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Leihmutterschaft

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"Selbstbestimmung" - "Menschsein 2040"[1]

Eine Leihmutter (selten auch als "Surrogatmutter" bezeichnet) ist eine Frau, die für die Dauer einer Schwangerschaft ihre Gebärmutter[wp] für eine fremde befruchtete Eizelle zur Verfügung stellt, sie "verleiht", um anstelle einer anderen Person, der genetischen Mutter, ein Kind zur Welt zu bringen.

Geschäftsmodell

Das Geschäft mit der Leihmutterschaft besteht aus den "Bestelleltern", einer als "Gebärmaschine" fungierende Schwangeren und der "Ablieferung eines Babys". Die Übergabe des Neugeborenen ist Menschenhandel laut Artikel 35 der UN-Kinderrechtskonvention[wp].

Leihmutterschaft in der Ukraine

Das Geschäft mit der Leihmutterschaft boomt in der Ukraine. Auch viele deutsche Paare versuchen sich dort ihren Kinderwunsch über ein bestelltes Baby zu erfüllen. Denn in Deutschland ist Leihmutterschaft aus guten Gründen verboten. Durch den Krieg in der Ukraine rückt das Problem nun in den Fokus der Öffentlichkeit.

Schon unter normalen Umständen ist alles, was mit dem Thema Leihmutterschaft zusammenhängt, mehr als dramatisch. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine eskaliert die Lage für alle Betroffenen dort nun zusehends. Dutzende von Neugeborenen und Säuglingen harren derzeit bei winterlichen Temperaturen in Kellern oder Bunkern aus, notdürftig von Babysittern versorgt. Sie liegen in Fleece­decken eingehüllt in Plastik­wannen, die nur mit Papier­zetteln versehen wurden. Auf ihnen sind je eine Nummer und ein Name in kyrillischen Buchstaben notiert.

Diese sollen das Babys dem jeweiligen Paar zuordnen, das es über eine der 50 Reproduktions­kliniken des Landes in Auftrag gegeben und bestellt hat. Wie schon mit Beginn der weltweiten Corona-Beschränkungen warten viele dieser Kinder auf ihre Abholung, da 90 % der Bestelleltern aus dem Ausland kommen und wegen des Krieges nun nicht in die Ukraine reisen können oder wollen. Der Lieferservice ins traute Heim war nicht inklusive, könnte man zynisch denken.

Übergabe des Kindes ist Kinderhandel

Die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson[wp] fordert die Evakuierung der Babys, u.a. weil russische Truppen bereits Waisenheime geräumt hätten und "niemand wirklich weiß", wohin die Kinder danach gebracht worden seien. Auch bestünde die Gefahr, dass das Pflegepersonal nicht auf Dauer bliebe. Daneben sind Fälle von verschleppten Säuglingen bekannt geworden, die an den Grenzen aufgegriffen worden sind - asiatische Fremde ohne gültige Dokumente wollten die Kleinen aus dem Land schaffen.

Die Frauen in eines der Nachbarländer zu bringen, kommt für die Kliniken allerdings nicht in Frage. Da kommerzielle Leihmutterschaft in der EU verboten ist, wäre die Geburt außerhalb der Ukraine nicht legal und die Leihmutter mit der Geburt automatisch die rechtliche Mutter des Kindes. Nur die Geburt in der Ukraine garantiert die Anerkennung der Bestelleltern als rechtliche (biologische) Eltern. Auf der Facebook-Seite warnt deshalb z.B. BioTexCom, die größte Leihmutter-Agentur in der Ukraine, ihre Kunden vor einer Geburt im Ausland: "Die Leihmutter wird als Mutter gelten und der Versuch der Übergabe des Kindes als Kinderhandel bezeichnet. Sie werden nie als Eltern des Kindes anerkannt."

Daher setzen die Kliniken alles daran, die Schwangeren in der Ukraine zu behalten. Zum jetzigen Zeitpunkt hat allein eine der Kliniken noch 600 Schwangere unter Vertrag. Ukraineweit dürfte es sich also um mehr als tausend Frauen handeln, die mitten im Krieg auf die Geburt des bestellten Kindes warten. Da die Agenturen als Leihmütter Frauen bevorzugen, die bereits Kinder haben, erleben die meisten Frauen diese grausame Situation zudem fernab ihrer eigenen Familien und Kinder.

Weltweit boomendes Geschäft

Seit der Legalisierung von Leihmutterschaft 2004 beteiligt sich die Ukraine an dem überaus lukrativen Geschäftsmodell. Satte fünf Milliarden US-Dollar betragen die Anteile der Baby­produzenten am globalen Markt. In den meisten Ländern ist kommerzielle Leihmutterschaft verboten. Daher wenden sich viele Paare, auch aus Deutschland, mit ihrem Kinderwunsch an Agenturen in der Ukraine. Jährlich kommen per Leihmutter in der Ukraine 2.000-3.000 Kinder auf die Welt.

Ein Kind kostet je nach buchbarem Paket (z.B. mit Eizellenspende inklusive, mehrere Versuche, mehrere eingesetzte Embryonen, Geschlechterwahl, garantierter Gesundheit des Neugeborenen, garantiertem Erfolg der Schwangerschaft, etc.) zwischen 40.000 und 100.000 Euro und ist damit deutlich günstiger als beispielsweise in den USA. Die Leihmütter erhalten, neben einer intensiven Hormon­behandlung, damit das Einsetzen der Embryonen überhaupt gelingen kann, davon durch­schnittlich 9.000 Euro - allerdings nur nach vollständig ausgetragener Schwangerschaft und Ablieferung des Babys. Verlieren die Frauen die Kinder beispielsweise durch Fehlgeburten, wird ihnen nur ein auf die Schwangerschafts­monate berechneter Anteil ausgezahlt.

Frauen werden zu Gebärmaschinen degradiert

Mit medizinischer oder psychologischer Fürsorge können sie indes nicht rechnen. Bei nachgewiesenen Auffälligkeiten oder Krankheiten der Ungeborenen, oder auch oft nach künstlicher Befruchtung entstandenen Mehrlings­schwanger­schaften, welche aber nicht gewünscht sind, werden sie zu Abtreibungen gezwungen. Ihre Aufgabe ist die einer Gebärmaschine - ohne Rechte an ihrem Körper, denn diese haben sie mit Vertrags­unter­zeichnung für die Dauer der Behandlung abgetreten. Da das Durch­schnitts­gehalt in der Ukraine bei rund 300 Euro monatlich liegt, lassen sich viele Frauen darauf ein, ihren Körper und auch ihre Gefühle zu verkaufen.

Denn auch wenn eine Bindung zwischen Leihmutter und dem in ihr heranwachsenden Kind nicht vorgesehen ist, berichten immer wieder betroffene Frauen davon, wie sie in Tränen ausgebrochen sind und gelitten haben, als sie die Säuglinge abgeben mussten. Wie viel schwerer wird das unter dem aktuellen Ausnahmezustand für die Mütter sein, die womöglich länger als vorgesehen mit den Neugeborenen zusammenleben?

Unethische Verzweckung von Müttern und Kindern

Artikel 35 der UN-Kinderrechts­konvention besagt, dass kein Kind gegen Geld gehandelt werden darf, egal zu welchem Zweck. Ljudmila Denissova, die ukrainische Menschen­rechts­beauftrage, und Mykola Kubela, der Präsident der ukrainischen Kinderrechts­kommission, setzen sich seit Jahren für das Ende der heutigen Reproduktions­medizin in der Ukraine ein, da "Kinder kein Objekt für Menschenhandel sein sollten". Bereits anlässlich der Corona-Reise­beschränkungen forderte Denissova "unverzüglich die Gesetze für Leihmutterschaften von Ausländern zu verschärfen".

Statt sich diesen, zurecht als moderne Sklaverei und großangelegten Missbrauch gebrandmarkten, Reproduktions­formen entgegen­zu­stellen, hat die neue Bundesregierung in Deutschland im Koalitions­vertrag die Neubewertung der Legalisierung von Eizellspende und Leihmutterschaft angekündigt. Auch in der deutschen Presse wird der Ruf nach legaler Leihmutterschaft immer lauter. Damit sollen Situationen, wie die jetzt in der Ukraine künftig vermieden werden. Übersehen wird dabei, dass aber gerade das dem Kinderhandel und der Ausbeutung von Frauen Tür und Tor öffnet. Die unethische Verzweckung von Müttern und Kindern kann nur durch ein internationales Verbot von Leihmutterschaft beendet werden.

Demo für alle[2]

Zitate

Zitat: «Schwule und Lesben werden gnadenlos instrumentalisiert und zwar im Kampf gegen jede Form von traditioneller Identität und Herkunft. Das ist aber nur die Oberfläche. Tatsächlich sollen sie einem riesigen reproduktions­technischen Markt als Türöffner dienen. Spätestens, wenn die Gleichstellung der Homo-Ehe erreicht ist, wird es einen Kampf um die Legalisierung der Leihmutterschaft geben.» - Andreas Lombard[3]
Zitat: «[Leihmutterschaft] ist die denkbar krasseste Instrumentalisierung der Frau. Der Ausdruck "Gebärmaschine" wäre noch viel zu niedlich, weil er aus einem vergleichsweise harmlosen feministischen Kontext kommt. Dort war er polemisch gegen eine Pflicht zur Mutterschaft gerichtet.» - Andreas Lombard[3]
Zitat: «Es zeichnet sich ab, dass Leihmutterschaft nach der Debatte über "Ehe für alle" das nächste große Konfliktfeld in den europäischen Institutionen in den Bereichen Familienpolitik und Frauenrechte in Brüssel (Europäische Union, Kommission) und in Strasbourg (Europarat, Europa-Parlament) werden wird.» - iDAF[4]

Einzelnachweise

  1. Götz Wiedenroth: Menschsein 2040: Leihmutterschaft, Abtreibung, Geschlechtswechsel, Organraub, Euthanasie und postmortale Keimzellenentnahme, Vorbörse vom 12. April 2024 (Bildunterschrift: "Selbstbestimmung")
  2. Kinderhandel im Krieg, Demo für alle am 23. März 2022
  3. 3,0 3,1 Interview mit dem Publizisten Andreas Lombard: "Homosexualität" ist ein groß angelegtes Täuschungsmanöver, Neue Freiheit am 3. Dezember 2015
    Anreißer: Homosexuelle Reproduktion gibt es nicht - allen Versprechungen und Hoffnungen zum Trotz. Andreas Lombard sagt: Für den reproduktions­technischen Markt dienen sie bloß als Türöffner.
  4. Das nächste große Thema im gesellschaftspolitischen Pingpong Europas: Leihmutterschaft, iDAF am 30. März 2016

Querverweise

Netzverweise