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Pawel Durow

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Pawel Durow
Pawel Durow (2013)
Geboren 10. Oktober 1984
Beruf Unternehmer
URL vk.com
Twitter @durov

Pawel Walerjewitsch Durow (russisch Па́вел Вале́рьевич Ду́ров; * 1984) ist ein russischer Unternehmer und Gründer von Russlands populärstem sozialen Netzwerk vk.com[wp] (ursprünglich Vkontakte, deutsch: "in Kontakt") und des Instant-Messengers Telegram[wp]. Die Fachzeitschrift Forbes schätzte sein Vermögen im Juni 2021 auf über 17 Milliarden US-Dollar. Bisweilen wurde er in Medien "russischer Mark Zuckerberg" genannt. Neben der russischen hat er die Staatsbürgerschaften von St. Kitts und Nevis, der Vereinigten Arabischen Emiraten und Frankreichs inne. Er sieht sich selbst als digitalen Nomaden.

Politisches

Durow gehörte 2017 zu den Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums.[1]

Interview


Über Durow

Pawel Durow ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit, ein "Bürger der Welt" mit mehreren Staatsbürgerschaften. Er ist Milliardär und die von ihm gegründeten sozialen Medien und Messenger-Dienste VKontakte und Telegram werden zusammengenommen weltweit von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt. In seinem Metier ist er einer der größten Kaliber, der Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Amazon-Gründer Jeff Bezos[wp] in kaum etwas nachsteht. Und wenn jemand wie Durow auf europäischem Boden verhaftet wird, ist dies ein schwerwiegendes Ereignis.

Doch wenn man die deutschen Medien zu Durows Festnahme liest, gewinnt man den Eindruck, es handelt sich um ein Routine-Verfahren gegen einen gewöhnlichen Kriminellen. Kein kritischer Kommentar, keine Kampagne "free Durov", und die Politiker, die sonst ungefragt auf jeden Skandal aufspringen, wenn es ihnen nutzt, schweigen beharrlich. Wie mit der Verhaftung des Internet-Unternehmers umgegangen wird, ist genau das Gegenteil dessen, was passiert, wenn "Meinungsfreiheit" nach der Meinung des Westens angegriffen wird.

Egal, wie konstruiert die Vorwürfe erscheinen, sie werden fraglos nachgeplappert. Mehr noch, die Medien legen noch eine Schippe drauf, in dem sie behaupten, die Plattform sei "umstritten" und ihr Gründer habe einen "zweifelhaften Ruf". Sie zählen einstimmig auf, was Durow vorgeworfen wird: Begünstigung von Drogenhandel, Betrug und Kindesmissbrauch, unzureichende Inhalts­moderation bei Aufstachelung von Hass und Gewalt und das Tolerieren rechtsextremer und verschwörungs­theoretischer Gruppen. Ganz "schlimm" alles, insbesondere wenn man bedenkt, wie politisch einseitig und undurchsichtig die Moderation und Löschungspolitik bei Meta[wp] und Google[wp] gehandhabt wird.

Doch es wäre falsch zu behaupten, Telegram kooperiere mit den westlichen Regierungen nicht. Sein Unternehmen hat beispielsweise das RT-[wp] und Sputnik[wp]-Verbot[wp] konsequent umgesetzt. Natürlich nur in Ländern, wo sie verboten wurden. Insgesamt aber verzeichnet Telegram in Russland kontinuierliches Wachstum und wird als Mitteilungs- und Diskussions­plattform schon seit Jahren auch von den Behörden genutzt. "Es ist in Russland eines der wichtigsten Online-Netzwerke, das auch von vielen Behörden und Politikern zur Kommunikation genutzt wird", merkt die Tagesschau völlig zutreffend an.

Das ZDF führt weiter aus: "Seinen Nutzenden (Wortlaut wie im Original) verspricht das Netzwerk besondere Anonymität - von der aktuell zum Beispiel Militär-Blogger im Ukraine-Krieg profitieren", während der Berliner Kurier das "Russland-Problem" wieder in Deutschland sieht: "In Deutschland vernetzen sich vor allem Rechtsextreme, Querdenker und Russland-Unterstützer über Telegram, da sie dort auch strafrechtlich relevante Inhalte posten können."

Telegram zu verbieten ist in Wirklichkeit ein lang ersehntes Ziel der Ampel-Regierung und der ihr nahestehenden Medien, und es ist im Grunde egal, wo Durow verhaftet wurde. Der Unternehmer ist im Jahr 2024 selbst in die Falle getappt, die er sich mit der Erlangung der französischen Staatsbürgerschaft drei Jahre zuvor gestellt hat. Ende November 2021 kletterte das Thema Telegram mit ganzer Wucht auf die ersten Plätze in den Medien, wobei die Tagesschau mit dem Artikel "Was kann der Staat gegen Telegram machen?" und die Welt mit "Ja, Telegram gehört verboten" hervorstachen. Im nächsten Jahr forderte die Innenministerin Nancy Faeser die Abschaltung des Messenger-Dienstes mit bis zu acht Millionen Nutzern allein in Deutschland.

Nun wurde nach einer jahrelangen Kampagne gegen sein Unternehmen dessen Gründer höchstpersönlich in Frankreich gefasst. Das deutet auf ein ganz großes, international geführtes Spiel hin. "Hier wird versucht, die Kontrolle über die gesamte Telegram-Plattform zu übernehmen. Und es geht nicht nur darum, einige potenziell gefährliche Kanäle oder Terroristen zu verfolgen, sondern buchstäblich jeden, denn Telegram wird in vielen Ländern aktiv genutzt. Und das ist ein beispielloser Vorgang, so etwas haben wir noch nie gesehen", sagt der russische Politik­wissenschaftler und Kommentator Alexander Asafow.

Er führt weiter aus: "Die westlichen Länder würden gerne Zugang zu persönlichen Daten und Kanälen von Russen erhalten." Besonders interessant sei die Tatsache, dass Telegram von den wichtigen Entscheidungsträgern in verschiedenen Bereichen genutzt wird. "Darunter befinden sich zum Beispiel auch Militärs. Wir wissen ja, dass im Rahmen mancher militärischen Auseinandersetzungen auch mithilfe dieses Dienstes kommuniziert wird. Und natürlich will der Westen diese Art der Kommunikation, wenn nicht kontrollieren, so doch zumindest nachvollziehen", so der Experte.

Viele Kommentatoren in Russland sind sich einig darin, dass nicht die angeblich unzureichende Moderation die eigentliche Sünde von Durows Netzwerk war, sondern seine Unkontrollierbarkeit und seine Erfolge im Wettbewerb. Nun wird auf Durow persönlich Druck ausgeübt. Fast wie in einer berühmten Verhörszene im Hollywood-Film Matrix[wp] wird auch bei ihm nach Schlüsselcodes und sonstigen wichtigen Chiffren gefragt. Dazu kursieren in Russland bereits einige Video-Memes[wp].

Und es ist egal, ob er nachgibt oder nicht. Allein die Tatsache, dass Telegram-Gründer und Träger aller Geheimnisse in westlicher Haft sitzt, wird das Vertrauen in seinen Messengerdienst weltweit und vor allem in Russland untergraben. In Folge könnten die Russen und viele andersdenkende Menschen im Westen eine wichtige Plattform zur Information und zum Meinungs­austausch für viele Jahre ersatzlos verlieren. Aus strategischer Sicht ist die Verhaftung des Telegram-Chefs eine äußerst zynische, aber Erfolg versprechende Geiselnahme zur Schwächung der Gegner - sowohl im Inland als auch im Ausland.

RT-Chefin Margarita Simonjan gibt sich keinen Illusionen darüber hin, ob der Telegram-Gründer dem Druck der Behörden in der Haft standhalten kann. Sie rät den Nutzern dazu, die Plattform für vertrauliche Kommunikation nicht mehr zu nutzen. Auf ihrem Telegram-Kanal schreibt sie:

Zitat: «Was ist die Hauptaussage der Durow-Geschichte? Dass alle, die es gewohnt sind, den Messengerdienst für Unterhaltungen und Gespräche zu heiklen Themen zu nutzen, diese sofort löschen und solche Unterhaltungen beenden sollten. Denn Durow wurde gefasst, um ihm die Schlüssel abzunehmen. Und er wird sie ihnen zurückgeben.»

Da die deutschen Medien und Politiker sich mit Russland fast schon im Krieg sehen, wird jeder Schachzug, der dem Gegner ein wichtiges, technisch wertvolles Werkzeug aus der Hand schlagen kann, natürlich bejubelt und nicht kritisiert. Medien- oder Meinungs­freiheit, wie auch immer verlogen diese Devise eigentlich immer war, war gestern. Heute ist Krieg.

RT Deutsch[2]
Telegram[wp] wurde 2013 gegründet und schon Ende 2013 bekam Telegram Probleme mit dem russischen Geheimdienst FSB[wp], weil Teile der damals laufenden Maidan-Proteste über Telegram koordiniert wurden. Der FSB forderte von Telegram Informationen über die Organisatoren des Maidan. Durow lehnte das ab und verließ Russland knapp ein halbes Jahr später. In einem Interview mit TechCrunch sagte er danach:
Zitat: «Leider kann man in dem Land kein Internet-Business betreiben. Ich fürchte, für mich gibt es keinen Weg zurück, vor allem, nachdem ich es öffentlich abgelehnt habe, mit den Behörden zusammen­zu­arbeiten.»

Durow, ein Libertärer, dem Freiheit über alles geht und der daher die Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden auch bei der Bekämpfung "echter" Verbrechen wie Drogenhandel und anderem ablehnt, fühlte sich in Russland unterdrückt und floh in den seiner Meinung nach freien Westen.

Er lernte recht schnell, dass der Westen ganz und gar nicht so frei ist, wie er dachte. In einem Interview mit Tucker Carslon erzählte Durow später, wie US-Behörden versucht haben, einen seiner Entwicklungs­ingenieure direkt bei der Ankunft am Flughafen in den USA anzuwerben und wie er selbst immer wieder vom FBI behelligt wurde. Das selbsternannte Land der Freiheit mied Durow danach wenn möglich.

Doch alles half nichts, Ende August wurde Durow in Paris in Gewahrsam genommen und einige Tage später wurde er mit einer langen Liste strafrechtlicher Anklagen entlassen, darf Frankreich aber nicht mehr verlassen und muss sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden.

Dass es dabei vor allem darum ging, Durow gefügig zu machen, damit Telegram endlich mit Behörden (und Geheimdiensten) westlicher Staaten zusammenarbeitet, war jedem von Anfang an klar. Und so ist es nun auch gekommen, denn Telegram hat einen Monat nach Durows Festnahme nachgegeben und seine Nutzungs­bedingungen geändert. Der entscheidende Absatz in der entsprechenden Mitteilung von Telegram lautet:

Zitat: «Um Kriminelle noch mehr davon abzuhalten, die Telegram-Suche zu missbrauchen, haben wir unsere Nutzungs­bedingungen und Daten­schutz­richtlinien aktualisiert und sichergestellt, dass sie weltweit einheitlich sind. Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefon­nummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf rechtmäßige Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können.»

Welche "zuständigen Behörden" nun "rechtmäßige Anfragen" an Telegram stellen können und dann IP-Adressen und Telefonnummern von Telegram-Nutzern bekommen, wird nicht konkretisiert. Das ist ein weitaus stärkeres Entgegen­kommen, als es Russland 2013 von Durow gefordert hat. Und Durow wurde in Russland nicht in polizeiliches Gewahrsam genommen und mit mehr oder weniger konstruierten Strafverfahren erpresst, den Forderungen des russischen Staates nachzugeben. Stattdessen konnte Durow die Zusammenarbeit verweigern und Russland verlassen.

Ob Durow nun wohl in einem Interview demnächst über Frankreich und die USA das gleiche sagt, was er seinerzeit über Russland gesagt hat? Ich wiederhole seine Aussage von damals:

Zitat: «Leider kann man in dem Land kein Internet-Business betreiben. Ich fürchte, für mich gibt es keinen Weg zurück, vor allem, nachdem ich es öffentlich abgelehnt habe, mit den Behörden zusammen­zu­arbeiten.»

Der ehemalige russische Präsident Medwedew hat nach Durows Festnahme auf Telegram geschrieben, er habe Durow mal gefragt, warum er bei schweren Verbrechen nicht mit den Strafverfolgungs­behörden zusammen­arbeiten wolle. "Das ist meine prinzipielle Haltung", erklärte Durow ihm. "Dann gibt es in jedem Land ernste Probleme", antwortete Medwedew.

Und so ist es ja nun auch gekommen.

In Russland wurde nach Durows Festnahme gewitzelt, dass Durow, wenn er in Frankreich verurteilt wird, wenigstens in einem freien Land "sitzen" würde.

Lustig ist das allerdings nicht, denn offenbar ist die Privatsphäre nun auch bei Telegram Vergangenheit. Und das hat nicht die böse Diktatur Russland verursacht, sondern der angeblich so freie Westen.

– Anti-Spiegel[3]

Einzelnachweise

  1. Young Global Leaders class of 2017[archiviert am 29. Juni 2017], World Economic Forum am 29. Juni 2017
  2. Wladislaw Sankin: Schlag gegen Russland und Andersdenkende - Warum deutsche Medien die Verhaftung von Durow bejubeln, RT Deutsch am 26. August 2024
    Anreißer: Die deutschen Medien und die Politik sehen Telegram seit Langem als ihren Feind. Aus ihrer Sicht erledigen die Franzosen den schmutzigen Job, von dem auch sie profitieren. Deswegen ertönen aus den Redaktionen klammheimliche Freude und nur notdürftig versteckter Jubel zur Geiselnahme in Paris.
  3. Thomas Röper: Telegram knickt ein: Wenigstens "sitzt" Durow in einem freien Land..., Anti-Spiegel am 5. September 2024
    Anreißer: Telegram-Gründer Pawel Durow wurde letzten Monat in Frankreich unter anderem deshalb verhaftet, "extremistische Inhalte" auf der Plattform zugelassen und die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigert hat. Nun hat Telegram die Nutzungs­bedingungen entsprechend geändert.

Netzverweise