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Intersektionalismus
Linke Ideologie |
Sozialismus |
Definitionen
Zitat: | «Unter dem Begriff Intersektionalität wird die Verschränkung verschiedener Ungleichheit generierender Strukturkategorien verstanden. Intersektionale Theorie zielt daher darauf ab, das Zusammenwirken verschiedener Positionen sozialer Ungleichheit zu analysieren und zu veranschaulichen, dass sich Formen der Unterdrückung und Benachteiligung nicht additiv aneinander reihen lassen, sondern in ihren Verschränkungen und Wechselwirkungen zu betrachten sind. Durch die Beachtung verschiedener Strukturkategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Nationalität, Sexualität, Alter etc. soll gezeigt werden, dass keine dieser Kategorien alleine steht, sondern sowohl für sich als auch im Zusammenspiel mit den anderen einen die gesellschaftlichen Machtverhältnisse mitkonstituierenden Effekt hat. Die intersektionale Perspektive kann als Weiterentwicklung der Geschlechterforschung betrachtet werden und ermöglicht es, multiple Ungleichheits- und Unterdrückungsverhältnisse zu analysieren, die über die Kategorie Geschlecht allein nicht erklärt werden könnten.» - Gender Glossar[1] |
Zitat: | «In der Forschung ist Intersektionalität ein Buzzword, insbesondere in den Gender Studies, was daran liegen könnte, dass es interdisziplinäres und strömungsübergreifendes Potential bietet.» - Queer Lexikon[2] |
Kritik
Hierarchiesystem des Intersektionalismus
Zitat: | «Meine Hauptkritik am Konzept der Intersektionalität richtet sich gegen die Annahme, dass Diskriminierungen hierarchisch angeordnet, und dass diese Hierarchie in einer bestimmten Gesellschaft gewissermaßen fest gegeben ist.
Mit pseudowissenschaftlichem Eifer arbeiten sich Leute daran ab, welche Kategorien in dieses Hierarchiesystem noch hineingehören, welche wichtiger und welche weniger wichtig sind, aber immer scheint dabei klar sein zu müssen, welche Seite die diskriminierte und welche die privilegierte ist. Das Problem mit Dogmen ist meistens, dass das Dogma selbst gar nicht bewusst ist. Es wird alles mögliche daraus abgeleitet, in Frage gestellt, umgeordnet. Allein das Dogma selbst nicht. Es wird nicht deshalb nicht in Frage gestellt, weil das jemand verbietet, sondern weil man gar nicht mehr wahrnimmt, dass es in Frage gestellt werden könnte, dass es angreifbar ist. Für Feministen scheint lediglich die Richtung angreifbar zu sein. Das sieht man übrigens wunderschön an [der Unterstellung], wir würden Frauen die Position als Diskriminierte streitig machen und sie als die Privilegierten betrachten. Die Idee, dass es keine in allen Punkten eindeutig gültige Diskriminierungshierarchie gibt und Frauen in bestimmten Dingen diskriminiert, in anderen aber privilegiert sein könnten, hat in der Gedankenwelt der Intersektionalität keinen Platz. Das Denken ist so stark von diesem Gedanken besetzt, dass es offenbar nur ein entweder - oder geben kann. Und damit ist der Gedanke unausweichlich, dass Männerrechtler an dieser Stelle die Polarität wohl umkehren wollen und sich selbst als die diskriminierteren sehen oder darstellen "wollen". [...] Der Gedanke, dass Männer ALS MÄNNER diskriminiert sein können, wäre im Gedankengebäude der Intersektionalität gleichbedeutend damit, Frauen ihre originäre Diskriminierung ALS FRAU abzusprechen. In diesem System gibt es keinen Platz für die Vorstellung, dass in einer Kategorie von Diskriminierung die Diskriminierung Situationsabhängig mal in die eine, mal in die andere Richtungen wirken kann. Diskriminierung für die "privilegierte" Position gibt es nur durch einen Anteil an einer anderen Diskriminierungskategorie. Die ganze Vorstellung einer festen Hierarchie ist aber falsch. [...] Wer als Weißer in Harlem in einen Laden geht, kann dort durchaus als Weißer diskriminiert werden. Wer als bekannter Hetero in eine Schwulenbar geht, kann erleben, dass er als Hetero diskriminiert wird. Und wer als Mann unter Feministinnen oder auch in einen Frauenzirkel gerät (beispielsweise als Vater unter Müttern auf dem Spielplatz) kann als Mann diskriminiert werden. Dies alles sind keine Ausnahmen, denn auch die umgekehrte (in dem Fall also die "gewohnte", vom Intersektionalismus als Norm behauptete) Diskriminierung ist meist situativ, weil Diskriminierung an sich eine individuelle und situative Erfahrung ist. Es wäre wichtig, dass Intersektionalität diesen Umstand anerkennt, die eigentlich eine Binsenweisheit sein sollte. Denn erst dann wäre sie auch offen für die Möglichkeit, dass in bestimmten Kategorien sogar recht gleichgewichtig in beide Richtungen diskriminiert wird. Oder sich das Gewicht in einer Diskriminierungskategorie langsam verschiebt. Oder am erstaunlichsten: Zu erreichen, dass Diskriminierung langsam verschwinden und sich auflösen kann. Denn bei aller emotionaler Kampfrethorik im angeblichen Kampf "gegen" Diskriminierung scheint genau das innerhalb des Gedankengebäudes "Intersektionalität" gar nicht möglich zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass vieles von der vehementen Abwehr und Aggressivität der Feministinnen von dieser absurden Hierarchisierungsfantasie des Intersektionalismus herrührt. Viele der Unterstellungen gegen alles aus der modernen Männerbewegung hat in diesem Denken ihre logische Wurzel. Es gibt da keine Grautöne. Die Illusion von "Differenziertheit" wird allein durch eine Vielzahl von Diskriminierungskategorien erzeugt. In sich ist die Hierarchie jedoch starr. Die Idee, dass jemand in einer Kategorie in der Position des angeblich "privilegierten" Diskriminierungserfahrung geltend machen will ist immer gleichbedeutend mit einem Angriff auf die Hierarchie, denn die einzig mögliche Sichtweise im Intersektionalismus ist ja, dass die Hierarchie dann anders herum sein müsste. Sehr schön zu beobachten ist das regelmäßig an den Unterstellungen gegen Männerrechtler, genau das zu betreiben. Es wird dann behauptet, für Männerrechtler seien "immer die Männer Opfer und die Frauen immer Täter", also eine Umkehrung dessen, was Feministen behaupten. Interessanterweise "fordert" Intersektionalismus zwar für alle Kategorien Gleichberechtigung oder Gleichstellung ein, doch im Grunde ist das Konzept einer erreichten "Gleichberechtigung" mit der hierarchischen Intersektionalität unvereinbar: Die Hierarchie selbst kann nicht angezweifelt werden, und innerhalb der Hierarche gibt es immer eine klare Zuordnung in Privilegierte und Diskriminierte. Das ist praktisch, denn so kann "Gleichberechtigung" immer nur gefordert, theorieimmanent jedoch niemals erreicht werden. Ein perfekter Selbstläufer. Ich finde es bedeutsam, darauf hinzuweisen, dass dabei eine Gleichberechtigung nicht einfach deshalb nie erreicht wird, weil Feminismus "nie genug" bekommt. Eine Gleichberechtigung kann nicht erreicht werden, weil die Theorie es nicht erlaubt. Gemäß der Theorie besteht eine hundertprozentig einseitige Diskriminierung, solange die Kategorie überhaupt besteht. Da möglicherweise die Auswirkungen der Diskriminierung subtil sind (und subtiler werden, je mehr dagegen angekämpft wird...), muss man eben danach suchen. Und wenn man nach "Diskriminierungen" sucht, kann man eigentlich immer was finden, was man so sehen möchte. Intersektionalismus liefert also die Begründung dafür, immer neue Diskriminierungsformen suchen und finden (oder besser "erfinden") zu müssen. Intersektionalität errichtet dabei ein moralisches Kastensystem[wp] mit einer nur scheinbar umgekehrten hierarchischen Pyramide. Angeblich soll der weiße heterosexuelle Mann (WHM) an der privilegierten Spitze dieser Pyramide stehen. Betrachtet man jedoch die Zahlenverhältnisse, so ist leicht zu sehen, dass jede weitere Diskriminierungsebene die Anzahl der Betroffenen einschränkt. Die angebliche "Spitze" der Hierarchie wird, weil unverdient privilegiert, als der moralische Abschaum dargestellt. Die moralische "Königsklasse", die super-diskriminierte, ist die schwarze, lesbische, dicke, alte und (idealerweise mehrfach, mindestens physisch und psychisch) behinderte Frau. Sie ist zahlenmäßig deutlich kleiner als andere Klassen in diesem System, wie zum Beispiel schwule Männer. Wie in allen Kastensystemen ist der "Bodensatz" die zahlenmäßig größte Gruppe: Die WHM. Die moralische Überlegenheit erlaubt den höheren Kategorien, auf sie herabzusehen und sie zu beschimpfen. Die angemessene Reaktion der Parias[wp] ist die Demutsgeste, mit der die eigene moralische Unterordnung dokumentiert wird. Die Verneigung vor dem Feminismus und der Überlegenheit der Frau. Wer vom Bodensatz diese Demutsgeste nicht leistet, wird bestraft. Intersektionalität ist keine "differenzierte" Sichtweise, wie sie gerne für sich in Anspruch nimmt. Intersektionalität ist Schwarz-Weiß-Denken in Reinform, eine pseudowissenschaftliche Implementierung eines moralischen Kastensystems. Das absolute Gegenteil von "differenzierter" Denkweise.» - Alles Evolution[3] |
Abgrenzung im Intersektionalismus
Zitat: | «Das Verhältnis im intersektionalen Feminismus zu bestimmten kulturellen Praktiken ist, wenn ich es richtig verstehe, dass jeweils die davon Betroffenen entscheiden müssen, ob sie diese gut finden oder nicht.
Deswegen ist es nicht an "westlichen Feministinnen" beispielsweise kulturelle Praktiken wie ein Kopftuch oder eine Vollverschleierung zu kritisieren, sie können da allenfalls "Ally" sein, also Frauen aus diesem Kulturkreis unterstützen, wenn diese damit nicht einverstanden sind. Da würde mich interessieren, wo die Grenzen verlaufen: Darf eine amerikanische Feministin die deutsche oder französische Gesellschaft kritisieren oder könnte man hier sagen, dass die Frauen eben in einer Demokratie leben und die Regeln auch dort mitgestalten und anscheinend diese Ausprägungen der "Rape Culture" so mittragen? Und ab welchem Grad der Kritik überhaupt? Auch im arabischen Raum werden ja genug Frauen gegen Kopfbedeckungen oder Vollverschleierung sein. Wenn man anführen würden, dass nur eine Frau aus dem jeweiligen Raum überhaupt dies kritisieren dürfte, dürfen dann PoCs[wp] oder Frauen aus einer anderen Kultur entscheiden, wie Frauen in Deutschland leben wollen? Oder gibt es dann wieder Praktiken, die einen gewissen Spielraum lassen, bei denen man also die jeweiligen Frauen entscheiden lassen kann? Das würde aber nicht erklären, warum diese Zustimmung dann nicht nachgehalten wird sondern der Anteil der Frauen üblicherweise als "internalisierter Sexismus" oder "wohlwollender Sexismus gegen Frauen" abgetan wird. Gibt es hier im Feminismus ein logisches Konzept, welches abgrenzt, wann man wie die Intersektionalität hereinspielen lässt, also eine Praxis, die man als sexistische Praxis auslegen würde, nicht kritisiert werden darf? Oder geht es dabei nur um die Entscheidung der Einzelnen, also den Umstand, dass die einzelne Frau stets ein Kopftuch tragen darf, ihr aber nicht vorgehalten werden darf, wenn sie stattdessen sehr viel Haut zeigt? Aber auch hier scheint der Feminismus ja in seine Kritik nicht einzubeziehen, dass viele Frauen eben hier schlicht den gesellschaftlichen Regeln folgen und nicht aus eigenen Antrieb handeln. Vielleicht ist die Lösung einfach nur ein schlichtes "Privilegierte dürfen Unprivilegierten nicht reinreden". Also Weiße, nicht Farbige. Allerdings würde dann eine Erkärung fehlen, warum man davon ausgeht, dass Privilegierte in der Hinsicht unfreier und beeinflusster sind und daher bei ihnen klar erkannt werden kann, dass ihr Verhalten auf gesellschaftlichen Regeln beruht und überall das Patriarchat nachgewiesen werden kann, dies allerdings bei den anderen Kulturen nicht der Fall ist. Letztendlich erklärt man damit man ja indirekt - insoweit ja auch zum Poststrukturalismus passend - dass es keine Kriterien für Sexismus und Diskriminierung gibt, weil man diese ja sonst in gleicher Weise bei den PoCs anwenden könnte und über ein subjektives Element und ein einmischen nicht geredet werden müsste. Es würde reichen, die Machtstrukturen in dieser Gesellschaft zu bestimmen.» - Alles Evolution[4] |
Einzelnachweise
- ↑ Gender Glossar: Intersektionalität
- ↑ Queer Lexikon: Intersektionalität (Das Zitat stammt aus einer älteren Version auf Queer Lexikon.)
- ↑ Kritik an Intersektionalität, Alles Evolution am 16. Juli 2015
- ↑ Abgrenzung im Intersektionalismus: Wer darf sich wo einmischen?, Alles Evolution am 12. Januar 2015
Netzverweise
- Identity politics and the Marxist lie of white privilege - Jordan Peterson (3. November 2017) (Länge: 151:43 Min.) (Weiße Privilegien, Linke Ideologie, Postmodernismus, Poststrukturalismus, Sozialismus) (Mit deutschen Untertiteln)
- Alles Evolution:
- Kritik an Intersektionalität, 16. Juli 2015
- Feministische Theoriewoche: "Intersektionalität" (Tag 6), 25. April 2015
- Whitepassing ist auch kein Privileg, 28. Januar 2015
- Abgrenzung im Intersektionalismus: Wer darf sich wo einmischen? 12. Januar 2015
- Intersektionalität bzw. intersektionaler Feminismus, 11. Oktober 2014
- "Intersektionalität" vs. "in-Group / Out-Group", 28. November 2013