Kernkraftwerk Enerhodar
Das Kernkraftwerk Enerhodar, vormals bekannt als Kernkraftwerk Saporischschja[wp] (englisch Zaporizhzhya Nuclear Power Plant = ZNPP, russisch Запорожская атомная электростанция, ukrainisch Запорізька атомна електростанція) befindet sich direkt am durch den Fluss Dnipro[wp] gebildeten Kachowkaer Stausee auf dem Territorium der Stadt Enerhodar[1], 152,5 Kilometer vom Kachowka-Staudamm entfernt[2] und 55 Kilometer südwestlich der (ehemaligen) Oblast-Hauptstadt Saporischschja[wp].
Etwa zwei Kilometer östlich des Kernkraftwerkes steht das konventionelle Wärmekraftwerk Enerhodar. Beide Anlagen zusammen stellten etwa 30 Prozent der gesamten Kraftwerkskapazität der Ukraine und lieferten 2021 23 Prozent des gesamten in der Ukraine erzeugten Stroms.[3]
Anlage
Die thermische Gesamtleistung des Kernkraftwerks von fast 20 GW erfordert große Mengen Kühlwasser, die im Betrieb dem Kachowkaer Stausee entnommen werden.
Im Westen des Kraftwerks befindet sich ein Kühlwasserbecken mit einer Fläche von 8,2 km² und einem Volumen von 47,05 Millionen m³. Dieses wird über einen offenen Wasserkanal des Wärmekraftwerks, der normalerweise pegelgleich mit dem Stausee verbunden ist, befüllt. Nach der Zerstörung der Kachowka-Staumauer ist diese Verbindung jedoch geschlossen, womit ein Rückfluss des Kanalinhalts in das Stauseebecken unterbunden worden ist.
Die zwei mehr als einen Kilometer nordwestlich der Reaktoren auf dem Damm zwischen Kühlwasserbecken und Kachowka-Stausee stehenden Kühltürme können bedarfsweise zur Erhöhung der Kühlleistung dazugeschaltet werden. Ein Kühlturm ist durch ukrainischen Beschuss in Brand geraten und dadurch irreparabel zerstört worden.
Betreibergesellschaft
Das Kernkraftwerk sollte - zusammen mit dem benachbarten Wärmekraftwerk - nach Beendigung des Ukraine-Krieges von einer zu gründenden binatinalen Betreibergesellschaft betrieben werden, die sich auf dem Gebiet der binational verwalteten Stadt Enerhodar befindet.
Reaktor 2 während der IAEO[wp]-Inspektion im September 2022
IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi[wp] und Mitglieder des Missionsteams in der Anlage am 1. September 2022
Hintergrund
Gestern habe ich aufgezeigt, warum US-Präsident Trump Interesse an der Überführung der ukrainischen AKW in US-Eigentum interessiert ist.[4] Diesen Vorschlag hat er dem ukrainischen Machthaber Selenskij in einem Telefongespräch gemacht und Selenskij hat dem vor allem in Bezug auf das unter russischer Kontrolle stehende AKW Saporischschja zugestimmt, wobei Trump allerdings alle ukrainischen AKW haben will.
Ma sollte meinen, dass Russland die Idee rundweg ablehnen müsste, da das AKW sowjetischer Bauart unter russischer Kontrolle steht und sich im Gebiet Saporischschja[wp] befindet, das aus russischer Sicht nun russisches Staatsgebiet ist. Warum also sollte Russland die USA oder US-Konzerne an das AKW heranlassen, wenn die noch nicht einmal technisches Verständnis von der Konstruktion des AKW haben? Ein russischer Experte für Energiesicherheit hat dazu für die russische Nachrichtenagentur TASS einen sehr interessanten Artikel geschrieben[5], in dem er erklärt, wie und unter welchen Umständen eine Beteiligung der USA am AKE Saporischschja für Russland durchaus interessant sein könnte, und ich habe seinen Artikel übersetzt.
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– Anti-Spiegel[6] |
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Rieke: Provisorische Verwaltung berichtet von Schäden an AKW Saporischschja durch ukrainischen Beschuss. In: Liveblog Reaktor in ukrainischem Atomkraftwerk Saporischschja heruntergefahren[archiviert am 6. August 2022], Der Tagesspiegel am 5. August 2022, 16:30 Uhr.
- ↑ Nationaler Streßtestreport der Ukraine für 2011, Seite 49.
- ↑ Ihor Pylypenko, Daria Malchykova: Der Kachovka-Stausee - Wirtschaftsmotor und Kriegsschauplatz, Osteuropa[wp] 1-2/2023 (PDF).
- ↑ "Sicherheitsgarantie"?: Warum Trump ein Auge auf die ukrainischen Atomkraftwerke geworfen hat, Anti-Spiegel am 22. März 2025
- Anreißer: US-Präsident Trump hat dem ukrainischen Machthaber Selenskij in einem Telefonat vorgeschlagen, die ukrainischen Atomkraftwerke an die USA zu übergeben. Trump begründet das mit Sicherheitsgarantien, weil die AKW damit geschützt wären, aber der wahre Grund ist ein ganz anderer.
- ↑ 5,0 5,1 ЮШКОВ Игорь/Igor Juschkow:Россия может согласиться продавать энергию Запорожской АЭС вместе с США, TASS am 23. März 2025
- Anreißer: Игорь Юшков - о перспективах сотрудничества России и США по Запорожской АЭС и о том, выгодно ли это нашей стране.
- Deutsch: Russland könnte gemeinsam mit den USA den Verkauf von Energie aus dem KKW Saporischschja vereinbaren
- Igor Juschkow über die Aussichten der Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA beim KKW Saporischschja und ob sie für unser Land günstig ist.
- ↑ Ukraine-Verhandlungen: Warum es für Russland interessant sein kann, beim AKW Saporoschje mit den USA zusammenzuarbeiten, Anti-Spiegel am 23. März 2025
- Anreißer: US-Präsident Trump hat vorgeschlagen, die ukrainischen AKW in US-Eigentum zu überführen. Dabei geht es auch um das unter russischer Kontrolle stehende AKW Saporischschja. Ein russischer Experte hat aufgezeigt, warum die Idee für Russland interessant sein könnte.
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Kernkraftwerk Saporischschja
- Website des Kraftwerks (englisch, russisch, ukrainisch) (zurzeit nicht erreichbar)
- Bombardierung des Kernkraftwerks Saporischschja, Wikihausen (Folge 75) auf Odysee am 18. September 2022, 53:12 Min.
- Infobereich Ukraine - Aktuelle Entwicklungen
- Dossier der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mit aktuellen Informationen zum Kraftwerk
- Video analysis reveals Russian attack on Ukrainian nuclear plant veered near disaster., in: National Public Radio (NPR) am 11. März 2022 (englisch)
- Bericht der IAEA über ihre erste Inspektion des KKW (52 Seiten, englisch)