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Grenze zwischen Finnland und Russland

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Hauptseite » Staat » Russland » Grenze zwischen Finnland und Russland
Dreiländereck Finnland - Russland - Norwegen: Die Grenze zwischen Finnland (rechts) und Russland (links) beginnt hinter der weißen Pyramide; vor dieser liegt norwegisches Gebiet.[anm 1]
(69° 03' 06" N, 28° 55' 45" O)
Östlichster Punkt Finnlands auf dem Virmajärvi[wp] in Ilomantsi[wp]
(62° 54' 31" N, 31° 35' 12" O)
Eine Boje auf dem Nuijamaa-See[wp] markiert die Grenze zwischen Russland und Finnland am Saimaa-Kanal.
(60° 57' 06" N, 28° 34' 22,5" O)

Die Grenze zwischen Finnland und Russland verläuft ungefähr in nord-südlicher Richtung zwischen der Republik Finnland (einem Mitglied der Europäischen Union und der NATO) und der Russischen Föderation. Sie ist eine etwa 1340 km lange Außengrenze des Schengen-Raumes[wp] und der Europäischen Union[wp]. Hauptsächlich durch unbewohnte Taiga[wp] und dünn besiedelte ländliche Gebiete verlaufend, ohne einem bestimmten natürlichen Merkmal oder Fluss zu folgen, wird in Finnland die Bezeichnung "Ostgrenze" (finnisch itäraja, schwedisch östgränsen) verwendet.

Den nördlichen Endpunkt der Grenze zwischen Finnland und Russland bildet das Dreiländereck[wp] zwischen Finnland, Russland und Norwegen, markiert durch einen Steinhügel in der Nähe von Muotkavaara (norwegisch: Korgfjellet). Das südliche Landende der Grenze liegt am Ufer des Finnischen Meerbusens[wp]; südlich davon verläuft eine Seegrenze zwischen den jeweiligen Hoheitsgewässern, die an einem schmalen Streifen internationalen Gewässers zwischen finnischen und estnischen Hoheitsgewässern endet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Finnland entlang der sowjetischen Grenze im Abstand von 10 bis 50 Kilometern Grenzschutz­posten, deren Einheiten das Gebiet patrouillierten. Finnland geriet in eine Rezession als Anfang der 1990er Jahre die Sowjetunion zerfiel[wp], weshalb der finnische Grenzschutz alle Wachposten verkaufte und viele derselben von ihren neuen Eigentümern zu Sommerhäusern umgebaut wurden. In den Jahren 2015 und 2016 unternahmen mehrfach Versorgungs­suchende gruppenweise den Versuch über Russland nach Finnland einzureisen. Im Kontext des NATO-Stellvertreterkrieges in der Ukraine gegen Russland und dem Beitritt in die NATO will Finnland seine Grenzen sicherer machen. Die Regierung bekundete (Stand: 5. Mai 2022) an einigen Abschnitten der Grenze neue Zäune errichten und zwei Überwachungs­flugzeuge vom Typ Dornier 228[wp] durch neue Mehrzweck­flugzeuge ersetzen zu wollen.[1]

Nach der Eskalierung des Bürgerkrieges im Donbass, des darauffolgenden russischen Militäreinsatzes und der von den USA forcierten Aufnahme Finnlands in die NATO am 4. April 2023 ist es zu Spannungen zwischen Finnland und Russland gekommen, in der Folge auch zu Grenzschließungen seitens Finnlands.

Geschichte

Veränderungen der Grenzen zwischen den Einfluss­bereichen Schwedens und Russlands zwischen 1323 und 1743

Schwedische Zeit

Hauptartikel in Wikipedia: Finnland#Finnland als Teil Schwedens

Finnland war bis 1809 ein Teil des Schwedischen Reiches[wp]. Der erste politisch-rechtliche Akt im Entstehungsprozess der heutigen Grenze zwischen Finnland und Russland war der Vertrag von Nöteborg[wp] zwischen dem Königreich Schweden und der Republik Nowgorod[wp]. Im Zuge des Friedens von Teusina[wp] im Jahre 1595 wurde die damalige Grenze zwischen Schweden und Russland zugunsten des ersteren nach Osten verschoben. Im Frieden von Stolbowo[wp] nach dem Ende des Ingerman­ländischen Krieges[wp] wurde Schweden 1617 ein großflächiges Gebiet des heutigen Territorium Finnlands durch die Übereignung der Festung Schlüsselburg[wp], der Provinz Kexholm[wp] im Südwesten Kareliens[wp] sowie der Provinz Ingermanland[wp] zugesprochen. Die auf Grundlage der Friedensverträge von Nystad[wp] 1721 und von Åbo[wp] 1743 vorgenommene territoriale Neuzuordnung des schwedisch-russischen Grenzgebietes zugunsten Russlands hatte zur Folge, dass die Grenze wieder nach Westen verschoben wurde.

Die politische Grenze zwischen dem russisch und dem schwedisch beherrschten Teil Finnlands war identisch mit der konfessionellen, demzufolge bekannte sich die Bevölkerung im russischen Hoheitsgebiet zur Orthodoxie[wp], wohingegen diejenige im schwedischen sich zuerst zum Katholizismus[wp] und später zum Protestantismus[wp] bekannte. Nach dem Frieden von Stolbowo im Jahr 1617 wurde die orthodoxe Bevölkerung jedoch zwangsweise zum Luthertum[wp] bekehrt, wobei ein Teil derselben sich der Zwangs­missionierung durch die Emigration nach Twer[wp] entzog.[2] Ein beträchtlicher Prozentsatz der Einwohner des Schweden eingegliederten Teils Kareliens konvertierte zum lutherischen Christentum und begann sich auch sprachlich zu assimilieren und Finnisch[wp] anstatt Karelisch[wp] zu sprechen. Im von der ausgewanderten oder geflohenen, orthodoxen Bevölkerung verlassenen Gebiet siedelten sich anschließend größtenteils finnisch­sprachige Siedler aus Savo[wp] an.

Russische Zeit

1808 griff Russland Schweden an und begann damit den Finnischen Krieg[wp], welcher mit der im Vertrag von Fredrikshamn[wp] 1809 endete, in welchem die Abtretung des in dessen Süden gelegenen Kernfinnlands, der Ålandinseln[wp], von Teilen Lapplands[wp] und Västerbottens[wp] an Russland festgelegt wurde. Aus den genannten Gebieten wurde das Großfürstentum Finnland[wp] gebildet. Es war zwar Teil des Russischen Reiches[wp], genoss aber eine weitgehende politische Autonomie. Bei der Grenzziehung innerhalb des zaristischen Russlands bildeten Argumente keine Rolle, die nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Finnlands ab 1917 vorgebracht wurden und sich auf die Sicherheits­bedürfnisse Finnlands einerseits und Russlands bzw. der Sowjetunion andererseits bezogen, was insbesondere die Grenznähe von Sankt Petersburg[wp] bzw. Leningrad[wp] betrifft.

Seit der finnischen Unabhängigkeit

Finnland 1917 bis 1920: Finnland in den Grenzen von 1917 (beige), Russland (rot), von Finnland erhoffte Gebiets­zuwächse (hellrot)[anm 2]
Hauptartikel in Wikipedia: Finnland#Unabhängigkeit und Kriege

Finnland war noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs[wp] in Europa der erste Staat, der am 6. Dezember 1917 seine durch die Oktober­revolution[wp] in Russland ermöglichte Unabhängigkeit von einem Vielvölkerstaat[wp] erklärte.[3]. Am 27. Januar 1918 brach in Finnland ein Bürgerkrieg[wp] zwischen den von den Bolschewiki[wp] im nach­zaristischen Russland unterstützten "Roten" und den bürgerlichen "Weißen"[wp] aus, der von letzterer Partei im Mai 1918 gewonnen wurde. Sie vertraten die Drei-Landengen-Strategie, der zufolge durch die Angliederung der ostkarelischen Gebiete[wp] an Finnland die Länge der Landgrenze zwischen Finnland und Russland halbiert werden könne. Die neue Ostgrenze Finnlands wäre beim Gelingen der Pläne der finnischen Regierung vom Finnischen Meerbusen[wp] aus über den Ladogasee[wp] und den Onegasee[wp] zum Weißen Meer[wp] verlaufen.[anm 3] (Siehe Karte rechts)

Der russisch-finnische Grenz­verlauf nach dem Frieden von Dorpat:
 Petsamo an Finnland
 Repola und Polajäervi an Sowjetrussland

Im Frieden von Dorpat[wp] einigten sich am 14. Oktober 1920 Finnland und die inzwischen gegründete Sowjetunion[wp] darauf, dass im Wesentlichen die Grenzen des zaristischen Großfürstentums Finnland als Grenze des nunmehr unabhängigen Finnland weiterbestehen sollten. Finnland gab seine Ansprüche auf die Kreise Reboly[wp] (Mujeserski)/Repola und Porososero[wp]/Porajärvi auf, die es erst 1918 bzw. 1919 seinem Territorium einverleibt hatte, erhielt aber mit Petsamo[wp] einen eisfreien Hafen am Nordmeer[wp]. In Folge dieser Grenzziehung zwischen Finnland und der UdSSR gab es für zweieinhalb Jahrzehnte keine gemeinsame Grenze zwischen Norwegen und Russland auf dem europäischen Festland. (Siehe Karte links)



Vor dem Hintergrund der Finnischen Kriegszüge in Ostkarelien[wp] (1918-20) und der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland[wp] (1933) betrachtete die sowjetische Führung unter Stalin[wp] den finnischen Teil Kareliens als ein mögliches Aufmarschgebiet für Bodentruppen fremder Mächte gegen Leningrad[wp] und hegte den Verdacht, Finnland könnte denselben auf seinem Hoheitsgebiet die Errichtung von Luftwaffenbasen für Luftangriffe auf Ziele auf sowjetischem Territorium erlauben.

Bis zum Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes[wp] im August 1939 und dessen anschließender Ausführung durch den Überfall auf Polen[wp] versuchte die sowjetische Führung, die Neutralisierung des strategisch wichtigen Gebiets durch Nicht­angriffspakte mit den Anrainer­staaten, unter anderem mit Finnland, zu verwirklichen. Aufgrund der Zerschlagung Polens als Staat hatte sich das Gleichgewicht in Osteuropa allerdings geändert. Stalin versuchte nun, Estland, Lettland und Litauen durch Bündnisse und die Stationierung sowjetischer Truppen in das Verteidigungssystem der Sowjetunion einzugliedern. Die baltischen Staaten stimmten diesen Bündnissen nach kurzen, von militärischen Drohungen begleiteten Verhandlungen im Herbst 1939 zu.

Im September 1939 begründete Stalin seine Forderungen mit der drohenden Kriegsgefahr und der Notwendigkeit der Sicherung Leningrads durch strategische Neuregelungen. Die zukünftige finnisch-sowjetische Grenze sollte bis auf etwa dreißig Kilometer vor die Stadt Wyborg (Viipuri)[anm 4], Finnlands zweitgrößte Stadt, geschoben werden. Als Ausgleich bot die Sowjetunion Finnland die Abtretung von Gebieten in Karelien an, die flächenmäßig etwa doppelt so groß waren. Darauf wollte die finnische Regierung nicht eingehen und als Folge begann im Herbst 1939 der Winterkrieg[wp] zwischen der Sowjetunion und Finnland.

Angesichts des unerwartet starken Widerstands Finnlands und des Unvermögens der Roten Armee[wp], dasselbe vollständig zu invadieren und zu okkupieren, begnügte sich die Sowjetunion im Friedensvertrag von 1940[wp] damit, dass Finnland große Teile Kareliens, darunter die gesamte Landenge zwischen dem Finnischen Meerbusen und dem Ladogasee[wp] sowie große Gebiete nördlich dieses Sees an sie abzutreten hatte. Die neue finnische Südostgrenze entsprach im Wesentlichen der im Friedensvertrag von Nystad von 1721 festgelegten Grenze.

Hauptartikel in Wikipedia: Winterkrieg

Der "Fortsetzungskrieg" zwischen Finnland und der Sowjetunion dauerte vom 22. Juni 1941 bis zum 19. September 1944.

Die von Finnland nach dem Moskauer Waffenstillstand an die Sowjetunion ab­ge­tretenen Gebiete.[anm 5]
Hauptartikel in Wikipedia: Fortsetzungskrieg

Finnland nutzte die Gelegenheit, die sich ihm durch den Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges[wp] bot, und versuchte die 1940 verlorenen Gebiete zurück­zuerobern, was zwar zunächst wegen des bis zum Abschluss des Waffen­stillstands von Moskau[wp] im September 1944 bestandenen inoffiziellen Militär­bündnis zwischen Finnland und dem Deutschen Reich gelang, jedoch nach der vollständigen Niederlage Deutschlands änderte. Finnland musste sich im Waffen­stillstands­vertrag dazu verpflichten, seine 1940 vereinbarten Grenzen wieder­herzustellen und darüber hinaus mit dem Petschenga[wp]-Gebiet den 1920 erworbenen Eismeer­zugang sowie ein Gebiet um Salla[wp] und mehrere Inseln im Finnischen Meerbusen in die Territorial­hoheit der UdSSR überführen.

Finnland blieb seit 1917 ein Nationalstaat und konnte seine Souveränität gegenüber Russland bzw. der Sowjetunion behaupten. Die Republik Finnland entging seit den 1940er Jahren dem Schicksal der Baltischen Staaten - die von der UdSSR besetzt und annektiert wurden - wie auch derjenigen Staaten, die dem Ostblock[wp] angehören mussten und ab 1955 im Warschauer Pakt[wp] zusammen­geschlossen waren. Im Jahr 1968 wurde die Breschnew-Doktrin[wp] verkündet. Ihr zufolge fänden "[d]ie Interessen und die Souveränität einzelner sozialistischer Staaten [...] ihre Grenzen an den Interessen und der Sicherheit des gesamten sozialistischen Systems". Diese Doktrin kodifizierte das von der Sowjetunion postulierte Recht auf Intervention in die inneren Angelegenheiten ihrer Klientelstaaten zur Aufrecht­erhaltung und Sicherstellung der Existenz der dortigen politisch-gesellschaftlichen Ordnung, welches von derselben bereits vor 1968 in Anspruch genommen worden ist. Im Falle Finnlands führte das völkerrechtliche Prinzip der Unverletzlichkeit bestehender Grenzen dazu, dass sich das Land nicht zu einem Satellitenstaat der Sowjetunion entwickelte, was von Kritikern plakativ unter dem Schlagwort Finnlandisierung[wp] zum Ausdruck gebracht wurde.

Grenzverlauf

Am Finnischen Meerbusen in Karelien[wp] verläuft die Grenze südöstlich der Städtchen Virolahti[wp] und Vaalimaa[wp]. Auf der Grenzline, die zwischen verschiedenen Inseln verläuft, liegt die etwa 200 Meter langen Insel Koiluoto[wp]. Das Gebiet ist seit 1945 zwischen Finnland (Gemeinde Virolahti) und der Sowjetunion bzw. Russland (Selesnjowskoje) geteilt.

Die Seegrenze schlängelt sich in südwestlicher Richtung weiter, wobei sie einen Bogen um die Kopytin-Insel[wp] (russisch: остров Копытин, finnisch: Kinnarit) macht, die auf der russischen Seite liegt. Die etwa 600 Meter lange und 400 Meter breite Insel liegt 230 Meter von der russisch-finnischen Grenze entfernt und ist von zahlreichen kleineren Inseln umgeben, von denen einige auf russischem und andere auf finnischem Hoheitsgebiet liegen. Die Grenzline endet nach etwa weiteren 40 Kilometer an internationalen Gewässern.

Die Grenze verläuft auch durch den Nuijamaa-See[wp], durch den der Saimaa-Kanal verläuft, der auf russischer Seite an Finnland verpachtet ist. Dort markiert auf dem See eine Boje die Grenze zwischen Russland und Finnland.

Die Grenze verläuft fast geradlinig in etwa mit 25 Kilometer Abstand parallel zum Ufer des Ladogasees[wp] und teilt dann die ehemalige Gemeinde Värtsilä[wp] in einen russischen und finnischen Teil. Der ehemalige Hauptort Värtsilä (heute Wjartsilja[wp]) liegt auf russischer Seite. Das in dem finnischen Teil liegende Dorf Uusikylä wurde zum neuen Hauptort und wurde fortan oft ebenfalls als Värtsilä bezeichnet.

Ihren östlichsten Punkt erreicht die Grenze im See Virmajärvi[wp], wo sie sich in Richtung Nordwesten wendet. Sie verläuft dann im zivilisatorischen Nirgendwo bis zur Grenze mit Norwegen.

Grenzverkehr

Die aus der 187 km westlich gelegenen Hauptstadt Helsinki kommende Staatsstraße 7[wp] endet am Grenzübergang Vaalimaa. Die Europastraße 18[wp] folgt dem Verlauf der Staatsstraße 7 und führt auf russischer Seite weiter in das 203 km entfernte Sankt Petersburg[wp]. Zudem ist Vaalimaa der Anfangspunkt der Ferienstraße Via Karelia[wp], die der finnischen Ostgrenze folgend bis nach Salla[wp] in Lappland führt.

Der Grenzübergang Vaalimaa war bis zum US/NATO-Krieg gegen die Russische Föderation der meistfrequentierte der finnischen Ostgrenze sowie zwischen der EU und Russland. Im Jahr 2007 wurden 2,7 Millionen Grenz­überschreitungen registriert. Im selben Jahr musste in Vaalimaa ein Grenzparkplatz für 1000 Lastkraftwagen erbaut werden, weil es wegen des steigenden Verkehrsaufkommens und der schleppenden Abwicklung auf russischer Seite zu Lkw-Staus von bis zu 50 km Länge gekommen war.

In Salla gibt es einen Straßengrenzübergang. Bis zum US/NATO-Krieg gegen die Russische Föderation passierten jährlich fast 250.000 Personen die Grenze. Russen kauften in Salla ein, Finnen fuhren zum Tanken auf die andere Seite. Seit Kriegsbeginn ist der Grenzübergang nur noch eingeschränkt geöffnet.

Grenzschutz und aktuelle Entwicklungen

Grenzübergänge werden von der finnischen Grenzwache und dem Grenz­schutz­dienst Russlands kontrolliert und patrouilliert, außerdem existieren beiderseits Grenzzonen (0,1-3 km auf finnischer und mindestens 7,5 km breit auf russischer Seite). Die Einreise in eine der Grenzzonen erfordert eine Genehmigung. Die elektronische Überwachung auf finnischer Seite konzentriert sich am stärksten auf die südlichen 200 Kilometer und wird ständig verbessert. Der finnische Grenzschutz führt regelmäßig Hunde­patrouillen durch, um alle Personen zu fassen, die die Grenzzone betreten.

Die Grenze darf nur an offiziellen Kontroll­punkten überquert werden, weshalb die meisten Menschen hierfür zumindest ein Visum benötigen. Wichtige Grenz­kontroll­punkte befinden sich in Vaalimaa[wp] und Nuijamaa[wp] und die Zollbehörden auf beiden Seiten kontrollieren Einfuhrwaren und erheben Gebühren.

Nach dem Beginn der Militärischen Sonder­operation in der Ukraine mit einer Mobilmachung in Russland im September des Jahres und erwarteter Fluchtbewegungen von Russland her beschloss die finnische Regierung, in einem Pilotprojekt einen Teil der Grenze über 130 bis 260 km mit einem Grenzzaun zu befestigen.[4]

Am 30. September 2022 schloss die finnische Regierung die Grenze zu Russland für russische Touristen.[5] Die Regierung Finnlands hat im Februar 2023 vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs mit dem Bau eines 200 Kilometer langen und drei Meter hohen Zauns an der Grenze zu Russland begonnen.[6]

Am 15. September 2023 schloss die finnische Regierung die Grenze für in Russland zugelassene Fahrzeuge.[7]

Am 16. November 2023 kündigte Finnland an, die Hälfte der Grenzübergänge zu Russland, konkret Vaalimaa, Nuijamaa, Imatra und Niirala in der Nacht auf Samstag, 18. November 2023 zu schließen.[8] Die vier Grenzübergänge wurden wie geplant geschlossen und sollen bis Mitte Februar 2024 geschlossen bleiben, vorgeblich zu dem Zweck, die angebliche Einschleusung von Asylforderern ohne Personal­dokumente durch Russland über die gemeinsame Grenze, mit dem Ziel der Destabilisierung Finnlands zu unterbinden.[9] Am 22. November 2023 kündigte die finnische Regierung an, weitere drei Übergänge zu schließen. Nur der nördlichste Grenzübergang, Raja-Jooseppi[wp], soll demnach geöffnet bleiben.[10] Am 28. November 2023 schloss die finnische Regierung auch den letzten Grenzübergang für Personenverkehr aus Russland.[11]

Die Schließung der Grenze war zuletzt bis zum 14. April 2024 verlängert worden und außerdem wurde bereits am 4. April 2024 verlautbart, dass die Grenze auf unbestimmte Zeit geschlossen bliebe. Die Regierung Finnlands behauptet, dass sich nach wie vor Hunderte bis Tausende Asylbewerber ohne Personal­dokumente auf der russischen Seite befinden und bei einer Öffnung von Russland über die Grenze geschickt würden, um die finnische Gesellschaft zu destabilisieren.[12] Zusätzlich werden die Grenzübergänge für den Seeverkehr in Haapasaari und die Häfen von Nuijamaa und Santio ab dem 15. April 2024 für die Freizeit­schifffahrt geschlossen[13], womit verhindert werden soll, dass Russland den ihm von der NATO vorgeworfenen Einsatz von Migrations­bewegungen als Waffe möglicherweise auf den Seeverkehr ausweitet.

Am 12. Juli 2024 verabschiedete das finnische Parlament ein Gesetz mit einer vorübergehenden Geltungsdauer von einem Jahr gegen die Einreise von Migranten über Russland. Grenzschützer können demnach Asylsuchende an der Grenze zu Russland zurückweisen. Abgeordnete des Links­bündnisses und der Grünen Liga stimmten dagegen.[14]

Identität der Bewohner beiderseits der Grenze

Bereits im 19. Jahrhundert entstanden in irredentistisch[wp]-nationalistisch gesinnten Gruppen in Finnland Visionen eines "großfinnischen"[wp] Staates, in dem alle Menschen "finnischer" Abstammung leben sollten. Tatsächlich bestand die Gemeinsamkeit der Finnen mit Esten[wp] und der indigenen Bevölkerung Ost-Kareliens lediglich darin, dass alle genannten Volksgruppen eine ostsee­finnische Sprache[wp] sprachen. Kurz nach der Gründung der finnischen Republik stellten irredentistische finnische Kombattanten beim Kontakt mit Bewohnern Ost-Kareliens fest, dass diejenigen, die (wie es in Deutschland 1938 formuliert worden wäre) quasi "heim ins Reich" geholt werden sollten, sich überwiegend nicht als Finnen betrachteten. Eine wichtige Rolle spielte hierbei die Zugehörigkeit zur orthodoxen Kirche.

Auch später führte auf beiden Seiten der finnisch-russischen Grenze die falsche Annahme eine Rolle, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ost-Karelien noch verbreitete karelische Sprache[wp] sei ein Dialekt des Finnischen (wie der ostfinnische Dialekt in Savo[wp] in der heutigen finnischen Republik). Erkennbar ist der Irrtum etwa an Bemühungen sowjetischer Bildungs­politiker[wp] in den 1920er und frühen 1930er Jahren, die Identität indigener Karelier durch Unterricht in der finnischen Hochsprache zu stärken.[15]

In der Sowjetunion wurde im Sommer 1920 eine "Karelische Arbeiter-Kommune" gegründet, aus der sich die Karelische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik[wp] entwickelte. Politisch dominiert wurde diese Autonome Republik jedoch nicht von den indigenen Kareliern, sondern Finnen, die nach der Niederlage der "Roten" im Finnischen Bürgerkrieg nach Russisch-Karelien geflüchtet waren, welchen sich schwedische Einwanderer anschlossen, die sich in einem sozialistischen Staat ein besseres Leben erhofften.[16] Die Zahl der Finnen in Sowjet-Karelien stieg von rund 2500 im Jahre 1926 bis auf 20.000 Mitte der 1930er Jahre. In dieser Zeit war Finnisch Unterrichts­sprache in der Karelischen ASSR. Diese Phase der staatlichen Förderung der finnischen Sprache endete mit einem Kurswechsel Stalins, der eine Russifizierung[wp] aller Angehörigen nicht­russischer Völker in der Sowjetunion anstrebte. Aufgrund der ab 1941 begonnenen Kooperation Finnlands mit dem Deutschen Reich transferierte die UdSSR unter Ausübung militärischen Drucks 420.000 Bewohner des besetzten und annektierten "Finnisch-Kareliens" gewaltsam nach Finnland, wobei die brutale Zwangs­umsiedlung dort offiziell gemäß einer einschlägigen euphemistischen Sprachregelung als Evakuierung tituliert worden ist.[17]

Anmerkungen

  1. Youtube-link-icon.svg Treriksrøysa - (Dreiländersteinhaufen) - 2003 - Dreilaendereck - Tripoint Finnmark Nordnorge - braundw20 (14. Juli 2009) (Länge: 2:22 Min.)
    Die Situation im Herbst 2003 am Drei-Länderpunkt "Norwegen - Finnland - Russland". Mittlerweile ist alles mit Hinweis- bzw. Verbotsschildern zugestellt.
  2. Siehe Wikipedia: Finnische Ostkriegszüge 1918-1920
  3. Auf dieser Linie verläuft der Weißmeer-Ostsee-Kanal.
  4. Nach dem Fortsetzungskrieg[wp] und dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die finnisch-sowjetische Grenze nicht mehr dreißig Kilometer vor der Stadt Wyborg, sondern 25 Kilometer hinter der Stadt festgelegt.
  5. Zusätzlich zu den Gebietsabtretungen musste Finnland im Frieden von Moskau[wp] (März 1940) Hanko-Halbinsel[wp] für 30 Jahre an die Sowjetunion[wp] verpachten. Der Hafen von Hanko[wp] wurde von der Baltischen Flotte[wp] als Marine­stütz­punkt genutzt. Allerdings zogen die sowjetischen Truppen im Juni 1941 wieder ab. Nach Ende des Krieges wurde 1944 das Pachtgebiet Hanko durch das Pachtgebiet Porkkala[wp] bei Kirkkonummi[wp] ersetzt, diesmal mit einer Vertragslaufzeit von 50 Jahren. Das Gebiet wurde allerdings bereits 1956 wieder an Finnland zurückgegeben.

Einzelnachweise

  1. Pekka Vänttinen: Finnland plant Stärkung der Grenze mit Russland, Euractiv am 5. Mai 2022
  2. https://www.owep.de/artikel/703-karelien-eine-oder-mehrere-regionen
  3. Winfried Dolderer: Vor 100 Jahren: Als die Finnen unabhängig wurden, Deutschlandfunk am 6. Dezember 2017
  4. Ankündigung von Ministerpräsidentin Sanna Marin: Finnland will Grenzzaun zu Russland bauen, Der Spiegel am 19. Oktober 2022
  5. n-tv.de: https://www.n-tv.de/politik/Russe-radelt-in-letzter-Minute-nach-Finnland-article23622503.html ntv.de, 30. September 2022.
  6. Finnland startet Zaunbau an Grenze zu Russland, N-TV am 28. Februar 2023
  7. Spiegel.de: Finnland schließt Grenze für in Russland zugelassene Autos, Der Spiegel am 15. September 2023.
  8. Finnland schließt Hälfte der Grenzübergänge zu Russland, ORF am 16. November 2023
  9. Maxi Beigang: Finnland schließt Grenzen zu Russland: Nutzt Putin gezielt Asylsuchende als politische Waffe?, Der Tagesspiegel am 18. November 2023
  10. Finnland schließt fast alle Grenzübergänge zu Russland, ORF am 22. November 2023
  11. Finnland schließt Grenze für Personenverkehr nach Russland, Merkur am 28. November 2023
  12. Finnland lässt Grenze zu Russland dicht - auf unbestimmte Zeit, Spiegel Online am 4. April 2024
  13. Finnland schließt Grenze zu Russland auf unbestimmte Zeit, Watson am 4. April 2024
  14. tagesschau.de: Umstrittenes Gesetz beschlossen: Finnland schließt russische Grenzen für Migranten, Tagesschau am 12. Juli 2024
    Anreißer: Das finnische Parlament hat einem umstrittenen Gesetz zugestimmt, durch das an der Grenze zu Russland Migranten zurückwiesen werden können. Gegner bezweifeln, dass es mit EU-Recht und Verfassung vereinbar ist.
  15. Timo Vihavainen: Karelien - eine oder mehrere Regionen?, in: Ost-West. Europäische Perspektiven 1/2009. Renovabis / Zentralkomitee der deutschen Katholiken
  16. "Karelienfieber". Das (fast) vergessene Schicksal schwedischer und finnischer Einwanderer, in: Erinnerungskulturen. Erinnerung und Geschichtspolitik im östlichen und südöstlichen Europa, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München / Universität Regensburg am 11. November 2021
  17. Finnische Karelier 1939/40–1944. Die Umsiedlung der Finnischen Karelier 1939/40–1944, Zentrum gegen Vertreibungen

Querverweise

  • Altfinnland[wp]
  • Großfinnland[wp]
  • Finnlandisierung[wp]
  • Finnische Ostkriegszüge 1918-1920[wp]

Netzverweise