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Ukraine-Papiere

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Der Begriff Ukraine-Papiere (englisch: Ukraine Papers) bezeichnet zusammenfassend eine Reihe öffentlich gewordener US-amerikanischer Geheim­dokumente, die belegen, dass die USA, sowohl die politische Führung als auch die Allgemein­bevölkerung ihrer NATO-Klientelstaaten systematisch abhören und ausspionieren. Außerdem geht aus ihnen eindeutig hervor, dass die ukrainische Armee viel erschöpfter ist als öffentlich eingestanden.

Vor einigen Tagen sind US-Geheim­dokumente ins Netz gestellt worden, die für das Pentagon und die US-Geheimdienste sehr peinlich sind. Sie zeigen, dass die ukrainische Armee viel erschöpfter ist, als gemeldet wird, und dass die Zahl der ukrainischen Verluste viel größer ist, als zugegeben wird. Zweitens, und das sorgt hinter den Kulissen offenbar für eine Menge Ärger, zeigen die Dokumente, dass und wie die USA ihre so genannten "Verbündeten" ausspionieren.

Die New York Times hat in einem eiligen Artikel die Echtheit der Dokumente eingestanden, aber versichert, die Zahlen über die ukrainischen Verluste seien falsch, was für sich genommen schon auf eine gewisse Panikreaktion im US-Machtapparat hindeutet[1], wenn er sich so eilig an die New York Times gewandt hat, um das Datenleck zu kommentieren.

Dieses Datenleck ist in seiner Bedeutung durchaus vergleichbar mit den Enthüllungen von Edward Snowden, der seinerzeit unter anderem ebenfalls aufgezeigt hat, dass die USA ihre so genannten "Verbündeten" engmaschig abhören und ausspionieren. Offensichtlich geht das ungebremst weiter, aber ein Aufschrei der Medien und Politiker der betroffenen Länder bleibt aus, was ein weiteres Mal zeigt, in wessen Interesse die so genannten "objektiven und unabhängigen" westlichen "Qualitätsmedien" und auch die Regierungen in Wahrheit arbeiten.

Hier habe ich eine Zusammenfassung der bekannten Fakten über die durch­gestochenen US-Geheimdokumente übersetzt, die die russische Nachrichten­agentur TASS veröffentlicht hat.

Zitat: «Diagramme, Karten, Abhören von Verbündeten: Was über die durchgesickerten US-Militär­dokumente bekannt ist

In den letzten Tagen sind bereits zwei Geheimdokumente des US-Verteidigungs­ministeriums und der Geheimdienste National Security Agency, CIA, National Intelligence Agency durchgesickert. Die US-Zeitungen The New York Times, The Washington Post und The Wall Street Journal sowie CNN analysierten die auf Twitter und Telegram veröffentlichten Informationen.

Das erste Leak von Anfang April betraf in erster Linie ukrainische Militär­operationen. Die Dokumente enthalten zwar keine konkreten Kampfpläne, aber eine Einschätzung der Lage zum 1. März, Zeitpläne und Mengen von Waffenlieferungen, Karten mit der Aufstellung und Anzahl der Truppen, Bewegungen ukrainischer, US-amerikanischer und verbündeter Truppen sowie analytische Informationen.

Am 8. April wurde ein zweites Leak gemeldet: Der neue Stapel von Dokumenten enthält nicht nur Informationen über die Ukraine, sondern auch über die Disposition der westlichen Streitkräfte und ihre Verbindungen im Nahen und Fernen Osten.

Umfang der Unterstützung für die Ukraine

Den Dokumenten zufolge werden in den USA und anderen NATO-Ländern mindestens 12 ukrainische Kampf­gruppen mit jeweils 4.000 bis 5.000 Soldaten ausgebildet. Sechs von ihnen sollten bis zum 31. März und drei weitere bis zum 30. April einsatzbereit sein.

Die neun ukrainischen Brigaden sollten über mehr als 250 Panzer und 350 Schützen­panzer verfügen.

Während der gesamten Militär­operation erhielt die Ukraine von den USA Informationen über Kommando­posten, Munitions­depots und wichtige Knotenpunkte der russischen militärischen Linien. Dabei teilte Kiew seine militärischen Pläne nicht mit dem Westen, so die New York Times.

Die USA setzen in der Ukraine ein geheimes LAPIS-Satelliten­system ein, das jedoch immer anfälliger für russische Gegen­maßnahmen wird.

Zustand der ukrainischen Streitkräfte

Der Zustand der ukrainischen Armee wird nach einem Jahr Militär­operation als dezimiert eingeschätzt. Inzwischen musste die ukrainische Führung im März Elite­einheiten in die Nähe von Artjomowsk (ukrainischer Name Bachmut) verlegen, um zu verhindern, dass die ukrainischen Streitkräfte eingekesselt werden, berichtet die New York Times.

Zum 23. Mai werden der Ukraine die Luftabwehrraketen sowjetischer Bauart ausgehen. Die ukrainische Luftabwehr wird also nur noch zwei oder drei Angriffswellen standhalten können.

Piloten der US-Luftwaffe wurden angewiesen, sich von der Halbinsel Krim fernzuhalten und nicht näher als 80,4 Kilometer an sie heranzufliegen. Bis zum 26. Februar 2023 flogen amerikanische, britische und französische Piloten mehrere Flüge pro Monat in dem Gebiet - im September 2022 wurde ein britisches Aufklärungs­flugzeug beinahe abgeschossen.

Abhören von Verbündeten

Die USA hören Sitzungen des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selensky ab. Insbesondere Kiews Wunsch, die Region Rostow anzugreifen, veranlasste die USA laut CNN dazu, die Lieferung von Lang­strecken­raketen­systemen abzulehnen.

Den Leaks zufolge beobachtet China aktiv, was in der Ukraine geschieht. Peking, so heißt es, werde im Falle ukrainischer Angriffe tief auf russisches Territorium nicht mehr neutral sein und die NATO als Aggressor betrachten.

Auch in Südkorea werden Offizielle von den USA abgehört. Wie Yonhap berichtet, wurde Seoul auf Informationen über eine "Debatte" in der Regierung des Landes über die Lieferung von Artillerie­granaten an die Ukraine aufmerksam gemacht. Südkorea fordert von den USA nun eine Klärung und Maßnahmen.

Der israelische Geheimdienst Mossad wird aktiv überwacht: Einem CIA-Bericht zufolge, der sich auf Funkaufklärung stützt, hat der israelische Dienst zu Protesten gegen die israelische Regierung und Premier­minister Benjamin Netanjahu[wp] aufgerufen (in Tel Aviv wurden die Daten jedoch als gefälscht bezeichnet).

Die New York Times berichtet, dass die Informationslecks die Beziehungen zwischen den USA und ihren Verbündeten erschwert haben, da Washington "nicht nur Russland, sondern auch seine Verbündeten ausspioniert."

Ermittlungen und Maßnahmen

Das Pentagon leitete am 7. April eine Untersuchung des ersten Leaks ein. Die Washington Post berichtet über Aufruhr im US-Militär­apparat, der die Echtheit der Dokumente belegt. Das US-Justiz­ministerium führt ebenfalls eine eigene Untersuchung durch.

Gleichzeitig beharrt die ukrainische Regierung darauf, dass es kein Leak gibt und dass die Bilder in Grafik­bearbeitungs­programmen gefälscht wurden, während der ukrainische Geheimdienst dazu aufruft, die Ergebnisse der Untersuchung des Pentagons abzuwarten.

Nach Angaben von CNN musste Kiew seine militärischen Pläne nach den Leaks ändern.

Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitrij Peskow sagte, Moskau habe "nicht den geringsten Zweifel an der direkten oder indirekten Verwicklung der USA und der NATO in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine".»

– Anti-Spiegel[2]
Vor einigen Tagen sind Geheimdokumente aus den USA im Netz aufgetaucht, was in Washington laut Medienberichten Panik ausgelöst hat.

Vor einigen Tagen sind US-Geheim­dokumente ins Netz gestellt worden, die für das Pentagon und die US-Geheimdienste sehr peinlich sind. Sie zeigen, dass die ukrainische Armee viel erschöpfter ist, als gemeldet wird und dass die Zahl der ukrainischen Verluste viel größer ist, als zugegeben wird. Die New York Times hat in einem eiligen Artikel die Echtheit der Dokumente eingestanden, aber versichert, die Zahlen über die ukrainischen Verluste seien falsch, was für sich genommen schon auf eine gewisse Panik­reaktion im US-Machtapparat hindeutet, wenn er sich so eilig an die New York Times gewandt hat, um das Datenleck zu kommentieren.

Echte und falsche Geheimdienst-Leaks

Die Dokumente enthalten aber noch mehr für die USA peinliche Informationen, denn die Daten enthalten auch Informationen über Anwerbungs­methoden der CIA und darüber, wie die USA nicht nur ihre Gegner, sondern auch ihre so genannten Verbündeten ausspionieren. Hinter den Kulissen soll große Verstimmung unter den "Partnern" der USA herrschen.

Inzwischen wurde eine zweite Dokumenten­sammlung ins Netz gestellt, was darauf hindeutet, dass das Datenleck weit größer als angenommen ist, und anscheinend weiß noch niemand in Washington, was alles durchgesickert ist und noch veröffentlicht werden könnte.

Ich weise immer wieder darauf hin, dass jede Pressemeldung westlicher Medien, in der sich auf "ungenannte Geheimdienst­quellen" oder "der Redaktion vorliegende geheime Dokumente" berufen, ein Beweis dafür ist, dass die westlichen Medien mit den westlichen Geheimdiensten zusammen­arbeiten und dass solche Veröffentlichungen nur das enthalten, was die Geheimdienste an die Öffentlichkeit bringen wollen. Die Medien machen sich damit zu (Propaganda-)Instrumenten der Geheimdienste, was per Definition mit Journalismus nichts zu tun hat.

Der Grund ist offensichtlich, denn nach solchen Presseberichten über Informationen aus "ungenannten Geheimdienst­quellen" oder aus "der Redaktion vorliegenden geheimen Dokumenten" folgt nie der Versuch der Geheimdienste, die undichte Stelle zu finden und jemanden wegen Geheimnis­verrates zu bestrafen. Was jemandem blüht, der echte Geheim­dienst­informationen veröffentlicht, die die Geheimdienste nicht veröffentlicht sehen wollen, können wir an den Beispielen von Edward Snowden und Julian Assange beobachten. Und auch an dem aktuellen Fall, denn in Washington hat die hektische Suche nach der undichten Stelle begonnen.

Die Washington Post hat über die Panik im US-Machtapparat und über Details der durch­gesickerten Dokumente berichtet.[3] Da ich jetzt leider nicht die Zeit habe, den ganzen Artikel zu übersetzen, übersetze ich die Zusammenfassung der russischen Nachrichten­agentur TASS über den Artikel der Washington Post.

Zitat: «Washington Post: Durchgesickerte Geheimdokumente lösen Panik in der Pentagon-Führung aus

Der Zeitung zufolge enthielten einige der Dokumente Informationen über britische und kanadische Operationen, "was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen des Leaks nicht auf die USA beschränkt sind".

Die wahrscheinliche Verbreitung von geheimen Dokumenten des US-Verteidigungs­ministeriums im Netz hat in der Führung des Ministeriums Panik ausgelöst. Das berichtete die Washington Post am Samstag unter Berufung auf ihre Quellen.

Demnach habe das Ministerium als Reaktion auf die durch­gesickerten Dokumente am Freitag "den Informations­fluss von Aufklärungs­daten eingeschränkt". Die Gesprächspartner der Zeitung bezeichneten so eine "Einschränkung als ungewöhnlich streng und sagten, sie deute auf ein hohes Maß an Panik in der Pentagon-Führung hin." Der Zeitung zufolge ist die europäische Geheimdienst-Community besorgt, dass Washington auch den Zugang der Alliierten zu seinen Informationen einschränken könnte. Viele der veröffentlichten Dokumente enthalten spezielle Vermerke, die ihre Weitergabe an Ausländer untersagen. Eine ganze Reihe von Dokumenten könnte jedoch anderen Mitgliedern der Five Eyes[wp], der Geheim­dienst­allianz, zu der Australien, Kanada, Neuseeland und die USA gehören, legal zugänglich gemacht werden.

Einige der Dokumente enthalten US-Geheimdienst­informationen über britische und kanadische Aktivitäten, "was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen der undichten Stelle nicht auf die USA beschränkt sind", heißt es in dem Artikel. Die Autoren des Artikels erklärten, dass US-Beamte und ihre ausländischen Verbündeten am Samstag "erschüttert und in einigen Fällen verärgert waren über die ungewöhnlich vielen Details, die zeigen, wie die USA sowohl Freunde als auch Feinde ausspionieren". Beamte in mehreren Ländern haben erklärt, dass sie versuchen, den Schaden durch den Leak zu bewerten, wobei sich viele fragen, wie die Dokumente so lange unentdeckt bleiben konnten. Die Zeitung räumt ein, dass die Veröffentlichung des Materials "diplomatische Spannungen" unter den Verbündeten und Partnern der USA verursachen könnte.

Der Inhalt

Wie die Washington Post feststellt, ist bisher "das ganze Ausmaß der undichten Stelle unklar": Wahrscheinlich ist nur der erste Stapel von Dokumenten veröffentlicht worden. Viele dieser Berichte wurden laut der Quelle der Zeitung im Winter für General Mark Milley, den Vorsitzenden der US-Generalstabschefs, erstellt. Der Zeitung zufolge betreffen die ins Internet gelangten Unterlagen "praktisch alle Bereiche des US-Geheimdienst­apparats". Sie enthüllen unter anderem, wie die CIA Agenten rekrutiert, die in die geheimen Gespräche der führenden Politiker der Welt eingeweiht sind, und wie die USA die Bewegungen der russischen Streitkräfte verfolgen.

Die Papiere enthalten taktische Informationen über Russlands Militäroperation in der Ukraine, einschließlich Informationen über den Grad der Kampf­fähigkeit der Kiewer Streitkräfte. So wird beispielsweise beschrieben, "wie dezimiert die ukrainischen Streitkräfte nach mehr als einem Jahr Militär­operation sind". Eine Quelle in der ukrainischen Regierung sagte am Samstag, dass "die undichten Stellen die militärische und politische Führung in Kiew verärgert haben, die versucht hat, Schwachstellen im Zusammenhang mit Munitions­knappheit und anderen Gefechts­feld­daten vor dem Kreml zu verbergen". Sie fügte hinzu, dass die ukrainische Regierung auch über die Möglichkeit besorgt sei, dass neue geheime Informationen über ihr Land veröffentlicht würden.

Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass das Pentagon und das Justiz­ministerium eine Untersuchung zu durchgesickerten Geheim­dokumenten über die Pläne der USA und der NATO zur Vorbereitung der ukrainischen Streitkräfte auf eine Gegen­offensive eingeleitet hätten. Insbesondere auf Twitter und Telegram wurden zahlreiche Materialien veröffentlicht, aus denen Daten zu den Zeitplänen für Waffen­lieferungen und Truppen­zahlen hervorgehen.

Am Freitag berichtete die New York Times, dass ein neuer Stapel von US-Geheim­dokumenten über die Ukraine im Internet aufgetaucht sei. Dem Bericht zufolge wurde auch Material über den Nahen Osten und China gefunden.»[4]

Ich finde des bemerkenswert, dass die deutschen Medien bisher nicht darüber berichtet haben, dass die Dokumente auch zeigen, wie die USA ihre "Verbündeten" Vasallen - also wohl auch Deutschland - ausspionieren. Davon soll die deutsche Öffentlichkeit anscheinend nichts erfahren, was ein weiterer Beleg dafür ist, dass die deutschen Medien nur Instrumente der US-Geheimdienste sind und kritische Berichte über sie daher tunlichst vermeiden.

– Anti-Spiegel[1]
Die Pentagon-Leaks[5] waren am Sonntag auch ein großes Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens. Hier übersetze ich den Bericht des russischen USA-Korrespondenten zu dem Thema, um aufzuzeigen, wie in Russland darüber berichtet wurde.
Zitat: «Journalisten versuchen, den Angehörigen des Soldaten, der der Welt amerikanische Geheimnisse verraten hat, zumindest irgendein Wort zu entlocken. Die Presse umringt sie vor dem Gerichtsgebäude. Jack Teixeira hat dem Richter schweigend zugehört. Er wurde der Entwendung, des Besitzes und der Weitergabe von Geheiminformationen angeklagt.

Die Armee war sein Kindheitstraum. Die Familie ist patriotisch, viele Familienmitglieder sind beim Militär. Der Stiefvater trug 34 Jahre Uniform. Sein Halbbruder dient und Jack Teixeira hat vor drei Jahren selbst die Epauletten angelegt. Sie waren alle im selben Regiment, der Massachusetts National Guard.

Jack Teixeira diente im 102. Aufklärungs­geschwader der Massachusetts Air National Guard im Rang eines Airman First Class, also eines Gefreiten. Seine Berufs­bezeichnung ist Cyber Systems Specialist. Das bedeutet, dass er die Kommunikations­kanäle der Armee aufrecht­erhalten und schützen soll.

Es ist unverständlich, wie die Massachusetts Air National Guard an Papiere kam, die nur das Weiße Haus und das Außen­ministerium aneinander weitergeben können. Oder die Abkürzung NOFORN, was für "NO FOReign National access allowed" ("nicht für Ausländer") steht. Mit anderen Worten: Papiere, die Generälen aus den Armeen der engsten Verbündeten nicht gegeben werden dürfen, befinden sich in den Händen eines 20-jährigen Soldaten. Inzwischen weiß auch jeder, worüber man in den USA nicht spricht: Es gibt amerikanische und auch NATO-Soldaten in der Ukraine. 14 Soldaten aus amerikanischen Spezial­einheiten, um genau zu sein, 50 aus Großbritannien, 15 aus Frankreich: Insgesamt sind es etwa hundert Kommando­soldaten.

"Das bestätigt, dass Joe Biden die Entsendung amerikanischer Spezialeinheiten in das Kriegsgebiet in der Ukraine genehmigt hat. Die Amerikaner hätten davon wissen müssen, solche Dinge hätten zumindest durch den Kongress laufen müssen. Diese Dokumente zeigen unsere Strategie in der Ukraine, sie zeigen, wie sehr wir in diesen Krieg verwickelt sind", sagte Sean Hannity in seiner Sendung.

Sie führen Krieg mit ihren eigenen Händen: Die Amerikaner haben in der Ukraine sowohl Augen als auch Ohren. Glaubt man diesen mit SI (Sigint) gekennzeichneten Papieren, so fängt das Pentagon regelmäßig Gespräche der Verbündeten ab und weiß zum Beispiel von Selenskys Plänen, Russland anzugreifen: "Der ukrainische Präsident Wladimir Selensky schlug Ende Februar vor, russische Truppen­standorte in der Region Rostow mit Drohnen anzugreifen. Am 28. Februar äußerte Selensky gegenüber General Valery Saluzhny, dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, und einem ungenannten ukrainischen Beamten seine Besorgnis darüber, dass die Ukraine über keine Lang­strecken­raketen verfüge, die russische Truppen­standorte in Russland erreichen könnten."

Durch die Abhörmaßnahmen erfuhr Washington angeblich auch, dass Südkorea keine Waffen an die Ukraine liefern will und dass der Mossad in Israel gegen die Regierung opponiert. Saudi-Arabien, Ungarn und Ägypten wurden ausspioniert. Sogar der UN-Generalsekretär wurde ausspioniert - Guterres wurde verdächtigt, übermäßige Sympathien für Russland zu hegen. In Washington befürchtet man, dass die Verbündeten wütend werden könnten.

Sie werden darüber hinwegkommen, deutet Biden an: "Ich bin nicht besorgt über das Leak, ich bin darüber besorgt, dass es passiert ist. Aber ich habe keine Informationen, dass es etwas Bedeutendes ist."

Vor den Reportern steht der Oberbefehlshaber der USA, der möglicherweise unter Umgehung des Kongresses amerikanische Soldaten in die Ukraine geschickt hat. Aber niemand fragt Biden nach dem Inhalt der Daten, die ins Netz "geflossen" sind. Die US-Medien gehen noch weiter und zeigen Bilder der Papiere, die zuvor unkenntlich gemacht und verpixelt wurden.

"Wenn Sie ein echter Journalist wären, der für Transparenz eintritt, der eine Regierung entlarven will, die das amerikanische Volk belügt, würden Sie den Mann loben, der die Dokumente durchsickern ließ. Aber er wird gehasst, weil er all die Lügen aufgedeckt hat, die sie an das Publikum weitergegeben haben", so der Journalist Glenn Greenwald.

Welche Daten Teixeira aufgedeckt hat, interessiert kaum jemanden. Die Journalisten bei der Pentagon-Presse­konferenz fragen, wer die Schuld trägt und was zu tun ist. Aber auch auf diese Fragen gibt es keine klaren Antworten. Der Verteidigungs­minister gibt sich ratlos und kann nicht verstehen, warum sie mehr als ein Jahr lang nicht bemerkt haben, dass ihre Geheimnisse sich ins Internet ergossen haben.

"Die Dokumente waren irgendwo im Internet und wir wissen nicht, wo genau und wer zu diesem Zeitpunkt Zugang hatte", sagte US-Verteidigungs­minister Lloyd Austin.

Seit Februar letzten Jahres gehen die Geheimnisse auf einer Plattform von Computerspiel-Enthusiasten umher. Etwa 300 Fotos von geheimen Karten wurden von Teixeira dort gepostet, die er, den Bildern nach zu urteilen, in der Küche seines Elternhauses gemacht hat. Er erzählte seinen Spieler­kollegen aus verschiedenen Ländern vom Konflikt in der Ukraine, er nannte ihn "deprimierend", wie sich seine jungen Zuhörer erinnern.

Er war mit bestimmten Aspekten der US-Politik nicht einverstanden, zum Beispiel damit, wie die Regierung ihre Vollmachten überschreitet. Sein Interesse war es nicht, ausländischen Kräften zu helfen. Er ist ein junger, charismatischer Mann, der die Natur, Gott, das Schießen und Autorennen liebt. Ein weißer Christ mit einer Waffe. Diesem Porträt fügten Journalisten ein Video hinzu, auf dem Teixeira beim Schießen antisemitische und rassistische Parolen gerufen haben soll. Die liberalen Medien waren schnell dabei, ihn als radikalen Trumpisten abzustempeln.

Teixeira wurde, wie die Trumpisten nach dem 6. Januar, vor laufender Kamera festgenommen. Mehrere TV-Hubschrauber zeigten live im Fernsehen aus verschiedenen Blickwinkeln, wie schwer bewaffnete FBI-Spezialkräfte in einem gepanzerten Wagen dem unbewaffneten Soldaten die Hände auf den Rücken drehten. Die Reporter waren übrigens schon vor den Spezialkräften bei seinem Haus.

"Ich traue nichts in dieser Geschichte. Ich gehe davon aus, dass die Regierung mich anlügt, dass die Medien mich anlügen. Sie sagen, dass alles zusammenpasst, dass diese Sache von einem Gamer aus Massachusetts 'durchgesickert' ist. Nun, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob diese Leaks überhaupt echt sind. Sind es Halb­wahrheiten oder Halb-Desinformationen?", fragte Fox-News-Moderator Jesse Waters.

Der Verteidigungsminister hat eine Überprüfung darüber angeordnet, wer Zugang zu Staats­geheimnissen erhält und auf welcher Grundlage. In den USA gibt es eine obszön große Anzahl von Menschen, die mit für das Land so sensiblen Informationen betraut sind - mehr als 1,2 Million Menschen. Das Ausmaß der Unordnung in diesem "Geheimbüro" ist unglaublich. Die Washington Post verrät sich selbst, wenn sie über den Fall Teixeira schreibt: "Die Zeitung hat mehr als 300 geheime Dokumente ausgewertet, die nicht veröffentlicht wurden."

Wer und auf welcher Grundlage den Journalisten die geheimen Papiere weitergegeben hat, ist eine offene Frage.

"Die Einheiten der Armee kommunizieren miteinander. Leider sind es nicht immer die Obersten und Generäle, die solche Dokumente ausdrucken. Sie haben Mitarbeiter. Einige von ihnen werten Daten aus, andere erstellen Präsentationen für bestimmte Reden. Leider sehen viele Leute diese Dokumente", erklärt Generaloberst im Ruhestand Mark Hertling.

Allein zu den von Teixeira "durchgesickerten" Dokumenten hatten 5.000 Mitarbeiter Zugang. Sie wussten sowohl über die amerikanischen Soldaten in der Ukraine, über die wahren Verluste der ukrainischen Streitkräfte als auch über die tatsächliche Lage an der Front Bescheid.

"Die Ukraine verliert. Die Biden-Administration weiß das genau, gerät in Panik, aber belügt die Öffentlichkeit. Verteidigungs­minister Austin sprach kürzlich im Senat darüber, dass die russische Armee schwächer wird, also den Krieg verliert. Er wusste, dass er lügt, aber er hat es im Senat trotzdem gesagt. Das ist ein Verbrechen! Aber es war nicht Austin, der verhaftet wurde, sondern ein 21-jähriger Junge, der Folien 'durchsickern' ließ, die bestätigten, dass wir belogen wurden. Er hat das Verbrechen aufgeklärt, also ist er ein Krimineller. So funktioniert Washington", empörte sich der Journalist Tucker Carlson.

Wie Zeitungen erfahren haben, wird die General­staats­anwaltschaft für den Gefreiten Teixeira die Höchststrafe beantragen. Dem Mann, der der Welt die unschmeichelhaften Geheimnisse Amerikas verraten hat, könnten Jahrzehnte hinter Gittern drohen.»[6]

– Anti-Spiegel[7]
Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Pentagon-Leaks kein ungewollter Leak eines jungen Soldaten, sondern eine gezielte Desinformations­kampagne der US-Geheimdienste waren. Je mehr Details über die angeblich geheimen Informationen bekannt werden, desto mehr wird klar, dass vieles davon schon vorher bekannt war, dass manches bewusst eingestreut sein könnte (etwa das Ausspionieren der südkoreanischen Regierung), um die Glaubwürdigkeit der Informationen zu erhöhen, ohne den USA dabei ernsthaft zu schaden. Und dass manche Informationen auch bewusste Fakes waren, um bestimmten Regierungen zu schaden, was zum Beispiel auf die Meldung zutreffen könnte, Serbien habe der Ukraine heimlich Waffen geliefert, was den serbischen Verbündeten Russland verärgern könnte.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat sich diese Hinweise genauer angeschaut und ich habe die Analyse der TASS übersetzt.

Zitat: «Geheimes Material? Was hinter den durchgesickerten Pentagon-Dokumenten steckt

Das Durchsickern von geheimen Dokumenten des US-Verteidigungs­ministeriums und der US-Geheimdienste ist in den letzten Wochen zu einem internationalen Großereignis geworden, das sogar den Konflikt in der Ukraine in den Schatten stellt. Die sensationellen Enthüllungen wurden in der Presse auf der ganzen Welt ausführlich diskutiert. Die Journalisten konzentrierten sich insbesondere auf die Aussichten des angeblichen ukrainischen Gegenangriffs und das Ausmaß der Verluste Kiews. Über 300 Dokumente wurden im Internet veröffentlicht, die sich mit einer breiten Palette von Themen befassen - der Lage in der Ukraine, der Verteidigungsfähigkeit Taiwans, dem Abhören von US-Verbündeten und den Beziehungen zwischen dem israelischen Premierminister und dem Mossad.

Die Geschichte endete nicht weniger unerwartet: die Leaks wurden dem 21-jährigen Soldaten Jack Teixeira zugeschrieben, der für das geheime Kommunikations­netz auf dem Luftwaffen­stützpunkt in Massachusetts verantwortlich war. Innerhalb weniger Tage wurde er nicht nur von Geheimdiensten, sondern auch von Journalisten der New York Times identifiziert, die noch vor den FBI-Beamten an Teixeiras Tür klopften. Es wird behauptet, dass der junge Mann, der sich bereits in Haft befindet, geheime Dokumente an einen Gamer-Chatroom auf der beliebten Plattform Discord[wp] weitergegeben hat, um seine Freunde zu beeindrucken.

Nicht weniger merkwürdig wirkt die Geschichte über die Verbreitung dieser Dokumente im Internet. Laut den veröffentlichten Unterlagen der Staatsanwaltschaft begann Teixeira bereits im Dezember damit, die Dokumente in einem Chatroom zu veröffentlichen. Von dort aus verbreiteten sie sich langsam in anderen Chatrooms und Plattformen. Die geheimen Dokumente blieben jedoch monatelang unbemerkt und unbeachtet, bis einige von ihnen von Donbass Devushka auf Twitter gepostet wurden. Dieser Account, der über den Konflikt in der Ukraine berichtet, ist in den letzten Monaten in der Online-Community, die den Konflikt in der Ukraine verfolgt, relativ populär geworden. Medien­berichten zufolge handelt es sich bei der Erstellerin des Accounts Donbass Devushka, die behauptete, in Lugansk geboren und dann nach Rostow gezogen zu sein, in Wirklichkeit um das ehemalige Mitglied der US-Luftwaffe (übrigens dieselbe Waffengattung, in der Teixeira dient) Sarah Beals, die an der US-Westküste lebte und nie im Donbass gewesen ist. Erst als die Dokumente von Donbass Devushka die Aufmerksamkeit großer US-Zeitungen wie der New York Times, der Washington Post und des Wall Street Journal erregten, kündigte das Pentagon eine Untersuchung an.

Versicherung gegen Dummheit

Eine der großen Fragen im Zusammenhang mit den als geheim eingestuften Dokumenten ist, wie ein 21-jähriger Soldat mit einer eher indirekten Verbindung zu den Geheim­diensten Zugang zu einer so großen Menge an streng geheimem Material zu einer Vielzahl von Themen erhalten konnte. In der Anklageschrift wird davon ausgegangen, dass er aufgrund seiner dienstlichen Aufgaben bei der Wartung des speziellen Kommunikations­netzes versehentlich die dort zirkulierenden Geheim­dokumente gesehen haben könnte. Um eine Verletzung der Geheimhaltung zu vermeiden, wurde Teixeira vor zwei Jahren, als er 19 Jahre alt war, eine Sicherheits­freigabe erteilt.

Allerdings herrschte in den letzten Jahrzehnten in der US-Militär-Community die Ansicht vor, dass Informationen so umfassend wie möglich weiter­gegeben werden müssen. Diese Kultur entwickelte sich nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001. Es wird vermutet, dass verschiedene US-Geheimdienste über Informations­fragmente über den bevorstehenden Anschlag auf das World Trade Center verfügten, diese aber nicht untereinander weitergaben, so dass es für alle unmöglich war, die unterschiedlichen Informationen rechtzeitig zu abzugleichen, um den Anschlag zu verhindern. Seitdem hat sich der Informations­austausch deutlich ausgeweitet.

Meiner Meinung nach erscheint die Version von Teixeira plausibel, und sei es nur, weil sie in die Kategorie "das kann man sich nicht ausdenken" fällt. Vor seiner Festnahme haben die US-Medien und Fernseh­kommentatoren alle möglichen Versionen über die Identität des Informanten verbreitet: Er wurde als Linksradikaler wie Julian Assange dargestellt, der entschlossen ist, die Doppelmoral und den Imperialismus der US-Regierung bloßzustellen; er wurde als rechter Trumpist dargestellt, der über die zu starke Einmischung der Regierung von Joe Biden in den Konflikt in der Ukraine beunruhigt ist, die anderen nationalen Interessen zuwiderläuft, vor allem der Notwendigkeit, China zu konfrontieren; natürlich war auch die "russische Spur" im Gespräch. Es konnte sich offensichtlich niemand vorstellen, dass ein so junger Mann sich dazu entschließt, vor seinen Gamer-Freunden mit seinem Wissen zu prahlen.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern

Nach Angaben von Fox News handelt es sich bei den Dokumenten, die im Internet gelandet sind, zumindest größtenteils um geheime Pentagon-Briefings, die über ein geschlossenes Netzwerk an Tablets des Geheimdienstes geschickt wurden. Die Zahl der Empfänger dieser Briefings schwankt zwischen 1.000 und 5.000. Der Kreis derer, die in die Geheimnisse eingeweiht sind, ist ziemlich groß. Die Verteilung der Dokumente auf die Tablets, selbst über ein spezielles Netzwerk, deutet auch darauf hin, dass die durchgesickerten Dokumente nicht zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen gehören.

Die große Frage ist jedoch: Was hat die Welt aus diesen undichten Stellen erfahren? Ein großer Teil der in der Presse zitierten Dokumente bezog sich auf die angeblichen ukrainischen Gegenoffensive, aber die Situation erinnerte in den letzten Wochen an den alten Zeichen­trickfilm "Italienischer Raubüberfall" (Anm. d. Übers.: Ein sowjetischer satirischer Animations­film für Erwachsene aus dem Jahr 1978): Die ganze Stadt weiß, dass Mario eine Bank ausrauben wird.

Den Medien zufolge werden an der Gegenoffensive 30.000 bis 50.000 Mann und etwa 300 westliche Panzer beteiligt sein, der Hauptangriff ist in Richtung Melitopol geplant, um die "Landbrücke" zur Krim abzuschneiden, die Reserve­option besteht darin, sich 30 bis 50 Kilometer in Richtung Melitopol zu bewegen, um die Haupt­nach­schubwege der russischen Streitkräfte unter Feuer zu nehmen (diese Version wurde letzte Woche von Bloomberg[wp] präsentiert). Die Offensive wird, wie die westlichen Medien gerne schreiben und wie Regierungs­vertreter (zum Beispiel US-Außenminister Antony Blinken[wp]) manchmal behaupten, "in den kommenden Wochen" beginnen. Nach dem jüngsten Konsens amerikanischer Journalisten und Analysten bedeutet das, dass die Offensive beginnen wird, sobald der Boden trocken ist und die Bedingungen für die Bewegung von gepanzerten Fahrzeugen günstig sind. Das einzige Detail, das aus den online aufgetauchten Dokumenten hervorgeht, ist die Anzahl der ukrainischen Verbände für den Gegenangriff, und selbst da waren die entsprechenden Eckdaten bereits zuvor von Valeriy Saluzhny, dem Ober­befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, öffentlich dargelegt worden. Der Rest war bereits aus verschiedenen Quellen und Erklärungen von Offiziellen bekannt.

Noch seltsamer ist die Situation um das Dokument über die Verluste der Konflikt­parteien. Es gibt zwei Versionen davon im Internet - eine mit Zahlen, die für Russland günstiger sind, die andere mit Zahlen, die für die Ukraine günstiger sind. In beiden Fällen wurden ungefähr die gleichen Verlustzahlen schon vorher öffentlich genannt. Ursula von der Leyen, die Chefin der EU-Kommission, sagte beispielsweise Ende letzten Jahres, dass sich die Verluste der Ukraine auf etwa 100.000 Menschen belaufen.

Auch die skeptische Einschätzung der Pläne für die ukrainische Gegenoffensive durch die amerikanische Führung ist keine Überraschung. Der Chef der General­stabs­chefs General Mark Milley wiederholt buchstäblich jedes Mal, wenn er danach gefragt wird, dass die Ukraine nicht in der Lage sein wird, das gesamte verlorene Territorium militärisch zurück­zu­erobern, ganz zu schweigen von Dutzenden von Artikeln zu diesem Thema in US-Medien in den letzten Monaten.

Einige der Informationen in den Dokumenten - zum Beispiel angebliche Versuche von Teilen der obersten russischen Militär­führung, die Militär­operation zu sabotieren - wirken wie purer Unsinn. Dabei wird sogar in dem Dokument selbst darauf hingewiesen, dass selbst US-Geheimdienste diesen Informationen keinen Glauben schenken. Die Information, dass China angeblich bereits Waffen an Russland liefert, widerspricht den Aussagen der US-Führung. Sollte diese Entwicklung eintreten, würde Washington, das Peking wiederholt mit Sanktionen gedroht hat, kaum schweigen, denke ich. Andererseits richten sich einige der Dokumente offensichtlich gegen Länder, die eine ausgewogenere Haltung zum Ukraine-Konflikt eingenommen haben als die meisten europäischen Hauptstädte: Serbien und Ungarn.

Interessant ist auch, dass die durchgesickerten Dokumente noch keine größeren internationalen Skandale ausgelöst haben. US-Beamte betonen seit einer Woche, dass sie die Situation mit den Verbündeten besprechen, aber es gibt kaum konkrete Informationen über Kontakte auf hoher und höchster Ebene von Vertretern Washingtons mit den Partnern mit Angabe der Gesprächs­teilnehmer und der Termine der Gespräche. Und die Tatsache, dass die USA Verbündete ausspionieren, ist durch frühere Leaks längst bekannt.

Und, was vielleicht am wichtigsten ist, keine der US-Behörden hat ein einziges Wort aus den "Geheim­dokumenten" direkt oder indirekt bestätigt. Alles, was wir haben, sind Bilder aus einem längst gelöschten Gamer-Chatroom, die von US-Zeitungen übernommen wurden.

Operation Desinformation

Die Version, dass es sich bei den durchgesickerten Dokumenten in Wirklichkeit um einen absichtlichen Leak zum Zweck der Desinformation handelte, wurde von Anfang an in führenden amerikanischen Medien geäußert. Es wurde jedoch nicht darauf eingegangen - viel interessanter war es, erneut die Aussichten für die ukrainische Gegenoffensive zu analysieren und darüber zu spekulieren, ob die USA auf ein Ende des Konflikts in diesem oder im nächsten Jahr drängen sollten.

Für die Version eines bewussten Leaks der US-Geheimdienste gibt es gute Argumente. Die in den "geheimen" Papieren enthaltenen Informationen enthalten kaum bisher unbekannte oder für die USA ernsthaft schädliche Informationen. Dagegen musste sich beispielsweise der serbische Präsident Aleksandar Vučić[wp] bereits rechtfertigen und erklären, dass Belgrad keine Waffen an die Ukraine geliefert hat.

Die Streitkräfte der westlichen Länder messen der Informations­kriegs­führung traditionell eine große Bedeutung bei. So gingen beispielsweise den größten Operationen der westlichen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg - der Landung in Sizilien und der Landung in der Normandie - Desinformations­operationen voraus, die in beiden Fällen erfolgreich waren. Im Vorfeld der erwarteten ukrainischen Offensive wäre es logisch, Desinformationen über deren Richtung und die Zahl der beteiligten Truppen zu verbreiten.

Selbst wenn es sich nicht um gezielte Desinformation, sondern um authentische Dokumente handelt: Wie vertrauenswürdig sind die Daten der US-Geheimdienste? Aus verschiedenen derartigen Indiskretionen ging Anfang 2022 die Geschichte hervor, dass Kiew innerhalb von 72 Stunden eingenommen werden würde. Russische Regierungs­vertreter haben nie etwas Derartiges behauptet.

Schöne neue Welt

Die moderne Gesellschaft ist übersättigt mit Informationen und fast alle davon sind offen und für jeden zugänglich. Jeden Tag und oft live im Fernsehen kann jeder die Meinung des Präsidenten und der Mitglieder der Regierung, ganz zu schweigen von Abgeordneten und Kongress­mitgliedern aus dem eigenen oder einem anderen Land, zu einer Vielzahl von Themen erfahren. Wahrscheinlich ist es jedoch gerade diese Fülle an Informationen, die zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der öffentlichen Erklärungen und zu einem verstärkten Vertrauen in verschiedene ungenannte Quellen und geheime Dokumente führt.

Die technologischen Fortschritte der letzten Jahre verschärfen die Situation noch. Die legendären Spionage­kameras aus der Zeit des Kalten Krieges sind längst ein Anachronismus geworden. Jeder kann ein Dokument, das Militär, Polizisten, Regierungs­stellen oder die Bewegungen von Maschinen fotografieren und die Fotos in wenigen Sekunden auf Dutzenden verschiedener Plattformen veröffentlichen und Rückmeldungen und Kommentare von einem anderen Kontinent erhalten. Lange vor dem Konflikt in der Ukraine entwickelten sich so genannte OSINT-Gemeinschaften (Open Source Intelligence), die Informationen aus offenen Quellen wie Fotos und Einträgen in sozialen Medien sammelten und analysierten.

Die Geschichte von Teixeiras Enttarnung durch Journalisten der New York Times ist exemplarisch. Sie stellten fest, dass die Tischplatte, auf der Teixeira die Dokumente fotografierte, ein bestimmtes Muster aufwies, und fanden dann, offenbar mit Hilfe einer Bild­analyse-Software, in sozialen Netzwerken ein Foto, das auf dem Account des Onkels des Soldaten veröffentlicht wurde und dieselbe Tischplatte zeigt. Kann in dieser neuen digitalen Welt etwas verborgen werden? Wie viele geheime Dokumente erscheinen in einer Zeitung nicht mehr mit einem Verweis auf eine "Quelle"? Welche anderen Staats­geheimnisse könnten in den Tiefen von Chatrooms auf Discord und anderen Plattformen liegen? Es bleiben weit mehr Fragen als Antworten.»[8]

– Anti-Spiegel[9]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Thomas Röper: Ukraine, aber nicht nur: Panik in Washington wegen durchgesickerter Geheimdokumente, Anti-Spiegel am 9. April 2023
  2. Thomas Röper: "Verbündete" ausspioniert: Was über die durchgesickerten US-Militärdokumente bekannt ist, Anti-Spiegel am 11. April 2023
  3. Shane Harris und Dan Lamothe: National Security: Intelligence leak exposes U.S. spying on adversaries and allies, Washington Post am 8. April 2023
    Anreißer: U.S. and European officials scrambled to understand how dozens of classified documents covering all manner of intelligence gathering had made their way online with little notice.
    Deutsch: US-amerikanische und europäische Beamte versuchten verzweifelt zu verstehen, wie Dutzende von geheimen Dokumenten, die alle Arten von Geheimdienst­aktivitäten abdecken, unbemerkt ins Internet gelangen konnten.
  4. WP узнала о панике в руководстве Пентагона из-за утечки секретных документов, TASS am 9. April 2023
    Deutsch: Washington Post enthüllt Panik in der Pentagon-Führung über durchgesickerte Geheimdokumente
  5. Thomas Röper: Pentagon-Leaks: Hat wirklich ein junger Soldat die Geheiminformationen veröffentlicht?, Anti-Spiegel am 14. April 2023
    Anreißer: Aus den USA wird die Verhaftung eines 21-jährigen Soldaten gemeldet, der die Geheimdokumente des Pentagon, die seit Tagen Schlagzeilen machen, veröffentlicht haben soll. Ist er wirklich der Schuldige und was bedeutet die Geschichte?
  6. https://vesti7.ru/video/2599194/episode/16-04-2023/
  7. Thomas Röper: Ukraine, aber nicht nur: Panik in Washington wegen durchgesickerter Geheimdokumente, Anti-Spiegel am 9. April 2023
  8. Секретные материалы? Что стоит за утечкой документов Пентагона, TASS am 17. April 2023
    Anreißer: ОСТЫРЕВ Владимир, Руководитель представительства ТАСС в Нью-Йорке: Владимир Костырев - о полемике вокруг материалов, утекших в Discord
    Deutsch: Militäroperation in der Ukraine - X-Akten? Was steckt hinter den durchgesickerten Pentagon-Dokumenten?
    Anreißer: Wladimir KOSTYREW, Leiter des TASS-Büros in New York: Vladimir Kostyrev über die Kontroverse um die durchgesickerten Materialien in Discord
  9. Thomas Röper: Pentagon-Leaks: Hinweise auf bewusste Desinformation der US-Geheimdienste nehmen zu, Anti-Spiegel am 18. April 2023
    Anreißer: Waren die Pentagon-Leaks das, was die offizielle Version sagt? Oder wurden sie von den US-Geheimdiensten bewusst gestreut, um den Gegner zu täuschen und bestimmte Regierungen unter Druck zu setzen?

Querverweise