans Günter Hockerts[wp] sieht Erinnerungskultur als lockeren Sammelbegriff "für die Gesamtheit des nicht spezifisch wissenschaftlichen Gebrauchs der Geschichte in der Öffentlichkeit".[2]

Christoph Cornelißen[wp] bezieht den wissenschaftlichen Bereich mit ein und versteht Erinnerungskultur "als einen formalen Oberbegriff für alle denkbaren Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse, seien sie ästhetischer, politischer oder kognitiver Natur". Sie vollziehe sich in allen Formen des kollektiven Gedächtnisses[wp], im geschichts­wissen­schaftlichen Diskurs, aber auch in privaten Erinnerungen. Träger der Erinnerungskultur können Individuen, soziale Gruppen sowie Staat und Nation sein. Alle Formen der Aneignung der erinnerten Vergangenheit (Texte, Bilder, Denkmäler, Bauten, Feste, Rituale etc.) seien gleichberechtigte Bestandteile der Erinnerungskultur. Der Begriff sei "synonym mit dem Konzept der Geschichtskultur[wp], aber er hebt stärker als dieses auf das Moment des funktionalen Gebrauchs der Vergangenheit für gegenwärtige Zwecke, für die Formierung einer historisch begründeten Identität ab".[3]

Nach Jan Assmann[wp] wird mit der Erinnerungskultur an die eigene soziale Gruppe die Frage: "Was dürfen wir nicht vergessen?" gestellt und beantwortet; insofern wirke Erinnerungskultur gemeinschafts­stiftend.[4] Erinnerungskultur ist nur möglich, wo die Vergangenheit durch Zeugnisse irgendwelcher Art präsent sei und wo diese eine charakteristische Differenz zur Gegenwart aufweise. "Erinnerungskultur" ist nicht gleichbedeutend mit dem ähnlichen Begriff der "Tradition"[wp], da dieser den Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschleiere und die Kontinuität in den Vordergrund rücke.[5]

Aleida Assmann[wp] sieht den Begriff Erinnerungskultur "inflationär ausgebreitet" mit sehr verschiedenen Bedeutungen. Sie sieht drei Bedeutungen des Begriffs "Erinnerungskultur", die erste als Sammelbegriff für die "Pluralisierung und Intensivierung der Zugänge zur Vergangenheit" auf dem Hintergrund, dass die Erinnerungsarbeit[wp] zunehmend den Bereich des akademischen Spezialistentums überschritten hat. Die zweite Bedeutung sei "die Aneignung der Vergangenheit durch eine Gruppe" mit identitäts­stiftender Wirkung, die damit ihre Werte bestätigen kann. Zum dritten sieht sie "die ethische Erinnerungskultur" als kritische Auseinander­setzung mit Staats- und Gesellschafts­verbrechen, wobei besonders die Opferperspektive zum Tragen kommt.[6]

Durch eine ausgeprägte Erinnerungskultur werden die nicht so herausgestellten Elemente jedoch dem Vergessen[wp] preisgegeben.[7]

Ausdruck und Formen

Friedhof in Tokio[wp]
Hermannsdenkmal[wp] (1875): Traditionelle Erinnerungskultur mit verklärendem und teilweise verfälschendem Duktus

Die älteste und verbreitetste Form der Erinnerungskultur besteht in der Anlage von Grabmälern[wp] und Friedhöfen[wp] mit der Weiterentwicklung zu Mausoleen[wp]. Extreme Ausprägungen sind monumentale Grabstätten wie die Pyramiden von Gizeh[wp] oder die auf manche Menschen bizarr wirkende öffentliche Zurschaustellung von eigens zu diesem Zweck konservierten Leichnamen wie zum Beispiel im Lenin-Mausoleum[wp] in Moskau.

Beispiele für private oder subjektive Ausformungen der Erinnerungskultur sind Familienalben, Ahnenforschung[wp] oder verschiedene Jubiläen mit persönlichem oder familiärem Bezug. Bei bestehendem öffentlichem Interesse[wp] können Werke der Erinnerungskultur amtlich zu Kulturgut[wp] oder zum Kulturdenkmal[wp] ernannt werden.

Zur Erinnerungskultur bestimmt sind Archive, deren Material durch die Geschichts­wissenschaft erschlossen werden kann. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung schlägt sich in Schriften diverser Art wie wissenschaftlichen Monographien, Beiträgen in Fachzeit­schriften oder Festschriften nieder.

Eine große Rolle spielen auch die öffentliche Dokumentation und die mediale Darstellung in öffentlichen, kirchlichen und privaten Museen. Neben dauerhaften Präsentationen kann eine große Öffentlichkeit mit Sonder­ausstellungen erreicht werden, die nicht nur in Museen präsentiert werden; großes Medienecho fand beispielsweise die Preußen­ausstellung[wp] im Jahre 1981. Die Wehrmachtsausstellung[wp] aus den 1990er Jahren zeigte exemplarisch, dass Ausstellungen nicht nur der Erinnerungskultur dienen, sondern auch bei kontroversen Themen den Meinungs­bildungs­prozess initiieren und beeinflussen können.

Denkmäler[wp] sind Stätten der öffentlichen Erinnerungskultur, deren Zweck darin besteht, für die Nachwelt die Erinnerung an bestimmte Personen und historische Ereignisse zu dokumentieren. Ein in Europa verbreiteter Typ dieser Art von öffentlicher Stätte stellt das Kriegerdenkmal[wp] dar. Öffentliche Erinnerungs­stätten, die die Funktion ausüben, negativ konnotierte Ereignisse für die Nachwelt zu dokumentieren, werden als Mahnmäler[wp] bezeichnet. Einen eigenen Typ bilden die national­historisch bedeutsamen Personen, Organisationen oder Ereignissen gewidmeten National­denkmäler[wp], die vorwiegend im 19. Jahrhundert entstanden.

Denkmäler für Personen werden fast ausschließlich erst nach dem Tod der jeweiligen Person errichtet. Ausnahmen von dieser Regel dienen vor allem der politischen Instrumentalisierung der Objekte im Rahmen einer kultischen Überhöhung und Huldigung der durch selbige repräsentierten Person. Die Denkmäler[wp] für Kaiser Wilhelm I.[wp] sind nach dessen Tod errichtet worden, wohingegen von den zahlreichen Bismarck­denkmälern[wp] viele schon zu Lebzeiten des Reichskanzlers[wp] entstanden sind. Die Personen gewidmeten Denkmäler stellen dieselben figurativ dar, es können aber auch andere Objekte mit dem Namen der Person erinnernd verknüpft werden, wie zum Beispiel ein Bismarckturm[wp] oder ein Goethestein[wp].

Erinnerungskultur vollzieht sich mit identitäts­stiftendem oder -erhaltendem Charakter auch in öffentlichen Veranstaltungen, so bei der Gestaltung nationaler Gedenktage[wp] mit oft ritualisierten Formen wie Militärparaden oder Kranz­niederlegungen[wp]. Durch die Vergabe von Preisen[wp] nicht nur historischen Charakters kann ebenfalls ein Beitrag zur Erinnerungskultur geleistet werden, wie zum Beispiel die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels[wp] in der Frankfurter Paulskirche[wp] oder des Internationalen Karlspreises[wp] im historischen Aachener Rathaus[wp]. Lehrstuhl­widmungen[wp] wie der Romano-Guardini-Lehrstuhl[wp] oder Vorlesungen, die an berühmte Personen erinnern wie etwa die Gauß-Vorlesung[wp] der Deutschen Mathematiker-Vereinigung fungieren als institutionelle Garanten der wissenschaftlich basierten Erinnerungskultur.

Wikinger-Reenactment
Dampfzug der Landes­eisenbahn Lippe[wp] bei musealen Fahrten

Bis ins Alltagsleben hinein wirken Namensgebungen öffentlicher Verkehrsflächen (etwa eine "Straße des 17. Juni"[wp]) und Gebäude. Beliebte erinnerungs­kulturelle Trägermedien sind auch Sondermarken und Gedenkmünzen. Abbildungen von Personen werden, ausgenommen bei regierenden Herrscher­persönlichkeiten, grundsätzlich erst nach dem Ableben der jeweiligen Person gefertigt. Eine analoge Regelung gilt auch für Straßen­benennungen.

Erinnerungskulturelle Aktivitäten sind nicht an den Ort des historischen Ereignisses gebunden (Gedenk­veranstaltungen[wp] im Bundestag). Dennoch kommt dem Ort, wenn er bekannt und zugänglich ist, im Regelfall eine besondere Bedeutung für die Errichtung von Gedenkstätten oder die praktizierte Erinnerungskultur zu (Völkerschlachtdenkmal[wp] in Leipzig, Holocaust-Gedenk­stätten[wp]). Die Unklarheit über den Ort eines Ereignisses kann nicht nur die Forschungs­tätigkeit dazu anregen (zum Beispiel Theorien über den Ort[wp] der Varusschlacht[wp]), sondern auch die Berechtigung örtlicher Erinnerungs­stätten in Frage stellen (zum Beispiel Museum Kalkriese[wp]).

Erinnerungskultur kann auch durch szenisches oder funktionales Handeln hergestellt werden, wofür Reenactment[wp]-Events bzw. der museale Betrieb historischer Verkehrs­mittel[wp] als Beispielfälle zu nennen sind.

Daneben spielen auch Gedenkstätten, Gedenktage, Verdienst-, Ehren- und Versehrten­orden[wp] sowie Mahn- und Denkmale eine größere Rolle. Ihnen kommt als Ausdruck "gedenk­staatlicher" Regulation kollektiver Erinnerung nicht nur kultureller, sondern auch vergangenheits­politischer und folglich ideologischer Wert zu. Als Ausdruck offiziellen Bemühens um wenn nicht verbindliche, so doch staats­gesellschaftlich normativierte (also politisch-repräsentativ gewünschte) Herkunfts-, Ereignis- und Folgen­deutung kommunizieren die Formen der "Gedenk­staatlichkeit" kollektiv opportune Interpretations­muster. So bedienen praktizierte politisch-moralische Bekenntnisse, öffentliche Inszenierungen und politische Monumente häufig zeit-, kultur- und regime­gebundene Werte und sind folglich Bestandteile repräsentativer Symbolpolitik konkreter Gesellschafts­ordnungen.[8]

Die Rolle des Staates

Denkmalplakette[wp]
Überreste des Stalin-Denkmals in Budapest 1956

Die Funktion des Staates im Rahmen der Erinnerungskultur besteht in ihrer ideellen und finanziellen Förderung. Weiterhin treten öffentliche Körperschaften als Träger von Institutionen wie Archiven, Museen oder historischen Gebäuden in Erscheinung. Beispiele dafür sind das Bundesarchiv[wp], das Preußenmuseum[wp] des Landes Nordrhein-Westfalen oder die Verwaltung der staatlichen Schlösser des Landes Bayern[wp]. Nicht selten wird das Kulturgut zur Bewahrung und Erschließung in Stiftungen eingebracht wie zum Beispiel der Stiftung Preußischer Kulturbesitz[wp].

Staatsaufgabe ist auch die Schaffung des rechtlichen Gestaltungs­rahmens, zum Beispiel durch Gesetze zum Denkmalschutz[wp]. Einen Extremfall in demokratisch verfassten Staaten stellt die rechtliche Grenzsetzung für inhaltliche Aussagen im Fall der Holocaustleugnung dar, wenn sie wie in Deutschland als Strafdelikt definiert ist. Ein aktiver staatlicher Eingriff in die Erinnerungskultur liegt auch vor, wenn Gebäude beseitigt werden, die als mögliche Erinnerungsorte geeignet wären, wie zum Beispiel der Garnisonskirche[wp] in Potsdam oder der Reichskanzlei[wp] in Berlin in der Nachkriegszeit.

Fragen der öffentlichen Erinnerung und Geschichts­wahrnehmung sind eng mit Fragen der Legitimation von Macht­ansprüchen und einer nationalen Identitäts­stiftung verbunden. Dies kann zu einer staatlichen Ritualisierung der Erinnerungskultur führen. Diese Politisierung der Erinnerungs­kultur wird insbesondere sichtbar bei Regime­wechseln, bei denen die bisherige Deutung mancher historischer Ereignisse durch die neue Macht verändert wird. Ein sichtbares Beispiel kann dann der Umgang mit Denkmalen sein, die an Helden des vorigen Regimes erinnern, die aber nach dem Regimewechsel nicht mehr dasselbe Ansehen genießen.

Kniefall von Warschau[wp]

Bei solchen Gelegenheiten können den Staats­monumenten früherer politischer Regimes Gegendenkmale, Ergänzungs­tafeln oder Ersatz­funktionen beigegeben werden oder die Funktionen geschichtlicher Bauten verändert werden, zum Beispiel die Umwidmung von früheren monarchischen Schlössern zu Parlaments-, Bibliotheks- oder Universitäts­haupt­gebäuden. Durch solche demonstrativen Umwidmungen wird eine Relativierung oder Distanzierung von vordem für erinnerungs- oder gar verehrungs­würdig befundenen Geschehnissen, überholten politischen Ordnungen oder gesellschaftlichen Bräuchen und Sitten angestrebt.[8]

Das Bestreben politischer Machthaber, Inhalt und Richtung der Erinnerungskultur vorzugeben oder zumindest zu beeinflussen, ist schon in den antiken Kulturen greifbar, zum Beispiel bei der ikonographischen Gestaltung der Erinnerung an die Schlacht bei Kadesch[wp].[9] In gleiche Zeiträume zurückverfolgen lässt sich auch die Verhinderung einer Erinnerungs­kultur im Sinne einer Damnatio memoriae[wp], zum Beispiel in der Nachfolge des Pharaos Echnaton[wp].[10]

Politische Führungspersönlichkeiten eines Staates haben verschiedentlich die Initiative ergriffen, durch Reden, Gesten und politische Handlungen Erinnerungs­kulturen zu verändern. Als Aufbruch einer auf die jeweilige eigene Nation gerichteten Erinnerungs­kultur hin zu einer Position der Völkerverständigung[wp] wurden zum Beispiel die Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Reims[wp] angesehen, die Staatspräsident Charles de Gaulle[wp] und Bundeskanzler Konrad Adenauer[wp] im Juli 1962 gemeinsam besuchten und damit die deutsch-französische Freundschaft[wp] einleiteten. Ähnlich wahrgenommen wurden auch Willy Brandts Kniefall von Warschau[wp] am Warschauer Ghetto-Ehrenmal[wp] oder die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker[wp] zum 40. Jahrestag des Kriegsendes[wp].

Multiperspektivität der Erinnerungskultur

Hauptartikel in Wikipedia: Vergangenheitsbewältigung
Spanischer Bürgerkrieg: Franquistisches Staats­monument im Tal der Gefallenen[wp]
Picassos[wp] Sicht des spanischen Bürgerkriegs: Guernica[wp]
Denkmal für ermordete Sinti und Roma[wp] im Großen Tiergarten[wp] in Berlin (Detail: Brunnenmitte mit Stein und frischer Blume auf Dreieck, das an den KZ-Winkel[wp] erinnert)

In den ersten Jahren der Bundesrepublik Deutschland zeigten sich Schwierigkeiten, eine Erinnerungskultur zu den Ereignissen des 20. Julis 1944[wp] zu etablieren, da diese damals noch kontrovers beurteilt wurden, der Historiker Norbert Frei[wp] spricht von einem "Erinnerungskampf", der die frühen fünfziger Jahre in hohem Maße prägte.[11]

Im sowjetischen Klientelstaat DDR gab es eine andere Erinnerungskultur als im US-amerikanischen Klientelstaat BRD. Die Nutzungs­geschichte des Baukomplexes Prora[wp] auf Rügen ist ein Beispiel unvollständiger Erinnerungskultur. Geplant als KdF-Seebad[wp] während der NS-Zeit, aber nie vollendet, gehörte er als Kaserne zu den größten und berüchtigtsten Militär­standorten in der DDR mit system­stabilisierender Funktion. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Funktion der NS-Zeit wird die Nachkriegs­geschichte erst seit einigen Jahren zum Gegenstand der Erinnerungskultur.[12][13][14]

In einem multiethnischen Kontext können durch die Vielfalt der Erinnerungen verschiedene Erinnerungs­kulturen zu bestimmten historischen Ereignissen entstehen, zum Beispiel in Ländern wie der Ukraine, wo die ethnische und sprachliche Bevölkerungs­zusammen­setzung sich im Zweiten Weltkrieg[wp] drastisch verändert hat. In einer Stadt wie Czernowitz[wp], die durch den Holocaust einen erheblichen Teil der jüdischen Bevölkerung verloren hat, bleiben noch Spuren dieser Kultur greifbar, die als Ansatz einer Erinnerungskultur dienen können.[15]

Gleiche historische Ereignisse kontroversen Charakters ziehen bei den beteiligten Parteien jeweils eigene Formen der Erinnerungskultur nach sich; ein Beispiel sind die Erinnerungsorte des spanischen Bürgerkriegs[wp]. Der politische Charakter der Erinnerungskultur wird insbesondere sichtbar bei Regimewechseln, bei denen die bisherige Deutung mancher historischer Ereignisse durch die neue Macht verändert wird.

Die Erinnerungskultur hinsichtlich Völkermorden hat in vielen Ländern ein erhebliches Konflikt­potenzial, insbesondere wenn dies auch heute noch benachteiligte Minderheiten betrifft. Beispiele hierfür sind der Aufstand der Herero und Nama[wp] in Namibia[wp], der Völkermord an den Armeniern[wp] in Armenien und der Türkei und der Völkermord in Ruanda[wp]. Auch andere Formen der Gewalt wie die Apartheid in Südafrika, die Terrorherrschaft der Roten Khmer[wp] in Kambodscha[wp], die Verbrechen Stalins[wp] in der Sowjetunion[wp] bzw. Maos[wp] in China oder die Kriegsverbrechen[wp] der japanischen Armee[wp] in Ost- und Südost­asien während der Kolonial­herrschaft in Korea, dem Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs[wp] und dem Zweiten Weltkrieg sind heute noch in großen Teilen unzureichend aufgearbeitet.

An den Völkermord Porajmos[wp] an der europäischen Roma-Bevölkerung im Nationalsozialismus erinnern Geschichtsmuseen und Gedenkstätten in Polen, Tschechien, Ungarn und Deutschland. Deutsche Gedächtnisstätten sind das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas[wp] und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma[wp].

Das Erinnern kann gezielt eingesetzt werden, um vergangene Konflikte aufzuarbeiten und letztlich zu überwinden. Dafür beispielhaft sieht Aleida Assmann die Wahrheits- und Versöhnungs­kommission[wp] in Südafrika, die nach der Beendigung der Apartheid-Politik tätig wurde. Die letztmalige Erinnerung an geschehenes Unrecht bietet die Voraussetzung für die Versöhnung: das Erinnern hat eine katharsische[wp] Funktion.[16]

Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion

Die Konservierung[wp], Restaurierung[wp] und Rekonstruktion[wp] von historischen Objekten stellt eine wichtige materielle Voraussetzung für die Gewährleistung der Erinnerungs­kultur dar. Beispiele zur Sicherung der Erinnerungs­kultur sind die Konservierung von Schriftstücken wegen der Gefahr des Zerfalls des Beschreib­materials[wp] oder der Nicht­entziffer­barkeit[wp], aber auch die technische Lesbarkeit digital archivierter Texte, die Rekonstruktion durch Entzifferung eines Palimpsestes[wp], die Aufdecken des Entstehungs­prozesses von Bau- und Kunst­werken, aber auch die Rekonstruktion ihres hypothetischen Original­zustandes wie bei der Restaurierung der Sixtinischen Kapelle[wp].

Bild aus der Zeit des Wiederaufbaus der Dresdner Frauen­kirche[wp] (Mai 2003), die alten schwarzen Gebäudeteile sind deutlich erkennbar
Teilansicht des Gebäude­ensembles der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis­kirche, 2004

Über die Durchführung der Rekonstruktion von Gebäuden stehen divergierende Haltungen neben- und gegeneinander. Zum einen kann eine strikte Konservierung eines vorgefundenen Zustandes versucht werden. Ein Beispiel dafür ist die Beibehaltung des Trümmerhaufens nach einem Bombenangriff, wie bei der Ruine der Dresdner Frauenkirche[wp] zur Zeit der DDR. Zum anderen kann das Überlieferte in ein neues Gesamtbauwerk integriert werden, wie etwa bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche[wp] in Berlin von Egon Eiermann[wp] oder der Pinakothek[wp] in München von Hans Döllgast[wp]. Mitunter ist eine besondere Art der Rekonstruktion in Form der Anastylose[wp] möglich, bei der die genaue Position vieler noch vorhandener Steine berechnet und diese alten Teile in den neuen Bau entsprechend eingefügt werden, wie es beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche ab 1991 geschah.

Neben Restaurierungen und Rekonstruktionen im Sinne Eugène Viollet-le-Ducs[wp], bei denen ein ursprünglich gedachter, vollkommener Zustand hergestellt werden soll, wie zum Beispiel in der wilhelminischen Epoche[wp] das römische Kastell Saalburg[wp], werden auch zerstörte historische Straßenzüge wie zum Beispiel in den Altstädten von Warschau[wp] und Danzig[wp] und ähnlich am Frankfurter Römerberg[wp] rekonstruiert, wobei die von außen sichtbare Bausubstanz den historischen Eindruck wiedergibt, das Innere jedoch neuzeitlich gestaltet ist. Die Warschauer Rekonstruktion wurde zum Weltkulturerbe der UNESCO[wp] erklärt.

Eine besondere Art von Rekonstruktion liegt vor, wenn ein neues Gebäude am Ort eines früheren errichtet wird, dem architektonische Elemente eingefügt werden, die diesem alten Gebäude entsprechen, wie beim Bau des Humboldt Forums[wp] am Ort des zerstörten Berliner Schlosses[wp], um den früheren städtebaulichen Zustand nachzuempfinden. Eine weitere Besonderheit dieser Maßnahme liegt darin, dass der Neubau den zwischenzeitlich entstandenen Palast der Republik[wp] ersetzt, der seinerseits selbst eine eigene Geschichtsepoche repräsentierte.

Erinnerungskultur zum Holocaust

Stolperstein[wp] für NS-Opfer

Eine besondere Bedeutung kommt im deutschsprachigen Raum der Erinnerungskultur an den Holocaust zu wegen seines Umfangs, seines Ausmaßes und seiner ethischen Dimension. Nach Aleida Assmann[wp] fand die Aufarbeitung der NS-Zeit in der Nachkriegszeit in zwei Phasen statt. In der ersten, die als Vergangenheitsbewältigung[wp] oder Politik des Schlussstrichs[wp] bezeichnet wird, konzentrierte man sich auf symbolische Aktionen von abschließendem Charakter, wie zum Beispiel die von Adenauer[wp] und de Gaulle[wp] gemeinsam besuchte Versöhnungsmesse in Reims oder die Entwicklung des Verhältnisses zum Staat Israel. Diese Art des Vergessens, als dialogisches Vergessen bezeichnet, sollte die durch Erinnerung hervorgerufenen Einstellungen wie Hass oder Rache vermeiden.[17] In einer anschließenden zweiten Phase, die sich seit den 1980er Jahren verstärkte, setzte sich die Überzeugung durch, dass Versöhnung nur durch gemeinsames Erinnern möglich wird, zwischen den Nachkommen der Opfer und denen der Tätergeneration.[18]

Wichtige Erinnerungsorte[wp] an den Holocaust sind die Gedenkstätten[wp] auf den Geländen ehemaliger Konzentrationslager[wp]. Den dezentralen Gegenpol bilden die vielerorts verlegten Stolpersteine[wp], die an zum Auszug gezwungene, verschleppte und ermordete Personen an ihren früheren Wohnorten namentlich erinnern. Seitdem die meisten Überlebenden durch den Zeitablauf nicht mehr am Leben sind, gewinnen in Deutschland kleine, dezentrale Gedenkorte an Bedeutung, (ehemalige) Synagogen, Wohnstätten, ehemals jüdische Schulen, überlieferte Ritualgegenstände. Ihre Entstehung und ihr Fortwirken gehen oft auf lokale Bemühungen von ehrenamtlich tätigen Personen zurück.[19]

Das Humberghaus Dingden, im Ehrenamt betrieben

Den Charakter eines zentralen Mahnmals hat das Denkmal für die ermordeten Juden Europas[wp] in Berlin-Mitte, mit dessen Errichtung in den 1990er Jahren zahlreiche Kontroversen verbunden waren, die den Ort der Gedenkstätte betrafen, die künstlerische Ausführung, die Finanzierung, aber auch die Frage, welchen Opfergruppen durch das Denkmal gedacht werden soll.

Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost 1988

Art und Umfang des Erinnerns an den Holocaust waren öfter Gegenstand heftiger, auch emotional geführter Kontroversen, wie zum Beispiel die Rede zum 50. Jahrestag[wp] der Reichs­pogrom­nacht[wp] des Bundestags­präsidenten Philipp Jenninger[wp] am 9. November 1988 und der im Jahre 1986 begonnene so genannte Historikerstreit[wp]. Dieser wurde zwar überwiegend von Fach­wissen­schaftlern geführt, die sich in zwei Lagern unvermittelbar gegenüber standen, bediente sich aber nicht der üblichen Medien des wissenschaftlichen Diskurses, sondern wurde weitgehend durch Artikel und Leserbriefe in großen Tages- und Wochen­zeitungen vor einer großen Öffentlichkeit ausgetragen, wodurch der Streit eine außergewöhnliche mediale Beachtung erhielt.[20] Der Historikerstreit, der die Singularität des Holocausts[wp] beziehungsweise seine mögliche kausale Verknüpfung mit dem stalinistischen Terror[wp] zum Gegenstand hatte, blieb ergebnislos und lieferte "keinen Erkenntnisgewinn über die Funktionsweise des national­sozialistischen Terrors". Historiker beider Lager stritten um die "Deutungshoheit der deutschen Identität nach dem National­sozialismus" und instrumentalisierten insoweit Auschwitz für ihre jeweilige Position.[21]

Diskussion um das zentrale Holocaust-Mahnmal

Hauptartikel in Wikipedia: Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Denkmal für die ermordeten Juden Europas[wp] in Berlin

Nach Jan-Holger Kirsch[22] spielte beim Streit um das Berliner "Holocaust-Mahnmal" eine Erinnerungskultur, eine historische Trauer nur eine nachgeordnete Rolle; seine eigentliche Bedeutung besteht in einer "Neudefinition ‚nationaler Identität‘ im vereinten Deutschland".[23] Das Mahnmal gilt als prominentes Exponat der "Berliner Republik"[wp], in der Bekenntnisse zur Nation und Bekenntnisse zur historischen Schuld nicht mehr als Widerspruch empfunden werden.[24] Der Holocaust wird dabei in den Dienst einer Identitätspolitik genommen, bei der insbesondere die Juden trotz ostentativer Vereinnahmung erneut ausgeschlossen werden.[25]

Eine wichtige Rolle hatte zudem der Mitte der 1990er ausgetragene Konflikt zwischen dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland[wp] Ignatz Bubis[wp] und Bundeskanzler Helmut Kohl um die Ausgestaltung der Neuen Wache[wp] in Berlin. Diese wurde von ersterem unter der Bedingung akzeptiert, ein zentrales Holocaustmahnmal zu bauen, aber dafür dort keine anderen Opfergruppen wie z. B. Sinti und Roma[wp] zuzulassen.[26][27]

Kritik an der Holocaust-Erinnerungskultur

Authentizitätsverlust durch Sakralisierung

KZ-Gedenkstätte Dachau[wp] im Luftbild

Der Historiker K. Erik Franzen meint zum ehemaligen KZ Dachau[wp], die Topographie des Geländes habe durch die Errichtung verschiedener sakraler Gedenkorte mit der Leitidee christlicher Versöhnung eine stark religiöse Ausrichtung erhalten. "Der ‚authentische‘ Ort löste sich im Zuge des Umgangs mit der Vergangenheit nahezu auf - falls es authentische Orte überhaupt gibt."[28]

Hans Günter Hockerts[wp] fordert, die rituelle Zeremonie des Gedenkens in Dachau von der differenzierten geschichtlichen Erforschung der Geschichte zu trennen.[29]

Suggestive Musealisierung

Die Literaturwissenschaftlerin und Holocaustüberlebende Ruth Klüger[wp] bestritt in ihrer Autobiographie am Beispiel des KZ Dachaus die Eignung von Erinnerungs­stätten als Lernorte[wp] und Museen. Dachau sei so sauber und ordentlich, es wirke geradezu einladend, indem es eher an ein Ferienlager erinnere als an eine Folter- und Haftstätte.[30] In einem Gespräch über die zunehmende Memorialisierung der Erinnerung äußerte sie, "Pathos und Kitsch" würden den Blick auf die Realität verstellen und auch den Opfern nicht gerecht werden.[31] Aleida Assmann kommentiert, für Klüger seien die "musealisierten Erinnerungsorte" zu "Deckerinnerungen" geworden.[32]

Ritualisierende Sprache

Sigrid Jacobeit[33] sieht das Problem, dass durch die Sprache des Gedenkens das zu Erinnernde aus dem Kontext der Vergangenheit herausgenommen und in einen neuen, evtl. politisch motivierten gestellt wird:

Zitat: «Sprache des Gedenkens ritualisiert, sie selektiert, variiert, vereinheitlicht und tendiert dazu, eindeutige, der jeweiligen Gesellschaft entsprechende Geschichts­bilder zu transportieren. Die Vergangenheit wird entkontextualisiert, damit von den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Konzepten entkoppelt, und es wird gar der Versuch unternommen, 'die Vergangenheit zu bewältigen und für alle Zeiten unschädlich zu machen'. 'Nie wieder!' - steht hierfür als mahnend-trügerische Losung.[34]»

Schablonen

Der Fall einer in der Öffentlichkeit zunächst gefeierten Holocaust-Beschreibung von Binjamin Wilkomirski[wp], die später als erfundene "Autobiographie" erkannt wurde, führte Aleida Assmann[wp] zu der Aussage, dass die Kultur der Erinnerung teilweise zur "Schablone" werde, wobei das Passförmige als das Authentische gelte und das Nicht­passförmige abgestoßen werde.[35][36]

Quasireligiöse Ritualisierung

Florian Wenninger[wp] sieht die problematischen Aspekte der etablierten Gedenkkultur in der quasireligiösen Ritualisierung[wp] des Gedenkens, in der Erzielung eines Konsenses durch radikale Entkontextualisierung[wp], in der Befriedigung von "latentem Voyeurismus[wp] und [dem] Bedürfnis nach moralischer Selbstaufwertung" sowie in den zu allgemein und daher beliebig formulierten Lehren, die aus der Geschichte abgeleitet werden. Wenninger sieht es als unzulässige Verkürzung, "die Wirkungsweise totalitärer Regime ... auf eine Ebene persönlichen Mutes herunterzubrechen", indem die Forderung nach "Zivilcourage"[wp] des Einzelnen gestellt wird; dies diene nicht der Klärung der Vergangenheit, sondern der "moralischen Adelung der Gegenwart". Sein Fazit lautet mit Adorno[wp]: "Die Wiederkehr oder Nichtwiederkehr des Faschismus [ist] im entscheidenden keine psychologische, sondern eine gesellschaftliche Frage."[37]

Mangelnde Orientierung für die Gegenwart

Im Rahmen eines Gutachtens zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur, das die nordrhein-westfälische Landesregierung 2008 in Auftrag gab, untersuchte Harald Welzer[wp] vom Kultur­wissen­schaftlichen Institut Essen[wp] die Wirksamkeit der Erinnerungs- und Gedenk­kultur von Holocaust-Gedenkstätten. Welzer konstatiert zwar die verbreitete, in empirischen Untersuchungen festgestellte Bereitschaft Jugendlicher, sich mit den Themen der NS-Zeit aus­einander­zusetzen, sieht es aber aus sozial­psychologischer Sicht als kontra­produktiv an, die "Vermittlung historischen Wissens mit einer moralischen Gebrauchs­anweisung zu versehen". Er wendet sich gegen das ebenfalls kontraproduktive "Pathos erinnerungs­kultureller Redeformeln": Wenn sie wirksam werden soll, müsse die Erinnerungskultur "nicht mehr das monumentalisierte Grauen der Vernichtungs­lager ins Zentrum stellen, sondern das unspektakulärere, alltäglichere Bild einer Gesellschaft, die zunehmend verbrecherisch wird". Als Lösung schlägt er vor, Gegenwartsbezüge zu thematisieren und in "bürgerlichen Lernorten neuen Typs" Handlungs­spielräume aufzuzeigen, es solle eher der "soziale Alltag der Ausgrenzungs­gesellschaft" als das "Grauen der Vernichtung" dargestellt werden.[38]

Ulrike Schrader[wp] und Norbert Reichling[wp] als Vertreter der nordrhein-westfälischen Geschichtsorte unterstellen Welzer, von einem Zerrbild der Arbeit in den Gedenkstätten auszugehen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass Gedenkstätten nicht nur jugendliches Publikum im Auge hätten. Sie lehnen Welzers Lösungs­vorschläge ab, weil sie nicht nur auf falschen Anmnahmen beruhen, sondern auch "wenig originell, überholt und gefährlich" seien.[39]

In ähnlicher Richtung wie Welzer äußerte auch Gerhard Schröder im Jahre 1999 seine Skepsis. Er trat für eine Gedenkstätte ein, in der die Aus­einander­setzung mit der Geschichte stattfindet: "sichtbares Zeichen für das Nichtvergessen und Gelegenheit oder auch Anregung zu intensiver Auseinandersetzung. [...] Ich möchte nicht, daß da Schulklassen hingeschleppt werden, weil es sich so gehört. Vielmehr solle man hingehen, weil man das Bedürfnis hat, sich zu erinnern und auseinanderzusetzen."[40]

Politische Instrumentalisierung: Die Walser-Kontroverse

Frankfurter Paulskirche[wp]: Ort der National­versammlung von 1848[wp]

Als Martin Walser[wp] im Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche[wp] den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels[wp] erhielt, antwortete er mit einer Rede, die ein großes Medienecho auslöste.[41] Er sagte unter anderem:

Zitat: «Kein ernstzunehmender Mensch leugnet Auschwitz; kein noch zurechnungs­fähiger Mensch deutelt an der Grauenhaftigkeit von Auschwitz herum; wenn mir aber jeden Tag in den Medien diese Vergangenheit vorgehalten wird, merke ich, dass sich in mir etwas gegen diese Dauer­präsentation unserer Schande wehrt. Anstatt dankbar zu sein für die unaufhörliche Präsentation unserer Schande, fange ich an wegzuschauen. Wenn ich merke, dass sich in mir etwas dagegen wehrt, versuche ich, die Vorhaltung unserer Schande auf Motive hin abzuhören, und bin fast froh, wenn ich glaube entdecken zu können, dass öfter nicht mehr das Gedenken, das Nicht­vergessen­dürfen das Motiv ist, sondern die Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken. Immer guten Zwecken, ehrenwerten. Aber doch Instrumentalisierung. [...] Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungs­mittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung. Was durch Ritualisierung zustande kommt, ist von der Qualität des Lippengebets [...].[42]»

Kritiker äußerten sich empört und warfen Walser historischen Revisionismus[wp] und eine Verharmlosung des Holocaust vor.[43] Ignatz Bubis[wp] bezeichnete die Rede als "geistige Brandstiftung".[44] Gerhard Schröder kritisierte vor allem den Verlauf der nachfolgenden öffentlichen Debatte. Sowohl Walser wie auch sein Kontrahent Bubis hätten mit teilweise missverständlichen Formulierungen ernsthafte Positionen vertreten: "Es gab in seiner Rede überspitzte Formulierungen. Ein Dichter darf so etwas. Ich dürfte das nicht."[40]

2015 präzisierte Walser in einem Spiegel-Interview, er habe nicht eine Instrumentalisierung von Auschwitz im deutsch-jüdischen Verhältnis gemeint, sondern eine in der deutschen Tagespolitik, so wie sie beispielsweise von Günter Grass[wp] in seiner Ablehnung der Deutschen Wiedervereinigung[wp] oder von Joschka Fischer in seiner Befürwortung der deutschen Intervention im Kosovokrieg[wp] praktiziert wurde.[45]

Erinnerungskultur zum Deutsch-sowjetischen Krieg

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Erinnerungskultur zum Impfterror in der Pandemiezeit

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Erinnerungsverfälschung

Die Erinnerungskultur ist auch zu suggestiven und indoktrinierenden Zwecken instrumentalisierbar, nicht nur indem bestimmte Geschehensabläufe, Ereignisse oder Personen dem Vergessen[wp] preisgegeben werden, sondern durch gezielten Einsatz von Mitteln und Methoden der Erinnerungsverfälschung auch "falsche Erinnerungen" (Pseudo­erinnerungen) in das kollektive Gedächtnis eingeprägt werden können. Das menschliche Gedächtnis ist recht unzuverlässig, so meinen Menschen sich an Begebenheiten zu erinnern, die sie tatsächlich nie erlebt haben. Der Wissenschaftsmagazin Spektrum der Wissenschaft veröffentlichte zum Thema "Falsche Erinnerungen" einen ausführlichen Fachartikel von Professor Elizabeth F. Loftus[wp].[46]

Siehe auch: Erinnerung (Psychologie)[wp], Erinnerungsverfälschung[wp], Fehlinformationseffekt[wp]

Siehe auch: Geschäft mit der falschen Erinnerung und Wormser Prozesse.

Zum Wandel der Erinnerungskulturen in Europa ab 1989/91

Christoph Cornelißen fasst die Entwicklung so zusammen:

Zitat: «Der Zusammenbruch der kommunistisch beherrschten Regime in Ost- und Ostmittel­europa rief nach 1989/91 einen massiven Wandel auf verschiedenen Feldern der öffentlichen Gedächtniskultur hervor. Besonders sichtbar kam dieser Sachverhalt zunächst im Osten Europas zum Vorschein, ablesbar unter anderem am Schleifen und der Zerstörung unzähliger Denkmäler sowie ihrer Umgestaltung oder ihrem Ersatz durch neue materielle Erinnerungs­zeichen. In den gleichen Zusammenhang gehören die tausendfache Umbenennung von Straßennamen und anderer öffentlicher Plätze und Einrichtungen, darüber hinaus die veränderten Inszenierungen der staatlichen Gedenk­feierlichkeiten. Auch der "politische Westen" Europas wurde rasch von diesen Umbrüchen erfasst, besonders sichtbar in Italien, wo das überkommene Parteienwesen nach dem Kalten Krieg zerfiel und sich in den nachfolgenden Jahren die staatlich inszenierte Gedächtniskultur erheblich wandelte. Deutliche Rückwirkungen des säkularen Umbruchs waren auch im vereinten Deutschland[wp] zu beobachten, wo das Gedenken an den Holocaust nach und nach in das Zentrum der öffentlich inszenierten Erinnerung rückte. Ein frühes Anzeichen war dafür, dass seit den 1990er Jahren die zuvor von der Politik oftmals nur wenig beachteten KZ-Gedenkstätten oder andere Orte der NS-Gewaltherrschaft an herausgehobenen Erinnerungs­tagen zu Bühnen für öffentliche Gedenk­veranstaltungen transformiert wurden.»[47]

Literatur

  • AK Erinnerungskultur in der Marburger Geschichtswerkstatt (Hrsg.): Weiter erinnern? Neu erinnern? Überlegungen zur Gegenwart und Zukunft des Umgangs mit der NS-Zeit. Unrast, Münster 2003, ISBN 3-89771-422-1.
  • Aleida Assmann[wp]: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe 633, Bonn 2007 ISBN 978-3-89331-787-5; C.H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-54962-5.
  • Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. C.H. Beck, München 2013, 2. Aufl. 2016 ISBN 978-3-406-69243-7.
  • Aleida Assmann: Vergangenheit, die nicht vergeht, Frankfurter Rundschau am 29. Januar 2011
  • Jan Assmann[wp]: Das kulturelle Gedächtnis. 2. Aufl. C.H. Beck, München 1997.
  • Walther L. Bernecker[wp], Sören Brinkmann: Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936-2006. Nettersheim 2006, ISBN 3-939045-02-0.
  • Michael Bernhard, Jan Kubik (Hrsg.): Twenty Years After Communism: The Politics of Memory and Commemoration. Oxford University Press, 2014. Google: Vorschau
  • Erich Bulitta[wp], Hildegard Bulitta[wp]: Erinnerung - Gedenken - Hoffnung ... am Volkstrauertag, Pädagogische Handreichung. München 2015.
  • Erich Bulitta, Hildegard Bulitta: Trauer, Erinnerung, Mahnung. Grundlagen und Materialien für einen zeitgemäßen Volkstrauertag. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Kassel 2002.
  • Eckart Conze[wp]: Erinnerungskulturelle Rechtswende. 150 Jahre 1871 und der Deutungskampf ums Kaiserreich, Blätter für deutsche und internationale Politik Dezember 2021
  • Christoph Cornelißen[wp], Lutz Klinkhammer[wp], Wolfgang Schwentker[wp] (Hrsg.) Erinnerungskulturen. Deutschland, Italien und Japan seit 1945, S. Fischer, 2003, ISBN 3-596-15219-4
  • Christoph Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff, Methoden, Perspektiven., in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 54, 2003, S. 548-563.
  • Christoph Cornelißen: Zum Wandel der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989/91, in: Aus Politik und Zeitgeschichte: Umbrüche in Europa (nach) 1989/91, S. 48-54 1-2 2022.
  • Mihran Dabag[wp], Kristin Platt[wp] (Hrsg.): Generation und Gedächtnis. Erinnerungen und kollektive Identitäten. Opladen 1995, ISBN 3-8100-1233-5.
  • Heinrich Dauber: Erinnern und Gedenken (Mnemosyne und sachor) in der griechischen und jüdischen Tradition. Bad Heilbrunn 2002.
  • Elisabeth Domansky, Harald Welzer[wp] (Hrsg.): Eine offene Geschichte. Zur kommunikativen Tradierung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Tübingen 1992.
  • Norbert Fischer[wp]: Gedächtnislandschaften in Geschichte und Gegenwart. Kulturwissenschaftliche Studien. Wiesbaden 2016 (online)
  • Claudia Fröhlich, Harald Schmid[wp] (Hrsg.): Jahrbuch für Politik und Geschichte, Bd. 7: Virtuelle Erinnerungskulturen, Stuttgart 2019
  • Janina Fuge, Rainer Hering[wp], Harald Schmid (Hrsg.): Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland. V&R unipress, Göttingen 2014 (Formen der Erinnerung, 56)
  • Gegen Vergessen - Für Demokratie[wp], Zeitschrift, Stauffenbergstr. 13-14, 10785 Berlin, www.gegen-vergessen.de, ISSN 2364-0251.
  • Georgi, Viola. Entliehene Erinnerung: Geschichtsbilder junger Migranten in Deutschland, Hamburger Edition, 2003. ISBN 978-3-930908-89-9.
  • Dana Giesecke, Harald Welzer: Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur., Körber-Stiftung, 2012, ISBN 978-3-89684-089-9.
  • Dominik Groß[wp], Christoph Schweikardt (Hrsg.): Die Realität des Todes. Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen. (= Todesbilder, 3) Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39165-6.
  • Thorsten Gubatz: Erinnerung (kulturwissenschaftlich)., in: Jürgen Mittelstraß[wp] (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, 2. Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02108-4, S. 371-374
  • Peter Häberle: Die Erinnerungskultur im Verfassungsstaat. Berlin, 2011
  • Sebastian Huhnholz: Geschichte/Gedenken. In: Rüdiger Voigt (Hrsg.): Handbuch Staat, 1. Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20743-4, S. 451-463
  • Claudia Lenz, Jens Schmidt[wp], Oliver von Wrochem[wp] (Hrsg.): Erinnerungskulturen im Dialog. Europäische Perspektiven auf die NS-Vergangenheit, Unrast Verlag, Münster 2004, ISBN 3-89771-811-1
  • Milosz Matuschek[wp]: Erinnerungsstrafrecht. Eine Neubegründung des Verbots der Holocaustleugnung auf rechtsvergleichender und sozialphilosophischer Grundlage. Duncker & Humblot, Berlin 2012, ISBN 978-3-428-13733-6.
  • Susan Neiman[wp]: Learning from the Germans. Race and the Memory of Evil. Farrar, Straus and Giroux 2019
    • Übers. Christiana Goldmann: Von den Deutschen lernen. Hanser. Berlin 2020
  • Heinz Nigg[wp]: Entrechtet - beraubt - erinnert. Dokumentation über Opfer des Nationalsozialismus mit Bezug zu Zürich. edition 8, Zürich 2021, ISBN 978-3-85990-431-6
  • Hannes Obermair[wp], Sabrina Michielli (Hrsg.): Erinnerungskulturen des 20. Jahrhunderts im Vergleich - Culture della memoria del Novecento a confronto, Stadtarchiv Bozen, 2014, ISBN 978-88-907060-9-7
  • Manfred Osten[wp]: Das geraubte Gedächtnis. Digitale Systeme und die Zerstörung der Erinnerungskultur. Frankfurt 2004
  • Parak, Michael, Böhnke, Norbert (Hrsg.): Kommunale Erinnerungskultur und Demokratiegeschichte. Beispiele aus Halle Berlin, Potsdam, Eine Publikation von Gegen Vergessen-Für Demokratie[wp] e. V., ISBN 3-9820589-3-7.
  • Theodor Reik[wp]: Über kollektives Vergessen., in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse[wp], 6. Jg. 1920
  • Harald Schmid: Gedenkstätten zur NS-Zeit, in: Gerd Sebald et al. (Hrsg.): Handbuch Sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung, Bd. 1, Wiesbaden 2023, S. 317-329.
  • Harald Schmid (Hrsg.): Erinnerungskultur und Regionalgeschichte. Martin-Meridenbauer-Verlag, München 2009
  • Harald Schmid (Hrsg.): Geschichtspolitik und kollektives Gedächtnis. Erinnerungskulturen in Theorie und Praxis. (Formen der Erinnerung, 41) V&R unipress, Göttingen 2009
  • Peter Sinapius: Vom Hinsehen und vom Wegsehen. Soziale Praktiken im Nationalsozialismus. Psychosozial-Verlag, Gießen 2023, ISBN 978-3-8379-3307-9.
  • Ralf Steckert: Begeisterndes Leid. Zur medialen Inszenierung des "Brands" und seiner geschichtspolitischen Wirkung im Vorfeld des 2. Irakkriegs. Ibidem, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-89821-910-5.
  • Harald Welzer: Der Krieg der Erinnerung. Holocaust, Kollaboration und Widerstand im europäischen Gedächtnis. S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-596-17227-6
  • Mechtild Widrich: Performative Monuments. The Rematerialisation of Public Art. Manchester 2014, ISBN 978-0-7190-9591-7

Einzelnachweise

  1. Astrid Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur. Eine Einführung. 3. Auflage. Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02645-3.
  2. Christoph Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff - Methoden - Perspektiven. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. 54, 2003, S. 548-563, hier S. 550.
  3. Christoph Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff - Methoden - Perspektiven. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. 54, 2003, S. 548-563, hier S. 555.
  4. Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. 2. Auflage. C. H. Beck, München 1997, S. 30.
  5. Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. 2. Auflage. C. H. Beck, München 1997, S. 34.
  6. Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. C.H.Beck, München 2013, 2. Aufl. 2016 ISBN 978-3-406-69243-7, S. 32-33.
  7. Arnd Krüger[wp]: Die sieben Arten in Vergessenheit zu geraten., in: Arnd Krüger, Bernd Wedemeyer-Kolwe (Hrsg.): Vergessen, Verdrängt, Abgelehnt. Zur Geschichte der Ausgrenzung im Sport. (= Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte Hoya. Band 21). LIT-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-643-10338-3, S. 4-16; die ursprüngliche Theorie (ohne Sport) beruht auf Paul Connerton: Seven Types of Forgetting. Memory Studies. 1, 2008, S. 59-71.
  8. 8,0 8,1 Sebastian Huhnholz (Autor), Rüdiger Voigt (Hrsg.): Geschichte/Gedenken, in: Handbuch Staat, Band 1, 1. Auflage, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2018, ISBN 978-3-658-20743-4, Seiten 451-463
  9. Jan Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1996, S. 285-295.
  10. Jan Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1996, S. 244.
  11. Pdf-icon-extern.svg Erinnerungskampf. Zur Legitimationsproblematik des 20. Juli 1944 im Nachkriegsdeutschland[ext] - Norbert Frei, 1995
  12. Andreas Montag[wp]: Prora erinnert an Bausoldaten der NVA, Mitteldeutsche Zeitung am 23. November 2010, abgerufen am 2. Juni 2021.
  13. Gottfried Lorenz: Rezension von: Stefan Wolter: Der Prinz und das Proradies - Vom Kampf gegen das kollektive Verdrängen. Projekte - Verlag Cornelius GmbH, Halle/Saale 2009.
  14. Stefan Wolter[wp]: Pdf-icon-extern.svg Asche aufs Haupt![ext], Band 3, Projekte-Verlag, Halle 2012, ISBN 978-3-86237-888-3.
  15. Projekt der Geschichtswerkstatt Europa: Multikulturelle Erinnerung und Beständigkeit der Spuren. Czernowitz in der Bukowina[archiviert am 18. Juli 2010]
  16. Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. 2. Auflage. München 2016, S. 191-195.
  17. Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. 2. Auflage. München 2016, S. 184-186.
  18. Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. 2. Aufl. München 2016, S. 190-191
  19. siehe für ein Bundesland beispielsweise den Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW[wp], darunter als ein typisches Beispiel für das Leben von Juden auf dem Land, aber auch ihre Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung das Humberghaus[wp] im westlichen Westmünsterland[wp].
  20. Klaus Große Kracht: Pdf-icon-extern.svg Debatte: Der Historikerstreit[ext], in: zeitgeschichte.de, 11. Januar 2010.
  21. Jochen Böhmer: Der Historikerstreit, in: zukunft-braucht-erinnerung.de, 27. Juli 2007, aktualisiert am 20. August 2018.
  22. Jan-Holger Kirsch Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
  23. Jan-Holger Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer?: der Streit um ein zentrales "Holocaust-Mahnmal" für die Berliner Republik. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2003, ISBN 3-412-14002-3, S. 125. vergleiche Rezension: Nina Leonhard: online In: H-Soz-Kult. 22. August 2003.
  24. J.-H. Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer? 2003, S. 317.
  25. J.-H. Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer? 2003, S. 319.
  26. David Clay Large: Berlin. Basic Books, 2007, ISBN 978-0-465-01012-7.
  27. Jakob Augstein: Denk mal an! Erinnerung. Die Geschichte ist nicht erledigt: Aber sind Denkmäler die richtigen Medien der Erinnerung? Jakob Augstein im Gespräch mit Lea Rosh, Wolfgang Wippermann und Markus Meckel, in: der Freitag am 18. November 2010
  28. K. Erik Franzen: Auf dem Weg der Erinnerung, Frankfurter Rundschau Online am 7. Mai 2009
  29. Hans Günter Hockerts: Zugänge zur Zeitgeschichte: Primärerfahrung, Erinnerungskultur, Geschichtswissenschaft, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte. B 28/2001.
  30. Ruth Klüger: Weiter leben: eine Jugend. Wallstein, Göttingen 1992, ISBN 3-89244-036-0, S. 77.
  31. Helmut Zeller: Das Leben als Zufall, in: Süddeutsche Zeitung am 7. Juni 2015
  32. Aleida Assmann: Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, C.H. Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58532-6, 333 Seiten
  33. Prof. Dr. Sigrid Jacobeit - Institut für Europäische Ethnologie HU Berlin[archiviert am 15. Mai 2016], euroethno.hu-berlin.de
  34. Sigrid Jacobeit: KZ-Gedenkstätten als nationale Erinnerungsorte. Zwischen Ritualisierung und Musealisierung. Antrittsvorlesung am 5. November 2002, Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät I Institut für Europäische Ethnologie, S. 6. (online)
  35. Hans Günter Hockerts: Zugänge zur Zeitgeschichte: Primärerfahrung, Erinnerungskultur, Geschichtswissenschaft., in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte. B 28/2001.
  36. Aleida Assmann: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. Beck, München 2006, S. 144ff.
  37. Florian Wenninger: Die Ritualisierung des Gedenkens.[archiviert am 15. Mai 2016], in: Quart 1/2009, S. 6-9. quart-online.at. (PDF)
  38. Harald Welzer[wp]: Für eine Modernisierung der Erinnerungs- und Gedenkkultur[archiviert am 11. August 2018, in: Gedenkstättenrundbrief 162 (8/2011), S. 3-9
  39. Ulrike Schrader, Norbert Reichling: Modernisierung oder "Neuformatierung"? Was Gedenkstätten für ihre reflexive Weiterentwicklung (nicht) brauchen.[archiviert am 11. August 2018, in: Gedenkstättenrundbrief 164 (12/2011), S. 3-8
  40. 40,0 40,1 Eine offene Republik., in: Zeit Online am 4. Februar 1999
  41. Pdf-icon-extern.svg Vollständiger Redetext[ext]
  42. Der Schriftsteller Martin Walser sinniert über die Schwierigkeit, mit der deutschen Schuld zu leben (11. Oktober 1998) Text der Walser-Rede Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern (DGDB).
  43. Lars Rensmann[wp]: Enthauptung der Medusa. Zur diskurs­historischen Rekonstruktion der Walser-Debatte im Licht politischer Psychologie., in: Micha Brumlik[wp], Hajo Funke[wp] & Lars Rensmann (Hrsg.): Umkämpftes Vergessen. Walser Debatte, Holocaust-Mahnmal und neuere deutsche Geschichtspolitik. 2. erweiterte Auflage. Schiler, Berlin 2004, ISBN 978-3-89930-240-0, S. 36 f.
  44. Tobias Jäcker: Die Walser-Bubis-Debatte: Erinnern oder Vergessen?, haGalil am 24. Oktober 2003.
  45. Martin Doerry[wp] & Volker Hage[wp]: Spiegel-Gespräch: "Einsam ist man sowieso", Der Spiegel, 2015, Nr. 19, Seiten 136 ff.
  46. Prof. Elizabeth F. Loftus[wp]: Falsche Erinnerungen, Spektrum der Wissenschaft 01/1998, Seite 63
    Durch Suggestion und Einbildung lassen sich dem Gedächtnis Reminiszenzen von Ereignissen einpflanzen, die nicht so oder überhaupt nie stattgefunden haben. Darum ist bei manchen Aussagen über traumatische Erlebnisse - etwa sexuellen Mißbrauch in früher Kindheit[wp] - Skepsis angebracht.
  47. Christoph Cornelißen: Zum Wandel der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989/91. In: Aus Politik und Zeitgeschichte: Umbrüche in Europa (nach) 1989/91. 3. Januar 2022, S. 49 (bpb.de: Digitalisat PDF)

Querverweise

  • Falsche Erinnerung
  • Erinnerungsarbeit[wp]
  • Kulturelles Gedächtnis[wp]
  • Memorialwesen[wp]
  • Public History[wp]
  • Vergangenheitsbewältigung in Spanien[wp]

Netzverweise


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