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Journalismus

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Journalismus - Früher und heute


Gesinnungsjournalismus (journalistische Hybris):

: "Was für Journalisten ein Volk hervorbringt, ist heute ein wesentliches Moment seines Schicksals." - Karl Jaspers[wp], Philosoph (1883-1969)

Erfahrene Journalisten haben seit jeher junge Kollegen vor der gefährlichsten Krankheit des Berufs gewarnt, der journalistischen Hybris. Wer Minister auf Reisen begleitet, mit Nobel­preis­trägern in deren Wohnzimmer plauscht, vom Konzernboss durch die Fabrik geführt wird, mit einem Parteichef frühstückt und vom Bundes­präsidenten zu Staats­banketten geladen wird, kann rasch ein trügerisches Gefühl der Ebenbürtigkeit mit den Mächtigen und Reichen, den Genies und den Berühmtheiten dieser Welt bekommen. Manche Journalisten dünkten sich sogar deutlich smarter als die Politiker, über die sie schrieben. Diese Selbst­über­schätzung machte sie nicht selten zu ziemlich eitlen, arroganten und wenig beliebten Zeitgenossen.

Leider waren das noch die guten, alten Zeiten im Journalismus. Zumindest blieben früher die Schuster bei ihren Leisten: Lange Reden und sperrige Papiere, vielschichtige Ereignisse und komplizierte Wirklichkeiten wurden zu Nachrichten, Berichten und Reportagen reduziert und komprimiert. Die Journalisten waren die Augen und Ohren der Bürger. Leser, Hörer und Zuschauer wurden über das Wichtige in der Welt mehr oder minder gut und objektiv informiert - wohlwissend, dass es Objektivität nicht geben kann, aber sehr wohl ein stetiges, ernsthaftes Bemühen darum.

Gesinnungsjournalismus ist eine Gefahr für die Demokratie

Die Vermittlung eines realistischen Bildes der Welt ist eine Bedingung für den informierten, aufgeklärten Bürger und damit für die Demokratie. Der moderne Haltungs-Journalismus aber krankt immer mehr an Einseitigkeit und Subjektivität, ist oft tendenziös und ideologisiert. Dabei sind viele Korrespondenten und Redakteure gut ausgebildete, professionelle Journalisten, ehrliche und anständige Kollegen, die ihrem Beruf mit Herzblut nachgehen. Liest man aber die Zeitungen, die diese ehrenwerten Journalisten füllen, hört oder sieht man ihre Sendungen, finden sich unzählige Belege für die ständige Verletzung zentraler journalistischer Standards. Es gibt mehrere Gründe, warum gute Journalisten schlechten Journalismus machen. Keine der Ursachen aber scheint so wichtig wie die des Machtgewinns. Gesinnung macht aus dem Beobachter einen Protagonisten und Einfluss­nehmer. Gesinnung verleiht Ansehen und Bewunderung. Aber Gesinnungs-Journalismus ist der größte Feind des Qualitäts-Journalismus.

Mit den 68er-Journalisten begann der Niedergang

Der Sündenfall kam schleichend, fast unbemerkt. Den Startschuss gab wohl die Generation der 68er, die in die Medien strömten. Die Arbeit dort war für die ehrgeizigen Rebellen bei ihrem Marsch durch die Institutionen ohnehin sehr attraktiv. Erprobt im anti-autoritäten[wp] Habitus und in heftigen Debatten links­extremer Zirkel, moralisch selbstgewiss für die Rechte von Frauen und Behinderten, die "Ausgebeuteten", "Unterdrückten" und die Dritte Welt eintretend, brachten sie ein Sendungs­bewusstsein in die Redaktionen, dem die meisten, von Kriegs- und Nachkriegs­zeit gebeutelten älteren Redakteure wenig entgegen­setzen konnten.

Das professionelle Selbstbild im Journalismus veränderte sich allmählich. Journalisten war es in wachsendem Maße zu wenig, lediglich Beobachter und Bericht­erstatter, Vermittler ferner Wirklichkeiten und Übersetzer komplexer Zusammenhänge zu sein. Redakteure und Reporter wurden sich der enormen Macht der Medien zunehmend bewusst, eine Macht, die trotz der Strukturkrise der Branche in der digitalen Revolution und trotz unzähliger neue Informations­quellen im Internet eher noch zunahm. Denn angesichts der neuen, überwältigenden Informations­fluten und des brutalen Bedeutungs­verlusts alter Autoritäten wie Kirchen, Parteien und Gewerkschaften[wp] nahm die Sehnsucht nach Orientierung in der Gesellschaft ebenfalls noch zu. Medien füllten das neue, gesellschaftliche Wertevakuum.

Journalisten spürten, welch großen Einfluss sie nehmen konnten, wie viel Beifall und Zustimmung sie einheimsen konnten. Je emotionaler, je drastischer und aufwühlender die Beiträge wurden, desto größer waren oft Resonanz und Zustimmung. Journalisten entdeckten, dass offenbar niemand sie daran hinderte, ihrem eitlen Sendungs­bewusstsein freien Lauf zu lassen. Eher im Gegenteil.

Moralisierung als Steigerung der Skandalisierung

Verleger und Medienkonzerne kümmerten sich angesichts des dramatischen Strukturwandels in der Branche vor allem um die Rentabilität der traditionellen Medien und um neue Geschäfts­modelle. Die Erfahrung, dass man auf dem immer heftiger umkämpften Medienmarkt mit Boulevardisierung, Emotionalisierung und Skandalisierung sehr erfolgreich sein kann, verführte auch seriöse Medien, strenge journalistische Standards hintenan zu stellen.

Eine Intensivierung dieses Trends erfolgte, als der besondere Erfolg der Moralisierung von Inhalten - eine enge Verwandte der Skandalisierung - deutlich wurde. Mit der Legitimation, Nachrichten und Berichte mit mehr Hintergrund, Erklärung und Einordnung anreichern zu wollen, wurde die Suche nach Objektivität und das Bemühen um Aufklärung ersetzt durch das Bestreben, dem Leser und Hörer zu zeigen, was gut und was böse ist. Moralisierung ist gleichzeitig ein Erfolgsrezept im Kampf um Aufmerksamkeit und also auch die optimale Form, den zunehmend verunsicherten Bürgern im 21. Jahrhundert Orientierung zu geben.

Politiker und Parteien, die anfangs noch protestiert hatten, wenn sie und ihre Positionen schief und krumm dargestellt, vor allem aber einseitig bewertet wurden, scheiterten fast immer. Beim Versuch direkter Einflussnahme holte sich die Politik immer wieder eine blutige Nase, wurden allzu wagemutige Politiker öffentlich vorgeführt als Feinde der Pressefreiheit. Auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern triumphierte trotz der Macht von Rundfunk­räten bei der Besetzung von Spitzen­positionen eine neue Freiheit von politischen Abhängigkeiten - solange die Botschaften dem politischen Mainstream entsprachen.

Deutschland - ein Paradies journalistischer Freiheit?

Wer in Deutschland nach Zensur oder Kontrolle der Medien seitens des Staates, nach Willkür oder strengen Vorgaben der Verleger sucht, wird kaum fündig. Oberflächlich betrachtet wirkt es wie ein demokratisches Paradies der journalistischen Freiheit. Bedauerlicherweise dient die Realität in den Redaktionen immer weniger dazu, objektiv zu berichten und aufzuklären. Journalisten, deren Dienst­leistung und Handwerk essentiell für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft sind, die traditionell in privaten Kreisen beklagten, lediglich "Voyeure der Geschichte" zu sein, wurden über die Jahre wichtige Protagonisten des politischen Diskurses, Hauptdarsteller auf der öffentlichen Bühne.

Es verloren nicht nur Kirchen, Gewerkschaften[wp] und Parteien deutlich an Einfluss, auch die Zeit der richtungs­weisenden, hoch­geachteten Intellektuellen, wie es beispielsweise Heinrich Böll[wp], Günter Grass[wp] oder Jean-Paul Sartre[wp] einmal waren, war offensichtlich vorbei. Zu Wort melden sich heute höchstens noch politikferne, eher öffentlichkeits­scheue Philosophen wir Peter Sloterdijk[wp] oder Denker auf Caféhaus-Niveau wie Richard David Precht[wp]. Die Bedeutung der Journalisten nahm zu, Fernseh-Moderatoren wie Marietta Slomka[wp], Claus Kleber[wp] oder Dunja Hayali wurden zu moralischen Instanzen der Gesellschaft. Aber auch einfache Redakteure und Reporter fühlten die neue Bedeutung und die große Resonanz in der Öffentlichkeit.

Von großer Bedeutung war, dass die Mehrheit der deutschen Journalisten mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge eindeutig linke und grüne Positionen vertritt - was sich vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien wider­spiegelt. Heute lässt sich mühelos und täglich zeigen, dass die Nachrichten, die Berichte und insbesondere die Kommentare von Sendern wie dem Deutschlandfunk oder dem Hessischen Rundfunk in der Regel einen deutlich linken oder grünen Zungen­schlag haben. Es ist ein Rätsel, dass Konservative und Liberale in den Unions­parteien und der FDP klaglos ihre dramatische, alltägliche Missachtung in den öffentlich-rechtlichen Sendungen akzeptieren.

Wer nach journalistischer Vielfalt sucht, wird von Chef­redakteuren gerne auf die wachsende Diversität in den Redaktionen verwiesen. Der Anteil der Frauen ist in den Medien drastisch gestiegen, was ebenso mit einem Qualitäts­gewinn gleichgesetzt wird wie die wachsende Zahl von Journalisten mit Migrationshintergrund. Ziemlich sicher haben Frauen eine erhebliche Verantwortung für die zunehmend subjektive und emotionale Bericht­erstattung in unseren Medien. Absurderweise wird hier unterstellt, Geschlecht und Herkunft brächten automatisch neue, unterschiedliche Sichtweisen in die Redaktionen - wenn das so wäre, wäre das schlimm, wo es so ist, ist es schlimm.

Denn in der klassischen Ausbildung des Journalisten gilt es zu Recht als eines der höchsten Güter, bei der journalistischen Arbeit den größt­möglichen Abstand von den eigenen Interessen, der persönlichen Geschichte und Herkunft einzunehmen. Eben möglichst neutral und objektiv zu berichten. Optimal ist - zumindest bei rein nachrichtlichen Berichten - eine möglichst große Nähe zur wissenschaftlichen Herangehensweise an die eigene Arbeit. Wobei Journalismus immer geprägt sein wird von Reduktion und Gewichtung, Verkürzung und Komprimierung, ja auch von einer gewissen Ober­flächlichkeit und Verzicht auf viele Aspekte insbesondere im Vergleich zu wissenschaftlichen Methoden.

Aus der Sicht des modernen Haltungsjournalismus sollen die jungen Kollegen allerdings nicht um die optimale Form einer objektiven Bericht­erstattung ringen, nicht dem Perspektiv­wechsel, der Ausgewogenheit und der Suche nach unterschiedlichen Quellen höchste Priorität geben, sondern dem Leser, Hörer oder Zuschauer möglichst schnell "Orientierung" geben und sich dabei auch selbst "einbringen". Welch ein absurdes Bild vom guten Journalisten steht hinter einer solchen Auffassung?

Der Siegeszug des schlechten Journalismus

Der Haltungs- oder Gesinnungsjournalismus befindet sich nach wie vor in einem Siegeszug durch die Redaktionen vieler Medien. Gepriesen wird - auch an Journalisten­schulen und Medien­instituten, von Journalisten­verbänden und "Medien­journalisten" - ein "werte­orientierter Journalismus", das professionelle Idealbild ist der "Journalist mit Haltung".

In den Redaktionen setzte sich, auch dank gruppen­dynamischer Prozesse, dieses Weltbild durch: Jeder will "zu den Guten" gehören, kaum einer möchte auf die wohlige Wärme der redaktionellen Zugehörigkeit und die "gemeinsamen Werte" verzichten. Dass Journalisten zudem von jeher viel von anderen abschreiben, ist ohnehin eine Binsen­weisheit. Schließlich stellten junge Nachwuchs­journalisten auch schnell fest, dass sie mit Texten und Beiträgen, die nicht dem Mainstream entsprechen, sehr schlechte Berufs-Perspektiven haben.

Der moderne Journalismus suggeriert, dass die deutsche Gesellschaft sich im Abwehrmodus gegen mächtige Feinde der Demokratie und der Menschenrechte befindet und deshalb auch die Journalisten gefordert seien, Flagge zu zeigen, insbesondere gegen die Feinde "von rechts". Es wird so getan, als stünde in Kürze die Machtergreifung von Neonazis und anderen Rechts­extremisten bevor.

Zwar verteidigt der Journalist neuen Typs seine "Haltung" als Bekenntnis zu den Menschenrechten, als Kampf gegen jede Relativierung des Holocaust, was für jeden vernünftigen Menschen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Aber in Wirklichkeit geht es um viel mehr. Geschickt wurde nämlich der angebliche "Kampf für die Demokratie" und "gegen rechts" thematisch auf die Energie- und Klima­politik, die Migrations- und Flüchtlings­politik, auf die EU- und USA-Politik ausgedehnt. Überall soll "Haltung" gezeigt werden - wer widerspricht, ist schnell "Rassist", "Klimaleugner" oder gleich "Nazi".

Der ewige Kampf gegen die eigene Geschichte

Der Haltungsjournalismus lehnt sich eng an das schlichte Weltbild moderner Globalisten (früher Internationalisten) an, ist ein Ausdruck des siegreichen Kulturkampfes der Linken seit den 70er Jahren in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Nach wie vor geht es um die vorgebliche Interessen­vertretung für die Unterdrückten und Ausgebeuteten. Heute kämpfen diese akademischen Eliten nicht mehr für die Arbeiterklasse (die seit Jahrzehnten schrumpft) und auch nicht mehr für unterdrückte Völker (von denen die smarten - zum Beispiel in Südost­asien - sich eh selbst zu helfen wissen).

Jetzt dominieren den gesellschaftlichen Kampfplatz vor allem identitär definierte Gruppen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, Herkunft oder sexuellen Orientierung die neuen Opfer des Kapitalismus, des freien Westens und des "alten weißen Mannes" sind. In Deutschland kommt zur "weißen Schuld" auch noch die Verantwortung für den Holocaust. Beides dient dem Haltungs­journalisten als schlüssige Legitimation, wo immer es geht, linke, anti-westliche und freiheits­feindliche Positionen einzunehmen, die eigene Geschichte ausschließlich in düsteren Farben darzustellen, nach Reglementierungen und Gesetzen, nach dem Eingriff des Staates in möglichst viele Lebens­bereiche und insbesondere, um der "sozialen Gerechtigkeit" willen, vor allem der Wirtschaft zu verlangen.

Klare Weltbilder sollen "Orientierung" geben

Dieses destruktive und letztendlich freiheits­bedrohende Weltbild dominiert die Bericht­erstattung vieler Medien. Schon bei Wortwahl und Formulierung wird darauf geachtet, dass der Leser oder Hörer die Informationen richtig "einordnen" kann: Wenn es beispielsweise um den Lieblings­feind deutscher Medien, US-Präsident Donald Trump, geht, dann heißt es nicht, er sage oder erkläre etwas, sondern meistens "behauptet" oder "verbreitet etwas", er "tönt" oder "lästert".

Als "umstritten" werden besonders gerne Wissenschaftler und Politiker bezeichnet, die dem gängigen Mainstream widersprechen. Und mit dem Wort "rechts" werden gerne Personen, Gruppen oder "Kreise" gekennzeichnet, um sie von vorneherein in den Ruch des Unseriösen und Anti­demokratischen zu rücken. Eine Parallele findet sich im früheren DDR-Sprach­gebrauch, wo gerne das Wort "bürgerlich" benutzt wurde, um von vorneherein jemanden zu diskreditieren.

Inzwischen gehören traditionelle journalistische Standards für viele Journalisten auf die Müllhalde der Geschichte. So kann heute ungestraft und offen verkündet werden: mit dem "Neutralitäts­wahn" sei Schluss. Journalisten müssten aufhören "nur abbilden zu wollen", so der WDR-Redakteur Georg Restle[wp]. Auch im Spiegel durfte der Redakteur Phillipp Oehmke titeln "Die Zeit der Neutralität ist vorbei"[1], weil neutraler Journalismus "uninteressant und unaufrichtig" sei. Oehmke formulierte in seinem Beitrag aber lediglich den seit Jahren praktizierten Gesinnungs­journalismus seines Magazins.

Medien fügen sich in die große Harmonie Berlins ein

Glücklicherweise unterschied sich schon seit vielen Jahren die "Haltung" der meisten deutschen Journalisten kaum von den Werten der großen Koalition in Berlin. Deren Politik wiederum wird grundsätzlich auch von einem Großteil der Opposition mitgetragen. Bei so viel Harmonie zwischen der Exekutive und der Legislative sowie der so genannten "Vierten Gewalt" der Medien müsste es sich in Deutschland um ein besonders glückliches Land handeln. Das allerdings entspricht nicht unbedingt der Wahrnehmung vieler Bürger. Die Medien in Deutschland verweisen zwar häufig und gerne auf das große Vertrauen, das sie in der breiten Öffentlichkeit genießen. Erhebliche Zweifel an dieser Behauptung sind allerdings erlaubt. Denn der Journalismus in Deutschland befindet sich in einer massiven Vertrauenskrise - und das paradoxerweise trotz eines deutlichen Bedeutungs­gewinns. Die Macht der Medien ist enorm - ebenso groß ist aber auch die alltägliche Skepsis gegenüber dem Journalismus.

Ein sehr großer Teil der Bürger vertraut den Medien nur noch sehr begrenzt. Das allerdings möchte die Branche nicht wahrhaben. Medien­wissen­schaftler unterstützen diese Illusion und verkünden: "Medien­vertrauen stabilisiert sich auf hohem Niveau", so der Tenor der kürzlich veröffentlichten Umfrage-Ergebnisse der Universität Mainz. Dabei belegt eben diese Studie, dass die Zahl der Bundesbürger, die den Medien "vertrauen" oder "sehr vertrauen" der repräsentativen Umfrage zufolge seit vielen Jahren unter 50 Prozent liegt - 2019 waren es 43 Prozent.

Die Zahl derer, die Medien "überhaupt nicht" mehr vertrauen, war mit 28 Prozent sogar so hoch wie nie - dennoch wird das in den Auswertungen weichgespült, irgendetwas von "Polarisierung" gefaselt. Es wird so getan, als ob die Bürger, die bei der Vertrauens­frage "teil, teils" antworteten, im Grunde ja doch den Medien vertrauten. Das ist absurd. Selbst in Diktaturen wie der DDR mit streng vom Staat gesteuerten Medien waren natürlich nicht alle Meldungen gleich Lüge oder völlig verfälschend. Auch da hätten Bürger bei der Vertrauens­frage "teils, teils" antworten können, obwohl sie genau um die kommunistische Ausrichtung der Medien wussten.

Da auch Medienwissenschaftler offensichtlich heute vor allem Haltung demonstrieren wollen, werden Umfrage­ergebnisse mit klaren Zustimmungs­raten von gut 40 Prozent als "Vertrauen auf hohem Niveau" interpretiert - und natürlich wird das von den Medien entsprechend übernommen. Fakt aber ist, dass eine Mehrheit in Deutschland den Medien nicht vertraut. Das ist nur ein Beispiel, dass es dem Journalismus - nicht nur in Deutschland - längst nicht mehr um Fakten und Realitäten geht. Wichtig ist das "Narrativ", der "Hintergrund", die Einordnung. Und das alles wird von Journalisten definiert. Ganz mutige von ihnen nennen sich inzwischen stolz auch "Aktivisten" - dabei müsste sich objektiv betrachtet heute schon ein Großteil der Journalisten genau so nennen.

– Laszlo Trankovits[2]

Politisch korrekte Jugendmagazine (journalistischer Aktivismus):

Glaubt man einer neuen, nachrückenden Generation von Journalisten, dann denkt die Jugend von heute queer, grün und gender-gerecht. Wie sich zeigt, ist das ein großer Irrtum - mit ernsten Folgen für Politik und Medien.

Ein Freund rief an, um mich auf einen Text bei "Bento"[wp] aufmerksam zu machen. Für alle Leser, die nicht auf Anhieb wissen, wovon die Rede ist: "Bento" ist die junge, digitale Ausgabe des "Spiegel". Eine Art Online-"Bravo"[wp] für die Generation Y[wp]. Oder sind wir inzwischen bei der Generation Z[wp] angelangt? Ich glaube, ich habe bei der Generationen­benennung den Überblick verloren. Egal, in jedem Fall richtet sich der "Spiegel" mit "Bento" an die politisch bewusste Jugend, von der es heißt, dass wir mehr auf sie hören sollten.

Der Freund ist verheiratet und hat drei Kinder im Schulalter. Er ist also eindeutig über das "Bento"-Alter hinaus. Aber ich habe den Eindruck, er liest alles, was dort steht. Es ist wie eine Sucht. Manche Menschen begeistern sich für Zierfische. Andere wollen so viel wie möglich über das geheime Leben der Bäume wissen. Sein Hobby sind die Zwangsideen der so genannten Millennials.

Ich kann ihn in gewisser Weise verstehen. Wenn es "Bento" nicht gäbe, müsste man es erfinden. Wo sonst bekommt man einen so tiefen Einblick in die Lebens- und Vorstellungs­welt junger, politisch nachhaltig sozialisierter Menschen? Ich finde schon den Titel genial. Klingt wie eine dieser Sushi-Boxen, die sie am Flughafen anbieten. Total gesund und trotzdem hip.

Eine typische Woche auf "Bento" geht so: Am Montag berichtet eine Autorin über die Angst, auf die Straße zu gehen, weil sie am Tag zuvor beim Coffee-Shop den Kaffee aus Nachlässigkeit in einen Pappbecher hat füllen lassen, statt wie sonst in einen ihrer eigenen Mehrweg-Coffee-to-go-Cups, von denen sie im Übrigen drei besitzt, wie sie die Leser wissen lässt, damit ihr genau ein solches Missgeschick nicht passiert. Jetzt fürchtet sie, dass eine riesige Empörungswelle über ihr zusammenschlägt, weil jemand sie mit dem Pappbecher gesehen hat, was wiederum auf "Bento" zu 200 Zeilen über "Meine Angst vor dem Shitstorm" führt.

Nie wieder Wein statt Armutstalk

Tags darauf geht ein Redakteur der Frage nach, was es über ihn aussagt, wenn er noch nie eine schwarze Freundin hatte (oder war das die "Zeit"?). Dann macht sich eine Redakteurin Vorwürfe, dass sie auf Partys manchmal einfach ein Glas Wein trinkt, statt die Umstehenden mit Fragen zu löchern, warum sie nicht die Hälfte ihres Gehalts zur Linderung des Elends in Afrika spenden. Der Artikel endet mit dem Versprechen, sich keine Pause mehr zu gönnen, auch nicht auf Partys. Nie wieder Wein statt Armutstalk, nie wieder belangloses Geplänkel: "Ich weiß, dass ich damit aufhören muss. Weil es das absolut Mindeste ist, was ich tun kann."

Was das politische Bewusstsein angeht, ist der "Bento"-Redakteur kaum zu toppen. In der Hinsicht macht ihm so schnell keiner was vor. Leider korrespondiert die Bewusstseins­stufe nicht mit der ökonomischen Anerkennung. Vor ein paar Wochen hat der "Spiegel" verkündet, die Seite einstellen zu wollen, wegen Erfolg­losigkeit. Im Herbst ist Schluss, dann müssen sich die Redakteure nach einem neuen Job umsehen.

Auch ein paar Straßen weiter, am Hamburger Speersort bei der erfolgs­verwöhnten "Zeit", hat man sich entschlossen, den Jugend­ableger stillzulegen. "Ze.tt"[wp] heißt das Angebot dort. Es ist im Prinzip das Gleiche wie "Bento", nur noch öko­bewusster und veganer. Auch hier heißt es, dass man für das hoffnungsvoll gestartete Programm leider keine wirtschaftliche Perspektive sehe.

Niederlage für journalistischen Aktivismus

Die Einstellungsankündigungen wurden in den Branchen­diensten vermerkt, aber darüber hinaus haben sie kaum Beachtung gefunden. Ich halte das für einen Fehler. Ich glaube, dass sich aus dem Ende für die politisch korrekten Jugend­magazine etwas Grundsätzliches ableiten lässt. Das Aus für "Bento"[wp] und "Ze.tt"[wp] ist aus meiner Sicht nicht nur eine Niederlage für eine bestimmte Form des journalistischen Aktivismus: Es lässt ganz prinzipiell Rückschlüsse zu auf die Attraktivität von politischen Angeboten, denen angeblich die Zukunft gehört.

Wenn man die Grüne Jugend ein Magazin erstellen ließe, sähe es ziemlich genau so aus wie die von "Spiegel" und "Zeit" ersonnenen Millennial-Ausgaben. In anderen Redaktionen heißen die Ressorts "Wirtschaft", "Politik" oder "Leben". Hier nennen sie sich "Gerechtigkeit", Inklusion"[wp] und "Gefühl". "Was willst du später mal werden, wenn du mit dem Studium fertig bist?" "Ressort­leiter Gefühl." Wenn das kein Lebenstraum ist! Natürlich wird auch gegendert, bis es kracht, und jeder Minderheit gehuldigt, sei sie noch so klein.

Von außen betrachtet mag das eine oder andere etwas überspannt wirken. Aber man sollte sich nicht täuschen: Was bei den Jugend­ausgaben in exaltierter Form hervortritt, ist für eine ganze Generation von Journalisten inzwischen Leitlinie. Die 30- bis 35-Jährigen, die jetzt in die Redaktionen drängen, beherrschen alle das Vokabular des akademischen Milieus, dem sie entstammen, eine Mischung aus Polit­soziologen­deutsch und Befindlichkeits­sprache, die stets ein wenig geschwollen klingt, aber eben auch sehr bedeutend und vor allem wahnsinnig einfühlsam.

Auf der Suche nach einer Erklärung für das Scheitern heißt es jetzt, die Corona-Krise habe die ökonomischen Aussichten verdüstert. Aber das ist Unsinn. Corona ist nur der Anlass, die Einstellung zu verkünden. In Wahrheit haben die Jugend­platt­formen nie die Quoten gehabt, die es brauchte, um einigermaßen kosten­deckend zu arbeiten. "Bento" und "Ze.tt" lebten von der Behauptung, eine Generation zu vertreten, die queer, grün und gendergerecht denkt. Wie sich zeigt, ist diese Generation nicht viel größer als der Studiengang, dem seine Protagonisten entstammen.

Die brutale Realität des Internets

Das Internet kann brutal sein. Solange man keine verlässlichen Zahlen hat, darf jeder an seine eigene Wahrheit und auch Wichtigkeit glauben. Ich habe noch nie einen Leitartikel-Schreiber getroffen, der nicht selbstverständlich davon ausging, dass der geneigte Leser als Erstes den Blick auf seinen donnernden Kommentar richten würde, wie die Kanzlerin den Konflikt im Süd­chinesischen Meer lösen müsse. In der Online-Welt weiß man bis auf den letzten Klick, wie viele Leser wirklich interessiert, was die Kanzlerin jetzt im Süd­chinesischen Meer tun sollte.

Die Desillusionierung durch die Zahlen ist alters­unabhängig. Sie trifft die junge migrantisch bewegte Feministin, die denkt, dass die ganze Welt Anteil an ihrem Schicksal nimmt, ebenso wie den von ihr verachteten alten weißen Mann. Man kann sich auch nicht mehr damit herausreden, dass einen das Old-Boys-Netzwerk davon abgehalten hätte, groß herauszukommen. Alles, was es heute braucht, um berühmt zu werden, ist ein Podigee-Abo oder ein Wordpress-Account.

Das Problem mit dem Zirkelschluss

Dass man aus dem Stand heraus zum Netzphänomen werden kann, hat gerade die Stand-up-Komödiantin Sarah Cooper mit ihren Trump-Imitationen bewiesen. Jedes ihrer über TikTok verbreiteten Videos erreicht ein paar Millionen Menschen. Wenn das Gender­programm eine solche Granate wäre, wie immer behauptet, dann müssten die Zahlen auch hier durch die Decke gehen. In Wahrheit schaffen es die Betreiber netz­feministischer Blogs kaum, ihre Serverkosten zu decken. Es braucht eben etwas mehr als Gesinnung, um sich durchzusetzen. Witz und Sprachtalent wären, zum Beispiel, ganz hilfreich.

Das Phänomen der relativen Größe lässt sich auch im politischen Raum beobachten. Nur weil ein Thema auf dem Strategie­kongress der Jusos ein Riesenhit ist, heißt nicht, dass es auch die Wähler begeistert. Oft verhält es sich sogar genau umgekehrt. Wie viele Leute mögen vergangene Woche beim Großskandal um Sigmar Gabriel mitgefiebert haben? Oder davor bei der medialen Riesen­aufregung um Philipp Amthor? Ich kenne das aus Redaktions­konferenzen, wo sich Leute die Köpfe über ein Thema heißreden, das außerhalb des Konferenzraums nur mäßig interessiert. Wurde lange genug gestritten, fällt unweigerlich der Satz, dass die Diskussion zeige, wie wichtig das Thema sei.

Man nennt das einen Zirkelschluss[wp]. Er kann bei Leuten, die auf das Interesse des Publikums angewiesen sind, kreuzgefährlich sein.

– Focus Online[3]

Staatsjournalismus (journalistische Propaganda):

Über den Kommunismus der Grünen.

Beim Reitschuster wird schön beschrieben, dass der Staat bisher die Presse schon auf dem Geldwasch­umweg der Pseudo­werbung massiv finanziert (mir hatte ja mal ein Verleger gesagt, dass man solche Geschichten wie meine nicht drucken könne, weil man eben von Werbe­anzeigen abhängig ist und die weg sind, wenn man unbotmäßig schreibt) und die tiefen­korrupte Journaille das natürlich gerne annimmt, und nach vorne hin heuchelt, dass sie natürlich nicht vom Kanzleramt instruiert würden), die Grünen aber nun ganz offiziell Staats­medien forderten.[4]

Die nutzen gerade aus, dass die Presse so schlecht und so coronös ist, und wollen jetzt ganz offiziel die Propaganda­presse einführen (Bundestags-Drucksache 19/20790):

Zitat: «Die Corona-Krise hat die strukturelle Unter­finanzierung des Journalismus besonders sichtbar gemacht: Der Einbruch bei den Werbe­einahmen trifft die Medien-branche hart, sodass vielerorts auch redaktionelle MitarbeiterInnen in Kurzarbeit geschickt oder - wie kürzlich am Hamburger Standort der Funke Mediengruppe - große Teile von Redaktionen geschlossen werden.»[5]

Der Journalismus ist nicht "unterfinanziert".

Der Journalismus ist gar nicht "finanziert".

Der Journalismus, genauer gesagt, die "Presse" (wenn man die Begriffe korrekt verwenden würde, Journalismus als Struktur gibt es nämlich nicht mal, aber die Grünen reden gerne dummes Zeug) ist nämlich von Staats­konstruktion her unabhängig und selbständig. Und das auch wirtschaftlich.

Die eigentliche Aussage wäre: Unsere Presse ist so rotz­schlecht und unsere "Journalisten" so unglaublich lausig, dass sie sich selbst nicht mehr ernähren können. Presse wird nicht finanziert, Presse soll sich selbst vermarkten, und dazu sind sie inzwischen zu dumm. Weil sie seit Jahren nur noch linken Schrott und Propaganda, Gesinnung und Erziehung drucken, und den Mist keiner mehr lesen will.

Zitat: «So wird gerade noch einmal sehr deutlich, wie krisen­anfällig der gewinn­orientierte Journalismus ist.»[5]

Er ist nicht krisenanfällig. Er ist dummen­anfällig.

Beweis: Die waren ja vor Corona schon pleite. Seit sie mit Dummen geflutet wurden.

Und seit der Frauenquote. Und dabei sagen sie immer, dass an der Diversität und Frauenquote jedes Unternehmen gesunde und profitiere. Scheint wohl nicht so geklappt zu haben wie versprochen. Am Snake Oil zugrunde­gegangen, das man anderen verschrieben hat?

Zitat: «Unabhängig von der Diskussion um die Stärkung der Medien­vielfalt im Bereich der Privatmedien ist es deshalb dringend geboten, auch den Non-Profit-Journalismus stärker in den Blick zu nehmen. Non-Profit-Medien könnten neben den etablierten öffentlich-rechtlichen und privaten Medien zu einer wichtigen Säule für die Medien­vielfalt und die mediale Grund­versorgung werden.»[5]

Ach, und deswegen geht man auf Blogger wie mich los und haut alles platt, was nicht gehorsam stramm links schreibt?

Zitat: «Die Forderung nach einer Aufnahme des Non-Profit-Journalismus als gemein­nützigen Zweck hat in der Fach­community also breiten Rückhalt.»[5]

Natürlich hat das in der Fachcommunity "breiten Rückhalt", wenn sie leistungslos Geld bekommen soll für etwas, was keiner will und braucht.

Zitat: «Unabhängiger Non-Profit-Journalismus erfüllt neben den öffentlich-rechtlichen und privaten Medien eine wichtige Funktion in der Demokratie, in dem er zur Medien- und Meinungs­vielfalt beiträgt.»[5]

So wie mein Blog?

Goldig ist auch das:

Zitat: «Unstrittig ist jedoch auch, dass sich eine direkte staatliche Förderung des freien Journalismus verbietet. Dessen Glaub­würdigkeit hängt in hohem Maße von seiner Unabhängigkeit und Staatsferne ab. Medien­vielfalt zu fördern und zugleich durch die Eröffnung privater Finanzierungs­möglichkeiten Staatsferne zu gewährleisten, ist daher naheliegend. Non-Profit-Journalismus als gemeinnützig anzuerkennen, würde bedeuten, bislang brach­liegende Finanzierungs­quellen, insbesondere aus dem Stiftungs­bereich, für kostenintensiven Lokal- und Investigativ­journalismus zu eröffnen, die schon heute einen wesentlichen Beitrag zur medialen Vielfalt leisten. Gerade im lokalen Bereich, wo private Unternehmen sich aus Wirtschaftlichkeits­gründen zurück­ziehen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus wettbewerbspolitischen Erwägungen heraus nicht tätig sein darf, sind Bürgermedien, kleine Blogs oder Publikationen von Vereinen und Initiativen heute schon oft die letzten verbleibenden Informations­quellen.»[5]

"sind Bürgermedien, kleine Blogs ... heute schon oft die letzten verbleibenden Informations­quellen."

Und gleichzeitig versucht man alles, um Leuten wie mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Tiefen­verlogene Grüne.

Letztlich geht es hier darum, die Stiftungs­finanzierung zu etablieren.

Das ist dann der Weg in die Soros-Presse.

Überleben wird dann finanziell nur der, der gehorsam und gefällig schreibt, was Leute wie Soros wollen.

Oder was Merkel will.

Denn die Finanzierung über Stiftungen, die dann steuer­begünstigt bzw. steuerfrei ist, ist natürlich die perfekte Geldwasch­anlage für eine Finanzierung aus dem Staatssäckel mit Umweg über das Privatrecht. Da kann man dann die Presse durch die Waschmaschinen durch finanzieren und keiner merkt es.

– Hadmut Danisch[6]

Therapeutisches Schreiben (journalistisches Lügen):

Sagt Euch der Name Claas Relotius noch was? Der Fake-Reporter vom Spiegel?

Der hat nun sein erstes Interview gegeben und in gewissem Maß zum Boden zurückgefunden.

Zitat: «Ich habe als Journalist gearbeitet, aber über Jahre hinweg Dinge geschrieben, die nicht stimmten.»[7]

Ist aber leider hinter Paywall. Andere schreiben aber frei zugänglich daraus ab.

Zitat: «Der frühere "Spiegel"-Reporter Claas Relotius hat zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Betrugs­skandals bei dem Nachrichten­magazin erstmals ausführlich in einem Interview über seine gefälschten Texte gesprochen. Der Zeitschrift "Reportagen" aus der Schweiz sagte er auf die Frage, wie viele seiner insgesamt 120 verfassten Texte in seiner Journalistenzeit korrekt gewesen seien: "Nach allem, was ich heute über mich weiss, wahrscheinlich die aller­wenigsten." Er habe "in der unverrückbaren Überzeugung geschrieben, es würde bei der Erzählform Reportage keinen Unterschied machen, ob alles 1:1 der Realität entspricht oder nicht".»[8]

Weil die Quelle sehr lang ist, schreibt jeder was anderes ab. Die TAZ hat die Stelle mit dem Selbstbetrug und der psychischen Erkrankung:

Zitat: «Im 26 Seiten langen Interview schildert Relotius, wie das Schreiben therapeutisch war. "Das hemmungslose Schreiben hatte für mich eine ganz egoistische Funktion. Es hat mir geholfen, Zustände, in denen ich den Bezug zur Realität verloren habe, zu bewältigen, zu kontrollieren und von mir fernzuhalten. Schon lange vor dem Journalismus. Ich habe diesen Beruf auf eine Art von Anfang an missbraucht."

Schonungslos berichtet Relotius von Denk- und Wahrnehmungs­störungen, die er schon vor der Zeit beim Spiegel hatte. "In meinem Alltag waren die Grenzen über Monate verschwommen. Die Grenze in einem Text war für mich in dieser Zeit nicht existent. Ich habe das Schreiben benutzt, um wieder Klarheit zu bekommen. Später habe ich mich nicht gefragt, ob wirklich alles so gewesen ist. Ich habe meinen Text in der Zeitung gesehen, mich daran festgehalten und hochgezogen, mich normal gefühlt. Ich hatte es ja hinbekommen, einen Text zu schreiben, der in der Zeitung stand." [...]

Das bedeutet Schreiben als Therapie und Selbstbetrug. Am Ende ergibt sich eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung, bei der der Fälscher an die Echtheit seines Werkes glaubt, weil es da schwarz auf weiß steht. [...]

Nachdem die Bombe beim Spiegel geplatzt war, ging Relotius für längere Zeit Wochen in psychologische Behandlung. Hier musste und konnte er sich seinen psychischen Problemen stellen. Angefangen hätten diese schon im Zivildienst, lange vor seiner Tätigkeit als Journalist.

Er habe sich aber erst in den vergangenen zwei Jahren und nur mit professioneller Hilfe damit aus­einander­setzen können. "Ich hatte all das auch nach dem Skandal nicht einfach präsent, sondern musste lernen, diese Dinge überhaupt zu sehen." Er habe andere Menschen mit psychischen Erkrankungen gekannt, "aber ich habe mich selbst nicht als krank wahrgenommen".»[9]

Und dann, das ist - für die TAZ ungewöhnlich - sehr interessant, denn sie berichten auch über einen Lügner der New York Times:

Zitat: «"Ich log und log - und dann log ich noch mehr." So einfach war das also. Der Journalist, der damit ein renommiertes Blatt in eine mittlere Existenzkrise stürzte, packt aus. Beruflicher Stress im Newsroom des legendären Titels, Schreibsucht und eine psychische Krankheit hätten ihn dazu gebracht, systematisch und über Jahre hinweg Zitate, Interviews, atmosphärisch dichte Beschreibungen aus vielen Versatz­stücken zusammen­zufassen - oder gleich ganz zu erfinden[ext].

Nein, die Rede ist hier nicht von Claas Relotius[wp] und dem Skandal beim Spiegel vor drei Jahren. Sondern von Jayson Blair[wp], der 2003 bei der New York Times[wp] aufflog. "Ich war schließlich nicht der Erste, der [...] bei der New York Times verrückt geworden ist", schrieb Blair später im Enthüllungsbuch in eigener Sache über seinen Fall. [...]

Relotius' Arbeitstechnik bei seinen Texten entsprach dabei der von Jayson Blair. Der Reporter der New York Times erfand nie die komplette Geschichte, aber immer wieder wesentliche Handlungs­stränge, Personen, Fakten.»[9]

– Hadmut Danisch[10]

Hochvögeln im Journalismus (journalistischer Feminismus):

Momentan geht gerade rum, dass sie bei Springer den Bild-Chef Julian Reichelt[wp] geschasst hätten, selbst bis in die New York Times[ext] (ohne JS oder im Textbrowser lesen), die das wohl angestoßen, recherchiert, rausgebraucht hat.

Der linke Tagesspiegel schreibt dazu:

Zitat: «"Allegations of Sex, Lies and a Secret Payment", der Titel in der "New York Times" über Axel Springer lässt das Wasser im Mund zusammen­laufen. Endlich (nackte) Tatsachen über die Arbeitsweise und die Arbeitskultur in dem Medienkonzern, insbesondere über das Regime von "Bild"-Chef Julian Reichelt, der sich mit einer heftigen MeToo-Affäre konfrontiert sah und schon nach zwölf Tagen Untersuchung/Absenz durch seinen Arbeitgeber wieder seinen Journalismus praktizieren konnte. Am Montagabend gab der Axel Springer Konzern bekannt, Reichelt von seinen Aufgaben zu entbinden. [...]

Jetzt die "New York Times". Ben Smiths Recherche lässt sich gut in seinem eigenen Satz zusammenfassen: "Die Dokumente, die ich gesehen habe, zeichnen das Bild einer Arbeits­platz­kultur, in der Sex, Journalismus und Firmengelder vermischt wurden." Das dazu passende Zitat ist saftig: "So läuft das immer bei Bild, wer mit dem Chef schläft, bekommt einen besseren Job", wird die Aussage einer Mitarbeiterin zitiert, die sie während der Befragung durch jene Anwaltskanzlei, die Springer mit der MeToo-Aufarbeitung beauftragt hatte, getätigt hatte.»[11]

Was man ihm allerdings, soweit ich das überblicken kann, nicht vorwirft, ist Vergewaltigung.

Damit wären wir an dem Punkt, dass zum Vögeln immer (mindestens) zwei gehören.

Und während man den Mann hier gerade hängt und hinrichtet, ist die unerwähnte Realität offenbar, dass sich erhebliche und wohl sogar große Teile der weiblichen Journaille schlicht und einfach die Karriere­leiter raufvögelt.

Was dann auch den Zustand und Niedergang der Zeitungen erklären würde.

Ich finde das beachtlich, nachdem die ja, wie ich auch selbst, unter anderem im Journalisten­korruptions­brennpunkt Netzwerk Recherche[wp] selbst beobachtet habe, wie die Wahnsinnigen auf den Sexismus in den Redaktionen geschimpft, wie die Furien getobt und Frauenquoten gefordert haben, das alles als böses Tun allein der Männer hingestellt haben. Ich hatte mich ja noch gewundert, wie die sich so über Sexismus und sowas aufregen können und gleichzeitig stundenlang lustvoll darin herumbohrten, dass Brüderle ein "alter Sack" sei.

Für gewöhnlich gehören im Strafraum Korruption zu den Straftaten immer zweie. Korruptions­straftaten werden immer paarweise begangen, es gibt immer einen Nehmer und einen Geber. Deshalb heißt es im Strafrecht ja auch Bestechung+Bestechlichkeit, Vorteils­gewährung+Vorteils­annahme.

Und wenn so einer ohne zu vergewaltigen die halbe Führungsebene über die Couch ziehen kann, dann heißt das schlicht und einfach, dass die ihn mit Sex bestochen haben. Die haben sich schlicht und einfach hochgevögelt.

Und es heißt vor allem: Wir haben einen männlichen Sextäter, aber viele weibliche. Warum wird eigentlich nur er bestraft?

Wenn man das Ganze kritisiert und meint, in der Redaktion wird nicht gevögelt (warum eigentlich auch nicht?), dann müsste man sie alle rausschmeißen, auch die Frauen. Aber die sind ja sakrosankt, und die Frauenquote wäre dahin, wenn man neben dem Hahn noch alle Hennen feuert.

Was aber durchaus den Eindruck belegt, den ich auf diesen Journalisten­konferenzen schon öfters hatte, der sich mir schon oft aufgedrängt hat:

Das ist im Journalismus gang und gäbe, dass sich Frauen hochvögeln, denn da laufen viele rum, die verdammt gut aussehen, aber doof wie eine Matratze sind, und denen man förmlich ansieht, anhört, anmerkt, dass das beste, was sie können, das Blasen ist. Denken, Recherchieren, Formulieren, Schreiben jedenfalls nicht.

Und schon oft hatte ich da den Eindruck, dass da vor allem die auf Feminismus und Frauenquote machen und den Sexismus beklagen, die entweder Lesbe oder für den intra­redaktionellen Fickmarkt zu lesbisch, zu hässlich oder zu alt sind. Oder wie man so schön sagt: Das schlimmste an der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz ist, dabei übergangen zu werden. Das erträgt keine.

Mir ist das ja auch schon öfters aufgefallen, dass auf manchen (nicht auf allen) dieser Journalisten­konferenzen auffallend hübsche junge Frauen rumlaufen, die genauso auffallend aber oft auch doof wie Sägemehl sind. Und es fällt ebenso auf, dass die Protagonistinnen der Quote und des Feminismus in der Regel so hässlich oder so alt sind, das man die nicht mehr auf die Couch nehmen würde. Da drängt sich das auch für den Außenstehenden förmlich auf, was da abläuft und wie die Konkurrenz­situation da ist.

Wenigstens wissen wir jetzt, wie der Niedergang der Presse verlief.

Den Mann hängt man und die Frauen bedauert man. Arme Opfer.

– Hadmut Danisch[12]

Kampagnendreck (journalistische Schmutzkampagnen):

Es geht gerade eine Kampagne durch die Presse und die Social Media, um grüne Politikerinnen[wp] davor zu schützen, wegen ihres Körperumfangs oder ihres schlechten Englischs kritisiert zu werden.

Hatice Akyün auf Tagesspiegel:

Zitat: «Viele Deutsche können noch immer keine türkischen Namen aussprechen, spotten aber über den Akzent unserer neuen Außen­ministerin. Ein trauriges Beispiel.» - Tagesspiegel (@Tagesspiegel) 18. Dezember 2021[13]

Ähnlich Verena Maria Dittrich auf n-tv: Stoppt endlich das Baerbock-Bashing!

Zitat: «Annalena Baerbock muss erneut Häme einstecken - diesmal für ihr vermeintlich schlechtes Englisch. Unsere Kolumnistin nervt der Spott über die deutsche Außenministerin. Steckt nicht in vielen von uns ein kleiner Günther Oettinger[wp][14]

Bedenkt man, wie die Presse mit Donald Trump umging, ist nicht nur die Doppel­maßstäbig­keit erstaunlich, sondern vor allem deren Spreizweite.

Was mir aber an allen diesen - fast nur von Frauen geschriebenen - Kampagnen­dingern auffällt, ist wieder diese völlige Rationalitäts­blindheit. Die Schreibsen sind nicht in der Lage, auch nur eine Indirektion weit zu denken. Eigentlich denken sie gar nicht, sondern werten das alles nur innerhalb ihrer eigenen Erlebens­sphäre, nämlich des Emotionalen. Es wird nur als Häme wahrgenommen, und schon den Sinngehalt kapieren sie nicht.

Ich könnte mich nicht erinnern, dass Günther Oettinger jemals damit angegeben hätte, in England studiert zu haben.

Annalena Baerbock dagegen hat einfach gar nichts vorzuweisen, keinen Beruf, keine berufliche Tätigkeit, kein reguläres abgeschlossenes Studium, einfach gar nichts - außer eben diesem "Master-Studium" in London, von dem kein Mensch weiß, was genau sie da eigentlich studiert haben will, und wann in ihrem Vordiploms­studium in Deutschland oder Haupt­diploms­studium in London überhaupt jemals ein Leistungs­nachweis wie eine Prüfung oder ein erstellter Text wie eine Master­arbeit erbracht wurde, oder das reine Anwesenheits­studien gewesen waren.

Sie behauptete, sie "käme vom Völkerrecht", während Habeck - immerhin Studium abgeschlossen, promoviert, Bücher mutmaßlich selbst geschrieben - nur Schweine­melker sei. Baerbock dagegen wartet mit einer abgebrochenen Promotion unbekannten Fortschritt­zustands, gemogelten Lebens­läufen und einem plagiierten Buch auf.

Das einzige, was an Baerbock bisher überhaupt noch Bestand hat, was nicht als als Lug und Trug aufgeflogen ist, ist dieses angebliche Master­studium in London. Das auch nur deshalb noch hält, weil die LSE darum das ganz große Geheimnis macht und sich nicht dazu äußern will, nicht mal erklärt, wie Baerbock überhaupt an dieses Studium kam, dessen formale Aufnahme­anforderungen sie nicht erfüllt, genausowenig wie nachvollziehbar ist, wie sie sich hier als Doktorandin hatte anmelden können.

Das Problem ist, dass nach deutschem Recht jeder einfach so behaupten kann, dass er einen Abschluss in irgendwas hat, auch Promotion und so weiter, und dabei in der Öffentlichkeit nie derjenige beweis­pflichtig ist, der den Abschluss behauptet, sondern die Beweispflicht bei dem liegt, der ihn anzweifelt - obwohl er keinerlei Auskunfts­anspruch hat. Unsere Rechtsordnung schützt den Hochstapler. Anders im Bewerbungs­gespräch im privaten oder öffentlichen Sektor, da muss man seine Abschlüsse vorlegen (außer man wird Verfassungsrichterin, da muss man gar nichts vorlegen).

Baerbock hat bis heute nur je einen Ausschnitts­fotofetzen ihrer angeblichen Zeugnisse vorgelegt.

Warum eigentlich? Was gibt es auf einem Zeugnis zu verbergen, was belegen würde, was sie sowieso zu haben behauptet?

Von Baerbock bleibt bei einer Nachprüfung gar nichts außer diesem dubiosen London-Studium übrig, und zu dem ist einfach gar nichts in Erfahrung zu bringen. Ein Geisterstudium.

Und dann fällt es durchaus auf, wenn ihr Englisch nicht dem entspricht, was man von jemandem erwarten würde, der nicht nur in London studiert, sondern schon als Schülerin ein Jahr in den USA verbracht haben will. Vor allem, weil sie ja mit Lebenslauf und Buch schon nicht als wahrheits­liebend aufgefallen ist. Das Englisch wäre ja kein Problem, wenn sie entweder die Wahrheit sagen oder kein London-Studium behaupten würde.

Umsomehr, als sie Außenministerin wurde, während man schon von den normalen diplomatischen Mitarbeitern exzellente Sprach­kenntnisse verlangt.

Was soll überhaupt dieser dämliche Vergleich mit den türkischen Vornamen?

  • Wozu sollte man alle Vornamen der Welt richtig aussprechen können?
  • Was ist dann mit den Türken, die seit 30, 40 Jahren in Deutschland leben und noch keinen Satz Deutsch geradeaus sprechen können?
  • Woher sollte man wissen, wie man die Vornamen ausspricht? Hier ging es ja vor allem um Cem Özdemir, und ich kenne nicht nur keinen einzigen Türken des Vornamens Cem, sondern die Aussprache auch nur aus dem Fernsehen und Radio. Die sprachen ihn immer Tschem und nicht Schem. Woher also sollte man denn wissen, wie der sich ausspricht? Sean Connerys[wp] Vorname wurde ja ach nicht wie Schoan sondern wie Siehn ausgesprochen, was aber keinen interessierte, nachdem die Medien das Schoan verbreitet hatten. Woher also sollte man wissen, wie man den Vornamen Cem ausspricht?

Das ist vor allem deshalb äußerst dubios, weil es im arabischen und umliegenden Kulturraum immer ganz viele unterschiedliche Aussprachen gibt. Heißt es Muselman, Moslem oder Muslim? Salam, Salem oder Shalom? Ahmad oder Achmed? Oder doch Amadou? Mohamad, Muhamad, Mohammed, Mehmet oder Mahmoud? Sliman, Salman oder Suleyman? Und jetzt auf einmal soll da ein Vorname sein, Cem, der nur eine einzige, für alle verbindliche, exakte Aussprache hat?

Was für einen Quatsch tischen die uns da gerade auf?

  • Wer von denen, die den Namen "Cem" nicht richtig aussprechen können, hat vorher behauptet, in der Türkei seinen Master studiert zu haben, oder wurde zum Botschafter in der Türkei ernannt?
  • Wieviele von denen, die Cem nicht richtig aussprechen, werden vom Steuerzahler sechs­stellig dafür bezahlt, es richtig zu tun?

Mir fällt vor allem wieder auf, dass diese Leute überhaupt nicht rational denken, sondern allein so emotional, genauer gesagt, in Rudelmechanik und Hierarchiestufen denken. Die Sorte Leute, die bei mir den Eindruck hinterlässt, als fehle was im Hirn.

Presse ist praktisch Schrott. Überflüssiger Müll und Kampagnendreck.

Kann weg, braucht man nicht mehr.

– Hadmut Danisch[15]
Ein Leser schreibt zur Causa Baerbock.
Zitat: «Hallo Herr Danisch,

bei der Debatte um Baerbocks Englisch kann man auch wieder auf Helmut Kohl verweisen. Der sprach nur gebrochen Englisch, allerdings hat er mWn nicht im englisch­sprachigen Ausland studiert, und der Englisch­unterricht war damals (Kohl ist von 1930 und hat 1950 Abitur gemacht) mit Sicherheit nicht vergleichbar zu heute. Trotzdem bekam er mehr als genug Prügel von Medien und dem politischen Gegner dafür ab. Schröder hat sich im Wahlkampf ’98 auch über Kohls Englisch lustig gemacht, obwohl er sich z.B. in einem Interview auf NBC selber nicht getraut hat, Englisch zu sprechen, sondern einen Übersetzer hatte.

Die Taz hat nicht mal zum Tode Kohls an sich halten können und ein Foto von Kohls Grabstein mit Blumen mit "Blühende Landschaften” betitelt. Man stelle sich vor, was los wäre, wenn jemand mutmaßen würde, bei Baerbock würde einst "Und so verendete sie in Europa” o.ä. auf dem Grabstein stehen.»

Also erstens war es bei Kohl wirklich nicht ein komisches Studium in London, was er als einziges intellektuelles Ergebnis von 41 Jahren Leben vorlegen konnte.

Kohl hatte sicherlich seine Schwächen und Lücken, aber der hatte immerhin Studium, Promotion und politische Erfahrung, und hat sich über Partei, Landtag, Minister­präsident, Opposition hochgearbeitet, und kam nicht einfach aus dem gar nichts und wollte direkt Kanzler werden.

Der hatte halt nicht nur Schwächen und Lücken, der konnte immerhin auch was vorlegen.

Baerbock hat bis heute einfach gar nichts vorgelegt als zwei nur Schnipselfotos eines Vordiplom- und eines dubiosen Master­zeugnisses.

Baerbock ist eine Nullperson, deren einziges Asset ein angebliches London-Studium von so ungefähr einem Jahr ist, bei dem man nicht weiß, was es war und wie das zu ihrem Englisch passt.

Es ist mir überhaupt nicht nachvollziehbar, wie man Baerbock auch nur im Ansatz mit Kohl vergleichen kann.

Aber selbst wenn:

Kohl musste ja nun wirklich unendlich viel Spott akzeptieren. Eben auch "Birne" und jede Menge Satire und Spott­sendungen. Damals gab's ja sogar eine Fernsehserie im Öffentlich-Rechtlichen mit Schaumstoff­knautsch­figuren von Politikern. Oder waren die aus Gummi?

Bei Kohl wurde grenzenlos gespottet.

Die komischen Polit­prinzessinnen von heute soll man gar nicht mehr anrühren dürfen, nicht mehr die geringste Kritik äußern.

Außerdem war Kohl Kanzler und nicht Außenminister. Außenkontakte waren nicht dessen erste Aufgabe. Dafür hatten wir Genscher[wp].

Genscher räumte zwar auch ein, dass er kein Englisch kann.[ext] Aber der behauptete auch nicht, in London studiert zu haben. Aber auch Genscher hatte - trotz Nachkriegszeit - immerhin ein Studium und eine Partei­laufbahn.

Und auch Genscher musste jede Menge Spott ertragen, allein die Ohren.

Genschman[wp].

Das wissen heute viele gar nicht mehr, wie derbe der Spott früher in den 80er, 90er Jahren mal war.

Sowas wie Baerbock, einfach aus dem Nichts zu kommen, kein Erfahrung zu haben, keinen Beruf zu haben, keinen greifbaren Lebenslauf zu haben, und überhaupt nichts auf den Tisch zu legen, und dann gleich Kanzler werden zu wollen und Außenminister zu werden, sowas gab es bisher nicht.

– Hadmut Danisch[16]
Die Baerbock-Verteidiger fahren gerade so eine Kampapgne, dass Deutsche Baerbock nicht wegen ihres Englisch kritisieren könnten, weil Deutsche sich ja selbst nicht integrieren würden und bis heute türkische Namen nicht aussprechen könnten. Was mir unverständlich ist, weil ich zwar weder türkisch noch arabisch spreche, aber zumindest weiß, dass es die Namen - wie beschrieben - dieses Kulturraumes in jeweils unzähligen Variationen gibt. Ich habe sogar manchmal den Eindruck, dass die nur sehr wenige Grundnamen haben, und auch deshalb so stark variieren, so viele Leute eine Variante von Mohammed als Vornamen haben. [...]

Es ist also naheliegend, dass die Variantenstreuung der Vornamen in diesem Kulturraum eng mit der Streuung innerhalb der semitischen Sprachen zusammenhängt. Schon deshalb erscheint es mir unglaubwürdig, wenn jemand daherkommt und behauptet, es gäbe genau eine richtige Aussprache für einen Vornamen, und die Deutschen würden sie nicht beherrschen.

Was natürlich von den Fragen ablenkt, a) warum und b) woher Deutsche die korrekte Aussprache türkischer Vornamen beherrschen sollten, wenn sie nicht zufällig jemanden dieses Namens persönlich kennen. Wobei mir schon mindestens drei bis neun Dutzend Menschen mit Vornamen des Varianten­großraumes Mohammed begegnet sind, und jeder seinen Namen irgendwie anders aussprach. Und c), warum sie sich daran in gleicher Weise messen lassen müssten wie eine leben­slauf­lose Außen­ministerin, die von 41 Lebens­jahren nicht mehr vorzuweisen hat, als die - übrigens auch nicht durch vollständiges Vorzeigen eines Zeugnisses belegte - Behauptung, ein Jahr in London studiert zu haben, und sich dabei nicht erwartungsgemäß anhört, zumal sie ja zu Schulzeiten auch ein Jahr in den USA gewesen sein will. [...]

Derweil poltert gerade eine Kampagne durch die Social Media, wonach Deutsche es zu unterlassen hätten, Baerbocks Englisch zu kritisieren, weil sie ja selbst die türkischen Vornamen nicht richtig aussprechen könnten. Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht, aber das Argument, dass die Deutschen sich nicht richtig ins Türkische integrieren würden, wurde schon vor Baerbock-Englisch erhoben und nur für diesen Zusammenhang frisch aufgewärmt. [...]

Zitat: «Viele Deutsche können noch immer keine türkischen Namen aussprechen, spotten aber über den Akzent unserer neuen Außen­ministerin. Ein trauriges Beispiel.» - Tagesspiegel (@Tagesspiegel) 18. Dezember 2021[13]

[...]

Man sollte eher umgekehrt mal fragen, warum einerseits so viele als Kind nur eingewanderte Türken so gut deutsch sprechen, es aber andererseits so viele Türken gibt, die hier entweder seit über 30 Jahren leben und kaum einen Satz auf Deutsch rausbringen, oder sogar hier geboren sind und nur rudimentäres Kanak-Deutsch sprechen. Ich hatte mal einen Arbeits­kollegen, der als Kind nach Deutschland kam, weiß nicht mehr, woher, Kosovo oder irgendsowas, der mir erzählte, dass man ihn in Berlin nochmal umschulen musste, weil er an der ersten Schule, an der er war, keine Chance hatte, Deutsch zu lernen, die sprachen da alle nur türkisch, und für Deutsch bezog man mitunter Prügel. Insofern sollte man sich eigentlich davor hüten, aus der türkischen Position heraus Deutsche über die Aussprache eines türkischen Namens bezüglich seiner Konsonanten belehren zu wollen, wenn viele sogar hier geborene Türken an elementarem Satzbau scheitern. Im Deutschen pflegen wir dafür das Sprichwort "Wer im Glashaus sitzt..."

Vor allem aber bin ich der Auffassung, dass es als Argument dafür, Annalena Baerbock vor Kritik an der Diskrepanz zwischen akademischem Auslands­anspruch und tatsächlichen Sprach­fähigkeiten zu schützen, völlig untauglich ist. [...]

Vor allem aber darf ich als Steuer­zahler, Wähler und Bürger was dazu sagen, von was für Leuten wir international vertreten werden oder die wir mit Steuer­geldern bezahlen müssen, insbesondere wenn es sich um eine Quoten-Doppelnull­agentin wie Baerbock handelt. [...]

Und so komme ich - wieder mal - zu dem eindeutigen Ergebniss, dass Presse im Allgemeinen und der Tagesspiegel im Besonderen längst nicht nur überflüssig und nutzlos geworden sind, sondern sich auf Publikums­beschimpfung reduzieren und damit unter Null sind und ab in die Tonne können (und sollen).

– Hadmut Danisch[17]

Einzelnachweise

  1. Gegenwart und Zukunft des Journalismus: Die Zeit der Neutralität ist vorbei, Der Spiegel am 11. Juni 2020 (Ein Debattenbeitrag von Philipp Oehmke)
    Christian Meier: Zukunft des Journalismus: Der Neutralitätskomplex ("Der Journalismus und sein Neutralitätskomplex"), Die Welt am 18. Juni 2020 (Auszug: Mit einem Kommentar des New York-Korrespondenten Philipp Oehmke, der nicht nur diagnostizierte, die Zeit der Neutralität sei vorbei, stellte dieser sich gleich selbst an die Spitze dieses Trends und schrieb, wer heute noch auf einen "Ausgewogenheits­anspruch" poche, sei "selbstgefällig und denkfaul", zudem "moralisch indifferent" und produziere Journalismus, der "uninteressant und unaufrichtig" sei.)
  2. Laszlo Trankovits: Mediendämmerung: Warum gute Journalisten schlechten Journalismus machen, Tichys Einblick am 28. Juni 2020 (Anreißer: Wie aus der Berufskrankheit der Hybris der alltägliche Machtmissbrauch wurde.)
  3. Jan Fleischhauer: Selbstbetrug unter Journalisten: Wenn Medien einfach eine Welt erfinden, Focus Online am 11. Juli 2020
  4. Boris Reitschuster: Im Corona-Windschatten: Grüne fordern Staatsmedien, 14. Juli 2020
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Pdf-icon-extern.svg Bundestags-Drucksache 19/20790[ext]
  6. Hadmut Danisch: Die Einführung von Propagandastaatsmedien, Ansichten eines Informatikers am 14. Juli 2020
  7. Erfundene Wirklichkeit: Ich hatte nicht mehr das Gefühl, eine Grenze zu überschreiten, reportagen.com am 1. Juni 2021 (Anreißer: Claas Relotius stürzte im Dezember 2018 den deutschsprachigen Journalismus in eine Krise. Nun äussert er sich erstmals öffentlich im Interview mit Margrit Sprecher und Daniel Puntas Bernet.)
  8. Steffen Grimberg: Claas Relotius im Interview: Ich habe den Journalismus missbraucht, Neue Zürcher Zeitung am 1. Juni 2021 (Anreißer: Er war ein gefeierter Journalist, dann stürzte er das Nachrichtenmagazin "Spiegel" Ende 2018 in eine tiefe Krise. Der Reporter hatte immer und immer wieder mit seinen Texten betrogen. In einem ersten Interview erklärt er sich.
  9. 9,0 9,1 Steffen Grimberg: Ex-"Spiegel"-Reporter Relotius: Schreiben als Selbstbetrug, taz am 2. Juni 2021 (Anreißer: Ex-Journalist Claas Relotius hat seine Reportagen zum Teil frei erfunden. Jetzt begründet er es mit seiner psychischen Krankheit. Ist das glaubwürdig?)
  10. Hadmut Danisch: Ist Annalena Baerbock psychisch krank?, Ansichten eines Informatikers am 4. Juni 2021
  11. Joachim Huber, Kurt Sagatz: "New York Times" über Springer-Konzern: Sex, Lügen und Julian Reichelt, Tagesspiegel am 18. Oktober 2021 (Ein Artikel in der "New York Times" zeichnet ein Sittenbild des Medienhauses Axel Springer. "Sex, Journalismus und Firmengelder" würden miteinander vermischt.)
  12. Hadmut Danisch: Hochvögeln im Journalismus, Ansichten eines Informatikers am 19. Oktober 2021
  13. 13,0 13,1 Twitter: @Tagesspiegel - 18. Dez. 2021 - 19:00 Uhr
  14. In Vino Verena Stoppt endlich das Baerbock-Bashing!, n-tv am 18. Dezember 2021
  15. Hadmut Danisch: Die Baerbock-Verteidiger, Ansichten eines Informatikers am 19. Dezember 2021
  16. Hadmut Danisch: "Birne" konnte auch kein Englisch, Ansichten eines Informatikers am 20. Dezember 2021
  17. Hadmut Danisch: Zur Aussprache des Vornamens von Cem Özdemir, Ansichten eines Informatikers am 20. Dezember 2021

Querverweise

Netzverweise