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Mikrokredite für Frauen

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Mikrokredite für Frauen sind ein entwicklungs­politisches Programm, um wirtschaftlich rück­ständige Regionen durch eine finanz­politische Aktivierung der Frauen zu entwickeln.

Der diesem Programm zu Grunde liegende Sexismus ist integraler Bestandteil der feministischen Ideologie, wonach Frauen besser als Männer seien. Folgerichtig richtet sich das Programm ausschließlich an Frauen und grenzt Männer aus. So werden beispielsweise auch bei Natur­katastrophen Hilfs­lieferungen der UN[wp] nur an Frauen, nicht aber an Männer ausgehändigt.

Die Praxis wird, mit der Überzeugung, dass Frauen die besseren Hilfs­lieferungen-Verteiler beziehungsweise Jung­unternehmer seien, begründet. In Haiti wurden allerdings Fälle von Missbrauch dieser geschlechter­spezifischen Hilfe­leistungen durch Frauen nachgewiesen, bei denen Frauen die für verletzte Waisen­kinder vorgesehenen Medikamente ausgehändigt bekamen, deren Eltern beim Erdbeben ums Leben kamen und diese Medikamente nicht für diese Kinder verwendet, sondern auf dem Schwarzmarkt verkauft hatten, um zusätzliches Einkommen für sich selbst zu generieren.

Der Fehlschlag

Ein Artikel der Zeit enthüllt jetzt, dass die Vergabe von Mikrokrediten in Indien an Frauen, entwicklungs­politisch einen großen Fehlschlag darstellt. Seltsamerweise wurde ein Mann für die Idee und Praxis, an Frauen Mikrokredite zu vergeben, der Nobelpreis verliehen.[1] Jetzt stellt sich heraus, dass viele Frauen die von ihnen aufgenommenen Mikrokredite nicht zurückzahlen können, dass der Mikrokreditmarkt ähnlich der Subprimekrise in den USA[webarchiv] überhitzt ist und diese Frauen mit dem Umgang mit Geld völlig überfordert sind.

Der verzweifelte Selbstmordversuch einer indischen Frau, die sich wegen ihres Unvermögen zur Rückzahlung der Kreditraten nicht anders zu helfen wusste, war der Anlass für den Zeitartikel. Er benennt auch die eigentlichen Schuldigen für die erfolglosen und verzweifelten Mikrokredit­nehmerinnen: Es sind geldgierige Männer, welche die Mikrokredite vergeben und somit das Elend der Frauen verursachen.[2]

Mit der Idee der Mikrokredite stirbt die Idee, dass Frauen die besseren Menschen oder besseren Unter­nehmerinnen sind. Es ist ein herber Rückschlag für all die Feministinnen, die angesichts der Finanzkrise behaupten, mit Frauen als Bankern wäre die Krise nicht passiert.[3]

Zitat: «"Wie oft muss man nichts finden, damit belegt ist, dass da nichts ist?", fragt Philip Mader provokant. Er spricht von Mikrokrediten und davon, dass in den vergangenen 30 Jahren kein Nachweis erbracht wurde, dass sie tatsächlich Armut reduzieren. Mader kommt in seiner Doktorarbeit "Financializing Poverty: The Transnational Political Economy of Microfinance's Rise and Crises" sogar zum Ergebnis, dass die Kleinstkredite Armut ausnutzen und verfestigen.»[4]

Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Gesell­schafts­wissen­schaften Köln begann seine Recherchen im indischen Andhra Pradesh[wp]. Dort gab es 2010 eine Selbst­mord­welle unter Mikro­kredit­nehmerinnen, die ihre Raten nicht mehr bezahlen konnten. Anschließend weitete Mader seine Untersuchung auf weitere Entwicklungs­länder aus. So konnte er unter anderem belegen, dass Mikrokreditnehmer mehr arbeiten, aber nicht mehr verdienen, weil sie das Geld für die Tilgung der Schulden verwenden müssen. Die Investition von Mikrokrediten in unternehmerische Projekte bedeute nur die Erweiterung einer Basarwirtschaft, die schon heute allenfalls eine Notlösung für die Armen darstellt, sagt Mader. Die Mehrzahl der Kredite werde für das tägliche Überleben und die Behandlung von Krankheiten ausgegeben.

Maders Arbeit ergänzt umfassend die Belege über die negativen Auswirkungen der Mikrokredite, die von Ethnologen, Anthropologen und Journalisten schon erbracht wurden. Der bangladeschische Anthropologe Aminur Rahman etwa fand bereits in den neunziger Jahren heraus, dass nur fünf Prozent der Mikro­kredit­nehmer Einkommen aus Unternehmen beziehen, die sie mit dem Darlehen aufgebaut hatten. Das deckt sich mit der Feldforschung von Anu Muhammad, Wirt­schafts­wissen­schaftler an der Jahangirnagar Universität in Bangladesch: Nur fünf Prozent der Mikro­kredit­nehmer profitierten von den Darlehen - und sie alle hatten bereits vorher eine zuverlässige Einkommens­quelle. 50 Prozent konnten ihren Lebens­standard nur halten, indem sie zusätzliche Kredite aufnahmen. Die Lage der restlichen 45 Prozent hat sich verschlechtert.

"Ich nenne das Zweck-Mittel-Verschiebung: Es wird mittlerweile als Erfolg gewertet, dass überhaupt ein Kredit aufgenommen wurde", sagt Philip Mader. Nicht mehr die Armuts­bekämpfung stehe im Mittelpunkt, sondern die finanzielle Einbindung der Armen in die Kapitalmärkte. Und das bringt Profit: Waren es 2001 nur knapp drei Milliarden Dollar, wurden 2011 fast 90 Milliarden Dollar Kredite an über 200 Millionen Männer und Frauen weltweit vergeben. Bereits im Jahr 2010 betrugen die Einkünfte der Mikro­finanz­banken fast 20 Milliarden Dollar.

"Das Mikrofinanzsystem stellt eine transnationale Kette der Disziplinierung her, die im Interesse regelmäßiger Kapital­flüsse arme Menschen dazu bringt, ihre Gürtel noch enger zu schnallen und eine nennenswerte Summe an Mehrwert aus ihrer Arbeit abzutreten", resümiert Mader in seiner Arbeit.[4]

Zitat: «Wie waren noch mal die Aussagen zu Mikrokrediten? Diese würden vor allen Dingen Frauen helfen, ein eigen­ständiges Leben zu führen. Wieso wird im Titel nur noch von den "Armen" gesprochen und nicht mehr von Frauen? Irgendetwas scheint da schief gelaufen zu sein.»[5]
Zitat: «Man muss der Realität ins Auge sehen, dass Frauen die nützliche Idioten der Kapitalmärkte sind. Das Muster ist klar erkennbar: Legalisierung der Abtreibung, Zerstörung der Familien, die Stoßrichtung erfolgte immer über die Frauen. Jetzt hat man die Frauen mit dem Versprechen, auch die ärmste und ungebildetste Frau zu einer erfolgreichen Unternehmerin zu machen, getäuscht und Millionen Familien in die Schuldenfalle getrieben. 150 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei entsteht sie als Zinsknechtschaft wieder neu.»[6]

Ursachen

Zitat: «Ich war selber lange Jahre ehrenamtlich im Dritte-Welt-Hilfe tätig. Wir hatten damals einen recht engen Kontakt zu unseren Lieferanten vor Ort. Ich muss daher sagen: In der Anfangsphase, als diese Mikrokredit-Idee aufkam, sind tatsächlich einige gut florierende Klein­unternehmen mit interessanten Produktideen in einem tragfähigen Markt entstanden.
Als jedoch die Gender-Krake auch dort zuschlug, ging es auch da bergab ...»[7]

Der Wunschgedanke

Vor allem Frauen haben der Idee von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus[wp], Mikrokredite an Arme zu vergeben, zum Durchbruch verholfen. Warum sind Kleinkredite in weiblichen Händen besser aufgehoben als bei Männern?

Laut Ingrid Matthäus-Maier[wp] ganz einfach: Frauen haben sich als die besseren Kreditnehmer gezeigt, ob auf dem Balkan, in Afrika oder in Asien. Die Erfahrung zeige, dass Frauen diese Kredite zuverlässig zurückzahlen. Die durch­schnittliche Rückzahlungs­quote läge bei etwa 97 Prozent. Ein großartiger Erfolg, der auf ihr umsichtiges Verhalten zurückzuführen sei.[8]

Die Rechtfertigung

Das ökonomische Empowerment von Frauen durch ihre Bevorzugung gegenüber Männern bei der Kreditvergabe gehört für viele zu den größten Errungenschaften, die dank der Idee der Mikrokredite verwirklicht werden konnten. Dennoch wird nicht zuletzt auch von feministischer Seite argumentiert, dass die Kredite zwar vorwiegend an Frauen vergeben werden, die Macht­verhältnisse in den Familien sich jedoch nicht änderten, d. h., dass über die Verwendung des Geldes weitgehend die Männer entscheiden. Die Kreditrückzahlung und die mit ihr verbundenen möglichen Einschnitte wiederum werde den Frauen überlassen.[9]

Zitat: «Microkredite dienen nicht "den Frauen", sie dienen ausschließlich den Banken, die mit Wucherzinsen Geld verdienen wollen. Besonders perfide ist, dass dieses Geschäfts­modell unter dem Aushänge­schild der Frauenförderung vermarktet wird.»[10]
Zitat: «Es führt die Menschen auch nicht aus der Armut, wenn man einen Keil zwischen Männer und Frauen treibt, indem man Frauen Geld in die Hand gibt, das man ihren Männern verweigert.»[10]

Literatur

  • Gerhard Klas: Die Mikrofinanzindustrie. Die große Illusion oder das Geschäft mit der Armut., Assoziation 2011, ISBN 3-86241-401-9[11]
  • Hugh Sinclair: Confessions of a Microfinance Heretic. How Microlending Lost Its Way and Betrayed the Poor., Berrett-Koehler 2012, ISBN 1-60994-518-2
  • Milford Bateman: Why Doesn't Microfinance Work? The Destructive Rise of Local Neoliberalism., Zed Books Ltd 2010, ISBN 1-84813-332-4

Einzelnachweise

  1. Friedensnobelpreis: Banker der Armen Muhammad Yunus aus Bangladesch erfand den Mikrokredit und gab so unzähligen Armen die Chance, ihr Geschick selbst in die Hand zu nehmen. Dafür erhält er den Friedensnobelpreis., Die Zeit am 13. Oktober 2006
  2. Mikrokredite: Selbstmord einer großen Idee, Die Zeit am 23. November 2010
  3. Wirtschaftskrise "Mehr Sinn!" Antoinette Hunziker-Ebneter, Ex-Börsenchefin, ist trotz Finanzkrise guter Laune. Hier erzählt die Managerin, was sie besser gemacht hat als der Rest der Banker., Die Zeit am 18. Dezember 2008; "Gebt das Geld in Frauenhand!" Wenn die Finanzmacht weiblicher wäre, wäre es nie zu diesem Crash gekommen. Denn es ist erwiesen: Frauen gehen besser mit Geld um., Das Magazin am 6. März 2009
  4. 4,0 4,1 Kathrin Hartmann: Entwicklungshilfe: Warum Mikrokredite den Armen nur selten helfen, Spiegel am 1. Januar 2014
  5. WGvdL-Forum: Entwicklungshilfe: Warum Mikrokredite den Armen nur selten helfen, Christine am 15. Januar 2014 - 12:05 Uhr
  6. WGvdL-Forum: Frauen sind die nützlichen Idioten des Systems, Wiki am 15. Januar 2014 - 16:52 Uhr
  7. WGvdL-Forum: Entwicklungshilfe: Warum Mikrokredite den Armen nur selten helfen, Kurti am 15. Januar 2014 - 18:24 Uhr
  8. Frauen zahlen zuverlässiger zurück KfW-Vorstandssprecherin Ingrid Matthäus-Maier über die Unterstützung von Mikrokreditprojekten, Der Tagesspiegel am 24. Februar 2007
  9. Mikrofinanz-Wiki: Einzelfallbezogene und generelle Kritik: Feministische Kritik
  10. 10,0 10,1 Mikrokredite oder Wie Feministen Frauen ausbeuten, 14. Juli 2011
  11. Kurzbeschreibung: Das Buch ist die erste umfassende Studie in deutscher Sprache, die sich kritisch mit der Mikrofinanz-Industrie auseinandersetzt. Der Autor räumt mit den sich um sie rankenden Mythen auf und unterzieht die durch den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus populär gewordenen und zum neuen Paradigma der Entwicklungspolitik erhobenen Mikrokredite einer grundlegenden Kritik. Für ihn steht fest: Die Mikrofinanz ist - gemessen an ihren proklamierten Zielen - eine Geschichte des Scheiterns. Das Kreditgeschäft funktioniert auf Kosten und nicht zum Nutzen der Armen.

Netzverweise

Querverweise

Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Dieser Artikel wurde am 2. Dezember 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.