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Günter Köhnken
Günter Köhnken | |
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Geboren | 1948 |
Beruf | Psychologe, Gutachter |
Prof. em. Dr. Günter Köhnken (* 1948) ist ein deutscher Psychologe und ehemaliger Rechtspsychologe an der Universität Kiel. Er wird von Gerichten konsultiert, wenn diese Zweifel an der Glaubhaftigkeit von Angeklagten, Zeugen oder Opfern hegen und in Erfahrung bringen wollen, ob deren Aussagen tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Als Gutachter trat er bereits in vielen spektakulären Gerichtsfällen auf - zum Beispiel im Prozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann, der schließlich vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde.[1]
Zitat: | «Im neuen Prozess legte der Rechtspsychologe Günter Köhnken dar, wie schlampig die Sachverständigen gearbeitet hatten. Er sprach von "Gesinnungsdiagnostik".» - Zum Fall Heinz-Dieter Gill[2] |
Köhnken, ein Meister der bildhaften, auch dem Laien verständlichen Darstellung kompliziertester wissenschaftlicher Erkenntnisse, schuf erst einmal Klarheit, worum es überhaupt geht: "Es kommt nicht auf eine insgesamt scheinbar umfangreiche und detaillierte Aussage an, sondern darauf, ob sie diagnostisch relevant ist", so der Sachverständige. Und relevant seien eben nun mal allein die strittigen Teile der Aussage: die Schilderungen von Bedrohung, Gewalt, Zwang, Einsatz des Messers.
Schon hier sei es schwierig. Die Kripobeamtinnen, die seinerzeit als erste die Anzeige der Frau aufnahmen und ihr glaubten, hätten nicht wörtlich protokolliert, sie hätten auch nur oberflächlich gefragt, statt akribisch nachzuhaken. Ja, sie seien regelrecht "froh gewesen, nicht nachbohren zu müssen". Nicht mal am 23. April 2010, als die Frau im Lauf einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft Unwahrheiten zugeben musste, sei ein Wortprotokoll geführt worden. Dazu komme der "besondere Aussagestil" der Belastungszeugin, der sich mit Begriffen wie "rekonstruktiv, plausibilitätsgestützte Schlussfolgerungen, keine originäre Erinnerung" umschreiben lasse. Der Kieler Psychologieprofessor bezeichnete die Angaben der Ex-Freundin Kachelmanns zum angeblichen Vergewaltigungsgeschehen als äußerst lückenhaft. Es reihe sich "eine Erinnerungslücke an die andere". Köhnken kritisierte außerdem massiv den Einfluss, den der Psychotraumatologe Günter Seidler aus Heidelberg auf die Belastungszeugin durch seine "bedingungslose, kritik- und distanzlose" Unterstützung ausgeübt habe. "Schon im April hatte sie mehrere Therapiegespräche bei Seidler - und erzählte ihm, wie sie durch Träume Erinnerungen an das angebliche Tatgeschehen erlangt habe", beschrieb Köhnken die damalige Situation. Seidler sei vom ersten Termin an von dem Geschehen überzeugt gewesen, wie es die Frau vorgetragen hat. "Und zwar so sehr, dass er bei Herrn Kachelmann sogar eine dissoziative Identitätsstörung[wp] diagnostiziert - bei einem Menschen, den er nie gesehen hat", kritisiert Köhnken. Aus der Forschung wisse man schon lange, welche Folgen es habe, wenn jemand so stark überzeugt sei: "Es wird dann so gefragt, dass die Erwartungshaltung bestätigt wird. Und das wiederum führt zu einer nachhaltigen Beeinflussung der Person, an die die Erwartungshaltung herangetragen wird." Die Verwertbarkeit jener Angaben, die die Belastungszeugin im Mai 2010 bei der Sachverständigen Greuel machte, sei dadurch bereits "stark eingeschränkt" gewesen. Auch in der Hauptverhandlung, nach 46 Therapiesitzungen, habe die Zeugin im Oktober davon gesprochen, dass sie "viele Erinnerungen durch Träume wiedergefunden habe", wobei das Messer eine große Rolle gespielt habe. "Bei Seidler wird der Trauminhalt dann als Geschehen klassifiziert", monierte Köhnken. |
– Zum Kachelmann-Prozess[3] |
Günter Köhnken im Interview mit Sabine Rückert:
[...]
[...] |
– Zum Thema Lügen und Falschaussagen vor Gericht[4] |
Einzelnachweise
- ↑ Silvia Dahlkamp: Rechtspsychologe übers Bluffen: Die cleveren Trickser kommen meistens durch, Spiegel Online am 28. November 2014 (Gutachter Günter Köhnken prüft die Wahrheit vor Gericht. Im Interview erklärt der Rechtspsychologe, woran er Falschaussagen erkennt und was ihn im Kachelmann-Prozess stutzig machte.)
- ↑ Tanja Stelzer: Strafverteidiger Johann Schwenn: Gröblich verletzt, Die Zeit am 7. November 2013 (Die Zeit: "Werden die Gutachterinnen Sigrid Dumke und Jenny Junghanß nun zur Rechenschaft gezogen?" - Johann Schwenn: "Strafrechtlich müssen Sachverständige nur für vorsätzlich falsche Gutachten einstehen, es sei denn, sie sind vereidigt worden. Das kommt fast nie vor.")
- ↑ Gisela Friedrichsen: Gutachter in Kachelmann-Prozess: Vielleicht hat sie das Messer nur gefühlt?, Spiegel Online am 9. Mai 2011
- ↑ Sabine Rückert: Strafjustiz: Böse Eloquenz, Die Zeit am 3. April 2008 (Die gefährlichsten Falschbeschuldiger sind Menschen mit unauffälligen psychischen Störungen, sagt der Gutachter Günter Köhnken.)