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Gläserne Decke

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Mike Buchanan: The Glass Ceiling Delusion (2011)

Der Begriff Gläserne Decke (engl. glass ceiling) wurde in den 1980er-Jahren in den USA geprägt. Es handelt sich um ein Erklärungsmodell für das Phänomen, dass viele hoch­qualifizierte Frauen beim beruflichen Aufstieg spätestens auf der Ebene des mittleren Managements stehen bleiben und nicht in die Führungs­ebene aufsteigen. Diese Theorie postuliert eine Bevorzugung der männlichen Mitarbeiter gegenüber weiblichen Kollegen. Das Erklärungs­modell geht von einer unsichtbaren Aufstiegs­barriere für Frauen aus.

Widerlegung

Die Journalistin Julia Löhr bezweifelt in einem Kommentar, dass es die so genannte "Gläserne Decke" in der Führungsebene von Unternehmen oder Behörden gibt. Ihr ist aufgefallen, dass der Befund "Frauen in Spitzen­positionen sind Mangelware" und das allgemeine Klagelied "die 'Old-Boys-Networks' versperren den Weg in die Top-Etagen der Wirtschaft" im Widerspruch stehen.[1]

  • "Beide Geschlechter bauen an unsichtbaren Barrieren, die beide behindern. So wie der Begriff "glass ceiling" die Barriere beschreibt, die Frauen von gut bezahlten Jobs fernhält, beschreibt "glass cellar" die unsichtbare Barriere, die Männern in Jobs festhält, die die höchsten Risiken aufweisen." [2]
  • "Frauen drängen erst dann zahlreicher in einen Beruf, wenn er physisch keine Gefahren birgt." [3]
  • "Wenn 'gläserne Decken' Frauen daran hindern Führungspositionen einzunehmen, dann muss es über der Sahara auch einen 'gläsernen Regenschirm' geben, weil es da so wenig regnet." (frei), [4]
Zitat: «Die gläserne Decke ist ein Werk der Frauen selbst.»[5]

Hypergamie

Es spricht einiges dafür, dass das Phänomen "Gläserne Decke" mit Hypergamie erklärt werden kann. Eine Studie der US-amerikanischen Notenbank (Fed[wp]) untersuchte die Zahl der beschäftigten Frauen mit Universitäts­abschluss, die mit ebenso gut ausgebildeten Männern verheiratet waren und fand heraus: Ihre Zahl sank zwischen 1996 und 2003 jedes Jahr um 0,1 Prozent. Zuvor war der Trend umgekehrt gewesen: Von 1976 bis 1992 stieg die Zahl der berufs­tätigen Akademikerinnen mit gut ausgebildetem Gatten um 2,4 Prozent pro Jahr. Die Zahlen lassen folgende Interpretation zu:

"Immer mehr bestens ausgebildete Frauen haben Arbeit nicht nötig, weil ihr Mann sehr viel Geld verdient - und sie verzichten dann freiwillig auf den beruflichen Aufstieg. Stefania Albanesi, eine der Autorinnen der Fed-Studie, verband die sinkende Kurve bei den berufs­tätigen Akademikerinnen mit den Löhnen für Universitäts­absolventen; und stellte fest, dass diese Gehälter just in denselben Zeiträumen steil angestiegen waren. Auf der anderen Seite stieg ja die Beschäftigung der Frauen insgesamt - also bei jenen Frauen, die nicht mit Universitäts­absolventen verheiratet waren [...]
'In den letzten zwanzig Jahren kletterten die Löhne für gut ausgebildete Männer so steil an, dass die anderen Einkommen einer Familie dagegen klein zu wirken begannen - also in der Regel der Lohn der Frauen', erklärte Albanesi gegenüber Reuters. Die Folge: 'Manchmal stiegen verheiratete Frauen in der Mitte ihrer Karriere aus, genau zu der Zeit, als ihre Männer in höhere Positionen gelangten. Sie hörten auf, ein Einkommen zu erzielen, das sie gar nicht mehr benötigten.'
Bekräftigt wurde die These durch eine andere Tendenz: Die meisten gut ausgebildeten Frauen brachen ihre Karrieren nicht etwa ab, als ihre Kinder zur Welt kamen oder als diese noch im Kleinkind­alter waren - sondern erst zur Zeit, als sie bereits in die Schule gingen. Also eben auch in den Jahren, als die Väter so richtig gutes Geld zu verdienen begannen ...
Der rich husband effect (so der Titel eines Kommentars auf einem Anwaltsportal) ließe sich natürlich jetzt ganz simpel zusammenfassen: Frauen machen es sich leicht - allzu leicht."[6]

Männer finanzieren weibliche Lebensentwürfe

Dass ein Mann an die gläserne Decke stößt, also trotz der Erkenntnis, dass es zwar theoretisch möglich ist eine höhere Stellung im Beruf zu erlangen, er aber trotz aller Anstrengungen nicht weiter aufsteigen würde, ist ganz alltäglich. So ein Mann wird schlicht als "Versager" wahrgenommen. Eine Frau hingegen, die an die so genannte gläserne Decke stößt, wird demgegenüber nie als "Versagerin" angesehen, weil sie sich immer nur diskriminiert wähnt und dies teilweise auch offen zum Ausdruck bringt.

Die Tatsachenfeststellung lautet: Solange sich Männer finden, die bereit sind, den Lebens­standard ihrer Partnerinnen durch das von ihnen erzielte Einkommen zu sichern, werden Frauen höchst­wahrscheinlich auch weiterhin in beruflichen Führungs­positionen unterrepräsentiert bleiben, allerdings aus anderen Gründen, als der von Feministen diagnostizierten Frauenfeindlichkeit.[7]

Auswirkungen der Gesetzgebung auf die Arbeitswelt

Die nie öffentlich ausgesprochene Erkenntnis vieler Arbeitgeber lautet, dass die Einstellung einer Frau umso nachteiliger wird je mehr Arbeits­schutz­gesetze es für Frauen gibt. Eine Frau als Arbeitnehmer könnte womöglich wirtschaftlichen Schaden verursachen, indem sie etwa eine Klage wegen sexueller Belästigung gegen irgendeinen ihrer männlichen Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder Kunden erhebt. Oder sie erhebt Strafanzeige gegen einen Mitarbeiter, der sie kritisiert oder ihr gekündigt hat. Wenn ein Arbeitgeber sich davor ängstigt, dass das Ansehen seines Unternehmens Schaden nehmen könnte, weil er Rechtsanwälte konsultieren und einer Frau vielleicht 100.000 US-Dollar Entschädigung zahlen muss, weil er von einer Frau auf Schadensersatz verklagt worden ist, oder, dass männliche Kollegen sich davor fürchten, die Frau zu kritisieren oder mit ihr zu scherzen, dann beginnt der Arbeitgeber unbewusst damit das Geschlecht zu diskriminieren, das ihm diese Schwierigkeiten bereiten könnte.[8]

Kritik

Mike Buchanan analysiert in seinem Buch "The Glass Ceiling Delusion" die Behauptung, dass in Unternehmen angeblich eine gläserne Decke fähige Frauen daran hindert, in Führungs­positionen aufzusteigen. Seine langjährige Erfahrung als Manager in Unternehmen und aus der Psychologie stammende Erkenntnisse werden von Buchanan gekonnt in ein Netz aus Argumenten verwoben, das die Protagonisten eines "glass ceilings" wie delirische Anhänger eines Kults aussehen lässt, der diese offensichtlich in einen Rauschzustand versetzt.[9][10]

Fabian Ochsenfeld liefert in seinem Beitrag "Gläserne Decke oder goldener Käfig: Scheitert der Aufstieg von Frauen in die höchsten Management­positionen an betrieblicher Diskriminierung oder an familiären Pflichten?" die empirischen Belege dafür, dass es eine gläserne Decke in deutschen Unternehmen nicht gibt. Niemand hindert fähige Frauen daran, in Führungs­positionen aufzusteigen, wie dies die Anhänger der These von der gläsernen Decke behaupten. Alle, die die Existenz einer gläsernen Decke behaupten, haben persönlich einen finanziellen Vorteil davon und gleichen dem, der auf dem mittel­alterlichen Jahrmarkt ein Kröten­elixier verkauft, das diabolische und unsichtbare Warzen auf der Nase wirkungsvoll bekämpft, denn: eine gläserne Decke gibt es nicht.[9][11]

Hadmut Danisch kommentiert ein Interview mit "Unternehmens­beraterin" Anke Domscheit-Berg:
"Es stellte sich heraus, dass Babysitter bei etlichen Managerinnen häufiger kündigten, weil diese sehr viel unterwegs waren wegen der ausgedehnten und variablen Arbeits­zeiten. Für Babysitter waren das schlechte Arbeits­bedingungen. Man musste deshalb viel mehr als üblich zahlen, was selbst bei einem guten Gehalt eine finanzielle Belastung werden konnte. Wenige Monate später konnten alle Mitarbeiter, die Kinder bis zu sechs Lebens­jahren zu betreuen hatten, 1.000 Euro monatlich an Kinder­betreuungs­zuschuss beantragen."

Feministische Betriebswirtschaftslehre und PR: Frauen wollen weniger arbeiten und mehr Freizeit als Männer, das ganze auch noch flexibler und von zu Hause, dafür aber 1.000 Euro monatlich zusätzlich. Und die Aussage ist, dass Frauen das Betriebs­ergebnis verbessern. Und das nennt sich dann Unternehmens­beratung.

"Gute Manager erkennen Führungs­qualitäten auch bei ihren Mitarbeiterinnen und fördern sie, gibt ihnen Entwicklungs­möglichkeiten, schafft ihnen Sichtbarkeit in der Organisation, vernetzt sie untereinander. Manchmal ist es darüber hinaus wichtig, Frauen darin zu bestärken, sich auch selbst mehr zuzutrauen."

Sowas habe ich neulich fast wortgleich woanders gelesen. Es ging um die Integration geistig behinderter Kinder in Schulklassen. Googelt man sowas, findet man beispielsweise sofort auf MyHandicap.de:

"Um Kinder mit dem Down-Syndrom in ihrer Persönlichkeits­entwicklung und ihren Fähigkeiten zu unterstützen, muss die individuelle Förderung früh einsetzen. Diese Früh­förderung sollte abgestimmt auf den individuellen Bedarf in einem inter­disziplinären System mit ärztlichen, medizinisch-therapeutischen, psycho­logischen, heil­pädagogischen und sozial­pädagogischen Leistungen erbracht werden. […] Werden diese Möglichkeiten ausgeschöpft und reagieren die Kinder mit einer entsprechenden Behinderung positiv darauf, ist es möglich, dass sie später integrative Kinder­gärten und Schulen besuchen."

Feministinnen verwenden für die Frauenquote in Unternehmen dieselbe Sprache, die für die Förderung und Integration behinderter Kinder verwendet wird. Wer solche Strategen, Berater und Lobbyisten hat, der braucht keine Gegner, schon gar kein Patriarchat mehr. So manche gläserne Decke stellte sich schon als die eigene Dummheit heraus, gegen die man immer wieder läuft, weil man sie nicht sieht.

Ich habe den Verdacht, dass das Projekt Frauenquote eigentlich schon gescheitert ist, wenn man mit solchen Quatsch-Argumenten kommen muss.

Wenn man schon damit kommt, dass man Manager dafür bestrafen muss, wenn sie Frauen nicht einstellen, dann heißt das auf Deutsch, dass man kein einziges positives Argument auf den Tisch zu legen weiß.

Hadmut Danisch[12]

Zitate

  • "Feminismus leidet nicht an gläsernen Decken, sondern an der Sackgasse, in die er gefahren ist." - Hadmut Danisch[13]
Zitat: «Sind Frauen erst einmal an der Macht, lassen sie andere Frauen nicht mehr hoch.

Ist die gläserne Decke also Ausdruck der Stutenbissigkeit? Ist das schlimmste, was einer Frau passieren kann, eine weibliche Vorgesetzte, die nicht ihre beste Freundin ist? Und da hieß es immer, Frauen bräuchten weibliche Vorgesetzte und Vorbilder. Bedenke, worum Du bittest. Es könnte Dir gewährt werden.» - Hadmut Danisch[14]

Einzelnachweise

  1. Management: Die Pausen-Frauen, F.A.Z. am 12. Februar 2010; Frauenkarriere: Gläserne Decke - ein Mythos?
  2. Warren Farrell: "Mythos Männermacht", Zweitausendeins 1995, ISBN 3-86150-108-2, S. 131
  3. "Mythos Männermacht", S. 148
  4. WGvdL-Forum (Archiv 2): 26. August 2010
  5. Wer hat die gläserne Decke eingezogen?, Wirtschaftswurm am 11. April 2011
  6. Wenn clevere Frauen ihre Karriere abbrechen, Tagesanzeiger am 3. April 2012
  7. Guy Fawkes: "Wahrer Maskulismus kann nur links sein", Cuncti - Machbar am 22. April 2012
  8. "Mythos Männermacht", S. 148
  9. 9,0 9,1 Ende einer Genderphantasie: Die "Gläserne Decke" in Scherben, Kritische Wissenschaft - critical science am 15. September 2012
  10. Mike Buchanan: The Glass Ceiling Delusion. The REAL Reasons More Women Don't Reach Senior Positions. LPS Publishing 2011, ISBN 0-9566416-6-0
  11. Pdf-icon-extern.svg Gläserne Decke oder goldener Käfig: Scheitert der Aufstieg von Frauen in erste Managementpositionen an betrieblicher Diskriminierung oder an familiären Pflichten?[ext] - Fabian Ochsenfeld, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KfZSS), Volume 64, Number 3 (2012), 507-534, DOI: 10.1007/s11577-012-0178-1 (html)
  12. Hadmut Danisch: Die Frau als Behinderte: Anke Domscheit-Berg und die Zwangsförderung, Ansichten eines Informatikers am 20. Juli 2015
  13. Hadmut Danisch: Furtwängler und die Empirie, Ansichten eines Informatikers am 30. Januar 2019
  14. Hadmut Danisch: Ist die "gläserne Decke" weiblich?, Ansichten eines Informatikers am 12. November 2017

Querverweise

Netzverweise