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BDSM

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BDSM
BDSM Collar and Chain.jpg
Frau trägt ein Halsband mit angebrachter Kette
Aspekte
B&D, B/D oder BD Fesselung und Disziplinierung
D&s, D/s oder Ds Dominanz und Unterwerfung
S&M, S/M oder SM Sadismus und Masochismus
Rollen
Top/​Dominant Partner, der die Aktivität durchführt oder steuert
Bottom/​Sub­missive Partner, der empfängt oder kontrolliert wird
Switcher wechselt zwischen den Rollen
Hauptseite » Kultur » Subkultur » BDSM

Der Begriff BDSM wurde geschaffen, um eine Gruppe von erotischen[wp] Praktiken und Phantasien zusammen­zu­fassen. Es handelt sich um ein Akronym[wp], das sich in einer Kombination aus den Sigeln[wp] der Begriffe Bondage und Disziplinierung; Dominanz und Submission[1]; Sadismus und Masochismus zusammensetzt. Es umfasst daher eine Reihe von sexuellen Praktiken und Leidenschaften, die miteinander in Zusammenhang stehen und für gewöhnlich mit dem in Verbindung gebracht werden, was als unkonventionelle oder alternative Sexualpraxis erachtet wird.

Zum Begriff

Die BDSM-Initialen.
Emblem BDSM (Triskele[wp])
Roissy Eisenring mit Triskele-Siegel

Es gibt zwar eine stattliche Zahl von Webseiten zur Thematik BDSM, aber es gibt keine vernünftige und nachvollziehbare Erklärung für die Gewordenheit des Akronyms.[2] Dies beginnt bereits mit dem Umstand, dass mit nur vier Buchstaben sechs Begriffe benannt werden (siehe Infographik):

  1. Bondage (Fesselung[3])
  2. Discipline (Erziehung[3])
  3. Dominance (Beherrschung[3])
  4. Submission (Unterwerfung[3])
  5. Sadism (Sadismus[3])
  6. Masochism (Masochismus[3])

In der Einleitung des einschlägigen Eintrags der Wikipedia steht bereits seit ca. zehn Jahren der nichtssagende Satz:

Zitat: «Bondage und Discipline sind zwei Aspekte des BDSM, die nicht zwingend miteinander zu tun haben, jedoch auch gemeinsam vorkommen.»[4]

Die zwei englischen Begriffe Bondage und Discipline werden also weder übersetzt noch erläutert. Dann zitiert Wikipedia Das Bondage-Handbuch von Matthias T. J. Grimme[wp] mit dem Satz:

Zitat: «Der englische Begriff Bondage (Fesselung) bezeichnet Praktiken der Fesselung zur Erregung und Steigerung sexueller Lust.»[5][4]

Der Begriff "Fesselung" (in Klammern gesetzt) bezeichnet also "Praktiken der Fesselung". Das ist eine wunderschöne Zirkeldefinition[wp] und erklärt also gar nichts. Es ist sogar falsch, weil der englische Begriff "Bondage" in der deutschen Sprache Knechtschaft[wp] bedeutend. Das ist ein Begriff, der historisch verwendet wurde, um das Band restriktiver Verpflichtungen zu beschreiben, das Herren und Sklaven, oder Feudalherren[wp] und Vasallen[wp] miteinander verband.[6] Innerhalb der BDSM-Kultur wird der Begriff bondage zwar ausschließlich für Praktiken zur Fesselung oder anderweitigen Einschränkung der Bewegungs­freiheit verwendet, allerdings stammt das Wort fesseln sprachlich nicht vom englischen Begriff bond ab, sondern vom englischen Begriff bind.[6]

Fesselungsspiele (z. B. mit Seilen, Ketten, Hand- und Fuß­fesseln) sind tatsächlich Gegenstand von BDSM-Praktiken. Eine besonders kunstvolle Form ist die japanische Fesselkunst (Shibari[wp]), die normalerweise aus einem Seil und ohne oder mit wenigen Knoten ausgeführt wird, aber der Bezug zur "Knechtschaft" (Bondage) bei Ausübung dieser Praktik wird jedoch nicht erklärt.

Es ist zwar hinlänglich bekannt, dass es andere Arten des Koitus als den so genannten Blümchensex[wp] und andere Stellungen bei dessen Ausübung gibt als die so genannte Missionarsstellung[wp], die Ausübung des Koitus im Stehen ist jedoch eine schwierige Aufgabe, weil der Partner dabei keinen festen Stand besitzt und in Folge der während des Orgasmus stattfindenden körperlichen Zuckungen das Gleichgewicht verlieren und sich dabei womöglich verletzen kann. Die Fesselung des Partners an einen Pfosten, an ein Andreaskreuz[wp] oder an eine von der Zimmerdecke herab­hängende Spreizstange erweitert die Handlungs­möglich­keiten bei der Ausübung des Beischlafs enorm. Die Vielzahl der dadurch ermöglichten Stellungen bei der Kopulation steigern das Lustempfinden und vermindern den Frust, der wegen der Gewöhnung an die selben Eros-Akte nach einer bestimmten Zeit zwangsläufig entsteht. In diesem Fall bleibt der Bezug zur "Knechtschaft" ebenfalls erklärungs­bedürftig. Ist das Autofahren mit dem umgeschnallten Sicherheits­gurt und/oder einem Rennfahrer­anzug ebenfalls ein Ausdruck von Knechtschaft, weil dabei eine Fixierung des Körpers oder das Tragen einer sicheren Bekleidung zur Anwendung kommt?

Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass sich Laberwissenschaftler das Kurzwort BDSM ausgedacht haben und nun den Versuch unternehmen die durch sie selbst geprägten schlagwort­artigen, sechs Begriffe irgendwie auszulegen, ohne jedoch den Sachverhalt als solchen erklären zu können. Der tatsächliche Zweck der unter dem Akronym subsumierten erotischen Praktiken ist nicht Knechtschaft, Beherrschung oder Unterwerfung und das dabei zu Grunde liegende Motiv nicht tatsächlicher oder stark ausgeprägter Sadismus oder Masochismus, sondern die Kreativität im Umgang mit Sexualität oder semantisch korrekt ausgedrückt, dem Eros, durch die Erprobung unkonventioneller Stellungen bei der Ausübung des Beischlafs abseits der bekannten Positionen, wie etwa der Missionars­stellung. Die Erweiterung der sexuellen Stimulation über die Penetrierung beim Geschlechtsakt hinaus, um die Intensivierung des sexuellen Erlebens und die zeitliche Verlängerung des Sexspiels über die im Regelfall schnell durch das regelmäßig und ruckartig erfolgende Hinein- und Hinaus­dringen des Glieds in die Scheide hinaus. Und die Einbindung erotischer Handlungen in Rollenspiele. Dies wird in Verruf gebracht, indem es mit Begriffen Herrschaft und Unterwerfung oder gar mit pathologischen Eros-Präferenzen wie Sadismus und Masochismus in Verbindung gebracht wird.

Das Fesseln ist ein integraler Bestandteil des kindlichen Cowboy-und-Indianer-Rollenspiels, spätestens nachdem man Karl Mays Winnetou-Romane gelesen oder davon durch Hörensagen Kenntnis erlangt hat. Auch Rollenspiele sind seit der Kindheitszeit bekannt, etwa Polizei und Bankräuber, Mutter und Kind, und usw. Das Meerjungfrau-Spiel und Kostümspiele ist schon bei Kindern beliebt. Die eigentliche Funktion des Stresshormons Adrenalin[wp] ist das Freisetzen der Energie­reserven des Körpers als Vorbereitung auf eine bevorstehende Flucht oder einen Kampf[wp], jedoch lässt es auch die sexuelle Erregung intensiver erleben. Das Hormon Dopamin[wp] wiederum gilt im Volksmund als Glückshormon. Man hat aber lange bevor man die Funktions­weisen menschlicher Hormone verstand schon begriffen, dass man durch gewisse Manipulationen den Körper in einen Zustand versetzen kann, der das sexuelle Erleben intensiviert. In früheren Epochen trafen sich Menschen beispielsweise im Club der Flagellanten, um sich durch körperliche Züchtigung sexuell zu stimulieren. Rollenspiele sind allgemein bekannt und was ein Fetisch ist, ist der Allgemeinheit ebenfalls geläufig.

Es bleibt rätselhaft, wozu man das Kunstwort BDSM und seine Begriffsmonstranz[wp] eigentlich braucht. Mit Fesselspiel, Rollenspiel, Fetisch standen eigentlich geeignete Begriffe zur Verfügung. Die angebliche Ausübung von Herrschaft und das Unterwerfen während des Vollzugs von so genannten BDSM-Praktiken ist bei verständiger Würdigung der Tatsachen diskussions­würdig, denn welche Macht besitzt eine Domina? Sie kann unter Zuhilfenahme von Peitschen noch so herrisch auftreten: irgendwann ist die Sitzung vorbei und wenn der Kunde danach Bekannten, Freunden und anderen Personen schildert, dass sie die von ihr offerierten Praktiken nicht zur Zufriedenheit der Klienten auszuüben in der Lage ist, wird dies dazu führen, dass potenzielle Interessenten darauf verzichten ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, was zur Verringerung ihrer Kundschaft führt. Wenn der Kunde einer Domina schildert, dass er bei einem Eros-Spiel von derselben ernsthaft verletzt oder beinahe getötet worden wäre, dann könnte sie zukünftig möglicherweise mittel- oder langfristig alle ihre Kunden verlieren. Die wirkliche Macht lässt sich nicht im BDSM-Spiel selbst, sondern anderswo verorten. Zu den Kunden einer Domina gehören auch Bank­direktoren und Abteilungs­leiter von Großbetrieben multi­nationaler Konzerne, die im Berufsleben sehr dominant auftreten (müssen) und denen niemand zu widersprechen wagt, die sich allerdings, wenn sie die von einer Domina offerierten Dienst­leistungen kaufen, nicht unterwerfen, sondern nur eine Art von Ausgleichssport[wp] ausüben.

Zum Buch "Die Kunst der weiblichen Unterwerfung" findet sich auf Amazon in einer Rezension folgende Aussage:

Zitat: «[...] Das Buch ist also nicht nur ein Plädoyer für SM, sondern eine gute Grundlagen­darstellung, wie Beziehungen überhaupt funktionieren können. All die Frauen, die in einer "Partnerschaft" mit Männer leben, die bei "Nein" nur "Ja" verstehen, erfahren in diesem Buch über die Bedeutung eines Safewortes beim SM - und das dies dort BEACHTET wird. Wer danach noch behauptet, SMler seien pervers und die üblichen "Gepflogenheiten" in manchem deutschen Schlafzimmer völlig normal, braucht ganz dringend einen Arzt - und zwar nicht nur einen Unfall­chirurgen!

Frau Varrin macht dagegen mehr als deutlich, dass sich die submissive Frau im SM keineswegs als stilles Opfer empfindet und ausserhalb der Sexualität durchaus auch feministische Einstellungen haben kann und sogar haben muss, um das tatsächlich bestehende und notwendige Gleichgewicht in einer solchen SM-Beziehung nicht zu gefährden.

Sie stellt klar, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, und es bei der von ihr beschriebenen Form des SM zwei Menschen braucht, die aufeinander eingehen können und die über die dazu notwendige soziale und emotionale Kompetenz verfügen. Dass eine scheinbar nach außen hin asymmetrische Beziehung tatsächlich völlig harmonisch ist, ist gerade einer der vermeintlichen Widersprüche, die den SM für die Menschen so interessant machen, für die Beziehungen mehr sind, als irgendein oberflächliches "Kribbeln im Bauch" und die flüchtige Erotik des "Neuen".

Dies ist das eigentlich Außergewöhnliche an einer SM-Beziehung und nicht die Form der Sexualität.

Durch die Lektüre des Buches wird sehr schnell klar, dass dem vermeindlichen Beziehungs­gefälle in der dominant-submissiven Beziehung tatsächlich eine gleichberechtigte Beziehung zugrunde liegen muss, damit sie funktioniert. Dies fordert eben von beiden Partnern erhebliche Bemühungen. [...]»

Zur Systematik

Die BDSM-Terminologie (links) ist deshalb unbrauchbar und folgende Systematik (rechts) ist vorzuziehen:

BDSM-Terminologie Neue Systematik
  1. Bondage und Disziplin
    1. Bondage
    2. Disziplinierung
  2. Dominanz und Unterwerfung
    1. Dominanz
      1. Männliche sexuelle Dominanz (Maledom)
      2. Weibliche sexuelle Dominanz (Femdom, Domina)
    2. Unterwerfung
      1. Männliche sexuelle Unterwerfung (Sklave, Sissy)
      2. Weibliche sexuelle Unterwerfung (Sklavin, Zofe)
  3. Sadismus und Masochismus
    1. Sadismus
    2. Masochismus
  1. Fesselspiele
    1. Fesselarten
    2. Fesselutensilien (Lederriemen, Spreizstangen, Seile, Handschellen)
    3. Fesselkleidung (Kopfharness, Brustharness, Armbinder, Beinbinder, Fesselungshaube, Fesselrock)
  2. Erotische Rollenspiele
    1. Spiele: Sklavenspiel, Zofen-Spiel, Fesselspiel, Erziehungsspiel, Züchtigungsspiel, Hundespiel, Pony-Spiel, Meerjungfrau-Spiel, ...
    2. Rollen: Sklave, Zofe, Domina, Hundchen, Pony, Tierbesitzer, Pony-Trainer, Lehrer/Schüler, Polizist/Bankräuber, ...
    3. Meta-Rollen: Bottom, Top, Switch (im Deutschen auch als Switcher bezeichnet)
  3. Sexueller Fetischismus
    1. Fetischkleidung (Schuhe, Strümpfe, Strumpfhosen, Unterwäsche, Schürzen, Sport- und Bade­bekleidung, Uniformen, Ganzkörperanzug)
    2. Materialien und Stoffe: Leder, Pelze, Wolle, Mohair, Seide, Nylon, Satin, Lycra, "Lack", Latex und Gummi.
    3. Körperfetischismus: Füße, Beine, Haare (Trichophilie), Pobacken, Busen, Achselhöhlen oder Ohren.

Die Webseite lechzen.de bemerkt zur BDSM-Terminologie:

"So gute wie alle Begriffe aus der BDSM-Szenerie wurden von ihr selbst geprägt und verbreitet. Es ist inzwischen sehr wahrscheinlich, dass es sich bei einem großen Teil dieser Begriffe um Hohlbegriffe oder um Wunschdenken handelt."[7]
"Rein historisch sind so gute wie alle BDSM-Liebhaber Fetischisten, Fesselungs­liebhaber, Flagellanten oder Spieler in besonderen erotischen Rollen.
BDSM war und ist kein Begriff, der für eine einheitliche Lebens- und Sexual­einstellung steht. Seine Mitglieder praktizieren auch nicht unbedingt, was uns die Buchstaben B, D, S und M oder die Buchstaben­kombinationen SM oder DS weismachen wollen. BDSM ist ein Kunstwort, ein Notbehelf, der wie ein Pflaster auf der Wunde liegt, dass Menschen im BDSM miteinander verwurstet werden, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben."[8]

Unterschied zwischen BDSM und Missbrauch

Der Unterschied zwischen BDSM und Missbrauch
Gewöhnlicher BDSM-Zyklus Häuslicher Missbrauchszyklus
Kommunikation - Beide Partner sprechen darüber, was ihnen an einer bestimmten BDSM-Szene gefällt. Sie diskutieren die Festlegungen von Grenzen und Sicherheits­maßnahmen, um sicher­zu­stellen, dass die seelische und körperliche Unversehrtheit, die Gesundheit und das Leben beider Beteiligte gewährleistet wird. Missbrauch - Eine körperliche oder verbale Form der Gewalt wird gegen eine andere Person begangen.
Vereinbarung - Beide Partner sind sich einig über die Grenzen einer Szene. Dies ist die Phase, in der beide Partner bereit sind, die Handlungen, die sie beide besprochen und vereinbart haben, auszuprobieren. Schuld - Der Täter macht sich Sorgen, dass er bei der Begehung seiner Tat erwischt werden könnte und fürchtet die Konsequenzen.
Szene / Spiel - Dies ist die Zeit, in der beide Partner die Aktivitäten, die zuvor diskutiert und vereinbart wurden, in ernstlicher Absicht ausführen. Entschuldigungen - Der Täter wird die Schuld von sich auf seine Opfer oder andere Personen projizieren, Ausreden erfinden und versuchen sein Handeln in irgendeiner Weise zu rationalisieren, um zu vermeiden die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.
Nachsorge - Nach der Ausführung der Szene können beide Partner körperlich, geistig und emotional erschöpft sein. Der Austausch von Zärtlichkeiten und das gemeinsame Entspannen verschafft beiden Partnern die Möglichkeit, wieder zu sich zu finden, um sich emotional vom Spiel zu distanzieren. In dieser Phase können die Beteiligten ihre verbrauchte Energie wieder­herstellen, indem sie Wasser und Nahrung zu sich nehmen. Flitterwochen - Der Missbrauchstäter verstellt sein Verhalten, um beim Missbrauchsopfer den Eindruck zu erwecken, dass er ein fürsorglicher und liebevoller Partner sei, indem er ihm Geschenke macht und sich den nicht-sexuellen Wünschen und Bedürfnissen des Opfers gegenüber aufmerksam verhält. Diese Verhaltens­verstellung dient einzig dem Zweck sicher­zu­stellen, dass das Opfer die bestehende Beziehung fortführt.
Nachbesprechung - Wenn beide Partner bereit sind, können sie darüber diskutieren, welche Handlungen im Rahmen des Spiels sie genossen oder nicht genossen haben, um bei der Ausführung künftiger Spiele die Bedürfnisse beider optimal zur Geltung zu bringen. Planung - Der Missbrauchstäter beginnt ab einem bestimmten Zeitpunkt, einen Verlust der Kontrolle zu fühlen und beginnt, Methoden zu finden, um die Kontrolle über sein Opfer wieder­zu­erlangen.
  Ausführung - Der Missbrauchstäter wartet auf einen Zeitpunkt, zu dem seine Missbrauch gerechtfertigt werden kann.[9]

Bedeutung von BDSM-Praktiken

Die Webseite lechzen.de schreibt:

"Die BDSM-Praktiken waren und sind - namentlich in England - oft bestenfalls eine Art Spleen. Im Gegensatz zu den Behauptungen der BDSM-Kommune ist die Sache nur für wenige Mitglieder ein 'Lebensstil' und für noch weniger die ausschließliche soziale Umgebung, in der sie sich bewegen, sondern eher ein etwas merkwürdiges Hobby, das sie aus der Masse heraushebt."[8]

Entstehung und Bedeutung der BDSM-Bewegung

Die Webseite lechzen.de schreibt:

"Die sexuelle Emanzpation schuf auch die BDSM-Bewegung
Die BDSM-Bewegung entstand aus einer sexuellen Emanzipations­bewegung. Verschiedene Gruppen, allen voran die Gummi­liebhaber, die Fessel­liebhaber, die Transvestiten und die Flagellanten, wurden als pervers abgestempelt und nicht selten wegen ihres Verhaltens diffamiert. Der Gedanke, gemeinsam an die Öffentlichkeit zu gehen und dabei ein 'BDSM'-Konzept zu entwickeln, wurde aus der Not geboren - nicht aus einem wirklichen Zusammen­gehörigkeits­gefühl. Der Mensch, der durch sein ein­seitiges Verhalten alle Menschen sozial vor den Kopf stößt, findet auf Dauer auch in der BDSM-Kommune keinen Rückhalt, sei er nun Sadist oder der Zehen­liebhaber."[8]

Das deckt sich mit der Einschätzung der WikiMANNia-Redaktion, dass es sich bei BDSM wie bei LSBTTIQ um eine ziemlich willkürliche Buchstaben­kombination und bei der BDSM-Terminologie wie bei Genderismus, Queer und 60 Geschlechtsidentitäten um beliebige Begriffe ohne praktischen Bezug handelt.

Die Webseite lechzen.de schreibt:

"Nachdem die Szenerie während der 1990er Jahre regen Zulauf hatte, ist es in den letzten Jahren ein bisschen stiller um die so genannte 'Bewegung' geworden. Zwar wirkt die 'Schönheit des Fetisch' noch immer, aber die sensationellen Empfindungen sind abgestumpft. Man ist nicht mehr in erster Linie Fetischist oder BDSM-Liebhaber, sondern ein erotischer Mensch, der unter anderem auch von seinem Fetisch getrieben wird - aber weder immer noch überall - und schon gar nicht mehr so oft öffentlich.
Die verbleibende Szenerie ist verkrustet. Wie bei so vielen anderen Organisationen auch wurden in den BDSM-Kreisen alle Ziele erreicht, und jede Form der Öffentlichkeitsarbeit wurde inzwischen erfolgreich zum Ende gebracht - man hat einfach keine neuen Ziele mehr. Zudem stört der Feind im eigenen Lager, von dem man sich dennoch nicht distanzieren mag: Splitter­gruppen fordern wesentliche härtere Praktiken - und sie erwarten, dass die offiziellen Sprecher der BDSM-Szenerie dazu stehen. Das können sie aber nicht - denn die 'Neuen' gehen nicht nur hart an die Grenze der Kriminalität, sondern überschreiten sie gelegentlich sogar. Wer nicht 'SSC' spielt, kann stets verdächtigt werden, außerhalb der verbindlichen gesellschaftlichen Normen zu spielen, die kein Mensch straflos überschreiten darf.
Was bleibt, ist, dass BDSM zu einem gigantischen Geschäft geworden ist, in dem mit Vorrichtungen, Geräten, Kleidung und Accessoires viel Geld verdient wird. Daneben existiert ein gewaltiger Markt für BDSM-Pornographie aller Schattierungen sowie für erotische Dienst­leistungen, die von einer speziellen Art von Dienst­leisterinnen (Herrinnen, Dominas) erbracht werden."[8]

Warum mögen Frauen BDSM?

Zitat: «Kennen Sie den Spruch: Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse kommen überall hin? Das ist auch beim weiblichen Hang zu SM die Devise. Auch mal das Biest spielen zu dürfen, macht viele Frauen scharf. "Mich reizt an BDSM, dass ich dabei völlig aus dem Rollenbild einer Frau fallen kann. Ich darf schmutzig, rigoros und beherrschend sein. Ich genieße es, einen Partner zu haben, der mir völlig vertraut. Ich bin dafür verantwortlich, wie weit ich gehen darf. Es nicht auszunutzen, reizt mich zusätzlich", so die Domina.

"Wenn ich selbst beim Sex Schmerzen erfahren darf, liebe ich den Endorphin-Kick dabei. Nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Sich völlig hingeben, ausgeliefert sein, auch mal was aus­halten können und die eigene Unversehrtheit in die Hände eines anderen Menschen legen", sagt sie. "Wie viele Frauen bin ich aber nicht an den extremen Dingen interessiert. Blut muss nicht fließen. Es darf ziepen, ich mag klare Worte und der Po darf auch mal rot glühen, aber stunden­lange Sessions sind nicht mein Fall. Aber da ist jeder anders", so die BDSMlerin. Es wäre aber auch falsch anzunehmen, jede Frau stände heimlich auf BDSM-Sex.»[10]

Einordnung

Begrifflichkeit

Die Webseite lechzen.de schreibt:

Zitat: «Die (BDSM-)Begriffe selbst sind einst aus einer 'Bewegung' entstanden, die nach einer sehr langen Zeit im sexuellen Untergrund ihre neue Freiheit dazu nutzte, sich eindeutig zu definieren und damit auch an die Öffentlichkeit zu gehen. Seither (kurz nach 1990) ist allerdings einige Zeit vergangen - und viele der Praktiken aus den ehemals geschlossenen Kreisen sind ins normale Sexleben der Paare eingesickert, sodass sich viele Liebende heute weigern würden, die Definitionen der BDSM-Gemeinde zu übernehmen. So gibt es zum Beispiel unzählige Frauen und Mädchen, die Handschellen in ihren Handtaschen mitführen und noch weit mehr Paare, die solch ein Exemplar im Nacht­schränkchen liegen haben. Sie spielen dabei Fesselspiele zur Steigerung der Erregung und haben anschließend oder währenddessen ganz normalen Geschlechtsverkehr.»[11]

Sucht und Schädlichkeit

Das Institut für Beziehungsdynamik nimmt Stellung zu der Frage, wann die Ausübung sadomasochistischer Praktiken anfängt, sich zu einem pathologischen Bedürfnis zu entwickeln:

SM beginnt dann "ungesund" zu werden, wenn er exzessiv und ausschließlich praktiziert wird. Mit "exzessiv" ist hier gemeint, dass nicht mehr das Spiel um sado­masochistische Regungen im Vordergrund steht, sondern die Technik selbst und der zunehmend intensiver ersehnte "Kick". Dann kann es sein, dass der Kick, also die körperliche und psychische Sensation, bedeutsamer wird, als die Verbindung mit dem Partner selbst. SM wird so zur reinen ziel­orientierten Technik und so zur Flucht vor den eigenen Gefühlen und vor der Beziehung mit einem anderen Menschen.

Ungesund wäre dann, wenn zwei Partner sich in Praktiken und Techniken aneinander abarbeiten ohne sich menschlich-emotional zu begegnen. In vielen exzessiven SM-Beziehungen kann man dann beobachten, dass die Partner emotional "verhärten" und dann immer mehr Kicks suchen, um sich einigermaßen lebendig zu fühlen.

SM sollte ein partnerschaftliches Spiel sein - entwickelt sich ein realer Machtkampf, reale Unterwerfung oder reale Demütigung, getarnt unter dem SM-Label, dann wird eine Beziehung zwischen zwei Menschen destruktiv.

In SM-Spielen werden Szenarien erforscht, in denen es um Macht versus Ohnmacht, aktive versus passive Rollen­übernahme, Kontrolle vs. Hingabe, Leid ertragen und Leid zufügen geht. Die Spielpartner begeben sich in einen Kontext, indem sie in ihren Rollen gegenseitig voneinander abhängen. Diese von den Beteiligten gewollte und bewusst eingegangene Abhängigkeits­beziehung ist die psychisch erregende Komponente im Spiel. Diese Motivation wird von SM-Anhängern häufig bewusst geäußert.

Solange diese Spiele einvernehmlich und in einem klar abgesteckten Kontext, bezogen auf Zeit, Szenario und Ort geschehen und solange die jeweiligen Rollen außerhalb dieses Kontextes wieder verlassen werden können, kann das Praktizieren von SM bereichernde Effekte in einer Partnerschaft haben. Der oder die zuvor Passiv kann wieder aktiv ihren Alltag gestalten, Verantwortung übernehmen und Entscheidungen alleine fällen. Auch der oder die zuvor Kontrollierende kann seine oder ihre Rolle aufgeben. Verwischt jedoch die Grenze zwischen Spiel und Realität, ist die Sehn-Sucht nach Abhängigkeit zu groß, dann können durch SM widersprüchliche und zwiespältige Kräfte in den Partnern geweckt werden.

Beide Partner (S&M) können dann gleichermaßen starke Abhängigkeits­muster entwickeln. Zur Quelle unserer Abhängigkeit stehen wir in der Regel in einem zwiespältigen Verhältnis - zwischen Liebe und Hass, zwischen Nähe und Distanz. Ähnlich einem Drogen­abhängigen, der in der Regel seiner Droge zugleich sehnsüchtig und verachtend gegenüber steht. Solche Beziehungen bekommen dann im Laufe der Zeit häufig destruktive Züge. Manche Partner entwickeln dann außerhalb des "Spiel-Kontextes" Ängste.

Abhängigkeitsbeziehungen können zu einem völligen Verlust des eigenen Selbstgefühls führen. Die Sehnsucht nach willenloser Übernahme und der absoluten Herrschaft und Kontrolle über einen anderen Menschen gipfeln in der SM-Szene in den so genannten 24/7-Beziehungen. Also sieben Tage die Woche, rund um die UHr SM im gegenseitigen Einverständnis.

Obwohl es auch in jeder "normalen" Beziehung zu Abhängigkeit, destruktiven und missbräuchlichen Verhaltensweisen kommen kann, sind diese jedoch in SM-Beziehungen, inklusive der dort erwünschten Gewalt evtl. besonders schwer zu erkennen und können einen hohen Grad an Selbstschädigung erreichen, ohne dass es den beteiligten Personen bewusst wird.

– Institut für Beziehungsdynamik[12]

Literatur

  • Prof. Charles Moser: Die Psychologie des Sadomasochismus[ext]
    Theorien zur Entstehung sadomasochistischer Neigungen
    Ursprünglich erschienen in: Journal of Social Work and Human Sexuality 7;1(1988), S. 43-56
  • Dr. Valentin Sitzmann: Zur Strafbarkeit sado-masochistischer Körperverletzungen[ext]
    Ursprünglich erschienen in: Goltdammers Archiv für Strafrecht 2/1991, S. 71-81
  • Kathrin Passig, Ira Strübel: Die Wahl der Qual. Ein Handbuch für Sadomasochisten und alle, die es werden wollen, Rowohlt, 1. Auflage 2000, ISBN 3-499-60944-4, 3. überarbeitete Auflage 2009, ISBN 3-499-62408-7
  • Datenschlag: SM-Gruppen, Aufzucht und Pflege[ext]

Einzelnachweise

  1. Der englische Begriff "Submission" ließe sich mit "Unterwerfung" oder "Gehorsam" übersetzen.
  2. Ein Akronym ist ein Kurzwort, das sich aus den Anfangs­buchstaben mehrerer Wörter zusammen­gesetzt.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Deutsche Begriffe nach
    1. BDSM Coaching: BDSM-Lexikon (BDSM ist die Abkürzung für Bondage & Discipline, Domination & Submission, Sadism & Masochism. Zu Deutsch: Fesselung & Erziehung, Beherrschung & Unterwerfung, Sadismus & Masochismus. Dieser Begriff kommt aus dem Amerikanischen.)
    2. SM-Paradise: BDSM-Lexikon[archiviert am 7. Juni 2017] (Abk. für Bondage and Discipline, Dominance and Submission, Sadism and Masochism. Zu deutsch: Fesselung & Erziehung, Beherrschung & Unterwerfung, Sadismus & Masochismus.)
  4. 4,0 4,1 Wikipedia: BDSM, Abgerufen am 30. November 2016
  5. Matthias T. J. Grimme: Das Bondage-Handbuch. Anleitung zum einvernehmlichen Fesseln., 9. Auflage, Charon-Verlag, 2012, ISBN 3-931406-71-7
  6. 6,0 6,1 Pdf-icon-extern.svg La consecuencia de las malas traducciones[ext] - Sir Williams, Cuadernos de BDSM Septiembre (16): 5-9
  7. Lechzen-Lexikon: BDSM
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Lechzen-Lexikon: BDSM Historisch bis heute
  9. House Sanguine: Defining Abuse (Noch nicht sauber aus dem Englischen übersetzt)
  10. Wieso stehen Frauen auf BDSM und wie kann es ihren Sex verbessern?, Men's Health am 16. März 2018
  11. Lechzen-Lexikon: BD
  12. Robert A. Coordes: Wann fängt SM an, ungesund für einen Menschen zu werden, selbst wenn beide Partner damit einverstanden sind?, Institut für Beziehungsdynamik, abgerufen am 3. Januar 2023

Netzverweise

Rechtslage im BDSM
Psychologie im BDSM