Das Schlagwort Moralapostel (Kofferwort aus den Begriffen Moral und Apostel[wp]) bezeichnet einen übereifrigen und sich selbst in der Rolle eines Missionars wähnenden Moralisten. Der Begriff bezeichnet eine Person, die andere beständig wegen ihres vermeintlich oder tatsächlich unmoralischen Handelns mahnt und verurteilt. Moralapostel lassen keine Gelegenheit zum Belehren aus, dass das, was man gerade gesagt oder getan hat (auch wenn es im Spaß getan oder gesagt wurde), moralisch verwerflich und daher falsch sei. Meistens pochen Moralapostel auf ihr Recht und das einer freien Meinungsäußerung - im Gegenzug gestehen Moralapostel einem jedoch eben diese freie Meinung nicht zu, sondern verurteilen und stempeln den vermeintlichen Täter als moralisch unkompetent. Moralapostel haben häufig auch die klassischen Züge eines Spielverderbers.[1]
Das Handeln des Moralapostels ist darauf gerichtet, sich selbst zu erhöhen und andere abzuwerten.
Die modernen Moralapostel beziehen sich sowohl auf den Feministischen Dekalog als auch das "Hohelied"[wp] der Political correctness. Sie hüten eifersüchtig die weibliche Opferrolle, wobei sie pauschal allen Männern die Täterrolle zuweisen. Während frühere Moralapostel noch den außerehelichen Sex als Unzucht und Ehebruch verdammten, diffamieren heutige Feministinnen ehelichen Sex als Vergewaltigung.
Verwendungsbeispiele
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«Nächstenliebe, genau wie bürgerliche Freiheiten allgemein, sind die höchsten Errungenschaften der Sozialisation und des individuellen Geistes, die einem niemals von außen befohlen werden können, wenn sie wahrhaftig bleiben wollen. Wirkliche und wertvolle Nächstenliebe ist die, die aus dem eigenen Inneren kommt; ein eigenständiger Prozess, den jedes Individuum nur selbst durchlaufen kann. Moralisches Verhalten, das einem von außen diktiert wird, ist gleichsam vergiftet und verliert all seinen Wert. Es ist nichts als das stumpfe Handeln nach einer Anweisung anstatt aus eigener Erkenntnis und Demut. Moralische Werte dürfen niemals befohlen, aufgetragen, als unumgänglich und schließlich als Gesetz angesehen werden. Wie unterscheidet man sonst die wirklich guten Absichten eines Menschen von der heuchlerischen Absicht anderer?
Zurzeit ein fast unmögliches Unterfangen. Denn plötzlich ist das Land voll von Weltverbesserern und Moralaposteln, die einem unaufhörlich ihre immer länger werdenden Zeigefinger entgegenstrecken, um einen zurechtzuweisen. Moral verkommt hier zu einer Farce und die Idee der Hilfeleistung wird mehr und mehr zur eigenen Selbsttherapie: Durch die unaufhörliche Bemutterung von angeblich Schwächeren soll das eigene Dasein gerechtfertigt werden. Ein ganzes Volk, das mehr und mehr seine Identität im dekadenten Wohlstandsdschungel verloren hat, versucht nun durch die Flüchtlingshilfe seine Sinngebung wiederzuerlangen. Die Befriedigung des eigenen Gewissens und schlussendlich die Aufpolierung des eigenes Selbstwertgefühls, ersetzen die Echtheit der moralischen Hilfe. Der schönste Rausch scheint das Besäufnis am eigenen Gutsein. "Ich handele nicht, um anderen zu helfen, sondern um durch die Ankündigung selbst gut dazustehen" - so könnte wohl der Leitspruch eines ganz neu entstandenen Moralkultes sein. Moral verkommt hier zu einem egoistischen Interesse, bei dem die eigene Psyche und das eigene Wohlbefinden stets im Vordergrund stehen, sodass am Ende genau das Gegenteil von wirklicher Moral übrig bleibt.» - Marei Bestek[3]
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Abgrenzung zum Gutmenschen
Der Gutmensch ist in gewisser Weise der säkulare Ersatz für den Rechtgläubigen[wp]. Als Rechtgläubiger galt im Abendland der von seinen Sünden erlöste Christenmensch. Der rechtgläubige Christ grenzte sich von den Ungläubigen, beziehungsweise Heiden[wp], Sündern[wp] und Häretikern[wp] ab, wie sich der säkulare Gutmensch vom Schlechtmensch abgrenzt.
In einer säkularisierten Welt hat die (religiöse legitimierte) Moral an Bedeutung verloren und ist durch eine politisch motivierte Korrektheit ersetzt worden.
Merksatz: |
«Der Gutmensch von heute ist der Moralapostel von gestern.»
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Einzelnachweise
Querverweise
Netzverweise